BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18009 21. Wahlperiode 20.08.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 12.08.19 und Antwort des Senats Betr.: HAW – Zukunft in Lohbrügge? Die „Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg“ (HAW) kann auf eine bald fünfzigjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Insbesondere seit der weiteren Profilierung und Internationalisierung (einhergehend mit der Umbenennung) 2001 wächst die HAW beständig und ist heute die größte praxisorientierte Hochschule im Norden und die drittgrößte ihrer Art in Deutschland. Damit an der HAW auch in Zukunft nachhaltige Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft entwickelt werden können, müssen insbesondere am Standort Lohbrügge der Platzmangel und der Sanierungsbedarf am Gebäude angegangen werden. Das dortige in den Siebzigerjahren errichtete Gebäude zeigt bauliche und technische Mängel. Konzipiert war das Gebäude ursprünglich für 900 Studierende . Aktuell studieren etwa 3 800 Menschen Fächer wie Gesundheits- und Ernährungswissenschaften, Medizintechnik, Umwelt- und Verfahrenstechnik. Als Alternative zur Sanierung des Standortes in Lohbrügge will der Senat einen Neubau im von ihm beabsichtigten, hoch umstrittenen 105. Stadtteil Oberbillwerder auf der grünen Wiese. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Am Bergedorfer Standort der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge studieren derzeit circa 3 800 Studierende. Eine externe Begutachtung hat aufgezeigt, dass eine Modernisierung der Bestandsgebäude am Ulmenliet gegenüber einem Neubau unwirtschaftlich wäre. Die Erweiterungsmöglichkeiten der HAW am Standort Lohbrügge sind zudem sehr eingeschränkt. Die zuständige Behörde stimmt derzeit Flächenbedarfe und weitere städtebaulichen Anforderungen für eine Verlagerung des Standortes Lohbrügge nach Oberbillwerder mit der HAW, der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) und dem Bezirksamt ab. Im Übrigen sind die Planungen nicht abgeschlossen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viel Geld wurde in den letzten zehn Jahren in die Gebäude am Standort Lohbrügge und ihre technische Ausstattung investiert? In den Jahren 2009 – 2011 wurden aus dem Konjunkturpaket 2 des Bundes insgesamt 7,2 Millionen Euro in das Gebäude investiert. Zusätzlich mussten im Zuge der Instandhaltung durch die HAW 13,8 Millionen Euro aufgebracht werden. 2. Wie ist der aktuelle Sanierungsstand? 3. Mit welchen zusätzlichen Sanierungskosten wäre in den kommenden Jahren zu rechnen gewesen? Drucksache 21/18009 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Der Sanierungsbedarf umfasst insbesondere die Erneuerung der gesamten Fassade, Brandschutzsanierung, Sanierung der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) und der großflächig mit Sand gefüllten Kellerbereiche, Erneuerung der Dränageleitung im Außenbereich. Zur Abschätzung des Sanierungsbedarfs der Gebäude in der Liegenschaft Ulmenliet 20 liegt ein Gutachten vor. Dieses kommt zu dem Schluss, dass im Gebäude und bei der technischen Ausstattung der Liegenschaft ein erheblicher Sanierungsbedarf vorliegt. Das vorliegende Sanierungsgutachten geht von circa 140 Millionen Euro aus. Nicht berücksichtigt sind darin Kosten aus Nutzungsänderungen oder Umbauten. 4. Wie viel Quadratmeter sind bei einem Neubau in Oberbillwerder auf welcher Geschoss- und Grundfläche geplant? 5. Auf wie viele Gebäude gegebenenfalls mit welcher Geschosshöhe im Einzelnen soll sich die für die HAW sodann in Oberbillwerder genutzte Fläche verteilen? 6. Wie viele Arbeitsplätze würden bei einem Neubau in Oberbillwerder entstehen und wie viele würden trotz des Umzugs bestehen bleiben? 