BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17741 21. Wahlperiode 12.07.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 04.07.19 und Antwort des Senats Betr.: Abschiebehaft in Hamburg im 2. Quartal 2019 Die Zahl der Personen, die durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Abschiebhaft genommen werden, nimmt seit Monaten dramatisch zu. Während 2016 32 Menschen in Abschiebehaft genommen wurden waren es 2018 bereits 218 Personen. Festzuhalten ist, dass in Abschiebehaft keine Straftäter/-innen genommen werden, sondern die Freiheitsentziehung lediglich der Sicherung der Abschiebung dient. Sie ist nur dann zulässig, wenn mildere Mittel nicht möglich oder zielführend sind. Laut EU-Rückführungsrichtlinie ist „eine Inhaftnahme nur gerechtfertigt, um die Rückkehr vorzubereiten oder die Abschiebung durchzuführen und wenn weniger intensive Zwangsmaßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen“. Demgemäß wird die Abschiebehaft im Koalitionsvertrag von rot-grün auch als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Mit dem „Ziel einer einheitlichen Anwendungspraxis“ sollten „Fortbildungen beziehungsweise Schulungen“ für Richter/-innen und Behördenpersonal angeboten werden, so die Vereinbarung. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass die Zahl derjenigen, die aus der Abschiebhaft nicht abgeschoben, sondern wieder freigelassen werden, ebenfalls signifikant steigt. Im April 2018 trat das Vollzugsgesetz zur Abschiebehaft in Kraft, sodass seitdem auch im sogenannten Ausreisegewahrsam am Flughaften Hamburg die Abschiebehaft für bis zu sechs Wochen vollzogen wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Abschiebehaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 2. Quartal 2019 befanden sich 54 Personen in Abschiebungshaft gemäß § 62 Absatz 3 Aufenthaltsgesetz (AufenthG). a. Alter der Person, Die Personen waren 19 Jahre (eine Person), 21 Jahre (vier Personen), 23 Jahre (drei Personen), 24 Jahre (vier Personen), 25 Jahre (zwei Personen), 26 Jahre (fünf Personen ), 27 Jahre (zwei Personen), 28 Jahre (eine Person), 29 Jahre (zwei Personen), 30 Jahre (zwei Personen), 31 Jahre ( vier Personen), 32 Jahre (eine Person), 33 Jahre (drei Personen), 34 Jahre (drei Personen), 35 Jahre (zwei Personen), 37 Jahre (eine Person), 39 Jahre (zwei Personen), 40 Jahre (drei Personen), 42 Jahre (eine Drucksache 21/17741 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Person), 43 Jahre (eine Person), 44 Jahre (zwei Personen), 49 Jahre (zwei Personen ), 55 Jahre (eine Person), 56 Jahre (eine Person) und 58 Jahre (eine Person) alt. b. Geschlecht, 53 Personen waren männlich, eine Person war weiblich. c. Staatsangehörigkeit, Die Personen hatten folgende Staatsangehörigkeiten: marokkanisch (fünf Personen), irakisch, afghanisch, serbisch (jeweils vier Personen), albanisch, algerisch, tunesisch (jeweils drei Personen), iranisch, libysch, somalisch, kosovarisch, georgisch, guineisch , syrisch, polnisch, ivorisch (jeweils zwei Personen), russisch, gambisch, pakistanisch , eritreisch, portugiesisch, ukrainisch, moldauisch, türkisch, lettisch, nigerianisch (jeweils eine Person). d. Anfangs- und Enddatum der Abschiebehaft (bitte jeweils die Haftanstalt angeben), 53 Personen waren in der Rückführungseinrichtung Hamburg untergebracht, eine Person in Bremen und anschließend in der JVA Hannover-Langenhagen. Haftbeginn Haftende 04.02.2019 07.05.2019 12.02.2019 11.04.2019 22.02.2019 18.04.2019 14.03.2019 04.04.2019 15.03.2019 29.04.2019 19.03.2019 29.04.2019 19.03.2019 10.04.2019 20.03.2019 08.04.2019 21.03.2019 01.04.2019 29.03.2019 05.04.2019 01.04.2019 02.05.2019 09.04.2019 29.04.2019 09.04.2019 10.04.2019 09.04.2019 11.04.2019 10.04.2019 03.06.2019 11.04.2019 23.04.2019 11.04.2019 16.04.2019 12.04.2019 23.04.2019 18.04.2019 25.04.2019 26.04.2019 05.06.2019 28.04.2019 15.05.2019 30.04.2019 24.05.2019 03.05.2019 25.06.2019 07.05.2019 