BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16747 21. Wahlperiode 09.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Richard Seelmaecker und Joachim Lenders (CDU) vom 02.04.19 und Antwort des Senats Betr.: Attraktivität der öffentlichen Verwaltung – Aufstiegsmöglichkeiten für Beamte des ehemals gehobenen Dienstes Der Fachkräftemangel macht auch vor dem öffentlichen Dienst nicht Halt. Einer Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge wird der Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor deutschlandweit mit über 800 000 fehlenden Fachkräften im Vergleich zu anderen Sektoren sogar am deutlichsten ausfallen. Umso wichtiger ist es, die Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu steigern. Sichere Jobs und eine gute Altersversorgung allein reichen dafür nicht aus. Ein wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs. Seit der Neuordnung des Laufbahnrechts, mit der die vorherige Einteilung – einfacher , mittlerer, gehobener und höherer Dienst – durch die Laufbahngruppe 1, die den bisherigen einfachen und mittleren Dienst umfasst, sowie die Laufbahngruppe 2, die den bisherigen gehobenen und den höheren Dienst umfasst, abgelöst wurde, hat sich eine Verbesserung der Beförderungssituation ergeben: Beamte, die im niedrigeren Einstiegsamt eingestellt werden, können in den Laufbahngruppen 1 beziehungsweise 2, gegebenenfalls mit Zusatzqualifizierungen , alle Ämter der jeweiligen Laufbahngruppe erreichen. So kann ein Beamter der Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt (ehemals gehobener Dienst), der das Spitzenamt A13 erreicht hat, unter bestimmten Voraussetzungen , jedoch prüfungsfrei ohne weiteren Hochschulabschluss, bis zum Spitzenamt A 16 gelangen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies nicht nur in der Theorie gut klingt, sondern auch in der Praxis für die infrage kommenden Bediensteten der Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt, möglich ist. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräftemangels unternimmt der Senat vielfältige Anstrengungen, um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes der Freien und Hansestadt Hamburg zu erhalten und wo erforderlich zu steigern und die quantitativen und qualitativen Personalbedarfe der Dienststellen der Freien und Hansestadt Hamburg dauerhaft decken zu können (siehe dazu im Einzelnen Drs. 21/13830, Personalbericht 2018). Ein wichtiges Element dabei ist die Förderung des beruflichen Aufstiegs, insbesondere des „Durchstiegs“ von Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern des ehemaligen gehobenen Dienstes bezie- Drucksache 21/16747 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 hungsweise der Laufbahngruppe 2 ab dem 1. Einstiegsamt in den früheren höheren Dienst beziehungsweise die Laufbahngruppe 2 ab dem 2. Einstiegsamt. Diese Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs dient zum einen der Motivation, Identifikation und langfristigen Bindung der Beschäftigten an den Dienstherrn FHH, zum anderen der Gewinnung von Kräften im Sinne der Bestenauslese. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Beamte des ehemaligen gehobenen Dienstes/der Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt, haben aktuell ein A13-Amt inne? 2 446 Beamtinnen und Beamte (Berichtsmonat Dezember 2018). 