BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17424 21. Wahlperiode 11.06.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 03.06.19 und Antwort des Senats Betr.: Fortbildungen für Sozialdienste Die Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“ hat im Rahmen ihres Abschlussberichts (Drs. 21/16000) eine Stärkung von multiprofessionellen Fortbildungen für Mitarbeiter des ASD empfohlen. Insoweit sollen Fortbildungen angeboten werden, die unter dem Aspekt Kinderschutz verschiedene Professionen zusammenbringen (Mitarbeiter des ASD, Ärzte, Richter et cetera). Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Bestehen professionsübergreifende Fortbildungsangebote für Angehörige des ASD in Hamburg, welche beispielweise auch von Richtern, Ärzten oder Staatsanwälten besucht werden können? a. Wenn ja, welche Themen decken die professionsübergreifenden Fortbildungsangebote ab? b. Wenn ja, wie wird der Kinderschutz in diesen Fortbildungsangeboten berücksichtigt? Professionsübergreifende Fortbildungsangebote werden insbesondere vom Sozialpädagogischen Fortbildungszentrum (SPFZ) der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) in Zusammenarbeit mit der Justizbehörde (JB) und beziehungsweise oder der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) im Rahmen des Aktionsprogramms Frühe Hilfen, der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG), dem Hamburger Bündnis gegen den plötzlichen Kindstod wie auch in den Ämtern für Jugend- und Familienhilfe der Bezirksämter durchgeführt . Das SPFZ der BASFI hat in seinem zentralen Programm der Jahre 2017 und 2018 je 19 multiprofessionelle Fortbildungsveranstaltungen angeboten und bietet im laufenden Jahr 21 Veranstaltungen funktions- und ressortübergreifend zu kinderschutzrelevanten Themen an. Diese Veranstaltungen sind überwiegend in der Rubrik „Kinderschutz“ des Programms verortet, die wesentliche Erscheinungsformen der Kindeswohlgefährdung (zum Beispiel Vernachlässigung, Gewalt, sexueller Missbrauch et cetera) und ihre sozialen Kontexte abdecken. Weitere Veranstaltungen sind in den Rubriken „Psychologisches Grundwissen“, „Suchtprävention, Drogen und Abhängigkeit“, „Migration und Integration“ sowie „Gewaltprävention und Konflikte“ aufzufinden, siehe auch: https://www.hamburg.de/contentblob/3685834/ 6e31332361ab3def94260a5505514787/data/programmheft-barrierefrei.pdf. In diesen Fortbildungsangeboten werden die im Kinderschutz erforderlichen Handlungsschritte – Erkennen, Einschätzen und Handeln – spezifisch aufbereitet und anhand der Anliegen der Teilnehmenden bearbeitet. Ferner gehen die fachlichen Per- Drucksache 21/17424 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 spektiven der teilnehmenden Professionen und ihre Kooperation in die Seminargestaltung ein. Daneben wird gezielt jährlich gemeinsam mit der JB ein Fachtag für Fachkräfte des ASD und für Richterinnen und Richter angeboten. Die letzten Themen waren: „Erziehungsfähigkeit psychisch kranker Eltern“, „Kinderschutz in gemeinsamer Verantwortung “ und „Suchtkranke Eltern“. Im Jahr 2017 befasste sich ein gemeinsam von der BGV, der BASFI und der HAG durchgeführter Fachtag „Frühe Hilfen“ neben dem Schwerpunktthema „Kinder von Eltern mit psychischen Erkrankungen“ unter anderem mit den Themen „Kooperation als Basis für Handlungsfähigkeit in Kinderschutzfällen“ und „Kultursensibilität im Umgang mit Familien mit Fluchterfahrungen“. Im Jahr 2019 widmete sich ein weiterer Fachtag dem Thema der kindlichen Regulationsstörungen und den damit verbundenen psychischen Belastungs- und Bewältigungsansätzen für die Eltern. Der Fachtag „Schlaf gut, Baby“ des Hamburger Bündnis gegen den plötzlichen Kindstod hat sich ebenfalls im Jahr 2017 mit der Prävention des Plötzlichen Säuglingstodes befasst; hier vor allem mit der Verteilung von Häufigkeit und Risikofaktoren (https://www.fruehehilfen.de/qualitaetsentwicklung-fruehe-hilfen/ systemuebergreifende-kooperationen/interprofessionelle-qualitaetszirkel/). c. Wenn ja, welchen Professionen stehen die Fortbildungsangebote offen? Die in der Antwort zu 1. bis 1. b. dargestellten