BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16782 21. Wahlperiode 12.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dennis Gladiator und Dennis Thering (CDU) vom 05.04.19 und Antwort des Senats Betr.: Hamburg-Takt – Vision oder Utopie? Fragen zu Maßnahmen und Kosten am Beispiel Bergedorf Der Bürgermeister hat die SPD am vergangenen Wochenende auf den bevorstehenden Bezirkswahlkampf eingeschworen und hierbei unter anderem eine Taktgarantie für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) abgegeben. Demnach soll 2029 ein Fünf-Minuten-Takt für alle Busse und Bahnen in ganz Hamburg eingeführt sein. Fahrpläne für öffentliche Verkehrsmittel würden dann überflüssig. Wie genau das erreicht werden soll und welche Kosten dafür ungefähr zu veranschlagen sind, sagte der Bürgermeister allerdings nicht. Von einem wie auch immer gearteten Konzept fehlte und fehlt weit und breit jede Spur. Darum stellt sich die Frage, was dieses Ansinnen ganz konkret in der Realität bedeutet. Für den ZOB in Bergedorf hieße das beispielsweise, dass alle 15 Sekunden ein Bus die Station an- und von dort abfahren müsste. Ähnlich dürfte es für andere Knotenpunkte aussehen. Folglich müsste auch das Fahr- und Wartungspersonal erhöht werden. Da davon ausgegangen werden muss, dass der Bürgermeister ein solches Versprechen nicht nur im Wahlkampf gibt, sondern auf der Grundlage von Fakten und Konzepten, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das auf Bergedorf haben wird. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Die Förderung und der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs ist eines der vordringlichen verkehrspolitischen Ziele des Senats. Der Senat berichtet der Bürgerschaft regelmäßig über die hierzu laufenden Projekte und Vorhaben. So sind beispielsweise zum Fahrplanwechsel im Dezember des Jahres 2018 umfangreiche Maßnahmen im Rahmen einer Angebotsoffensive umgesetzt worden (siehe Drs. 21/14631). Um weiterhin den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern und so den Anteil des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren, wird die Attraktivität des Nahverkehrsangebotes kontinuierlich gesteigert. Deshalb wird der Senat die Angebotsoffensive in der Zukunft fortsetzen und das Verkehrsangebot kontinuierlich verbessern sowie die Taktfrequenzen sukzessive verdichten. Ziel der zukünftigen Angebotsoffensiven ist es, allen Hamburgerinnen und Hamburgern einen einfacheren und schnelleren Zugang zu Mobilitätsangeboten anzubieten und die Wegeketten besser zu bedienen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: 1. Welche Taktfrequenz gilt aktuell a) in den Hauptverkehrszeiten, Drucksache 21/16782 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 b) in den Nebenverkehrszeiten bei sämtlichen in/durch Bergedorf verkehrenden öffentlichen Bahn- und Buslinien? Auf der im Bezirk Bergedorf verkehrenden S-Bahn-Linie S21 wird zu den Hauptverkehrszeiten im Zehn-Minuten-Takt gefahren. Dieser Takt wird auch in den Nebenverkehrszeiten bis circa 23 Uhr weiter angeboten. Zu den Tagesrandzeiten verkehrt die Linie S21 im 20-Minuten-Takt. Das Angebot der S-Bahn wird zu den Hauptverkehrszeiten durch zusätzliche Fahrten der Linie S2 zu einem annähernden Fünf-Minuten- Takt verdichtet. Auf der Schiene wird zusätzlich einmal in der Stunde je Fahrtrichtung eine Verbindung mit dem Regionalexpress R1 angeboten. In den bevölkerungsstarken Siedlungsbereichen von Bergedorf, Lohbrügge, Nettelnburg und Neuallermöhe wird auf den dort verkehrenden Buslinien grundsätzlich ein 20-Minuten-Basistakt angeboten . Dieser wird zu den Haupt- und/oder Nebenverkehrszeiten entsprechend der jeweiligen Nachfrage verdichtet. Es werden Fahrtenfolgen bis zu zwölf Fahrten pro Stunde angeboten. Im ländlich geprägten Siedlungsraum des Bezirks Bergedorf ist überwiegend ein 60-Minuten-Grundtakt vorgesehen. Dieser wird entsprechend der Nachfrage durch zusätzliche Fahrten, insbesondere im Schülerverkehr, verdichtet. 2. Inwiefern ist die Realisierung eines flächendeckend in ganz Bergedorf, also auch in Stadtteilen wie Ochsenwerder oder Altengamme, geltenden Fünf-Minuten-Takts für alle öffentlichen Bus- und Bahnlinien bis 2029 aus Sicht der zuständigen Behörde a) realistisch? b) sinnvoll? c) finanzierbar? 3. Welchen Maßnahmen wären wann jeweils erforderlich, damit sämtliche in beziehungsweise durch Bergedorf verkehrenden öffentlichen Bahnund Buslinien in den a) Hauptverkehrszeiten, b) Nebenverkehrszeiten in einem Fünf-Minuten-Takt verkehren können? 4. Wie viel Mehrkosten für Personal, Infrastruktur und Sachmittel würden für den ÖPNV durch einen Fünf-Minuten-Takt für alle Busse und Bahnen im Bezirk Bergedorf entstehen? 5. Welche Mehrbelastungen würden sich für den Hamburger Haushalt durch die Einführung eines Fünf-Minuten-Takts für alle öffentlichen Busse und Bahnen im Bezirk Bergedorf ergeben? Siehe Vorbemerkung.