BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17034 21. Wahlperiode 07.05.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dirk Nockemann (AfD) vom 30.04.19 und Antwort des Senats Betr.: Sanierung des Philosophenturms – Wie ist der aktuelle Sachstand? Die Sanierung des 14-geschossigen Gebäudes auf dem Campus der Universität Hamburg geht in die entscheidende Phase. Laut der Sprinkenhof GmbH, der Eignerin des Gebäudes, soll die Sanierung des Philosophenturms voraussichtlich im Spätsommer 2021 abgeschlossen sein. Seit dem 1. Juli 2017 steht der Turm leer und mehrere Bereiche der Universität Hamburg sind im Ausweichquartier am Überseering 35 untergebracht. Unterdessen wird der 1962 fertiggestellte und mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Philosophenturm saniert: Bislang wurde die Fassade denkmalgerecht restauriert, während gegenwärtig daran gearbeitet wird, denkmalgeschützte Einbauten zu demontieren und zu sichern. In Zukunft soll es eine rund 6 000 qm große Bibliothek geben, auch die Aufteilung der Seminarräume wird neu organisiert. Auch soll der komplette Brand- und Schallschutz erneuert werden . Um das notwendige Raumklima in der neuen Bibliothek zu gewährleisten , wird zudem auch die Lüftungsanlage im Gebäude modernisiert. Die Mensa im Philosophenturm erhält hingegen einen neuen Anstrich, eine neue Lüftungsanlage und moderne Küchengeräte. Zwei Geschosse des 14-geschossigen Gebäudes werden denkmalgerecht wiederhergestellt und im Rahmen dessen modernisiert. Außerdem ist auf dem Dach die Installation einer Photovoltaik-Anlage geplant sowie die Errichtung eines Neubaus im Innenhof des Philosophenturms. Am 28. März 2019 hatte die für die Gebäudesanierung verantwortliche Sprinkenhof GmbH das Bauschild enthüllt und damit den offiziellen Startschuss für die Arbeiten gegeben. Die Sanierung kostet insgesamt rund 85 Millionen Euro. Diese Kosten übernimmt die Freie und Hansestadt Hamburg. Wie das Gebäude nach Fertigstellung aussehen soll, können Interessierte einer Bautafel an der Baustelle des Philosophenturms entnehmen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) und der Sprinkenhof GmbH wie folgt: 1. Wie steht es um die ursprünglich geplante Entkernung und Schadstoffsanierung in allen Etagen des Gebäudes? 2. Wie viel Geld haben diese Maßnahmen gekostet? 3. Wie weit sind die Arbeiten zum geplanten Einbau neuer Wände, Decken und Fußböden vorangeschritten? 4. Wie viel Geld haben diese Maßnahmen gekostet? Drucksache 21/17034 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die Entkernung und Schadstoffsanierung wird wie geplant beauftragt und durchgeführt . Die Maßnahmen befinden sich noch in der Durchführung. Eine Endabrechnung liegt noch nicht vor. 5. Welche technische Gebäudeausrüstung soll in den Philosophenturm eingebaut werden? 6. Welche Maßnahmen sind hierbei bereits realisiert worden, welche stehen noch aus? 7. Wie viel Geld steht hierfür insgesamt zur Verfügung? Die gesamte technische Gebäudeausrüstung wird erneuert. Es handelt sich dabei insbesondere um alle Abwasseranlagen, Wasseranlagen, Wärmeversorgungsanlagen , Lüftungsanlagen, Starkstromanlagen, Fernmeldeanlagen, Informationsanlagen, Förderanlagen, Nutzerspezifische Anlagen, Gebäudeautomation und sonstige Maßnahmen der technischen Anlagen. Mit dem Einbau wurde noch nicht begonnen. Für die technische Gebäudeausrüstung sind rd. 20,7 Millionen Euro vorgesehen. 8. Wie weit sind die Sanierungsarbeiten zu den sechs Hörsälen bereits vorangeschritten? 9. Welche Maßnahmen sind dabei im Einzelnen geplant, und wie teuer ist die Sanierung der Hörsäle? Folgende Maßnahmen sind unter anderem geplant: Sanierung der Lüftungsanlagen sowie die Anbindung der Hörsäle an die neu zu installierenden Lüftungsanlagen, die Ertüchtigung der Beleuchtung (LED) und Elektroabdeckungen, Maßnahmen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität (unter anderem Induktionsschleifen, Plätze und Außenrampen für Rollstuhlfahrer), Erneuerung der Rauchwarnmelder mit Anbindung an die Brandmeldeanlagen und zusätzliche Brandschutzanforderungen der Feuerwehr im Genehmigungsverfahren. Einzelkosten nur für diese Maßnahmen werden nicht separat ausgewiesen. Die Maßnahmen haben noch nicht begonnen. 