BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17720 21. Wahlperiode 09.07.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dennis Thering und Stephan Gamm (CDU) vom 03.07.19 und Antwort des Senats Betr.: Wie steht es aktuell um Hamburgs Bienen? Bienen sind für Mensch und Natur von entscheidender Bedeutung. 2015 wurde ihr volkswirtschaftlicher Nutzen in Deutschland auf 2,7 Milliarden Euro beziffert. Die Bienen sind gleichzeitig für eine funktioniere Bestäubung und dadurch auch für die Vielfalt an Nutzpflanzen verantwortlich. Honig- und Wildbienen gilt es gleichermaßen zu schützen, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. Hamburg verfügt seit 2017 über eine eigene Bienenstrategie , die ein Konzept zur Förderung des Imkereiwesens beinhaltet. Auch die Erhöhung der Fördermittel für das Imkereiwesen wurde für den Haushaltsplan 2017/2018 beschlossen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie viele Bienenvölker gibt es aktuell in Hamburg? Bitte die Entwicklung seit 2011 angeben. Aktuell (Stand 04. Juli 2019) sind 6 206 Bienenvölker in Hamburg registriert. Im Übrigen siehe Drs. 21/13707. 2. Wie viele Imker beziehungsweise Imkereien gibt es aktuell in Hamburg? Bitte die Entwicklung seit 2011 angeben. Aktuell (Stand 04. Juli 2019) sind 1 396 Bienenhalter in Hamburg registriert. Gemäß § 1 a Bienenseuchen-Verordnung hat eine Bienenhalterin beziehungsweise ein Bienenhalter seine Bienenhaltung unter Angabe der Anzahl der Bienenvölker bei der zuständigen Behörde anzuzeigen. Diese erfasst die angezeigten Bienenhaltungen in einem fortlaufenden Register. Eine jährliche Auswertung erfolgt grundsätzlich nicht. Nachstehende Daten wurden gesondert erhoben. Demnach hat sich die Anzahl der Bienenhalterinnen und -halter wie folgt entwickelt: Stand Bienenhalter 1/2011 410 4/2012 473 4/2013 541 2/2015 824 3/2017 1 063 4/2018 1 180 3. In welcher Höhe wurden seit Einführung der Bienenstrategie für Hamburg Fördermittel für das Imkereiwesen aus dem Einzelplan 7, Produktionsgruppe 271.03 „Agrarwirtschaft“ abgerufen? Drucksache 21/17720 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Seit Inkrafttreten der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Verbesserung der Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsbedingungen im Hamburger Imkereiwesen am 30. Januar 2017 wurden Mittel in Höhe von 27 777,07 Euro abgerufen. 4. Wie hoch ist die Gesamtsumme der bereitgestellten Fördermittel und wurde diese erhöht? Wenn ja, um wie viel? Insgesamt stehen für Fördermaßnahmen im Rahmen der oben genannten Richtlinie gleichbleibend jährlich 20 000 Euro zur Verfügung. 5. Die Strategie konzentriert sich auf die Unterstützung der Honigbiene als Nutztier. Gibt es seitens des Senats beziehungsweise der zuständigen Fachbehörde Überlegungen oder Planungen, das Konzept auch auf die Wildbienen zu erweitern? Wenn ja, wie soll das genau aussehen? Wenn nein, warum nicht? Die Hamburger Bienenstrategie wurde explizit auf die Honigbiene als Nutztier fokussiert , um das Imkereiwesen in der Stadt zu stärken und die Bedeutung des Imkereiwesens im Kontext der Agrarwirtschaft zu betonen. Ein entsprechendes Konzept für Wildbienen ist derzeit nicht vorgesehen. 6. Die Imkerverbände verzeichnen aktuell viele Mitglieder, diese haben allerdings häufig ein hohes Durchschnittsalter. Was tut der Senat beziehungsweise die zuständige Fachbehörde, um das Imkereiwesen auch für jüngere Generationen interessant zu machen? Die zuständige Behörde unterstützt vorrangig die Qualifikation von Imkerinnen und Imkern. Insbesondere werden Schulungen und die Verbesserung des Qualifikationsniveaus der Imkerinnen und Imker mit finanziellen Mitteln unterstützt. Von dem Kursangebot profitieren insbesondere Neuimkerinnen und -imker. 7. Plant der Senat beziehungsweise die zuständige Fachbehörde, das Imkereiwesen und die generelle Bedeutung von Bienen an den Hamburger Schulen, zum Beispiel durch AGs oder Kurse, mehr in den Fokus zu rücken? Das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) verfügt im Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung (ZSU) über eine Imkerei, die in Kooperation mit einer Imkerin geführt wird. Im ersten Halbjahr 2019 wurden 18 Schülerkurse zum Leben der Bienen und der Methodik der Imkerei angeboten. Die Imkerin berät auf Anfrage Schulen bei der Anlage einer Imkerei. Die Angebote des ZSU zum Thema Bienen werden jährlich auf der Schulanfangstagung des LI den Lehrkräften vorgestellt . Mindestens einmal pro Jahr findet eine LI-Lehrerfortbildung zur Haltung von Bienen und deren Integration in Unterricht und Schulalltag statt. Im Jahr 2019 fand dazu eine Fortbildung am Lehrimkerstand am Gut Karlshöhe statt. Außerdem besteht am Standort ZSU eine langjährige Kooperation mit dem Imkerverein Altona, der jährlich für Interessierte und auch für Lehrkräfte Imkerausbildungslehrgänge mit eigenen Bienen auf dem ZSU-Gelände anbietet. Im Zuge des Insektensterbens sind Wildbienen im Bereich Fortbildung und Beratung im besonderen Fokus des LI, um die Gestaltung naturnaher Lebensräume auch auf dem Schulgelände zu fördern. Hierfür wurden im ZSU Wildblumenwiesen angelegt. Neben Habitaten für Honigbienen wird aktuell auch ein Projekt für das Anlegen von Habitaten für Wildbienen entwickelt. Im Jahr 2015 wurde ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) Projekt am ZSU zu Bau und Beratung von Insektenhotels auf dem Schulgelände durchgeführt. Derzeit läuft ein FÖJ-Projekt am ZSU zum Thema Insektensterben . Ziel ist es, Schulen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Weiterhin ist im LI ein Konzept zur Gestaltung von Natur-Erlebnis-Schulhöfen in Planung. Die LI-Zooschule bei Hagenbeck hat einen Insektenlehrpfad auf dem Gelände des Tierparks Hagenbeck entwickelt. Die Grüne Schule im Loki-Schmidt-Garten bietet Erkun- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17720 3 dungsgänge zu Frühblühern sowie via Pflanzenabholprogramm Frühblüher und Ackerwildkräuter für Schulen an. Das ZSU bietet Schülerkurse zu Experimenten mit Frühblühern an, wobei auch hier die Themen Insektensterben und Bestäubung durch Insekten wichtige fachliche Inhalte darstellen. 8. Wie viele Bienenweiden/Bienenwiesen gibt es aktuell in Hamburg und wo liegen diese? Bitte nach Größe in den Bezirken auflisten. Die Fläche der Bienenweiden/Bienenwiesen wird nicht gesondert ausgewiesen. 9. Welche Anstrengungen und Maßnahmen unternimmt der Senat beziehungsweise die zuständige Fachbehörde außerdem, um Lebens- und Nahrungsräume für Bienen zu schaffen und zu stärken? Mit der Förderung von Agrarumweltmaßnahmen sollen entsprechend dem Hamburger Agrarförderprogramm 2015 bis 2020 unter anderem der Erhalt und Ausbau nachhaltiger Produktionssysteme und intakter Lebensräume mit einer hohen Tier- und Pflanzenvielfalt erreicht werden. Durch die besonders schonende Wirtschaftsweise der landwirtschaftlichen Betriebe wird ein Beitrag zur Verbesserung der Haltungsbedingungen für Bienen erreicht. Im Übrigen siehe Drs. 21/9256. Insbesondere folgende Agrarumweltmaßnahmen haben eine positive Wirkung für die Lebens- und Nahrungsräume der Bienen: - Extensive Bewirtschaftung des Dauergrünlandes auf 1 081 ha, - Blühstreifen und Blühflächen auf 57 ha, - fünfgliedrige Fruchtfolge auf 666 ha. Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2017. Derzeit wird im Zusammenhang mit dem Hamburger Naturschutzgroßprojekt eine Steigerung des Blütenreichtums in den Grünanlagen, Parks und entlang der Magistralen angestrebt. Wo möglich sollen offene Bodenflächen geschaffen werden. Außerdem ist eine Förderung von Totholz zur Erhöhung von Nistmöglichkeiten von Wildbienen beabsichtigt. Darüber hinaus sollen im Zuge der Hamburger Gründachstrategie Möglichkeiten zur Förderung von Wildbienen aufgezeigt werden. 10. Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Fachbehörde die generellen Lebensumstände für Bienen innerhalb Hamburgs? Die Lebensbedingungen für Honigbienen sind auf dem Stadtgebiet gut. Die Bienenvölker finden durch das durchgehend gute Trachtenangebot im städtischen Grün, in privaten Gärten und in Kleingartenanlagen bis in den Herbst ausreichend Nahrung. Dies belegen auch die hohen Erträge der Hamburger Imker bei der Sommer- und Spättracht. Die Agrarwirtschaft leistet hierbei ebenfalls einen großen Beitrag (siehe Antwort zu 9.). Durch die für Naturschutz zuständige Behörde ist, in Kooperation mit der Deutschen Wildtierstiftung und der Universität Hamburg, die Erarbeitung einer ersten Roten Liste der Wildbienen Hamburgs geplant. Derzeit liegen noch wenige Erkenntnisse über die Wildbienen Hamburgs vor. Von der für Ende des Jahres 2020 geplanten Roten Liste erwartet die für Naturschutz zuständige Behörde einen besseren Überblick über den Zustand der Wildbienen in Hamburg zu bekommen. 11. Gibt es Kooperationen mit benachbarten Bundesländern zum Schutz der Bienen? Wenn ja, welche und welche Rolle spielt darin Hamburg? Nein.