BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/17993 21. Wahlperiode 16.08.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Peter Lorkowski (AfD) vom 08.08.19 und Antwort des Senats Betr.: Das neue Ausbildungsjahr 2019 Am 01.08.2019 begann das neue Ausbildungsjahr. Für viele junge Menschen im ganzen Land beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt, einer in dem Fähigkeiten erworben werden, die für das gesamte folgende Berufsleben wichtig sind und die sie für ihren Weg wappnen werden. Leider jedoch gilt dies nicht für alle jungen Menschen der Stadt, denn auch diesmal gibt es, wie in jedem Jahr, Ausbildungsplätze, die unbesetzt bleiben und junge Frauen und Männer, die keine Ausbildung machen werden können. Dies vorangeschickt frage ich den Senat: Insgesamt haben im Jahr 2018 in Hamburg rund 19 300 junge Menschen ihre berufliche Ausbildung begonnen, sei es in der dualen oder schulischen Ausbildung. Die Situation auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt ist seit mehreren Jahren entgegen dem Bundestrend auf hohem Niveau stabil. In Hamburg wurden zwischen 2014 und 2018 durchschnittlich 13 300 bis 14 000 Ausbildungsverträge im Bereich der dualen Ausbildung neu abgeschlossen. Die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in der Berufsausbildung stieg darüber hinaus deutlich, weil insbesondere im Bereich der Berufsausbildung an vollqualifizierenden Berufsfachschulen und in den Gesundheitsberufen Zuwächse verzeichnet wurden . Die Anfängerzahl in den Gesundheitsberufen zwischen 2014 und 2018 stieg um 12 Prozent von 2 331 auf 2 610 Anfängerinnen und Anfänger. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in der schulischen Berufsausbildung um 16 Prozent von 1 748 auf 2 027. Weitere 1 290 junge Menschen haben 2018 eine Ausbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher – inklusive Heilerziehungspflege – angefangen. Der Hamburger Senat hat seit 2011 umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, die Jugendliche bei ihrer begründeten Berufswahlentscheidung und beim Übergang in die Berufswelt unterstützen. Dazu gehören die systematische Berufs- und Studienorientierung ab Klasse 8 an Stadtteilschulen und in der gymnasialen Oberstufe der Stadtteilschulen und Gymnasien sowie die Jugendberufsagentur Hamburg, in der Jugendliche unter einem Dach alle Beratungs- und Unterstützungsangebote rund um den Einstieg in den Beruf erhalten. Schulpflichtige Jugendliche ohne Ausbildungsplatz bereiten in der dualisierten Ausbildungsvorbereitung (AvDual) ihren zügigen, auch unterjährigen Übergang in Ausbildung vor. Die Partner der beruflichen Bildung bieten verschiedene Maßnahmen, die Auszubildende vor Ausbildungsabbrüchen schützen. Dazu gehört die Unterstützung durch Ausbildungsberaterinnen und Ausbildungsberater der Handelskammer, die Auszubildende über eine AzubiApp erreichen können sowie die Ausbildungsberatung der Handwerkskammer. An den berufsbildenden Schulen stehen den Auszubildenden Drucksache 21/17993 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 geschulte Beratungslehrinnen und Beratungslehrer zur Verfügung, die bei Problemen unterstützen. Auszubildende mit Fluchthintergrund erhalten in der Berufsschule begleitend Sprachförderung, um ihre oft anspruchsvolle Ausbildung erfolgreich zu durchlaufen und abschließen zu können. Die assistierte Ausbildung ist ein weiteres Instrument, mit dem Ausbildungsabbrüche vermieden werden können. Informationen zu den Maßnahmen finden sich im „Ausbildungsreport Hamburg 2018“ unter https://hibb.hamburg.de/wp-content/uploads/sites/33/2018/10/AR2018.pdf. Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die eine allgemeinbildende Schule ohne Schulabschluss verlassen, können diesen an berufsbildenden Schulen nachträglich erwerben. Entweder erhalten sie das Abschlusszeugnis der AvDual, das zum Erwerb des ersten allgemeinbildenden Abschlusses berechtigt oder sie erhalten das Abschlusszeugnis der Berufsschule. 