BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16927 21. Wahlperiode 30.04.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 23.04.19 und Antwort des Senats Betr.: Sind Eimsbüttels Wochenmärkte in Gefahr? Wochenmärkte leisten einen wichtigen Beitrag für die Nahversorgung unserer Quartiere und bieten zusätzlichen Raum für soziale Interaktionen in den Stadtteilen. Auf Initiative der CDU-Bezirksfraktion wurde erstmals 2009 die Einrichtung eines Wochenmarkts für Niendorf-Nord gefordert und 2015 im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ schließlich eingerichtet . Aus Drs. 21/11876 geht hervor, dass der Wochenmarkt Niendorf- Nord mit maximal neun Betrieben im Jahr 2017 der zweitkleinste Markt in Eimsbüttel war. Der kleinste Markt am Standort „Bei der Apostelkirche“ konnte im Jahr 2017 maximal sechs Betriebe aufweisen. Im Januar 2019 wurde vom Bezirksamt Eimsbüttel die Schließung „aufgrund mangelnden Interesses“ verkündet. Weitere Schließungen von Wochenmärkten wären für Nahversorgung und Lebensqualität in den Quartieren ein erheblicher Einschnitt. Verantwortungsvolle Politik vor Ort muss daher frühzeitig nachlassendes Interesse identifizieren , um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Hamburger Wochenmärkte sind ein wichtiger Baustein der regionalen und stadtteilbezogenen Versorgung der Bevölkerung. In strukturschwachen Bereichen erfüllen sie als Ort der Begegnung sowie des Austausches auch eine soziale Funktion. Für die ambulanten Händlerinnen und Händler sowie Erzeugerinnen und Erzeuger aus Hamburg und dem Umland sind die Wochenmärkte zudem eine wichtige Möglichkeit, den Verbraucherinnen und Verbrauchern am Wohnort ihre Waren und Erzeugnisse anzubieten . Diese Direktvermarktung ist eine wichtige Lebensgrundlage für das vor allem durch Klein- und Familienbetriebe geprägte ambulante Gewerbe. Trotz des wachsenden Interesses der Bevölkerung an regional erzeugten, saisonalen und frischen Produkten konnten die Wochenmärkte bislang kaum profitieren, obwohl gerade sie ein entsprechendes Angebot vorweisen können. Als Veranstalter der bezirklichen Wochenmärkte sorgen die Bezirksämter für eine funktionierende Infrastruktur der Marktflächen und sorgen bei der Auswahl der zugelassenen Marktbeschicker für ein attraktives und abwechslungsreiches Angebot. Weitere Einflussfaktoren, wie das bei allen Veranstaltungen im Freien relevante Wetter und das Kauf- und Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden, besonders angesichts der Konkurrenz zu den Supermärkten und ihren sich ständig erweiternden Öffnungszeiten , sind kaum beeinflussbar. Drucksache 21/16927 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Anders als zu Zeiten, in denen Wochenmärkte eine wesentliche Rolle für die Grundversorgung der Bevölkerung gespielt haben, ist das Anbieten von Wochenmarktleistungen mittlerweile keine gesetzlich definierte Aufgabe der Verwaltung mehr. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Wochenmärkte gibt es aktuell in Eimsbüttel? Bitte nach Stadtteilen und zugewiesenen Plätzen sowie Öffnungszeiten (Wochentage und Uhrzeiten) aufschlüsseln. Stadtteil Straße Wochentag Uhrzeit Eimsbüttel Grundstraße Samstag 08.30-13.00 Eimsbüttel Gustav-Falke-Straße Montag und Donnertag 08.30-14.00 Rotherbaum Turmweg Donnerstag 08.30-14.00 Harvestehude Isestraße Dienstag und Freitag 08.30-14.00 Lokstedt Grelckstraße Mittwoch 08.30-13.00 Niendorf Tibarg Donnerstag und Samstag 08.30-13.30 Niendorf-Nord Ernst-Mittelbach-Ring Dienstag 14.30-19.00 Schnelsen Wählingsallee Dienstag und Freitag 08.30-13.00 Eidelstedt Alte Elbgaustraße Mittwoch und Samstag 08.30-13.00 Eidelstedt Alte Elbgaustraße Freitag 08.30-18.00 2. Wie viele Betriebe boten 2018 auf Eimsbüttels Wochenmärkten durchschnittlich ihre Produkte an? Bitte je Wochenmarkt angeben. Wochenmarkt durchschnittliche Anzahl der Betriebe pro Tag Alte Elbgaustraße 40 Grelckstraße 9 Grundstraße 40 Gustav-Falke-Straße 10 Isestraße 201 Niendorf Nord 10 Tibarg 42 Turmweg 48 Wählingsallee 13 3. Welche Überschüsse beziehungsweise Fehlbeträge erwirtschafteten die Wochenmärkte in Eimsbüttel in den Jahren 2016 – 2018 (absolut in Euro und prozentual als Kostendeckungsgrad)? Bitte, soweit möglich, nach Standorten aufschlüsseln. Siehe Anlage. 4. Liegen dem Bezirksamt Eimsbüttel über die Anzahl von verkaufenden Betrieben und Überschüssen/Fehlbeträge hinaus Erkenntnisse über die Besucherzahlen, Auslastung und Akzeptanz der einzelnen Eimsbütteler Wochenmarktstandorte vor? Wenn ja, bitte, soweit möglich, für die einzelnen Standorte aufschlüsseln . Nein. 5. Liegen dem Bezirksamt Eimsbüttel Hinweise vor, dass andere Eimsbütteler Standorte mit ähnlichem Interessenrückgang zu kämpfen haben wie der Standort an der Apostelkirche? Wenn ja, welche? Hierüber liegen dem zuständigen Bezirksamt keine Statistiken vor. 6. Sind weitere Schließungen von Wochenmarktstandorten in Eimsbüttel nach derzeitigem Kenntnisstand absehbar? 7. Prüft das Bezirksamt Eimsbüttel Alternativstandorte für den weggefallenen Wochenmarkt an der Apostelkirche? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16927 3 Wenn ja, wo? Wenn nein, warum nicht? Es wurde vor dem Wegfall des Marktes an der Apostelkirche geprüft, ob es eine alternative Wochenmarktfläche gibt. Dies verlief jedoch mit einem negativen Ergebnis, da keine Flächen vorhanden sind. Derzeit sind keine weiteren Schließungen von Wochenmärkten im Bezirk Eimsbüttel vorgesehen. 8. Welche Maßnahmen sind seit 2015 erfolgt, um die einzelnen Wochenmärkte in Eimsbüttel zu bewerben und welches Budget stand dafür zur Verfügung? Bitte, soweit möglich, für die einzelnen Standorte nach Jahren aufschlüsseln. In anlassbezogenen Einzelfällen, wie zum Beispiel bei Jubiläen oder Marktneueröffnungen , wird Werbung betrieben. Diese erfolgt immer in Kooperation mit den Markthändlern , welche sich auch an den Kosten beteiligen. 