BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16711 21. Wahlperiode 05.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Rath und Wolfhard Ploog (CDU) vom 29.03.19 und Antwort des Senats Betr.: In Hamburg in Würde altern – Werden die „Hamburger Hausbesuche“ von den Senioren angenommen? (II) Am 23. Januar 2018, also vor knapp einem Jahr, ist das „Gesetz zur Änderung des Hamburgischen Gesundheitsdienstgesetzes anlässlich der Einführung des Hamburger Hausbesuchs für Seniorinnen und Senioren“ (Drs. 21/10874) in Kraft getreten, die Umsetzung begann im September 2018. Der erste Quartalsbericht sollte der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz im 1. Quartal 2019 durch die Fachstelle Hamburger Hausbesuch vorgelegt werden (Drs. 21/15834). Am 27. März vermeldete der Senat dann, dass 33 Prozent der angeschriebenen Senioren bisher das Angebot angenommen hätten und die Hausbesuche bereits im laufenden Jahr auf ganz Hamburg ausgeweitet würden. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie viele Einladungen hat die Fachstelle seit Mitte September 2018 insgesamt und jeweils für die beiden Bezirke verschickt? In den vier Monaten September 2018 bis Dezember 2018 hatten in den Bezirken Eimsbüttel und Harburg zusammen 1 130 Personen ihren 80. Geburtstag (Eimsbüttel: 697, Harburg: 433) gefeiert. Allen 1 130 Personen (100 Prozent) wurde ein schriftliches individuelles Besuchsangebot unterbreitet. 2. Wie viele Rückmeldungen auf die Einladungen hat die Fachstelle insgesamt und jeweils für die beiden Bezirke erhalten? Wie viele davon waren positiv mit dem Ziel einer Gesprächsvereinbarung, wie viele gingen mit einer Ablehnung des Angebots aus jeweils welchen Gründen einher? In dem schriftlichen Besuchsangebot wird ein konkreter Termin genannt, der nicht bestätigt werden muss. Von den 1 130 angeschriebenen Personen haben insgesamt 555 den angebotenen Hausbesuchstermin bei der Fachstelle aktiv abgesagt, davon 347 aus Eimsbüttel und 208 aus Harburg. Ablehnungsgründe waren: Kein Bedarf, zu gesund Kein Bedarf, fühlen sich gut versorgt durch Angehörige/professionelle Dienstleister Keine Zeit, kein Interesse Zu krank Sonstiges 3. Wie viele Senioren über und unter 80 Jahren der beiden Bezirke haben sich selbstständig bei der Fachstelle gemeldet? Drucksache 21/16711 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Bis Stand 31. März 2019 haben sich bei der Fachstelle acht Seniorinnen und Senioren für einen Hausbesuch gemeldet, die unter oder über 80 Jahre alt gewesen sind. Mit sechs Personen ist ein Besuchstermin vereinbart worden. Eine Person wünscht einen Besuchstermin erst zu Ende April/Anfang Mai. Mit einer weiteren Person wird aktuell ein Terminangebot organisiert. 4. Der Flyer zum „Hamburger Hausbesuch“ erwähnt nur im Text kurz, dass das Angebot nur für Bewohner der Bezirke Harburg und Eimsbüttel gilt. Haben sich schon Bewohner anderer Bezirke an die Fachstelle gewandt? Wenn ja, wie viele waren es und was wird ihnen angeboten? Bis Stand 31. März 2019 haben sich zwei Personen aus anderen Bezirken bei der Fachstelle gemeldet. Beide Personen wurden an die jeweiligen Pflegestützpunkte und Beratungszentren für ältere, pflegebedürftige und körperbehinderte Menschen verwiesen . 5. Wie viele Termine wurden bisher vereinbart und wie ist somit die Quote der Inanspruchnahme des Angebots infolge der Zahl der verschickten Anschreiben? Bitte zusätzlich nach Bezirken aufschlüsseln. Allen 1 130 Personen, die im Zeitraum September bis Dezember 2018 ihren 80. Geburtstag gefeiert haben, wurde ein Terminangebot unterbreitet. Eine Zusage der angeschriebenen Personen ist nicht erforderlich. 555 Personen haben abgesagt. 540 Personen sind aufgesucht worden. In 59 Fällen wurde der Hausbesuch an der Haustür abgesagt. In 104 Fällen wurde die Haustür nicht geöffnet. Bei 35 Personen haben die Besuchskräfte ihre Dokumentation noch nicht abschließend an die Fachstelle weitergegeben . Insofern sind mindestens 377 Beratungsgespräche geführt worden. Diese teilen sich wie folgt auf: Akzeptanz Hamburger Hausbesuch Eimsbüttel Harburg gesamt n % n % n % Durchgeführte Besuche bei Personen mit 80. Geburtstag September bis Dezember 2018 234 34 143 33 377 33 6. Wie viele Gespräche auf vereinbarte Termine kamen bisher aus jeweils welchen Gründen nicht zustande? Es gibt nur Terminangebote. Eine Differenzierung nach vorheriger aktiver Zusage und einfacher Annahme des Angebots ohne vorherige Rückmeldung erfolgt nicht. Im Übrigen siehe Antwort zu 5. 