BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17595 21. Wahlperiode 28.06.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Deniz Celik (DIE LINKE) vom 20.06.19 und Antwort des Senats Betr.: Umsetzungsstand des tariflichen Mindestlohnes In einem Interview mit der Zeitschrift „DER SPIEGEL“ stellte der frühere Erste Bürgermeister zutreffend fest, dass der derzeitige gesetzliche Mindestlohn nicht für ein würdevolles Leben ausreicht und forderte: „Wir sollten den Mindestlohn so anheben, dass ein fleißiger Mann und eine fleißige Frau, die Vollzeit arbeiten im Alter nicht auf öffentliche Hilfe angewiesen sind. Ich bin daher der Auffassung, dass wir den Mindestlohn (…) auf zwölf Euro pro Stunde anheben sollten.“ Die Fraktion DIE LINKE beantragte mit den Drs. 21/10914 und 21/13031, den Landesmindestlohn auch im Vergabegesetz für Auftragnehmer/-innen der Freien und Hansestadt Hamburg festzuschreiben. Diese Anträge wurden von sämtlichen anderen Fraktionen in der Bürgerschaft abgelehnt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Bürgerschaft hat den Senat im Mai 2018 ersucht, für alle Beschäftigten im Personalbestand der Freien und Hansestadt Hamburg sowie in den Betrieben und Unternehmen seines Einflussbereichs mit den zuständigen Gewerkschaften Tarifverträge über eine Mindestentgeltgrenze von 12 Euro, wenn erforderlich schrittweise, innerhalb dieser Legislaturperiode zu vereinbaren (Drs. 21/12916). Der Erste Bürgermeister hat in diesem Zusammenhang wiederholt erklärt, unter anderem bereits in seiner Regierungserklärung am 11. April 2018, dass Beschäftigte, die ihr Leben lang in Vollzeit arbeiten, einen Rentenanspruch erwerben sollen, der ein Leben unabhängig von Transferleistungen ermöglicht. Dieses Ziel kann durch einen Stundenlohn von etwa 12 Euro erreicht werden. Ein wesentliches Instrument, diese Anpassungen zu gestalten, sind Tarifverträge. Der Vorschlag des Ersten Bürgermeisters, einen Stundenlohn von 12 Euro auf dem Wege von Tarifverhandlungen zu erreichen, wird daher für die öffentlichen Unternehmen Hamburgs über den Einfluss des Senats auf deren Tarifverhandlungen durch die zuständigen Behörden unter Berücksichtigung der Laufzeiten bestehender Tarifverträge weiterhin konsequent mit Erfolg im Sinne der politischen Zielsetzung und des Bürgerschaftlichen Ersuchens umgesetzt. Der Senat wird im Rahmen des Personalberichts 2019 über den Stand der Umsetzung berichten. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Menschen in der hamburgischen Verwaltung, in den Hochschulen und in den Landesbetrieben erhalten ein Entgelt unterhalb von 12 Euro/brutto pro Arbeitsstunde? (Bitte aufschlüsseln nach den Verwaltungen, den Hochschulen und den Landesbetrieben, analog zum Personalbericht und im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten). Drucksache 21/17595 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Keine. Im Übrigen siehe zu den studentischen Hilfskräften Drs. 21/14592. 2. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 1. jeweils? Entfällt. 3. Wie viele Menschen in den Unternehmen, an denen die Freie und Hansestadt mittelbar oder unmittelbar die Mehrheit besitzt, erhalten ein Entgelt unterhalb von 12 Euro/brutto pro Arbeitsstunde? (Bitte nach Unternehmen aufschlüsseln und im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten.) 4. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 3. jeweils? Siehe Anlage. 