2018 erwarben 847 Jugendliche zusätzlich die Berechtigung des ersten allgemeinbildenden Schulabschlusses mit dem Abschlusszeugnis der Ausbildungsvorbereitung und 101 mit dem Abschlusszeugnis der Berufsschule . Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele junge Menschen haben im Schuljahr 2018/2019 ihre Schullaufbahn ohne Abschluss abgebrochen? Die angefragten Zahlen werden im Herbst 2019 für das zurückliegende Schuljahr erhoben. Die Daten stehen nach Validierung und Qualitätssicherung zur Verfügung und werden nach derzeitigem Planungsstand im Februar 2020 veröffentlicht. 2. Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt? Für 2014 liegen aufgrund von Eingabefehlern keine belastbaren Daten vor. 2015 verließen 897 junge Menschen die allgemeinbildenden Schulen ohne Schulabschluss, 2016 waren dies 992, 2017 waren dies 896 und im Jahr 2018 waren dies 1 084. Der Anteil liegt in der Regel konstant bei rund 6 Prozent aller Schulentlassenen, die unterschiedlich hohen Schülerzahlen erklärten sich aus unterschiedlich großen Jahrgängen . Annährend die Hälfte der Jugendlichen, die ihre Schullaufbahn ohne Abschluss abbrechen, hat einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss gelingt es, den Abschluss anschließend an einer berufsbildenden Schule nachzuholen. Insofern ist davon auszugehen, dass nach Abschluss an einer berufsbildenden Schule rund 3 Prozent der jungen Erwachsenen eines Jahrgangs keinen Schulabschluss haben. Im Übrigen siehe Vorbemerkung . 3. Wie viele Auszubildende haben im abgelaufenen Ausbildungsjahr ihre Ausbildung ohne Abschluss abgebrochen? Siehe Antwort zu 1. Ausbildungsabbrüche erfolgen meist im ersten Ausbildungsjahr. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum Teil haben junge Menschen falsche Vorstellungen über die Inhalte des Ausbildungsberufs und dessen Rahmenbedingungen. Andere Gründe können auftretende Allergien gegen Materialien im Berufsalltag, andere gesundheitliche Probleme oder Veränderungen im persönlichen Umfeld sein. Darüber hinaus kommt es während der Ausbildung zu Wechseln des Ausbildungsbetriebes, die regelhaft in der Statistik als Ausbildungsabbrüche erfasst werden. 4. Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt? Durchschnittlich 7 Prozent bis 8 Prozent der Berufsschülerinnen und Berufsschüler in dualer Ausbildung, die an den berufsbildenden Schulen in Hamburg unterrichtet werden , brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Im Schuljahr 2013/2014 waren dies 2 803 von 36 976 Berufsschülerinnen und Berufsschülern , 2014/2015 2 575 von 36 528 Berufsschülerinnen und Berufsschülern, 2015/2016 2 543 von 36 363 Berufsschülerinnen und Berufsschülern, im Schuljahr 2016/2017 2 510 von 36 417 Berufsschülerinnen und Berufsschülern und im Schuljahr 2017/2018 2 754 von 36 290 Berufsschülerinnen und Berufsschülern. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/17993 3 5. Wie viele Ausbildungsplätze bleiben in diesem Ausbildungsjahr unbesetzt ? 6. Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt? Zum Stichtag 11. Juli 2019 waren bei der Agentur für Arbeit noch 4 139 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet. Ein Großteil dieser gemeldeten Stellen wird bis Oktober 2019 erfahrungsgemäß noch besetzt werden. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in den Berichtsjahren 2014 bis 2018 jeweils zum Stichtag 30. September entwickelte sich laut Statistik-Service Nordost wie folgt: 2018: 642 unbesetzte Ausbildungsstellen, 2017: 789 unbesetzte Ausbildungsstellen, 2016: 694 unbesetzte Ausbildungsstellen, 2015: 761 unbesetzte Ausbildungsstellen und 2014: 483 unbesetzte Ausbildungsstellen.