BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17846 21. Wahlperiode 30.07.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Juliane Timmermann (SPD) vom 22.07.19 und Antwort des Senats Betr.: Kunststoffrasenplätze in Hamburg Hamburg saniert und modernisiert seine Sportinfrastruktur nachhaltig, denn Sport und Bewegung sind innerhalb bestehender Quartiere sowie in neuen Stadtteilen unerlässliche Pfeiler einer funktionierenden sozialen Infrastruktur. Es gilt dabei, sowohl den bestehenden Sanierungsstau weiter abzubauen als auch – wo nötig – mit zusätzlichen Investitionen die sportbezogene Infrastruktur zu modernisieren und zu stärken. In der 20. und 21. Legislaturperiode wurde die gute Regelförderung der Sportinfrastruktur in Hamburg bedarfsgerecht durch Drucksachen der Hamburgischen Bürgerschaft ergänzt. Auf Basis der Dekadenstrategie für den Sport wurde mit den Drs. 20/6181, 20/8204, 20/13931, 21/1618, 21/7030, 21/14524 und 21/15424 die Sanierung und Modernisierung der Sportinfrastrukturpassgenau und auskömmlich verstärkt. Diese Infrastruktur kommt allen Hamburgerinnen und Hamburgern – insbesondere auch den Vereinssportlerinnen und Vereinssportlern – zugute. Insbesondere auch der Bau von Kunststoffrasenplätzen führt in Hamburg zu einer signifikanten Steigerung der Nutzungszeiten. So geht aus dem aktuellen 7. Hamburger Sportbericht hervor, dass von 2013 bis 2018 102 000 zusätzliche Nutzungsstunden auf Kunststoffrasenfeldern hinzugekommen sind. Ferner wird der bauliche Zustand durch den baulichen Zustandsbericht transparent gemacht. Aus der Erfassung der Großspielfelder geht dabei hervor , dass der Zustand der Felder in Hamburg nahezu sehr gut ist. Gute und nutzbare Kunststoffrasenplätze sind für die Hamburger Sportinfrastruktur unerlässliche Grundpfeiler. Die EU-Kommission beauftragte zuletzt die Europäische Chemikalienagentur ECHA, Maßnahmen zu entwickeln, um den Einsatz von Mikroplastik zu verhindern. Diese Agentur empfiehlt offenbar nun ein Verbot dieser Partikel bis 2022. Der DOSB und der DFB haben dazu eine Arbeitsgruppe eingerichtet und plädieren für eine Übergangszeit. Im 7. Hamburger Sportbericht steht dazu auf Seite 30: „So werden zum Beispiel die zuletzt in die Kritik geratenen Kunststoff-Einstreugranulate (Infill) auf öffentlichen Kunststoffrasen-Spielfeldern in Hamburg bereits seit Jahren nicht mehr verwendet. Stattdessen kommen rein quarzsandverfüllte Systeme oder aber Systeme mit einem Korkgranulat-Infill zum Einsatz. Abgespielte Beläge aus Kunststoffrasen werden seit 2017 in Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und der Nutzung der technischen Möglichkeiten konsequent recycelt. Dabei wird das stofflich komplexe Gemisch aus Polyethylen-Faser, latexbeschichtetem Trägergewebe und Quarzsand-Infill getrennt und in seinen gereinigten Rohstoffen wieder dem Drucksache 21/17846 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Stoffkreislauf und der Produktion von Kunststoff-Formteilen etc. zugeführt. Langfristig verfolgtes Ziel ist hier, aus einem alten Kunststoffrasen einen neuen herstellen zu können. Darüber hinaus werden nach Möglichkeit Recyclingprodukte und nachwachsende Rohstoffe bei der Herstellung der Sportoberflächen aus Kunststoffrasen verwendet und die Bauweisen nach der Recycling-Perspektive ausgewählt (Auswahl sortenreiner Bauweisen).“ Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Hamburg ist von der beschriebenen Problematik nur in vergleichsweise geringem Ausmaß betroffen. Im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie hat die Europäische Kommission im Januar 2018 das Sekretariat der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) aufgefordert, eine Beschränkung für absichtlich zugesetztes Mikroplastik im Rahmen der REACH- Verordnung zu prüfen. Am 20. März 2019 hat das ECHA-Sekretariat den Entwurf für eine Mikroplastik-Beschränkung veröffentlicht, damit die öffentliche Konsultation (bis 20. September 2019) gestartet und um fachliche Stellungnahmen gebeten. Im Anschluss an die öffentliche Konsultation erfolgen fachliche Prüfungen durch zwei sogenannte Beurteilungsausschüsse, die mit unabhängigen Fachleuten besetzt sind. Ein Ausschuss wird sich mit der Risikobewertung für Verbraucherinnen und Verbraucher , Beschäftigte und Umwelt befassen. Der andere Ausschuss beurteilt die sozioökonomischen Folgen, darunter auch die Folgen für den Sportbetrieb. Die Erarbeitung dieser Stellungnahmen dauert ein Jahr, anschließend besteht nochmals die Möglichkeit einer Kommentierung. Nach erneuter Überprüfung werden die Bewertungen veröffentlicht und der EU-Kommission für den möglichen Entwurf einer Richtlinie vorgelegt . Erst ein solcher Vorschlag würde dann von den Mitgliedsstaaten beraten. Kunststoffrasen ist in wachsenden Ballungsräumen als hochbelastbare Sportoberfläche ein wichtiges Instrument, um bei steigenden Einwohnerzahlen und wachsender Flächenkonkurrenz die Kapazitäten der Sportinfrastruktur mitwachsen zu lassen, Flächenressourcen zu schonen und die vorhandene Sportinfrastruktur intensiver zu nutzen . Die Freie und Hansestadt Hamburg ist mit ihren staatlichen Sportanlagen durch den bereits seit etwa zehn Jahren bestehenden Standard zum Verzicht auf Kunststoffgranulate und die Verwendung von Quarzsand als Füllstoff gut aufgestellt und hat sich darüber hinaus frühzeitig für die Etablierung unbedenklicher Bauweisen und Füllstoff- Alternativen (zum Beispiel Bauweisen mit Korkgranulat) engagiert. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften des Hamburger Sportbundes (HSB) wie folgt: 1. Wie viele der laut 7. Hamburger Sportbericht in Hamburg fertiggestellten öffentlichen 88 Kunststoffrasenplätze sind noch mit einem Mikroplastikgranulat gefüllt? Zum Stichtag 31. Dezember 2018 verfügten die im Verwaltungsvermögen der Bezirke befindlichen Sportanlagen über insgesamt 88 Großspielfelder mit Kunststoffrasenbelag . Grundsätzlich wird seit 2013 bei Neuerrichtungen sowie auf allen bezirklichen Kunstrasenplätzen, die zuvor mit Kunststoffgranulat hergestellt wurden, nur noch Quarzsand verfüllt. Des Weiteren gibt es 23 Kunststoffrasenplätze auf Schulgrundstücken sowie elf vereinseigene Sportanlagen mit Kunststoffrasenbelag. Im Übrigen siehe Anlagen 1 bis 3. 