BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17793 21. Wahlperiode 19.07.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 11.07.19 und Antwort des Senats Betr.: Einsprüche gegen Einkommensteuerbescheide Steuern werden grundsätzlich durch einen Steuerbescheid festgesetzt. Die Bürger können gegen diesen Steuerbescheid Einspruch erheben. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Es können nur Angaben über die Anzahl der Einsprüche ohne Rücksicht auf einzelne Steuerarten gemacht werden. Eine Differenzierung nach Steuerarten erfolgt statistisch nicht. Infolgedessen können auch keine Einspruchsquoten bezogen auf die in den angefragten Zeiträumen insgesamt erlassenen Bescheide über Einkommensteuer, Kirchensteuer und den Solidaritätszuschlag ermittelt werden. Zur Ermittlung dieser Angaben wäre eine händische Auswertung der Steuerakten von circa 710 000 Steuerpflichtigen erforderlich. Dies ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Aufgrund einer technischen Umstellung der statistischen Aufzeichnungen im Bereich der Rechtsbehelfsbearbeitung Anfang des Jahres 2012 liegen für die Berichtsjahre 2009 – 2012 die erbetenen Angaben nicht vollständig vor. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie hat sich die Gesamtanzahl der Einsprüche gegen die Bescheide über die Festsetzung der Einkommensteuer, der Kirchensteuer und des Solidaritätszuschlages (Einkommensteuerbescheide) an den Hamburger Regionalfinanzämtern für die Veranlagungszeiträume 2009 bis 2018 entwickelt ? (Bitte je Finanzamt jährlich absolute Fallzahlen und Einspruchsquoten in Prozent darstellen.) Siehe Vorbemerkung und Anlage 1. 2. In wie vielen Fällen wurde den oben genannten Einsprüchen prozentual und absolut abgeholfen? (Bitte je Finanzamt jährliche Werte differenziert danach angeben, ob durch die originäre Dienststelle oder erst durch die Rechtsbehelfsstelle abgeholfen wurde.) Siehe Vorbemerkung und Anlage 2. 3. Liegen dem Senat Erkenntnisse vor, wie sich die Einspruchsquoten und Einspruchsabhelfquoten in den betreffenden Jahren im Vergleich zu den Durchschnittswerten anderer Bundesländer beziehungsweise im Bundesdurchschnitt entwickelt haben? Siehe Vorbemerkung und Anlage 3. 4. Sofern sich bei den Fragen 1. bis 3. Abweichungen zu Vorjahreswerten oder zu den Werten anderer Länder beziehungsweise dem Bundes- Drucksache 21/17793 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 durchschnitt ergeben: Untersucht der Senat, worin diese Abweichungen begründet sind? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was ist das Ergebnis dieser Untersuchungen? Die Zahl der Einsprüche und die Hamburger Einspruchsabhilfequote verringern sich über den betrachteten Zeitraum. Untersuchungen sind daher aus Sicht der zuständigen Behörde derzeit nicht notwendig. 5. Wie hat sich die absolute Anzahl der insgesamt am Ende eines Kalenderjahres offenen Einsprüche gegen Einkommensteuerbescheide je Hamburger Regionalfinanzamt für die Jahre 2009 bis 2018 entwickelt? Wie hoch war dabei jeweils die sogenannte Altfallquote? Siehe Vorbemerkung und Anlage 4. 6. Sofern bei der Frage 5. die Zahlen angestiegen sind: Untersucht der Senat, worin diese Anstiege begründet sind? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was ist das Ergebnis dieser Untersuchungen? Zum 31.12.2018 ist der Bestand an unerledigten Einsprüchen um 1 447 Einsprüche (= circa 2,6 Prozent) gegenüber dem 31.12.2017 angestiegen. Grund hierfür ist ein im Vergleich zu den Vorjahren erhöhter Eingang an Einsprüchen. Im Zeitraum 2012 – 2017 ist aber in der Tendenz ein sinkender Bestand unerledigter Einsprüche zu verzeichnen . Bei derartig geringen Veränderungen und angesichts dieser Tendenzentwicklung besteht aus Sicht der zuständigen Behörde keine Veranlassung für Untersuchungen . 7. Wie viele Untätigkeitseinsprüche und Untätigkeitsklagen hat es in den Kalenderjahren 2009 bis 2018 betreffend die Hamburger Regionalfinanzämter gegeben und in wie vielen Fällen waren diese begründet? (Bitte Zahlen je Kalenderjahr und Regionalfinanzamt angeben.) Siehe Vorbemerkung und zu Untätigkeitsklagen Anlage 5. Die Anzahl der Untätigkeitseinsprüche wird statistisch nicht gesondert erfasst. 8. Sofern bei der Frage 7. die Zahlen angestiegen sind: Untersucht der Senat, worin diese Anstiege begründet sind? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was ist das Ergebnis dieser Untersuchungen? Aufgrund der insgesamt sehr geringen Anzahl eingegangener Untätigkeitsklagen sieht die zuständige Behörde keinen Anlass für Untersuchungen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17793 3 Anlage 1 Anzahl der Einspruchseingänge im Kalenderjahr (alle Steuerarten und sonstige Verwaltungsakte insgesamt): Finanzamt 2009 2010 2011 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Altona 12.881 9.735 9.305 8.462 8.509 8.830 8.798 8.371 7.997 Am Tierpark 14.465 15.784 10.824 10.978 11.095 10.546 9.288 9.275 8.789 Barmbek- Uhlenhorst 12.575 11.611 8.974 10.547 10.693 10.887 9.792 9.872 10.430 Bergedorf 6.717 5.570 4.775 5.128 5.202 4.620 Eimsbüttel 10.347 10.501 8.057 9.048 8.527 8.597 8.348 8.279 7.850 Hansa 11.774 11.072 9.626 10.632 9.879 10.079 9.953 9.886 10.823 Harburg 10.929 6.557 5.718 6.766 6.099 6.090 5.463 5.923 6.132 Mitte 10.558 7.080 8.400 6.929 7.727 8.600 7.329 7.279 8.145 Nord 11.231 11.523 9.279 8.772 8.519 9.300 8.884 8.075 8.263 Oberalster 16.270 10.166 10.694 10.408 10.751 10.262 9.830 9.363 9.807 Ost 8.476 8.055 8.447 Wandsbek 7.702 6.154 5.383 5.388 5.414 4.972 Für 2012 siehe Vorbemerkung. Drucksache 21/17793 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 2 Einspruchserledigungen durch Abhilfe in den originären Dienststellen (Veranlagungsstelle etc.) für alle Steuerarten und sonstige Verwaltungsakte insgesamt im Kalenderjahr in absoluten Zahlen und anteilig an den Einspruchserledigungen insgesamt in %: Finanzamt 2013 2014 2015 2016 2017 2018 absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Altona 5.345 67 5.429 70 5.728 65 6.556 70 4.880 58 4.858 62 Am Tierpark 5.927 73 6.363 71 5.879 71 5.740 71 5.488 71 5.263 71 Barmbek- Uhlenhorst 6.092 72 6.336 72 6.240 73 6.299 73 5.614 71 5.486 70 Bergedorf 2.866 78 3.145 76 2.642 73 Eimsbüttel 5.130 68 5.419 73 5.250 69 4.788 69 4.733 69 4.700 71 Hansa 6.530 72 7.628 76 5.810 72 5.592 75 5.196 73 5.455 73 Harburg 4.480 76 3.322 69 3.568 70 3.639 71 3.501 68 3.384 69 Mitte 4.622 69 3.580 61 3.528 53 3.431 57 3.892 64 3.991 65 Nord 4.613 70 5.385 71 5.598 70 5.422 70 4.887 71 4.562 69 Oberalster 5.994 68 8.474 70 6.923 70 6.307 69 5.729 69 5.649 66 Ost 5.177 69 4.650 69 5.200 71 Wandsbek 3.099 78 3.060 77 2.921 75 Für 2009 bis 2012 siehe Vorbemerkung. Einspruchserledigungen durch Abhilfe in den Rechtsbehelfsstellen für alle Steuerarten und sonstigen Verwaltungsakte insgesamt im Kalenderjahr in absoluten Zahlen