7. Für wie viele Studierende soll ein Neubau in Oberbillwerder reichen? Siehe Vorbemerkung. 8. Seit wann gibt es Gespräche über einen Neubau in Oberbillwerder und welche „Behörden“ und Personen waren daran beteiligt? 9. Welcher Ausschuss wurde im Bezirk Bergedorf angesichts der grundsätzlich bezirklichen Planungshoheit informiert beziehungsweise inwieweit wurde die Bezirksversammlung informiert und/oder beteiligt? Bereits Anfang 2018 wurden im Zuge der Standortentwicklung Ulmenliet zwischen der zuständigen Behörde, der HAW und dem Bezirk erstmals Gespräche geführt. In die weiteren Abstimmungen wurden dann IBA und BSW einbezogen. Die Information der Bezirksversammlung und ihrer Ausschüsse erfolgt im Rahmen der Beratungen zum laufenden Bebauungsplanverfahren. 10. Wann wurde die Entscheidung für den Neubau getroffen und wer war daran beteiligt? Siehe Vorbemerkung. 11. Ist die Verlagerung der HAW bereits in der Planung von Oberbillwerder berücksichtigt, dessen Masterplan mit Beteiligung der Bürger entwickelt werden sollte? Wenn ja, wie und inwieweit verändert diese Planung den mit den Bürgern entwickelten Masterplan? Wenn nein, wann wird dies erfolgen? 12. Wo, das heißt in welchem Quartier in Oberbillwerder, ist/soll die HAW geplant werden? 13. Ist die Verlagerung der HAW nach Oberbillwerder bei den Verkehrsgutachten et cetera berücksichtigt? 14. Hat eine Verlagerung der HAW Auswirkungen auf die Zahl der Wohnungen oder andere vorgestellte Planungen für Oberbillwerder? Wenn ja, welche? Wenn nein, wieso nicht? 15. Welche Auswirkungen hätte eine Verlagerung der HAW nach Oberbillwerder auf die erwarteten Verkehre (ÖPNV, Individual) in Oberbillwerder , den angrenzenden Stadtteilen in den Bezirk Bergedorf insgesamt? 16. Welche Auswirkungen ergäben sich auf die Nutzungszahlen des S-Bahnhofs Allermöhe und reicht dessen Kapazität hierfür aus? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18009 3 Oberbillwerder wird seit Beginn als gemischt genutzter Stadtteil mit vielseitigen Angeboten für Wohnen, Arbeit, Bildung, Freizeit und Sport geplant. Dabei wird die städtebauliche Struktur so konzipiert, dass sie unterschiedliche Nutzungen aufnehmen kann. Die Arbeitsplätze sollen sich in die kleinteilige städtebauliche Struktur einfügen und eine Nachbarschaft zu Wohnnutzungen zulassen. Angestrebt wird eine Schwerpunktsetzung auf die Branchen Ernährung, Gesundheit und Bewegung. Die HAW lässt sich sehr gut in die gewählte nutzungsoffene Struktur einfügen. Die Grundzüge des Masterplanes werden dadurch nicht verändert, der Anteil des Wohnens soll im Grundsatz beibehalten werden. Es gibt noch keinen konkreten Standort für die HAW. Sinnvoll erscheinen jedoch Lagen im Süden des Plangebietes in unmittelbarer Nähe zur S- Bahn-Station. Eine weitere Konkretisierung erfolgt im Zuge der nächsten Planungsschritte . Der Masterplan Oberbillwerder wurde für die Ansiedlung von rund 7 000 Wohnungen und 4 000 bis 5 000 Arbeitsplätzen konzipiert und mit einem tragfähigen Verkehrskonzept über drei Anschlüsse an das übergeordnete Verkehrsnetz sowie einem umfassenden Mobilitätskonzept mit dem Ziel einer zukunftsgerechten Anwohnermobilität versehen. Auch Fragen der zukünftigen Leistungsfähigkeit des S-Bahn-Verkehrs wurden für dieses Mengengerüst beantwortet. Eine Festlegung auf die Art der Arbeitsplätze gab es bisher noch nicht. Im weiteren Verlauf der Gebietsentwicklung werden die verkehrlichen Untersuchungen im Rahmen der Erschließung bezüglich einer Ansiedlung der HAW konkretisiert. 17. Gibt es Überlegungen für die Nachnutzung der bisherigen Flächen der HAW in Lohbrügge? Siehe Vorbemerkung.