BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16678 21. Wahlperiode 02.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 27.03.19 und Antwort des Senats Betr.: Masernimpfungen rückläufig – Was tut der Senat? Der aktuellen Medienberichterstattung ist zu entnehmen, dass die Masern auf dem Vormarsch und die Zahl der Masernimpfungen rückläufig sind. Unlängst mussten im benachbarten Niedersachsen erst Schüler vom Unterricht ausgeschlossen werden, da sie keinen aktuellen Impfstatus nachweisen konnten. Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: 1. Wie viele Fälle von Masernerkrankungen gab es in der Freien und Hansestadt Hamburg in den Jahren 2017, 2018 und im Jahr 2019 bislang? (Bitte jahresweise aufschlüsseln.) Die Anzahl der Masernfälle in Hamburg, die unter die Referenzdefinition des Robert Koch-Institutes (RKI) gefallen sind, stellen sich für den abgefragten Zeitraum wie folgt dar: 2017 acht Fälle 2018 14 Fälle 2019 (Stichtag: 28.03.2019) fünf Fälle Diese Fallzahlen entsprechen den letztjährigen üblichen Schwankungen. Ein Anstieg von Masernfällen ist mit Ausnahme einer Häufung in 2015 in den vergangenen fünf Jahren nicht gemeldet worden. 2. Wie ist der Durchimpfungsgrad der einzuschulenden Kinder, die der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung anhand vorgelegter Impfausweise auf der Grundlage der Bestimmungen gemäß § 34 Absatz 5 des Hamburgischen Schulgesetzes (HmbSG) vornimmt für die Jahre 2017 und 2018? Bitte jahresweise und nach Infektionskrankheiten aufschlüsseln. Über den Grad der Durchimpfung einzuschulender Kinder für das Erfassungsschuljahr 2017 berichtet die nachstehende Tabelle: Diphtherie 92,6 Tetanus 93,1 Pertussis 92,2 Hib 90,5 IPV (Polio) 91,9 Hepatitis B 86,2 Masern 93,5 Mumps 93,2 Röteln 93,2 Drucksache 21/16678 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Varizellen 87,0 Pneumokokken 83,4 Durchimpfungsgrad des Erfassungsschuljahrs 2017 Für das Untersuchungsjahr 2018 liegen die Daten der schulärztlichen Dokumentation wegen einer IT-Umstellung zurzeit nicht vollständig vor. 3. Seit wann werden die unter 2. genannten Daten erfasst? Dokumentierte Daten liegen für die Untersuchungsjahre 1991 bis 1997 und – nach Unterbrechung durch Änderung des Schulgesetzes – fortlaufend für die Untersuchungsjahre 2004 bis 2017 vor. Im Übrigen siehe Antwort zu 2. 4. Inwieweit sind die unter 2. erfassten Daten geeignet, um den Durchimpfungsgrad der übrigen Bevölkerung in der Freien und Hansestadt Hamburg zu extrapolieren? Die unter 2. genannten Daten sind nicht geeignet, die Durchimpfungsgrade der übrigen Bevölkerung zu schätzen (unter anderem wegen sich ändernder Bevölkerungszusammensetzung ). 5. Welche Altersgruppen in der Freien und Hansestadt Hamburg sind nach Kenntnis des Senats am ehesten nicht gegen Masern geimpft? Woran liegt das nach Auffassung des Senats? Belastbare Zahlen zum Durchimpfungsgrad der Bevölkerung liegen nicht vor. Von den unter 1. genannten Fallzahlen betrafen sechs Masernfälle Kinder oder Jugendliche. 21 Masernfälle betrafen im Wesentlichen junge Erwachsene. Diese Datenlage stützt Ergebnisse einer RKI-Studie aus 2017, wonach bei den 18- bis 44-Jährigen mehr als 40 Prozent nicht gegen Masern geimpft sind. Ursachen für bestehende Impflücken, die in der Fachöffentlichkeit diskutiert werden (zum Beispiel Impfgegner beziehungsweise -skeptiker, Nachlässigkeiten, Impfhindernisse et cetera), müssen auch für Hamburg in Betracht gezogen werden. 6. Welche Maßnahmen ergreift der Senat, um die Akzeptanz von Impfungen bei den Hamburgerinnen und Hamburgern zu erhöhen? Die zuständige Behörde hält eine Vielzahl von Maßnahmen vor, die darauf gerichtet sind, die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung auf ein hohes Niveau zu führen und dort zu festigen. Dazu gehören unter anderem die Anordnung über öffentlich empfohlene Schutzimpfungen und über die Durchführung unentgeltlicher Schutzimpfungen sowie eine Vereinbarung mit den Kassen über die Erstattung der Sachkosten für Impfstoffe, die der Öffentliche Gesundheitsdienst durchführt, um insbesondere Impflücken bei Kindern und Jugendlichen zu schließen. Mit der bewährten Kampagne „Hamburg macht mit: Frisch geimpft durch den Winter“ werden insbesondere Seniorinnen beziehungsweise Senioren und andere vulnerable Personengruppen jährlich auf die Bedeutung der Influenzaimpfung hingewiesen. Die Fachämter Gesundheit der Bezirke bieten Impfsprechstunden an und das Institut für Hygiene und Umwelt hält ein aufsuchendes Impfangebot für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 und 9 vor. Daneben betreibt die zuständige Behörde eine insbesondere auf ausgewählte Zielgruppen ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Broschüre „Schutzimpfungen in Hamburg“ zum Beispiel werden Eltern von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen und Erwachsene in Deutsch und Englisch über die Standardimpfungen informiert. Das Merkblatt Masern existiert in neun verschiedenen Sprachen. Über die Bedeutung des Impfens informieren auch die Internetseiten der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Im September 2015 hat die zuständige Behörde auf Beschluss der Landeskonferenz Versorgung darüber hinaus eine breit angelegte Kampagne gegen die Masern durchgeführt , die 2016 in modifizierter Fassung fortgeführt wurde. Des Weiteren ist Ham- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16678 3 burg im Verbund mit Schleswig-Holstein Ausrichter der diesjährigen Nationalen Impfkonferenz , in der unter anderem auch die Masernimpfung thematisiert wird. 7. In welcher Höhe wurden im Haushalt 2019/2020 Mittel für Maßnahmen zur Verbesserung des Durchimpfungsgrades in der Freien und Hansestadt Hamburg eingestellt? (Bitte jeweils nach Infektionskrankheit jahresweise aufschlüsseln.) In den Haushalt 2019/2020 wurden jeweils 112 000 Euro für die Ausgaben im Zusammenhang mit dem Infektionsschutz eingestellt. Darunter fallen unter anderem Impfstoffe und Öffentlichkeitsarbeit; eine Spezifikation nach Infektionskrankheiten erfolgt nicht.