BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16715 21. Wahlperiode 05.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 29.03.19 und Antwort des Senats Betr.: „Hamburger Hausbesuch“ – Wirklich ein Erfolg? Einer aktuellen Pressemitteilung des Senats vom 27.03.2019 war zu entnehmen , dass dieser den Testlauf des sogenannten Hamburger Hausbesuch in den Bezirken Eimsbüttel und Harburg, also das Aufsuchen von Seniorinnen und Senioren ab dem 80 Lebensjahr im Behördenauftrag, als Erfolg ansieht. Ebendieser Pressemitteilung war zu entnehmen, dass von den 1 130 Seniorinnen und Senioren, die in den Monaten September bis Dezember 2018 ihren 80 Geburtstag feierten, gerade einmal 33 Prozent der Seniorinnen und Senioren ein Interesse an diesen Hausbesuchen hatten und aufgesucht wurden . Dies geschah durch 59 Besuchspersonen, welche in einem Zeitraum von vier Monaten gerade einmal etwa 370 Personen aufsuchten. Das macht pro Besuchsperson gerade einmal sechs Besuche in vier Monaten oder 1,5 Besuche pro Monat. Ganze 718 der angeschriebenen Personen mussten der Behörde mitteilen, dass sie kein Interesse an einem behördenveranlassten Besuch hätten. Dies vorausgeschickt, frage ich den Senat: 1. In welchem Stadtteil wurden wie viele Personen angeschrieben? Die Fachstelle Hamburger Hausbesuch erhält vom Fachamt Einwohnerwesen die Adressdaten der 80-Jährigen in Eimsbüttel und Harburg geordnet nach Postleitzahlen. Eine darüber hinaus gehende Zuordnung nach Stadtteilen erfolgt nicht. Geordnet nach Postleitzahlen ergeben sich die in der Anlage dargestellten Besuchszahlen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Besuchszahlen geordnet nach Postleitzahlen bislang nur für die Seniorinnen und Senioren vorliegen, die in den Monaten September bis November 2018 ihren 80. Geburtstag gefeiert haben. Ferner beziehen sich die Zahlen lediglich auf diejenigen Seniorinnen und Senioren, die bis zum 31. Dezember 2018 einen Besuch erhalten haben. Für diejenigen Personen, die zwar im genannten Zeitraum Geburtstag hatten, aber erst ab Januar 2019 besucht wurden, liegt eine Auswertung nach Postleitzahlen noch nicht vor. 2. Wie viele dieser Personen äußerten den Wunsch, aufgesucht zu werden ? 3. Wie viele Personen wurden aufgesucht, weil sie nicht geantwortet haben, dass sie kein Interesse an einem behördenveranlassten Besuch hätten? Drucksache 21/16715 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. In wie vielen Fällen wurden unter 3. aufgeführte Personen nicht angetroffen ? 5. In wie vielen Fällen wurde den Besuchspersonen erst an der Haustür mitgeteilt, dass keinerlei Interesse an einem Hausbesuch besteht? Siehe Drs. 21/16711. 6. Auf welchem Wege, zum Beispiel Briefpost, Antwortkarte, elektronisch, telefonisch, wurde den Behörden und/oder der Fachstelle „Hamburger Hausbesuch für Seniorinnen und Senioren“ mitgeteilt, dass kein Interesse beziehungsweise Interesse an einem Hausbesuch besteht? In der Regel ist eine telefonische Absage durch die Angeschriebenen erfolgt. 7. Sind zum Beispiel postalische Antworten für die Seniorinnen und Senioren mit Kosten und Aufwand verbunden? Wenn ja, mit welchem? Das Briefporto ist vom Absender zu tragen. 8. Gibt es Antwortmöglichkeiten für die Seniorinnen und Senioren ohne zusätzlichen Aufwand, einen behördlich veranlassten Besuch abzulehnen ? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Ja. Per E-Mail, Telefon mit Flatrate oder an der Haustür am Besuchstag oder durch Nichtöffnen der Haustür. 9. Aus welchem Grund beurteilt der Senat eine Abweisung des Hausbesuches durch ein Drittel der anvisierten Zielgruppe als Erfolg? Die Annahme und Durchführung von 377 Hausbesuchen (33 Prozent) wird als Erfolg bewertet. Im Vorfeld der Konzeption ist entsprechend der Erfahrung ähnlich konzipierter Projekte in anderen Städten von einer Akzeptanzquote von 25 Prozent ausgegangen worden. Bei Hausbesuchskonzeptionen ohne konkreten Terminvorschlag zeigen verschiedene Projekte und Studien Akzeptanzraten zwischen 1 und 6 Prozent. 10. Wie lange dauert ein derartiger Hausbesuch durchschnittlich, mindestens , längstens? Ein Hausbesuch dauert im Durchschnitt eine Stunde und 18 Minuten. Eine Mindestoder Maximaldauer ist nicht festgelegt. Bisherige Besuche haben bis zu 3,5 Stunden gedauert. 11. Welche Themen werden bei einem solchen Hausbesuch abgehandelt? 12. Welchen Einfluss haben die Seniorinnen und Senioren auf das Gesprächsthema? Die Themen richten sich nach den Wünschen, Interessen und Bedarfen der besuchten Person. Im Zeitraum September 2018 bis Dezember 2018 sind folgende Themen behandelt worden: Wohnumfeld : 28 Prozent Wohnsituation: 32 Prozent Soziale Kontakte: 46 Prozent Einsamkeit: 6 Prozent Gesellschaftliche Einbindung: 14 Prozent Ehrenamtliches Engagement: 3 Prozent Mobilität: 44 Prozent Bewegung/Sturz: 17 Prozent Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16715 3 Ernährung: 8 Prozent Gesundheitliche Situation: 37 Prozent Hauswirtschaftliche Hilfen: 12 Prozent Pflegebedarf: 10 Prozent Angehörigenpflege: 10 Prozent 13. In wie vielen Fällen wurden Seniorinnen und Senioren mit etwaigen Anliegen an andere Stellen verwiesen? Welche waren dies? 14. Wurden als Folge der Hausbesuche Hinweise an weitere behördliche oder soziale Stellen gegeben, welche diese zu weiteren Handlungen veranlassten? Wenn ja, welche? Siehe Drs. 21/16711. 15. Welchen weiteren Aufgaben gehen die in der Pressemitteilung genannten 59 Besuchspersonen nach, wenn sie nicht Seniorinnen und Senioren aufsuchen? Siehe Drs. 21/16711. 16. Wie viele Besuchspersonen gibt es insgesamt? Bisher führen 59 geschulte Besuchskräfte den Hamburger Hausbesuch durch. 17. Wie viele Besuchspersonen werden angestrebt? Hierzu gibt es keine Festlegung. Die Auswahl der Besuchskräfte erfolgt nach Bedarf sowie Eignung und Interesse.