7. Wie viele Gespräche wurden bisher geführt? Bitte zusätzlich nach Bezirken , Stadtteilen und Ort des Gesprächs (zu Hause bei den Senioren, Pflegeeinrichtung, Bezirk) aufführen. Wie viele davon waren Folgegespräche ? Die Fachstelle Hamburger Hausbesuch erhält vom Fachamt Einwohnerwesen die Adressdaten der 80-Jährigen in Eimsbüttel und Harburg geordnet nach Postleitzahlen. Eine darüber hinaus gehende Zuordnung nach Stadtteilen erfolgt nicht. Geordnet nach Postleitzahlen ergeben sich die in der Anlage dargestellten Besuchszahlen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Besuchszahlen geordnet nach Postleitzahlen bislang nur für die Seniorinnen und Senioren vorliegen, die in den Monaten September bis November 2018 ihren 80. Geburtstag gefeiert haben. Ferner beziehen sich die Zahlen lediglich auf diejenigen Seniorinnen und Senioren, die bis zum 31. Dezember 2018 einen Besuch erhalten haben. Für diejenigen Personen, die zwar im genannten Zeitraum Geburtstag hatten, aber erst ab Januar 2019 besucht wurden, liegt eine Auswertung nach Postleitzahlen noch nicht vor. Folgegespräche haben bislang nicht stattgefunden. 8. Wie viele Gespräche wurden jeweils warum vorzeitig abgebrochen? Insgesamt elf Gespräche wurden vorzeitig abgebrochen. Gründe für den Abbruch waren: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16711 3 Kein Interesse Kein Bedarf Anderer Termin Kein Vertrauen, die Besuchsperson in die Wohnung zu lassen Gesundheitliche Gründe 9. Wie viele Vermittlungen jeweils an welchen anderen Ansprechpartner sind infolge der Hausbesuche erfolgt? Es wurden zehn Personen an den zuständigen Pflegestützpunkt und Beratungszentrum für ältere, pflegebedürftige und körperbehinderte Menschen und eine Person an eine andere Beratungsstelle vermittelt. Diese Zahlen beziehen sich nur auf diejenigen Seniorinnen und Senioren, die zwischen September und November 2018 ihren 80. Geburtstag hatten und bis zum 31. Dezember 2018 einen Besuch erhalten haben. Eine Auswertung für Personen, die im Dezember 2018 Geburtstag hatten beziehungsweise einen Besuch erst ab Januar 2019 erhalten haben, liegt hinsichtlich der Vermittlungen noch nicht vor. Voraussetzung für die Vermittlung ist das schriftliche Einverständnis der besuchten Person. 10. „In der Fachstelle sind eine Projektkoordinatorin/Leitung (ein VZÄ) und eine Bürokraft (ein VZÄ) beschäftigt“, so Drs. 21/15834. Hier wird auch erwähnt, dass die Personal- und Sachkosten für die Fachstelle 223 356 Euro betragen. Wie verteilen sich diese Kosten? Siehe Drs. 21/16578. 11. Besuchspersonen: a) Wie viele Personen führen aktuell die Hausbesuche durch? Bisher führen 59 geschulte Besuchskräfte den Hamburger Hausbesuch durch. b) Wie ist die Qualifikation dieser Personen jeweils? Die Besuchspersonen verfügen über die nachfolgend aufgelisteten Qualifikationen: Altenpflege, Krankenpflege, Rettungsassistenz 10 Sozialpädagogik, Pädagogik, Sozialarbeit 10 Medizin, Gerontologie, medizinisch-technisches Personal, Heilpraktik 11 Seniorenassistenz 5 Gesetzliche Betreuung 2 Kaufmännische Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen 10 Kaufmännische Angestellte mit ehrenamtlicher Tätigkeit z.B. in den Bereichen: Seniorentreff, Wohn- Pflegeeinrichtungen, Demenz Café, Palliativversorgung. 9 Sonstige 2 c) Wie oft erfolgte der geplante Erfahrungsaustausch? Siehe Drs. 21/15834. Momentan wird ein weiterer Erfahrungsaustausch für April 2019 geplant. d) Wieso sind die Unterlagen im Materialkoffer nur in deutscher Sprache ? Die Broschüren liegen in der Regel in deutscher Sprache vor. Der Flyer für die Pflegestützpunkte liegt in türkischer und russischer Sprache vor. Die Broschüren und Flyer des Materialkoffers werden ständig geprüft und gemäß der bei den Hausbesuchen gemachten Erfahrungen angepasst. 12. Die Besuchspersonen sollen alle nach einem Schulungskonzept des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung geschult werden. Wie viele Personen haben inzwischen diese Schulung absolviert? Bislang wurden 61 Personen geschult. Drucksache 21/16711 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 13. Wie sehen die Planungen bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2019 aus? Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. 14. Evaluation der „Hamburger Hausbesuche“: a) Welches wissenschaftliche Institut führt begleitend die Evaluation der „Hamburger Hausbesuche“ durch? b) Wie erfolgte warum die Auswahl des Instituts? c) Wird erst am Ende der Projektlaufzeit ein Fazit gezogen oder gibt es Zwischenberichte? Wenn es Zwischenberichte gibt: Wie oft soll es diese geben und soll dann auch sofort entsprechend nachgesteuert werden? d) Welche Kosten entstehen durch die Evaluation insgesamt und in jeweils welchem Zeitraum? Die Evaluation wird ausgeschrieben. 15. Wie soll der zeitlich vorgezogene Übergang von der Pilotphase in den Regelbetrieb organisatorisch und vom Zeitplan her erfolgen? Es ist geplant, die Pilotphase bis Ende 2019 auf alle Bezirke auszudehnen und den Beleihungsvertrag mit der Fachstelle mit einer Laufzeit bis Ende 2020 entsprechend zu erweitern. Im Übrigen sind die Planungen noch nicht abgeschlossen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16711 5 Anlage