BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16654 21. Wahlperiode 02.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Rath (CDU) vom 26.03.19 und Antwort des Senats Betr.: Wieso ignoriert der Senat bei der Studienaussteigerberatung „shift“ die Bürgerschaft? Mit Sprüchen wie „Sorry Papa, ich geh‘ shiften“ wirbt das Programm „shift“ bei potenziellen Studienaussteigerinnen und -aussteigern für sein Beratungsangebot . Wege in die berufliche Ausbildung aufzuzeigen und zu ebnen, so das Ziel von „shift“. Noch in Drs. 21/14329 vom September 2018 hieß es allerdings, dass die Projektphase von „shift“ nur noch bis Ende 2018 laufen würde. Daher forderte Rot-Grün mit den Stimmen der CDU-Fraktion den Senat auf, die bisherige Arbeit von „shift“ zu überprüfen, der Bürgerschaft bis Ende Oktober 2018 zu berichten und bei Bedarf „einen Antrag auf Verlängerung der Projektförderung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung “ einzureichen. Da „shift“ weiter aktiv tätig ist, wurden die benötigten Gelder offenbar zur Verfügung gestellt. Allerdings wurde die Bürgerschaft bisher übergangen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Während einige Studierende die Hochschule vor dem Bachelorabschluss verlassen, suchen Unternehmen Fachkräftenachwuchs und Auszubildende. Der Hamburger Senat hat deswegen mit Partnern der Wirtschaft und den staatlichen Hochschulen im Juli 2017 eine Kooperation über „shift. Hamburgs Programm für Studienaussteiger/ innen“ vereinbart. Die Kooperationspartner des Projekts, vor allem Handelskammer, Handwerkskammer, Agentur für Arbeit, bieten ein Netzwerk zur abgestimmten Beratung , Vermittlung und Begleitung von Studienaussteigerinnen und -aussteigern in Ausbildung. Ziel ist, sie für Berufsbildung zu gewinnen und ihnen mit einem qualifizierten Abschluss eine Perspektive als Fachkräftenachwuchs in Hamburger Unternehmen zu eröffnen. Studienzweiflern wiederum helfen die Angebote in den Einrichtungen der sechs staatlichen Hochschulen sowie das Angebot des assoziierten Studierendenwerks Hamburg zu den Themen „Beratung und Orientierung in schwierigen Lebenssituationen , bei Zweifeln am Studium und beim Studienausstieg“, um möglichst ihr Studium erfolgreich abschließen zu können. Das Projekt „shift“ erreicht über die Kooperationspartner sowohl Studienaussteigerinnen beziehungsweise Studienaussteiger als auch Studienzweiflerinnen und Studienzweifler. Auf der zentralen Webseite www.shift-hamburg.de wird für die beiden Zielgruppen ein differenzierter Beratungswegweiser angeboten, der zu den passenden Einrichtungen auf einer Beratungslandkarte mit rund 50 Anlaufstellen führt. Das Projekt „shift | Hamburgs Programm für Studienaussteiger/innen“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und die erste Förderperiode ging bis zum 31. Dezember 2018. Am 17. September 2018 reichte die für Bildung zuständige Behörde mit dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung als ausführende Stelle beim BMBF den mit den Drucksache 21/16654 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Kooperationspartnern abgestimmten Verlängerungsantrag für das „Leuchtturmprojekt zur vernetzten Beratung, Vermittlung und Begleitung von Studienaussteiger/innen in Berufsbildung in Hamburg“ ein. Mit Zuwendungsbescheid vom 25. September 2018 bewilligte das BMBF die Verlängerung für den Projektförderzeitraum vom 01.01.2019 bis 31.12.2020. Für das Jahr 2019 wurden 505 112,12 Euro und für das Jahr 2020 511 022,00 Euro für Personalund Sachkosten bewilligt. Im Rahmen der Projektverlängerung werden folgende Ziele verfolgt beziehungsweise vertieft: - nachhaltige Verankerung des Netzwerks durch Entwicklung und Stärkung der praxisgerechten Zusammenarbeit an Schnittstellen in geeigneten Formaten, zum Beispiel gemeinsame Beratungstage, - Weiterentwicklung der zentralen Webseite https://shift-hamburg.de/, - Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsarbeit, - Ansprache der Zielgruppen durch neue, mit den Partnern abgestimmte Formate (wie Infostände, Stammtische, Peer-to-Peer-Beratungen, Ansprache von Eltern), - Einbindung von Angeboten berufsbildender Schulen, die besonders das Interesse von Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger wecken (sollen) und - Zusammenarbeit mit den Schulen in Erprobung von branchen- und standortspezifischen Beratungs- und Vermittlungsketten (wie: MINT-Berufe, Schifffahrt/Logistik/ Außenhandel). Ab April 2019 wird ein neues interaktives Tool auf der Webseite www.shifthamburg .de erprobt. Mit der myshift-Karte können