2. Wie viele Stellen der Besoldungsgruppen A 14, A 15 und A 16 wurden seit dem Jahr 2016 jährlich ausgeschrieben? Bitte pro Behörde darstellen . Siehe Anlage 1. Ausgewiesen sind alle Stellen, die der Stellenanordnung vom 16. August 2016 (MittVw 2016, Seite 127) unterliegen und über das Personalamt veröffentlicht worden sind. 3. Wie viele dieser Ausschreibungen richteten sich jeweils auch an Beamtinnen /Beamte des ehemaligen gehobenen Dienstes/der Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt? Bitte jeweils in absoluten Zahlen und prozentualen Werten angeben. 4. Wie viele Beamte des ehemaligen gehobenen Dienstes/der Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt haben aktuell im Ergebnis einer dieser Ausschreibungen ein Amt der Besoldungsgruppe A 14, A 15 beziehungsweise A 16 inne? Die erfragten Daten werden statistisch nicht erhoben. Für eine Beantwortung wäre eine händische Auswertung sämtlicher erfragter Ausschreibungsvorgänge seit 2016 im Hinblick auf die Frage, ob sie eine Öffnungsklausel enthalten haben, erforderlich. Zusätzlich hätten sämtliche Personalakten der jeweils ausgewählten Personen in den Personalabteilungen aller Dienststellen daraufhin durchgesehen werden müssen, ob die Betreffenden zum Zeitpunkt der Bewerbung noch dem ehemaligen gehobenen Dienst beziehungsweise der Laufbahngruppe 2 ab dem 1. Einstiegsamt angehört haben. Weiterhin hätte im Sinne der Fragestellung nachgeprüft werden müssen, ob die ausgewählten Personen das entsprechende Amt aktuell noch innehaben. Dies ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 5. Wie beurteilt die zuständige Behörde die erweiterten Aufstiegsmöglichkeiten , die sich durch die Neuordnung des Laufbahnrechts ergeben haben? Die Regelungen zum Überwinden der sogenannten Beförderungsschwelle innerhalb der Laufbahngruppe 2 durch den Erwerb besonderer Qualifikationen stellen ein wichtiges Instrument bei der Förderung sowohl von jungen als auch von berufserfahrenen Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern dar. Der Übergang in die über dem zweiten Einstiegsamt der Laufbahn liegenden Beförderungsämter ist beispielsweise in der Fachrichtung Allgemeine Dienste auf mehreren Wegen möglich. Dieser kann auf Basis langjähriger beruflicher Erfahrungen sowie besonderer Leistung, alternativ auch über den selbständigen Erwerb beförderungseröffnender Hochschulabschlüsse sowie für Beamtinnen und Beamte ab der Besoldungsgruppe A 11 über den Weg des zweijährigen Masterstudiengangs Public Management an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg erfolgen. Der berufsbegleitende Masterstudiengang vermittelt unmittelbar die Befähigung für die Ämter ab dem 2. Einstiegsamt der Laufbahngruppe 2. Die Freie und Hansestadt Hamburg stellt im Dreijahresrhythmus jeweils rund 20 Studienplätze für Beschäftigte der Laufbahngruppe 2 ab dem 1. Einstiegsamt zur Verfügung. Die Übertragung eines über dem zweiten Einstiegsamt der Laufbahn liegenden Beförderungsamtes auf Basis von Lebens- und Berufserfahrung oder eines geeigneten Hochschulstudiums setzt die erfolgreiche Bewerbung auf für diesen Personenkreis Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16747 3 geöffneten Stellenausschreibungen voraus. Das Personalamt bewirbt die Beförderungsschwellen -Regelungen intensiv und unterstützt die Behörden und Ämter unter anderem durch Zurverfügungstellung von Muster-Öffnungsklauseln für Stellenausschreibungen . 