2. Mit welchem „Infill“ sind die jeweils anderen Kunststoffrasenplätze gefüllt (beispielsweise Quarzsand oder Korkgranulat)? Gibt es Erfahrungswerte , was die Haltbarkeit und Bespielbarkeit von Plätzen mit unterschiedlichem Infill betrifft? Bitte aufschlüsseln und die Liste der Belegenheiten aufgeschlüsselt nach Bezirk beifügen. Die Haltbarkeit und Bespielbarkeit hängt vom gewählten Kunststoffrasensystem ab, Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17846 3 bestehend aus technischem Aufbau, Kunststoffrasenfaser und Füllstoff (sogenanntes Infill). Die standardisierte Hamburger Bauweise ist eine genormte Bauweise, die neben der Sportfunktion gleichberechtigt auch die Belange der Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit , Durabilität und des Pflegeanspruchs berücksichtigt. Im Übrigen siehe Anlagen 1 bis 3. 3. Wie lange ist die jeweils die durchschnittliche Nutzungsdauer von Kunststoffrasenplätzen ? Bitte aufschlüsseln nach Mikroplastikgranulat, Quarzsand - und Korkgranulat. Das Infill spielt bei der Frage der durchschnittlichen Nutzungsdauer eine untergeordnete Rolle. Grundsätzlich liegt die Haltbarkeit der Kunststoffrasenbeläge – in starker Abhängigkeit von Nutzungsintensität und fachgerechter Pflege – bei zehn bis 15 Jahren . 4. Wie hoch sind die Kosten pro Platz für eine Sanierung von Mikroplastik in Quarzsand oder Kork? Bitte jeweils aufführen. Auf den wenigen noch betroffenen Plätzen in Hamburg könnte im Zuge der nächsten Intensivreinigung das Kunststoffgranulat ausgesiebt und mit Quarzsand aufgefüllt werden. Der Kostenaufwand läge bei 5 000 bis 10 000 Euro je Großspielfeld. Bedingt durch den hohen Rohstoffpreis des Korkgranulates läge die Ausstattung mit Korkgranulat bei bis zu 30 000 Euro brutto je Großspielfeld. Dieser Schritt könnte aus bautechnischer Sicht im Zusammenhang mit einer anstehenden Belagserneuerung durchgeführt werden. 5. Wie viele vereinseigene Kunststoffrasenplätze gibt es in Hamburg? Mit welchem Infill sind diese Plätze jeweils gefüllt? Bitte aufschlüsseln. Es gibt elf vereinseigene Kunststoffrasenplätze in Hamburg. Neun Großspielfelder sind mit Kunststoffgranulat, drei Großspielfelder sind mit Kork und ein Großspielfeld ist mit Sand verfüllt. In der Aufzählung nicht berücksichtigt sind vereinseigene Hockeyplätze , weil sich hier aufgrund ihrer Bauweise die Thematik der Verfüllung nicht stellt. Im Übrigen siehe Anlage 2. 6. Werden die Vereine und Verbände dahin gehend beraten, keine Plätze mehr mit Kunststoffgranulat zu füllen? Wenn ja, in welcher Form und durch wen? Die Beratung der Vereine erfolgt durch das Fachamt Bezirklicher Sportstättenbau und den HSB im Rahmen der Vorstellung und Beteiligung an einer anstehenden Baumaßnahme dahin gehend, dass nach Möglichkeit andere Materialien als Kunststoffgranulat als Infill verwendet werden. Den Vereinen wird von Seiten des HSB eine Verfüllung mit Quarzsand empfohlen. Quarzsand Kork