Unternehmen, berufsbildende Schulen, Organisationen und Institutionen hier kostenfreie Orientierungsangebote (zum Beispiel Schnupperpraktika, Workshadowing, Peer-to-Peer-Orientierung et cetera ) für Studienzweiflerinnen und -zweifler sowie Studienaussteigerinnen und -aussteiger anbieten, sodass ein niedrigschwelliger und direkter Austausch zwischen Unternehmen und potenziellen neuen Abzubildenden entstehen kann. Ratsuchende Studienzweiflerinnen und -zweifler oder Aussteigerinnen und -aussteiger können myshift ebenfalls als Tool nutzen, um in Austausch mit Beratungsinstitutionen zu treten und ihre Fragen posten. Über jüngste DZHW-Erhebungen wurde bekannt, dass die Zielgruppe Studienaussteigerinnen und -aussteiger sich häufig bei Eltern oder Freunden Rat einholt und auf Firmenwebseiten über Branchen, Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten informiert. myshift möchte diesem Bedarf begegnen und für Hamburg insbesondere auch kleineren und mittleren Unternehmen, die Möglichkeit eröffnen, niedrigschwellig in Kontakt mit den jungen Menschen zu treten und proaktiv auf die Zielgruppe mit neuen beziehungsweise eigenen Orientierungsformaten zuzugehen. Organisatorische Verzögerungen haben dazu geführt, dass die Hamburgische Bürgerschaft über diese positive Entwicklung im Sinne des Petitums nicht rechtzeitig informiert wurde. Die Beantwortung der Drs. 21/14329 erfolgte mit einem Schreiben des Staatsrats der für Bildung zuständigen Behörde an die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft vom 28. März 2019. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH), der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW), der HafenCity Universität (HCU), der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) und der Hochschule für bildende Künste (HFBK) wie folgt: 1. Warum liegt der Bericht an die Bürgerschaft noch nicht vor und wann ist mit der Vorlage zu rechnen? 2. Wann hat welche Stelle entschieden, „shift“ fortzuführen? 3. Für welchen Zeitraum ist die Finanzierung von „shift“ in welcher Höhe jährlich aus welcher Quelle gesichert? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16654 3 Siehe Vorbemerkung. 4. Wie viele Mitarbeiter/VZÄ sind aktuell bei „shift“ tätig und wie viele waren es im Jahr 2018? Aktuell sind vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Projekt tätig im Umfang von 1,0 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) Leitung, 1,0 VZÄ stellvertretende Leitung, 0,6 VZÄ wissenschaftliche Mitarbeit, 1,0 VZÄ Verwaltung/Projektassistenz. Diese VZÄ entsprechen der Bewilligung und Besetzung im Jahr 2018. 5. Wie viele Beratungsgespräche wurden in den Jahren 2017, 2018 und 2019 jeweils geführt? Wie viele Vermittlungen in Ausbildungen haben sich daraus in den Jahren 2017, 2018 und 2019 ergeben? Siehe Drs. 21/16176. Die Anzahl der Studierenden, die das Beratungsangebot aufgrund von Informationen beziehungsweise Maßnahmen des Projektes „shift“ in Anspruch nehmen, wird von den Hochschulen statistisch nicht erfasst. 6. Wird auf dem Gelände jeder Hochschule in Hamburg für das Beratungsangebot von „shift“ geworben? Wenn nein, an welchem Standort warum nicht? Das Projekt „shift“ verfügt über kein eigenes Beratungsangebot, sondern betreibt ein Netzwerk bestehender Beratungsangebote unter anderem in den Hochschulen, der Handelskammer und der Handwerkskammer. Im Rahmen der Beratungsangebote der Hochschulen wird auf „shift“ aufmerksam gemacht, zum Beispiel über die Webseiten der Hochschulen, in Orientierungsveranstaltungen für Erstsemester, Printmedien, Plakate oder Flyer. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 7. Inwieweit arbeitet „shift“ aktiv mit Handwerkskammer und Handelskammer zusammen? Das shift-Projektteam ist über die Projektgruppe und das Beratungs- und Vermittlungsnetzwerk im regelmäßigen Arbeitsaustausch mit Handwerks- und Handelskammer sowie den weiteren Projektpartnern. 8. Gab es bereits gemeinsame Veranstaltungen von „shift“ mit Handwerksammer und Handelskammer auf dem Gelände einer Hochschule? Wenn ja, wann an welchem Standort? Wenn nein, warum nicht? Im Rahmen der Stellenwerk Jobmesse 2018, die auf dem Campusgelände der UHH stattfand, war das Projekt „shift“ mit einem Stand vertreten. 9. „shift“ plant die Einrichtung eines eigenen Jobportals. a) Wie ist der Stand der aktuellen Planungen? b) Was soll das Jobportal besser können als die anderer Anbieter? c) In welcher Höhe werden Mittel hierfür angesetzt? Die Einrichtung eines eigenen Jobportals ist nicht geplant. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.