BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16764 21. Wahlperiode 09.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten André Trepoll und Stephan Gamm (CDU) vom 03.04.19 und Antwort des Senats Betr.: Was spricht gegen kundenfreundliche Öffnungszeiten der Hamburger Recyclinghöfe? Die Recyclinghöfe der Stadtreinigung Hamburg (SRH) sind Abgabestellen für Sperrmüll, Grünabfälle, Wertstoffe und Problemstoffe. Von den Hamburgern wird diese Möglichkeit der Entsorgung gut angenommen. Da ein Großteil der berufstätigen Hamburger montags bis freitags einer ganztägigen Arbeit nachgeht und erst am Samstagvormittag zur Garten- oder Hausarbeit kommt, eignet sich daher der Samstagmittag beziehungsweise -nachmittag besonders für einen Besuch eines Recyclinghofes. Während die Öffnungszeiten unter der Woche zwischen 8 und 17 beziehungsweise 19 Uhr liegen, sind an Samstagen jedoch alle zwölf Recyclinghöfe lediglich zwischen 8 und 14 Uhr geöffnet. Bereits 2013 hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt mitgeteilt: „Zu den zukünftigen Öffnungszeiten der Recyclinghöfe in Hamburg wird zurzeit ein neues Konzept entwickelt. Die Anregung der Bezirksversammlung wird dort aufgenommen; ob der Beschluss umgesetzt werden kann, ist offen.“ Es stellt sich die Frage, welche konkreten Änderungen sich durch die Erarbeitung eines neuen Konzeptes für die Öffnungszeiten Hamburger Recyclinghöfe bisher ergeben haben und ob es nicht sinnvoll wäre, auch die Samstags -Öffnungszeiten künftig auszuweiten, um damit zahlreichen Arbeitnehmern entgegenzukommen und diesen eine flexiblere Einteilung ihrer Freizeit am Wochenende zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen, teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Stadtreinigung Hamburg (SRH), wie folgt: 1. Wann ist das Konzept zu den Öffnungszeiten der Recyclinghöfe der SRH fertiggestellt worden und welche konkreten Änderungen haben sich daraus seit wann und wo ergeben? Das Konzept der veränderten Öffnungszeiten für die Recyclinghöfe wurde im Laufe des Jahres 2014 geprüft, abgestimmt und in 2015 umgesetzt. Die Anzahl der Recyclinghöfe mit langen Öffnungszeiten (montags bis freitags von 8.00 – 19.00 Uhr) hat sich von zwei auf vier erhöht. Damit befindet sich je ein Recyclinghof mit verlängerten Öffnungszeiten (61 Wochenstunden) in Harburg, Bahrenfeld, Hummelsbüttel und in Wandsbek (ehemals Tonndorf). Zusätzlich wurden auf diesen vier Recyclinghöfen und dem Recyclinghof in Sasel an insgesamt acht Sonnabenden Drucksache 21/16764 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 (jeweils vier im Frühjahr und Herbst mit erhöhten Gartenaktivitäten) die Samstags- Öffnungszeiten auf 16.00 Uhr verlängert. 2. Wer hat in welcher Form an der Erstellung des Konzeptes mitgewirkt? Die SRH stimmte die Veränderungen der Öffnungszeiten intern mit dem Personalrat und darüber hinaus mit der zuständigen Behörde ab. 3. Ist das Konzept öffentlich einsehbar und wenn ja, wo? Wenn nein, warum nicht? Die neuen Öffnungszeiten wurden auf den verschiedenen üblichen Kommunikationswegen veröffentlicht. 4. In der Drs. XIX-4478.1 der Bezirksversammlung Wandsbek wird auf die Durchführung einer Kundenbefragung verwiesen. Wann und wie ist diese durchgeführt und wann mit welchen Ergebnissen abgeschlossen worden? Die Umfrage wurde 2013 von einem Umfrageunternehmen sowohl mit Kunden der Recyclinghöfe als auch telefonisch mit einer repräsentativen Auswahl der Bevölkerung durchgeführt. Die Umfrage ergab eine hohe Zufriedenheit mit dem Service der Recyclinghöfe . Die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten lag bei circa 80 Prozent. 5. Ist dabei nach dem Wunsch zu verlängerten Öffnungszeiten am Samstag gefragt worden? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht? Ja. Die Befragung sah die Angabe eines Vier-Stunden-Zeitfensters vor, in dem die Recyclinghöfe vorzugsweise geöffnet sein sollten. Im Ergebnis bevorzugten die meisten Befragten (76 Prozent) die damaligen Öffnungszeiten. 