Gummi-granulat ohne Füllstoff (Hockey) Hamburg-Mitte Dratelnstraße 1 1 Feldstraße 2 1 1 Kandinskyallee 1 1 Karl-Arnold-Ring 3 3 Marckmannstraße 1 1 Öjendorfer Weg 1 1 Slomanstraße 1 1 Snitgerreihe 1 1 Altona Baurstraße 4 4 Blomkamp 1 1 Hemmingstedter Weg 1 1 Marschweg 2 2 Max-Brauer-Allee 1 1 Quellental 1 1 Simrockstraße (Dockenhuden) 2 2 Sternschanze (Dänenweg) 1 1 Sternschanzenpark 1 1 Tönsfeldstraße 1 1 Vorhornweg 2 2 Eimsbüttel Bondenwald 1 1 Bundesstraße 1 1 Döhrnstraße 1 1 Furtweg 2 2 Gärtnerstraße 1 1 Gustav-Falke-Straße 1 1 Hohe Weide (Softball) 1 1 Lokstedter Steindamm 3 2 1 Riekbornweg 1 1 Sachsenweg 1 1 Tornquiststraße 1 1 Vogt-Kölln-Straße 2 2 Hamburg-Nord Beckermannweg 1 1 Beethovenstraße 1 1 Brödermannsweg 1 1 Brucknerstaße 1 1 Jahnring 1 1 Langenfort 2 2 Schlehdornweg 1 1 Wandsbek Am Pfeilshof 1 1 Bekkamp 1 1 Berner Allee 1 1 Berner Heerweg 189 2 2 Berner Heerweg 190 1 1 Deepenhorn 1 1 Eichelhäherkamp 1 1 Ellernreihe 1 1 Fichtestraße 1 1 Gropiusring 1 1 Im Allhorn 1 1 Osterkamp 1 1 Puckafferweg 1 1 Saseler Parkweg 1 1 Scharbeutzer Straße 2 2 Sthamerstraße 1 1 Teekoppel 1 1 Bergedorf Auf dem Sülzbrack 1 1 Binnenfeldredder 1 1 Daniel-Hinsche-Straße (Billtal) 1 1 Elversweg 1 1 Gammer Weg 1 1 Gramkowweg 1 1 Henriette-Hertz-Ring 1 1 Krusestraße 2 2 Ladenbeker Weg 1 1 Mittlerer Landweg 1 1 Harburg Alter Postweg 1 1 Brandesstraße 1 1 Kiesbarg 1 1 Marienkäferweg 1 1 Talweg 2 2 Summe 88 70 7 9 2 Füllstoff Bezirk öffentliche Sportanlage Anzahl der Spielfelder mit Kunststoffrasenbelag Drucksache 21/17846 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 1 Quarzsand Kork Gummi-granulat Altona HSV Fußball AG Trainingsplätze 2 2 Eimsbüttel FC St. Pauli Nachwuchsleistungszentrum Kollaustraße 2 2 FC St. Pauli Nachwuchsleistungszentrum Brummerskamp 1 1 Eimsbüttler Turnverband Sportplatz Lokstedter Steindamm 1 1 Grün-Weiss Eimsbüttel Sportplatz Tiefenstaaken 1 1 SC Victoria Stadion Hoheluft 1 1 Hamburg-Nord HSV Barmbek-Uhlenhorst Stadion Dieselstraße 1 1 Harburg Harburger Turnerbund Sportplätze 2 2 Summe 11 1 3 7 Füllstoff Bezirk VereinseigeneSportanlagen Anzahl der Spielfelder mit Kunststoffrasenbelag Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17846 5 Anlage 2 Quarzsand Kork Gummi-granulat Hamburg-Mitte Billwerder Billdeich 1 1 Altona Bei der Paul-Gerhardt-Kirche 1 1 Karstenstraße 1 1 Musäusstraße 1 1 Rispenweg 1 1 Eimsbüttel Brehmsweg 1 1 Hamburg-Nord Alter Teichweg 1 1 Ballerstaedtweg 1 1 Borgweg 1 1 Carl-Cohn-Straße 1 1 Fritz-Schumacher-Allee 1 1 Humboldtstraße 1 1 Knauerstraße 1 1 Maria-Louisen-Straße 1 1 Meerweinstraße 1 1 Schluchtweg 1 1 Tangstedter Landstraße 1 1 Wandsbek Delingsdorfer Weg 1 1 Duvenstedter Markt 1 1 Im Regestall 1 1 Kielkoppelstraße 1 1 Bergedorf Sander Straße 1 1 Harburg Baererstraße 1 1 Summe 23 20 0 3 Füllstoff Bezirk Schulsportanlage Anzahl der Spielfelder mit Kunststoffrasenbelag Drucksache 21/17846 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 3 17846ska_Text 17846ska_Anlagen 17846ska_Antwort_Anlage1 17846ska_Antwort_Anlage2 17846ska_Antwort_Anlage3