18.06.2019 09.05.2019 23.05.2019 09.05.2019 27.05.2019 09.05.2019 15.05.2019 14.05.2019 06.06.2019 14.05.2019 21.05.2019 14.05.2019 27.05.2019 16.05.2019 Haft dauert an 21.05.2019 27.05.2019 22.05.2019 05.06.2019 24.05.2019 03.06.2019 24.05.2019 27.05.2019 28.05.2019 Haft dauert an 29.05.2019 21.06.2019 03.06.2019 03.07.2019 06.06.2019 12.06.2019 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17741 3 Haftbeginn Haftende 07.06.2019 12.06.2019 07.06.2019 24.06.2019 08.06.2019 18.06.2019 11.06.2019 Haft dauert an 13.06.2019 13.06.2019 14.06.2019 04.07.2019 17.06.2019 18.06.2019 18.06.2019 25.06.2019 18.06.2019 03.07.2019 20.06.2019 27.06.2019 21.06.2019 Haft dauert an 23.06.2019 Haft dauert an 25.06.2019 04.07.2019 26.06.2019 27.06.2019 29.06.2019 Haft dauert an e. Grund für die Freiheitsentziehung, Der Grund war in allen Fällen die Sicherung der Abschiebung. f. Zielland der Abschiebung, Die vorgesehenen Zielstaaten waren Italien (sieben Personen), Marokko (fünf Personen ), Serbien (vier Personen), Tunesien, Algerien, Frankreich (jeweils drei Personen), Côte d’Ivoire, Georgien, Albanien, Polen, Bulgarien, Belgien, Schweden (jeweils zwei Personen), Russische Föderation, Gambia, Pakistan, Portugal, Kosovo, Ukraine, Guinea , Moldau, Türkei, Lettland, Schweiz, Österreich, Norwegen, Niederlande, Finnland (jeweils eine Person). g. Haftanstalt, Siehe Antwort zu 1. d. h. Ort und Art der Abschiebung (zum Beispiel per Flugzeug vom Flughafen Hamburg). Von den 34 rückgeführten Personen haben 31 Personen das Bundesgebiet auf dem Luftweg verlassen: zwölf Personen ab Flughafen Hamburg, sechs Personen ab Flughafen Frankfurt/Main, jeweils drei Personen ab Flughafen Köln und Berlin, jeweils zwei Personen ab Flughafen Karlsruhe, Düsseldorf und Leipzig sowie eine Person ab Flughafen Hannover. Von den übrigen drei Personen haben zwei Personen das Bundesgebiet auf dem Landweg und eine Person auf dem Seeweg (ab Rostock) verlassen. 2. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Vorführhaft? Bitte aufschlüsseln nach a. Geschlecht, b. Alter, c. Staatsangehörigkeit, d. Anfangs- und Enddatum der Vorführhaft, e. Ort der Vorführung, f. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Im 2. Quartal 2019 befand sich keine Person in Vorführhaft. 3. Wie viele Menschen wurden durch die Freie und Hansestadt Hamburg im vergangenen Quartal aus der Abschiebehaft abgeschoben beziehungsweise entlassen? Bitte angeben, wie viel Prozent der Inhaftierten jeweils Drucksache 21/17741 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Im 2. Quartal 2019 wurden 34 Personen aus Abschiebungshaft abgeschoben. a. in Dublin-Länder abgeschoben wurden, Zwölf Personen wurden in Dublin-Länder überstellt. Das entspricht 22,22 Prozent der inhaftierten Personen. b. in Drittländer abgeschoben wurden, 22 Personen wurden in Drittländer abgeschoben. Das entspricht 40,74 Prozent der inhaftierten Personen. c. entlassen wurden. Sechs Personen wurden aus der Abschiebungshaft vor Vollzug der Maßnahme entlassen . Das entspricht 11,11 Prozent der inhaftierten Personen. 4. Bitte die Entlassungen aus 3. c. nach Gründen aufschlüsseln: a. Abschiebung nicht möglich, b. Haftanordnung nicht rechtmäßig, c. medizinische Gründe, Eine Person wurde aus medizinischen Gründen entlassen. d. mögliche Haftdauer überschritten, e. sonstige Gründe. Fünf Personen wurden aus sonstigen Gründen entlassen. 5. Wie viele Fälle von Suiziden, Suizidversuchen und/oder Suizidandrohungen gab es im vergangenen Quartal durch Abschiebehäftlinge der Freien und Hansestadt Hamburg? Bitte aufschlüsseln nach Im 2. Quartal 2019 gab es einen Suizidversuch und eine Suizidandrohung in der Rückführungseinrichtung Hamburg. a. Alter der Person, Die Personen waren 18 und 30 Jahre alt. b. Geschlecht, Männlich. c. Staatsangehörigkeit, Afghanisch und marokkanisch. d. Zielland der Abschiebung, Belgien und Schweden. g. Haftanstalt. Siehe Antwort zu 5.