6. Welche gegebenenfalls weiteren Motivationsanreize sind für die Leistungsträger der Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt, denkbar? Über die in der Antwort zu 5. dargestellten Beförderungsschwellenregelungen hinausgehende Motivationsanreize betreffen nicht allein die abgefragte Personengruppe. Den Beschäftigten der Freien und Hansestadt Hamburg stehen grundsätzlich moderne Arbeitsplätze und ein umfangreiches Fortbildungsangebot zur persönlichen Weiterentwicklung und Vernetzung in einem familienfreundlichen und wertschätzenden Umfeld zur Verfügung. Ferner ist die Erhöhung der Verwendungsbreite beispielsweise durch die Förderung neuer Arbeitsformen und die Attraktivitätssteigerung von Projektarbeit – insbesondere auch im Kontext der Digitalisierung der Verwaltung – ein erklärtes Ziel, um insbesondere Leistungsträgerinnen und Leistungsträger auch der Laufbahngruppe 2 ab dem 1. Einstiegsamt gezielt in hochwertigen und verantwortungsvollen Aufgabenbereichen einsetzen zu können. A 1 4 A 1 5 A 1 6 A 1 4 A 1 5 A 1 6 A 1 4 A 1 5 A 1 6 A 1 4 A 1 5 A 1 6 1 .0 1 B ü rg er sc h af t 1 1 .0 3 R ec h n u n gs h o f 2 1 1 6 2 1 .1 S en at u n d S en at sä m te r, S en at u n d P er so n al am t 1 1 3 1 1 4 2 2 2 5 4 1 1 5 A lle B ez ir ks äm te r 3 1 .2 B ez ir ks am t H am b u rg -M it te 6 2 5 1 3 2 1 1 .3 B ez ir ks am t A lt o n a 4 9 1 2 1 1 .4 B ez ir ks am t Ei m sb ü tt el 1 1 3 4 1 1 1 1 .5 B ez ir ks am t H am b u rg -N o rd 3 4 2 1 1 .6 B ez ir ks am t W an d sb ek 1 1 1 2 2 5 1 1 .7 B ez ir ks am t B er ge d o rf 8 2 3 2 4 1 .8 B ez ir ks am t H ar b u rg 3 1 2 1 1 1 1 1 2 .0 J u st iz b eh ö rd e 1 1 3 3 7 3 1 2 2 1 3 .1 B eh ö rd e fü r Sc h u le u n d B er u fs b ild u n g 1 0 3 6 7 6 2 2 0 1 1 3 3 .2 B eh ö rd e fü r W is se n sc h af t, F o rs ch u n g u n d G le ic h st el lu n g 5 1 1 7 3 3 3 .3 K u lt u rb eh ö rd e, B eh ö rd e fü r K u lt u r u n d M ed ie n 3 1 1 1 2 1 4 .0 B eh ö rd e fü r A rb ei t, S o zi al es , F am ili e u n d In te gr at io n 8 2 1 1 3 1 1 8 1 5 .0 B eh ö rd e fü r G es u n d h ei t u n d V er b ra u ch er sc h u tz 7 7 2 1 2 1 7 9 2 6 .1 B eh ö rd e fü r St ad te n tw ic kl u n g u n d W o h n en 5 1 1 9 5 6 1 1 2 6 .2 B eh ö rd e fü r U m w el t u n d E n er gi e 9 7 5 5 1 1 1 7 .0 B eh ö rd e fü r W ir ts ch af t, V er ke h r u n d In n o va ti o n 2 0 6 2 1 4 6 1 1 1 2 1 8 .1 B eh ö rd e fü r In n er es u n d S p o rt 1 2 1 3 2 1 1 9 .1 F in an zb eh ö rd e 6 4 7 7 5 1 3 G e sa m t 1 2 4 6 4 2 1 1 3 2 5 1 1 6 1 2 3 4 0 1 0 1 8 3 0 St an d : 3 1 .0 1 .2 0 1 9 Q u el le : P 3 4 -S te lle n st at is ti k V e rö ff e n tl ic h u n gs ja h r: 2 0 1 6 V e rö ff e n tl ic h u n gs ja h r: 2 0 1 7 V e rö ff e n tl ic h u n gs ja h r: 2 0 1 8 V e rö ff e n tl ic h u n gs ja h r: 2 0 1 9 Fa ch b eh ö rd en u n d B ez ir ks äm te r in kl . L an d es b et ri eb e (E in ze lp lä n e) Fr ag e 2 . W ie v ie le S te lle n d er B es o ld u n gs gr u p p en A 1 4 , A 1 5 u n d A 1 6 w u rd en s ei t d em J ah r 2 0 1 6 jä h rl ic h a u sg es ch ri eb en ? B it te p ro B eh ö rd e d ar st el le n . Drucksache 21/16747 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 16747ska_text 16747ska_Antwort_Anlage