Angebote richten sich je nach thematischer Ausrichtung sowohl an Fachkräfte des ASD sowie der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, an Richterinnen und Richter, Staatsanwälte und Staatsanwältinnen, an Fachleute aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerenberatung, Fachkräfte der Familien- und Frühförderung, Lehrerinnen und Lehrer sowie an Ärztinnen und Ärzte. Soweit sie sich primär an eine Zielgruppe wenden, sind sie für weitere Professionen geöffnet. d. Wenn ja, wie stark wurden diese Fortbildungsangebote von Angehörigen des ASD genutzt (2017 – 2019)? e. Wenn nein, warum bestehen solche Fortbildungsangebote nicht? f. Wenn nein, bestehen vergleichbare Fortbildungsangebote? In der für die Beantwortung dieser Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit ist nur eine stichprobenartige Auszählung der etwa 50 einschlägigen Veranstaltungen möglich (siehe Antwort zu 1. bis 1. b.). Demnach haben durchschnittlich etwa acht Fachkräfte des ASD je Seminarveranstaltung teilgenommen, an denen insgesamt durchschnittlich etwa 18 – 20 Fachkräfte teilnehmen. Ausschließlich für Fachkräfte des ASD bietet das SPFZ die Fortbildungsreihe „Neu im ASD“ an. Laut Auskunft der HAG haben an dem Fachtag „Frühe Hilfen 2017“ elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD, an dem Fachtag „Frühe Hilfen 2019“ fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD und an dem Fachtag „Schlaf gut, Baby 2017“ drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD teilgenommen. Es gibt in Hamburg zurzeit zwei Interdisziplinäre Qualitätszirkel (Bezirk Hamburg- Nord/Wandsbek, Bezirk Altona/Eimsbüttel), an denen jeweils sechs beziehungsweise acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASD beteiligt sind sowie Kinderärzte. Die Behörden führen darüber hinaus für unterschiedliche Zielgruppen fachlich interdisziplinäre Fortbildungs- und Supervisionsmaßnahmen durch, siehe auch Antwort zu 1. bis 1. b. Die Fortbildungsangebote der Justizbehörde für Richterinnen und Richter in den Jahren 2017 bis 2019 sind den Anlagen 1 bis 3 zu entnehmen. a.) Justizbehörde b.) Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration c.) Deutsche Richterakademie d.) Nordverbund 15.-21.01.2017 Praktische Fragen des Familienrechts 19.01.2017 Mit Kindern über schwierige Themen sprechen 23.-27.01.2017 Familienpsychologische Gutachten 05.02.-10.02.2017 Einführung in das Ehe- und Familienrecht 09.02.2017 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 14.02.2017 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 24.02.2017 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 27.02.-03.03.2017 Familienrecht für Dezernatswechsler 29.03.2017 Überblick über psychische Krankheitsbilder und Persönlichkeitsstörungen 27.04.2017 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 12.05.2017 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 07.06.2017 Überblick über psychische Krankheitsbilder und Persönlichkeitsstörungen 11.06.-16.06.2017 Familienrecht für Fortgeschrittene 12.06.-16.06.2017 Familienrecht für Dezernatswechsler 13.06.2017 Psychiatrische Test und Gutachtenerstellung für Familienrichter 26.-27.06.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 27./28.06.2017 Befragung von Aussagepersonen vor Gericht 20.08.-25.08.2017 Gewalt in der Familie - Familienund strafrechtliche Aspekte, Glaubhaftigkeitsbeurteilung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch 20.08.-25.08.2017 Konfliktlösung im Sorge- und Umgangsrechtsverfahren 03.09.-08.09.2017 Aktuelle Rechtsprechung im Familienrecht 11.09.2017 13.09.2017 21.09.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 05.-06.10.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 22.10.-27.10.2017 Was wirkt in einer Familie? Das systemische Modell - Theorie und Selbsterfahrung 23.10.-27.10.2017 Kindliche Beeinträchtigung durch elterliche Partnerschaftsgewalt und die Gestaltung kindschaftsrechtlicher Verfahren 13.-14.11.2017 Fortbildungstagung für Familienrichter 20.11.-24.11.2017 Kindschaftsrecht 23.-24.11.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 29.11.