und anteilig an den Einspruchserledigungen insgesamt in %: Finanzamt 2013 2014 2015 2016 2017 2018 absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Altona 148 22 301 34 309 30 187 17 309 25 337 32 Am Tierpark 682 25 780 36 786 38 465 22 458 23 527 26 Barmbek- Uhlenhorst 401 28 675 37 640 31 426 22 350 21 296 21 Bergedorf 894 62 747 56 243 29 Eimsbüttel 382 24 350 25 477 35 225 19 259 20 283 26 Hansa 906 51 981 48 782 32 769 32 760 29 714 28 Harburg 428 40 343 34 288 27 225 26 264 34 448 49 Mitte 524 40 397 31 317 27 327 18 410 29 508 47 Nord 790 40 579 35 555 38 440 31 559 40 619 41 Oberalster 284 27 370 29 289 28 360 27 330 26 226 18 Ost 393 22 494 33 396 27 Wandsbek 592 33 395 26 244 20 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17793 5 Anlage 3 Einspruchsabhilfequoten: Kalenderjahr Hamburg Bundesdurchschnitt 2018 60,8 % 64,3 % 2017 59,8 % 64,0 % 2016 60,8 % 65,1 % 2015 61,8 % 66,3 % 2014 64,3 % 67,8 % 2013 64,0 % 66,1 % 2012 53,6 % 64,3 % 2011 Liegt nicht vor* Liegt nicht vor 2010 65,2 % Liegt nicht vor 2009 62,1 % Liegt nicht vor * Für 2011 siehe Vorbemerkung Drucksache 21/17793 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 4 Unerledigte Einsprüche am Ende des Kalenderjahrs (alle Steuerarten und sonstigen Verwaltungsakte insgesamt, bearbeitbare und nach § 363 Abs. 2 der Abgabenordnung ruhende Fälle): Finanzamt 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Altona 10.850 11.483 11.149 10.867 9.548 7.699 6.143 5.829 Am Tierpark 8.003 9.578 9.789 9.652 9.669 8.624 8.069 8.282 Barmbek-Uhlenhorst 2.674 4.055 4.770 4.656 4.814 3.923 4.054 5.025 Bergedorf 2.012 2.997 3.038 2.703 2.773 Eimsbüttel 3.148 3.880 3.859 3.359 2.818 3.087 3.080 3.106 Hansa 6.940 8.482 8.188 5.422 4.806 4.642 4.686 5.125 Harburg 3.371 4.535 4.173 4.341 4.251 3.617 3.600 3.830 Mitte 6.491 8.594 7.307 7.561 8.363 7.784 7.342 7.778 Nord 6.152 7.210 7.486 6.622 6.342 5.810 5.370 5.535 Oberalster 10.044 11.282 11.824 8.874 8.047 7.311 6.857 6.607 Wandsbek 2.823 3.391 3.030 2.902 2.746 Ost 4.573 4.312 3.843 Für 2009 bis 2010 siehe Vorbemerkung. Altfallquote (bearbeitbare Einsprüche, die vor 18 Monaten und mehr im Finanzamt eingegangen sind, im Verhältnis zu den bearbeitbaren Fällen insgesamt für alle Steuerarten und sonstigen Verwaltungsakte insgesamt) in %: Finanzamt 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Altona 36 32 30 25 28 25 Am Tierpark 19 22 22 23 18 29 Barmbek- Uhlenhorst 14 13 7 8 8 8 Bergedorf 19 19 22 Eimsbüttel 17 11 6 6 6 8 Hansa 26 16 11 7 7 9 Harburg 25 24 31 28 30 26 Mitte 32 25 16 22 28 32 Nord 19 21 15 15 18 24 Oberalster 23 20 22 20 19 37 Wandsbek 11 17 22 Ost 25 26 27 Für 2009 bis 2012 siehe Vorbemerkung. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17793 7 Anlage 5 Untätigkeitsklagen je Kalenderjahr: 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 FA Altona insgesamt 1 1 davon begründet 0 0 FA Am Tierpark insgesamt 2 1 davon begründet 1 0 FA Barmbek- Uhlenhorst insgesamt 2 3 davon begründet 0 offen FA Bergedorf insgesamt 1 1 davon begründet 1 0 FA Eimsbüttel insgesamt 1 davon begründet 0 FA Hansa Insgesamt davon begründet FA Harburg Insgesamt 1 davon begründet 0 FA Mitte Insgesamt 1 davon begründet offen FA Nord Insgesamt 1 davon begründet 1 FA Oberalster Insgesamt 1 davon begründet 1 FA Ost Insgesamt davon begründet FA Wandsbek Insgesamt 1 davon begründet 0 Für 2009 bis 2011 siehe Vorbemerkung und Antwort zu 7.