5. Wie viele Menschen Unternehmen und Einrichtungen, die von der Freien und Hansestadt Zuwendungen erhalten, erhalten ein Entgelt unterhalb von 12 Euro/brutto pro Arbeitsstunde? (Bitte aufschlüsseln nach Zuwendungsempfängern und im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten.) 6. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 5. jeweils? Siehe Drs. 21/12930 und 21/14647. 7. Nach welchen Tarifverträgen (TV-L, TVöD, Branchen- oder Haustarife) ist die Bezahlung der Mitarbeiter/-innen in den in Fragen 1., 3. und 5. genannten Behörden, Betrieben, Unternehmen, et cetera jeweils geregelt ? 8. Zu welchem Zeitpunkt können die Entgelttarifverträge gemäß Frage 7. gekündigt werden? Siehe Drs. 21/12930 und 21/14647 sowie Anlage. Im Übrigen: entfällt. 9. Wie viele öffentliche Aufträge wurden in den vergangenen fünf Jahren durch die Freie und Hansestadt Hamburg sowie durch sonstige Körperschaften , Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts ausgeschrieben und welches jährliche Volumen hatten die in den vergangenen fünf Jahren an externe Unternehmen vergebenen Aufträge? Siehe Drs. 21/1601 und 21/12930. 10. Wie viele Mitarbeiter/-innen haben die Auftragnehmer/-innen nach Frage 8. jeweils? (Bitte in Größenklassen einteilen.) 11. Plant der Senat, einen vergabespezifischen Mindestlohn von 12 Euro einzuführen? Wenn nein, warum nicht? Siehe Drs. 21/12930. 12. In seiner Antwort auf die Große Anfrage Drs. 21/14647 erklärte der Senat: „Die zuständige Behörde prüft, wie auch für die Beschäftigten bei Zuwendungsempfangenden ein Mindestlohn herbeigeführt werden kann. Die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen“ a) Wie weit sind die Prüfungen inzwischen fortgeschritten? b) Wann ist mit einer Vorlage der Ergebnisse zu rechnen? Die in der Drs. 21/14647 genannten Prüfungen durch die zuständige Behörde sind noch nicht abgeschlossen. Im Übrigen hat sich der Senat damit noch nicht befasst. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17595 3 13. Wie viele Beschäftigte haben von dem bis 1.1.2017 geltenden Landesmindestlohn bei öffentlichen Aufträgen profitiert und wie viele Beschäftigte könnten nach Einschätzung des Senats von einem vergabespezifischen Mindestlohn von 12 Euro profitieren? 14. Wie wird die Einhaltung der Bestimmungen des Landesvergabegesetzes , unter anderem die Tariftreue, gewährleistet beziehungsweise kontrolliert ? Siehe Drs. 21/12930. 15. Wie viele konkrete Anhaltspunkte und Hinweise auf Verstöße gegen das Landesvergabegesetz und dessen Umsetzung gab es in den letzten fünf Jahren? 16. Wie viele Kontrollen auf Einhaltung des Gesetzes wurden bisher nach Auftragsverteilung durchgeführt? Wie viele davon erfolgten anlassbezogen , also nach Eingang von Hinweisen? Im Baubereich wurden in den Jahren 2018 und 2019 von der Soko-Bau bisher 215 Kontrollen durchgeführt. Keine dieser Kontrollen war durch den vorherigen Eingang von Hinweisen veranlasst. In 63 Fällen ergaben sich bei der Kontrolle Anhaltspunkte für Verstöße gegen die auf dem Hamburgischen Vergabegesetz beruhenden vertraglichen Verpflichtungen. Im Übrigen siehe Drs. 21/12930. 