6. Haben seit dem weitere Kundenbefragungen zu den Öffnungszeiten der Recyclinghöfe der SRH stattgefunden? Wenn ja, wann, durch wen und mit welchen Ergebnissen? Nein. 7. Wie viele Kunden nutzten die Dienste eines Recyclinghofes im Durchschnitt an Wochentagen (Montag – Freitag) und an Samstagen? Bitte für die letzten drei Jahre und einzelnen Recyclinghöfen differenziert angeben . Standort/Jahr 2016 2017 2018 Mittlere Kundenzahl pro Tag Mo-Fr Sa Mo-Fr Sa Mo-Fr Sa Neuländer Kamp 6 388 322 423 327 407 332 Brandstücken 36 444 383 474 420 421 358 Aschenland 11 262 304 293 335 296 346 Kampweg 9 442 371 461 374 451 367 Rotenbrückenweg 32/Liebigstraße 66 277 250 276 260 214 246 Volksdorfer Weg 196 809 868 860 905 799 836 Rahlau 71 444 333 472 370 456 354 Lademannbogen 32 445 310 475 345 457 327 Schwarzer Weg 10 336 238 341 236 330 252 Krähenweg 22 436 350 442 367 423 358 Feldstraße 69 272 259 281 281 274 264 Rondenbarg 52a 396 314 420 330 420 340 Summe 4 952 4 301 5 218 4 550 4 948 4 380 8. Auf welche Höhe belief sich das Abfallaufkommen bei den Recyclinghöfen der SRH in den Jahren 2017 und 2018? Bitte für einzelne Recyclinghöfe differenziert in Kubikmetern angeben. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16764 3 Die folgende Tabelle enthält die Abfallmengen je Recyclinghof in den Jahren 2017/ 2018 in Mg, eine Erfassung des Volumens in m³ erfolgt nicht: Standort/Jahr 2016 2017 2018 Abfallaufkommen Neuländer Kamp 6 9 038 9 673 9 635 Brandstücken 36 7 091 7 155 6 858 Aschenland 11 4 851 5 564 5 399 Kampweg 9 6 793 6 781 6 797 Rotenbrückenweg 32/ Liebigstraße 66 5 994 6 076 6 155 Volksdorfer Weg 196 19 568 19 686 18 106 Rahlau 71 10 866 10 832 10 641 Lademannbogen 32 7 215 7 415 7 031 Schwarzer Weg 10 5 757 5 609 5 685 Krähenweg 22 9 585 9 528 9 424 Feldstraße 69 4 947 4 996 4 615 Rondenbarg 52a 9 695 10 066 10 522 Summe 101 401 103 381 100 869 9. Wie viele Angestellte sind aktuell bei den einzelnen Recyclinghöfen der SRH beschäftigt? Standort/Jahr 2019 Anzahl Mitarbeiter aktuell VZÄ Anzahl Neuländer Kamp 6 12,7 16 Brandstücken 36 10,8 15 Aschenland 11 6,7 9 Kampweg 9 8,8 12 Liebigstraße 66 8,3 12 Volksdorfer Weg 196 15,4 22 Wilma-Witte-Stieg 6 14,5 19 Lademannbogen 32 12,4 16 Schwarzer Weg 10 7,9 10 Krähenweg 22 10,2 13 Feldstraße 69 8,2 12 Rondenbarg 52a 10,8 15 Summe 126,9 171 10. In Drs. 21/10495 gibt der Senat beziehungsweise die SRH an, dass es an Samstagen teilweise zu „überdurchschnittlichem Kundenandrang“ und daher zu „gelegentlichen Wartezeiten“ kommt. Dies sollte mit dem Einsatz zusätzlicher Arbeitskräfte an Samstagen behoben werden. Wie viele Arbeitskräfte werden seit wann an welchem Recyclinghof zusätzlich eingesetzt und wie haben sich die Wartezeiten seitdem entwickelt? Samstags wird auf allen Recyclinghöfen verstärkt Personal eingesetzt. Wartezeiten entstehen vor allem auf den Recyclinghöfen, in denen Kunden- und Entsorgungsverkehr aus Platzgründen noch nicht getrennt sind und dadurch betriebsbedingte Wartezeiten entstehen. Fünf der zwölf Recyclinghöfe wurden bereits modernisiert beziehungsweise durch Neubauten ersetzt, in denen der Kunden- und Entsorgungsverkehr getrennt ist. Die SRH wird in den nächsten Jahren die Modernisierung der verbleibenden Höfe fortsetzen. In zuvor genannter Drs. 21/10495 wurde hinsichtlich der zusätzlichen Arbeitskräfte über eine damals bereits laufende Maßnahme berichtet. Darüber hinaus wurden keine zusätzlichen Einstellungen vorgenommen. 11. Wie steht der Senat beziehungsweise die SRH dem Vorschlag gegenüber , die Öffnungszeiten der Recyclinghöfe an Samstagen auszuweiten? Was spricht konkret dagegen? Drucksache 21/16764 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 12. Wie viel zusätzliches Personal würde für die Ausweitung der Samstags- Öffnungszeiten aller zwölf Recyclinghöfe von 8 bis 14 Uhr auf 8 bis 17 Uhr benötigt und welche Personalkosten entstünden dadurch? Für den hypothetischen Fall von erweiterten Öffnungszeiten rechnet die SRH mit etwa 17 000 zusätzlichen Arbeitsstunden. Insgesamt würden sich dadurch zusätzliche Personalkosten in Höhe von circa 498 000 Euro pro Jahr ergeben. In Anbetracht der Kundenzufriedenheit ist eine weitere Verlängerung der Öffnungszeiten in den vergangenen Jahren nicht weiter verfolgt worden. Die mit längeren Öffnungszeiten verbundenen zusätzlichen Personalkosten würden bei einer Abwägung dagegen sprechen.