10. Welche denkmalgeschützten Einbauten sind bislang demontiert worden, wie viele stehen noch aus? An denkmalgeschützten Einbauten sind bisher Türen, Einbauschränke, Uhren, Lesetische sowie sogenannte Seitz-Sitzbänke demontiert worden. Die Deckenkonstruktionen werden zurzeit demontiert. 11. Wo werden die diese Gegenstände aufbewahrt, und wie teuer ist diese Lagerung? Die denkmalgeschützten Teile werden zurzeit in den Hörsälen gelagert und später von den beauftragten Gewerken denkmalpflegerisch aufgearbeitet und dort gelagert. Einzelkosten nur für die Lagerung werden nicht ausgewiesen. 12. Welche Maßnahmen umfasst die Erneuerung der Lüftungsanlange des Gebäudes? Alle Maßnahmen, die zu einer Installation der Lüftungsanlage gehören, also Rohbau, Durchbrüche und Maurerarbeiten, Brandschutzmaßnahmen (unter anderem Brandschutzklappen ), Installation der Lüftungsmaschinen inklusive Verlegung von Lüftungskanälen , Lüftungsein- und -auslässe in den Räumen sowie Lüftungstürme im Außenbereich . Hinzu kommen die Installation der gesamten Stromversorgung inklusive der Steuerungen sowie alle Gewerke für die fertigen Oberflächen (unter anderem Trockenbau , Estrich- und Bodenbelagsarbeiten, Putz- und Malerarbeiten). 13. Stand die Erneuerung der Lüftungsanlage bereits von Anfang an fest? Falls nein, warum nicht? Ja. 14. Betrifft die Erneuerung der Lüftungsanlage auch die Räume, in denen die Seminarbibliotheken untergebracht sind und die in der Vergangenheit für ihre schlechte Belüftung bekannt waren? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17034 3 Ja. 15. Welche Geschosse werden denkmalgerecht restauriert? Siehe Drs. 21/14185. 16. Woraus leitet sich der Denkmalschutz genau ab? Der Philosophenturm, der zwischen 1957 und 1962 nach Plänen von Paul Seitz errichtet wurde, ist ein wichtiger Bestandteil des Universitätsgeländes und allein durch seine Größe ein Wahrzeichen. Seitz schuf ab 1955 ein offenes Universitätsviertel mit Grünanlagen, das der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Aufgelockertheit und Durchlässigkeit sind die Qualitäten, mit denen sich der Campus und die Gebäude auch heute noch zeigen, sie gehören zum ursprünglichen Konzept und sind zudem Ausdruck ihrer Zeit. Das Gelände spiegelt Normen und Werte eines demokratischen und pluralistischen Bildungswesens sowie einer unhierarchischen, offenen Gesellschaft wider, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit Hilfe der Universitäten entstehen sollte. Gerade der Erdgeschossbereich des Philosophenturms zeichnet sich durch Offenheit und Transparenz aus. Als Hochhaus der Philosophisch-Theologischen Fakultät kam ihm auch innerhalb der Universitätsfakultäten eine wichtige Rolle zu, da dort Fächer versammelt waren, die grundlegende ethische Fragen verhandeln und somit auf alle Wissenschaftsbereiche Auswirkungen haben sollten. Das Gebäude stellt mit seiner bauzeitlichen Innenausstattung, die auch bedeutende Kunstwerke wie ein Gemälde von Oskar Kokoschka aufweist, ein repräsentatives Beispiel für Universitätsgebäude der 1950er-Jahre und für Bauten Paul Seitz‘ dar, der prägend für den Bildungsbau der Hamburger Nachkriegszeit war. Der Erhalt des Philosophenturms liegt aus orts-, stadtbau- und baugeschichtlichen Gründen sowie aufgrund seines Beitrags zu den charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes im öffentlichen Interesse. 17. Wo wird sich die geplante Bibliothek mit einer Fläche von 6 000 qm in Zukunft befinden? Siehe Drs. 21/14185. 18. Handelt es sich dabei um eine seminarübergreifende Bibliothek? Falls ja, welche Bestände werden dort untergebracht sein? Bei den Bibliotheken handelt es sich um die Geisteswissenschaftlichen Bibliotheken mit den Instituten Sprache, Literatur und Medien sowie Philosophie, Geschichte und klassische Philologie. 19. Gegenwärtig gibt die Universität Hamburg die Gesamtkosten der Sanierung des Philosophenturms mit 85 Millionen Euro an. Entspricht diese Summe den ursprünglichen Kalkulationen? 20. Hat sich die Gesamtsumme im Gegensatz zu den ursprünglichen Kalkulationen verringert oder erhöht? Bitte auch erklären, wie etwaige Veränderungen des Budgets zustande gekommen sind. Siehe Drs. 21/14185.