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 07.12.2017 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 10.12.-15.12.2017 Unterhalt - immer aktuell Datum Veranstaltungen 2017 Interdisziplinäre Veranstaltung der Hamburger Praxis: Kinderschutz – Gemeinsame Verantwortung Überblick über die Hilfen zur Erziehung (HzE) im SGB V Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17424 3 Anlage 1 a.) Justizbehörde b.) Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration c.) Deutsche Richterakademie d.) Nordverbund 14.01.- 20.01.2018 Einführung in das Ehe- und Familienrecht 27.02.2018 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 04.03.- 09.03.2018 Einführung in das Familienrecht 05.03.- 09.03.2018 Familienrecht für Dezernatswechsler 08.04.- 13.04.2018 Gewalt in der Familie - Familienund strafrechtliche Aspekte, Glaubhaftigkeitsbeurteilung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch 12.04.2018 Supervision für Familien- und Vormundschaftsrichter 14.05.- 18.05.2018 Familienpsychologische Gutachten 29.05.2018 24.06. - 29.06.18 Familienrecht für Fortgeschrittene 19.08. - 25.08.18 Praktische Fragen des Familienrechts 22.08.2018 Psychiatrische Test und Gutachtenerstellung für Familienrichter 07.09.2018 Fachtagung Kindegerechte Justiz (BMJV) 24.10.2018 Überblick über psychiatrische Krankheitsbilder 29.10. - 02.11.2018 Kindschaftsrecht in der familiengerichtlichen Praxis mit interdisziplinären Bezügen 5.-9.11.2018 Familienrecht für Dezernatswechsler 12./13.11.2018 Fortbildungstagung für Familienrichter 20.11.2018 Güter- und Vermögensrecht 29.11.2018 Supervisionsgruppe für Familienrichter/-innen 02.12. - 07.12.2018 Die Anhörung/Vernehmung von Kindern und Jugendlichen, auch unter Berücksichtigung der Videovernehmung 17.12.2018 Interdisziplinäre Veranstaltung der Hamburger Praxis: "Subjektives Erleben familiengerichtlicher Verfahren von Kindern psychisch erkrankter Eltern" unter Beteiligung des Bezirksamtes Bergedorf Datum Veranstaltungen 2018 Integrativer Fachtag "Wenn Eltern suchtkrank sind“ Drucksache 21/17424 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 2 a.) Justizbehörde c.) Deutsche Richterakademie d.) Nordverbund 13.01.- 18.01.2019 Unterhalt – immer aktuell 03.02.- 08.02.2019 Familienrecht für Fortgeschrittene 18./19.02.2019 Psychologie der Zeugenaussage 04.03.- 08.03.2019 Familienrecht für Dezernatswechsler 11.03.- 15.03.2019 Gewalt in der Familie – Familien- und strafrechtliche Aspekte, Glaubhaftigkeitsbeurteilungen bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch 28.03.2019 Neue Entwicklungen zum Unterhaltsrecht und aktuelle Rechtsprechung des BGH 01.04.- 05.04.2019 Kindliche Beeinträchtigung durch elterliche Partnerschaftsgewalt und die Gestaltung kindschaftsrechtlicher Verfahren 18.04.2019 Kindesanhörung in familiengerichtlichen Verfahren 12.05.- 17.05.2019 Grundlagen des Familienrechts 19.08.2019 Kindesanhörung in familiengerichtlichen Verfahren oder nach Bedarf Umgang mit hocheskalierten Familienkonflikten 03.09.2019 Überblick über psychiatrische Krankheitsbilder 08.09.-14.09. Praktische Fragen des Familienrechts 22./23.10.2019 Befragung von Aussagepersonen vor Gericht 28.10.- 01.11.2019 Familienleistungen 04.11.- 08.11.2019 Familienrecht für Dezernatswechsler 08.11.- 22.11.2019 Familienpsychologische Gutachten und einvernehmliche Konfliktlösungen 18.11.- 22.11.2019 Internationales Familienrecht 10.11.- 15.11.2019 Aktuelles Familienrecht Datum Veranstaltungen 2019 * Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17424 5 Anlage 3 Beteiligung an Supervisionsgruppen für Familienrichter/-innen Fortbildungstagung für Familienrichter Sachverständigengutachten im Familienrecht Bisher ohne Termin/ in Planung * Seitens der Behörde für Arbeit, Soziales , Familie und Integration bisher keine Veranstaltungen in 2019. Im Übrigen sind die Planungen noch nicht abgeschlossen. Drucksache 21/17424 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 17424ska_Text 17424ska_Anlagen 17424ska_Antwort_Anlage1 2017 17424ska_Antwort_Anlage2 2018 17424ska_Antwort_Anlage3 2019