9. Welche konkreten Maßnahmen wurden im Fall des Standortes an der Apostelkirche ergriffen, um dem nachlassenden Interesse zu begegnen? Die Marktmeisterinnen und Marktmeister haben auf ihren Wochenmärkten alle Händlerinnen und Händler befragt und versucht, diese für den Standort an der Apostelkirche anzuwerben. Zudem gab es die Überlegung, den Wochenmarkt auf den Nachmittag zu verlegen, um mehr Publikum anzuziehen. Beide Vorschläge wurden von den Marktbeschickern abgelehnt. 10. Welche konkreten Maßnahmen sind für die Qualitätssteigerung der bestehenden Wochenmarktstandorte in Eimsbüttel geplant? Bitte, soweit möglich, nach Standorten aufschlüsseln. Zurzeit sind keine Maßnahmen geplant. 11. Befindet sich das Bezirksamt Eimsbüttel im Gespräch mit den Marktbeschickern , um die Öffnungszeiten der Wochenmärkte auszuweiten beziehungsweise gab es in jüngerer Vergangenheit solche Gespräche? Wenn ja, für welche Standorte mit welchen Ergebnissen? Die Marktbeschicker wurden hierzu befragt, allerdings sind diese nicht an einer Ausweitung der Öffnungszeiten interessiert. 12. Prüft der Senat oder das Bezirksamt Eimsbüttel die Privatisierung von Wochenmärkten in Eimsbüttel? Wenn ja, an welchen Standorten? Nein, es wird keine Privatisierung von Wochenmärkten in Eimsbüttel geprüft. W o c h e n m a rk t Ü b e rs c h u s s /F e h lb e tr a g K o s te n d e c k u n g s g ra d Ü b e rs c h u s s /F e h lb e tr a g K o s te n d e c k u n g s g ra d Ü b e rs c h u s s /F e h lb e tr a g K o s te n d e c k u n g s g ra d A lt e E lb g a u s tr a ß e 4 5 .7 7 5 ,8 1 € 1 3 4 ,2 6 % 3 1 .3 4 9 ,2 8 € 1 2 3 ,2 4 % 2 5 .6 8 0 ,8 3 € 1 1 9 ,3 9 % B e i d e r A p o s te lk ir c h e -3 3 .7 2 3 ,7 8 € 1 3 ,2 1 % -4 1 .5 2 3 ,6 1 € 1 0 ,7 8 % -2 8 .0 4 4 ,9 2 € 2 ,2 4 % G re lc k s tr a ß e -9 .3 5 6 ,1 5 € 6 2 ,6 9 % -1 4 .9 6 8 ,1 2 € 4 9 ,9 8 % -2 5 .2 2 5 ,6 1 € 3 5 ,3 9 % G ru n d s tr a ß e -6 .3 2 8 ,4 0 € 9 0 ,1 4 % -1 5 .0 6 1 ,6 9 € 7 8 ,3 6 % -1 8 .5 9 1 ,3 1 € 7 3 ,8 0 % G u s ta v -F a lk e -S tr a ß e -1 7 .9 8 1 ,2 8 € 5 7 ,0 4 % -2 4 .9 9 5 ,0 2 € 4 8 ,0 7 % -4 6 .0 2 4 ,1 3 € 3 4 ,4 7 % Is e s tr a ß e 2 1 2 .2 7 3 ,7 9 € 1 7 6 ,1 8 % 1 6 3 .4 6 5 ,9 9 € 1 5 2 ,9 1 % 1 6 7 .3 0 5 ,0 4 € 1 5 4 ,4 2 % N ie n d o rf N o rd -2 4 .9 9 0 ,9 2 € 3 0 ,1 7 % -2 1 .3 9 9 ,9 2 € 3 7 ,0 7 % -1 8 .1 3 4 ,6 8 € 3 9 ,7 6 % T ib a rg 3 4 .4 6 8 ,7 1 € 1 3 8 ,1 1 % 2 4 .5 9 1 ,7 0 € 1 2 5 ,5 6 % -2 .6 1 2 ,3 1 € 9 7 ,8 1 % T u rm w e g 1 .3 4 9 ,3 6 € 1 0 1 ,9 1 % -1 6 .6 6 4 ,8 9 € 8 0 ,4 9 % -4 .4 9 1 ,8 1 € 9 3 ,8 3 % W ä h lin g s a lle e -1 9 .9 7 1 ,4 2 € 6 5 ,9 8 % -1 9 .9 2 0 ,6 5 € 9 2 ,9 6 % -4 9 .6 3 2 ,0 3 € 3 8 ,9 8 % G e s a m t: 1 8 1 .5 1 5 ,7 2 € / 6 4 .8 7 3 ,0 7 € / 2 2 9 ,0 7 € / 2 0 1 6 2 0 1 7 2 0 1 8 Drucksache 21/16927 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 16927ska_Text 16927ska_Anlage