17. Wie viele Verstöße wurden durch die durchgeführten Kontrollen gegen die im Vergabegesetz festgelegten Anforderungen festgestellt und welche Folgen trug dies für den Auftragnehmer mit sich? (Bitte aufschlüsseln, gegen welche Vorgaben ein Verstoß festgestellt wurde.) Für den Zeitraum 2018 und 2019 wurde bisher in 47 der 63 Verdachtsfälle mindestens ein Verstoß festgestellt. Bei den Fällen mit mindestens einem Verstoß gab es 57 Verstöße gegen die Pflichten in Bezug auf den Einsatz von Nachunternehmern (pro Fall kann es mehrere Verstöße geben), 14 Verstöße gegen die Mindestlohnverpflichtungen und zwölf Verstöße gegen die Pflicht, prüffähige Unterlagen in Bezug auf die eingesetzten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und deren Entlohnung bereitzuhalten. In der Regel werden aufgrund dieser Verstöße Vertragsstrafen geltend gemacht, die sich auf maximal 1 Prozent pro Verstoß sowie insgesamt bis zu 5 Prozent der Abrechnungssumme belaufen können. Im Übrigen siehe Drs. 21/12930. U n te rn e h m e n B e h ö rd e S ta n d b e tr o ff e n e B e s c h ä ft ig te G e s a m tz a h l d e r B e s c h ä ft ig te n V e rh ä lt n is B e tr o ff e n e z u G e s a m tz a h l B e tr o ff e n e P e rs o n e n i n V Z Ä T a ri fv e rt ra g T a ri fl a u fz e it b is E lb k in d e r K it a S e rv ic e G m b H B A S F I 3 1 .1 2 .2 0 1 8 6 6 9 8 7 5 7 6 % 5 8 1 T a ri fv e rt ra g ( T V ) E K S G T a ri fv e rt rä g e d e r A rb e it s re c h tl ic h e n V e re in ig u n g H a m b u rg e .V . 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Wahlperiode 4 Anlage U n te rn e h m e n B e h ö rd e S ta n d b e tr o ff e n e B e s c h ä ft ig te G e s a m tz a h l d e r B e s c h ä ft ig te n V e rh ä lt n is B e tr o ff e n e z u G e s a m tz a h l B e tr o ff e n e P e rs o n e n i n V Z Ä T a ri fv e rt ra g T a ri fl a u fz e it b is K S E K lin ik S e rv ic e E p p e n d o rf G m b H B W F G 3 1 .1 2 .2 0 1 8 3 1 7 3 7 4 8 5 % 2 2 0 B ra n c h e n ta ri fv e rt ra g im B u n d e s in n u n g s v e rb a n d d e s G e b ä u d e re in ig e r- H a n d w e rk s M in d e s tl o h n - u n d L o h n ta ri fv e rt ra g : b is z u m 3 1 .1 2 .2 0 2 0 R a h m e n ta ri fv e rt ra g : g e k ü n d ig t z u E n d e J u li 2 0 1 9 K T E K lin ik T e x ti lie n E p p e n d o rf G m b H B W F G 3 1 .1 2 .2 0 1 8 6 9 S ta n d o rt H a m b u rg : 2 0 7 6 9 1 % 5 8 ,2 H a u s ta ri fv e rt ra g z w is c h e n S IT E X T e x ti le D ie n s tl e is tu n g e n S im e o n s b e tr ie b e N o rd G m b H u n d d e r D H V , z u m 0 1 .0 1 .2 0 2 0 E n tg e lt ta ri fv e rt ra g : lä u ft b is z u m 3 1 .1 2 .2 0 1 9 S e c u S e rv e G m b H H a m b u rg B W V I 3 1 .1 2 .2 0 1 8 8 2 9 0 9 1 % 7 1 ,2 A n e rk e n n u n g s ta ri fv e rt ra g - M a n te lr a h m e n ta ri fv e rt ra g f ü r d a s W a c h - u n d S ic h e rh e it s g e w e rb e f ü r d ie B u n d e s re p u b lik D e u ts c h la n d - M a n te lt a ri fv e rt ra g f ü r d a s W a c h - u n d S ic h e rh e it s g e w e rb e i n H a m b u rg - L o h n ta ri fv e rt ra g f ü r S ic h e rh e it s d ie n s tl e is tu n g e n i n H a m b u rg u n b e fr is te t 3 B o d e n v e rk e h rs d ie n s t- G e s e lls c h a ft e n d e r H A M G ro u n d H a n d lin g G m b H B W V I 3 1 .1 2 .2 0 1 8 2 8 0 9 3 3 3 0 % 2 4 9 ,1 T V B V D ( A V H ) 1 2 € a b 1 .7 .2 0 2 0 i m T V B V D v e re in b a rt T E R E G G e b ä u d e d ie n s te G m b H B W V I 3 1 .1 2 .2 0 1 8 1 .0 6 8 1 .5 7 8 6 8 % 5 7 4 H a u s ta ri fv e rt ra g 3 1 .1 2 .2 0 2 0 S G G S tä d ti s c h e G e b ä u d e e ig e n re in ig u n g G m b H F B 3 1 .0 5 .2 0 1 9 8 6 6 9 2 4 9 4 % 4 3 3 T V S G G ( A V H ) 3 1 .1 2 .2 0 2 0 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17595 5 17595ska_Text 17595ska_Anlage