BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18214 21. Wahlperiode 06.09.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 30.08.19 und Antwort des Senats Betr.: Kampf gegen Feuerkrebs – Kann Hamburg von Mannheim lernen? Feuerwehrleute leisten bereits im Einsatz einen gefährlichen Dienst für die Sicherheit der Bürger unserer Stadt. Durch die damit einhergehende Kontamination sind sie nach 15 Dienstjahren einem bis zu 30 Prozent höheren Krebsrisiko ausgesetzt als die Normalbevölkerung. Arsen, Asbest, Dieselemissionen oder Benzol können vielfache Formen von Krebs auslösen. Das belegen internationale Studien. Ein Mittel, die Einwirkungen von gefährlichen Stoffen auf die Einsatzkräfte zu minimieren, ist das Schwarz-Weiß-Prinzip. Damit wird eine Trennung von schmutzigen „Schwarz-“ und sauberen „Weiß- “, beziehungsweise Außen- und Innenbereichen bezeichnet. Dadurch soll eine Verschleppung von unerwünschten Stoffen insbesondere durch Personen und deren Kleidung sowie Einsatzgerätschaften vermieden werden. Diese Schwarz-Weiß-Trennung wird herkömmlich in den Feuerwehrwachen umgesetzt. In Mannheim rückt hingegen zur Dekontamination ein Gerätewagen Logistik (GW-Log) mit aus. Ziel ist die maximale Reduzierung der Schadstoffeinwirkung auf Mensch und Gerät. Aufgabe der Besatzung des GW-Log ist es, unmittelbar nach dem Einsatz kontaminierte Einsatzkleidung zu tauschen und die Einsatzfahrzeuge mit Schlauch- und Atemschutztechnik neu zu bestücken. Der GW-Log verfügt über einen Schwarzraum. Hier wird die Ausrüstung abgegeben und die persönliche Schutzausrüstung (PSA) in Säcke verpackt, um ein Ausgasen zu verhindern. Die Kräfte nutzen dann den integrierten Duschraum und gehen von dort in den Weißraum mit frischer PSA. Somit sind die Kräfte und Fahrzeuge des Löschzugs schon an der Einsatzstelle wieder einsatzbereit. Dieses mobile Schwarz-Weiß-Konzept aus Mannheim wurde mit dem 2018 erstmals ausgeschriebenen „FeuerKrebs Nachhaltigkeits-Award“ prämiert. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Gesundheitsschutz der Angehörigen der Feuerwehr Hamburg genießt einen hohen Stellenwert. Aus diesem Grund stellt sich die Feuerwehr konzeptionell für eine kontinuierliche Verbesserung der Einsatzstellenhygiene auf. Teil des Konzeptes ist es, an allen Standorten der Berufsfeuerwehr mit Brandschutzeinheiten sowie den 86 Standorte der Freiwilligen Feuerwehr schrittweise eine bedarfs- und anforderungsgerechte Infrastruktur zu entwickeln. Die einzelnen Schritte bauen aufeinander auf und werden anschließend hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit bewertet. Die so gewonnenen Ergebnisse sind Basis für die Planung der Folgemaßnahme. Erste Maßnahmen wie die Vervollständigung der Schutzkleidungspools an den Feuer- und Rettungswachen, die Beschaffung von Wechselbekleidung für die einzelnen Funktionen auf dem Löschzug, die Anpassung der Wasch- und Reinigungsverfahren für Einsatzfahrzeuge, -geräte und Schutzkleidung befinden sich bereits in der Umsetzung. Die Wechselbekleidung wird in jedem Löschfahrzeug der Berufsfeuerwehr und im ersten Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr mitgeführt. Ähnlich wie in Mannheim beginnt somit die Drucksache 21/18214 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schwarz-Weiß-Trennung bereits an der Einsatzstelle. Die Dienstanweisung zur Umsetzung der Einsatzstellenhygiene befindet sich in der Abstimmung. In Hamburg wie auch in Mannheim ist eine mobile Komponente der Schwarz-Weiß-Trennung allein nicht ausreichend. Sowohl in Hamburg als auch in Mannheim werden die notwendigen Hygienemaßnahmen an den jeweiligen Standorten fortgesetzt. Dies vorausgeschickt, antwortet der Senat wie folgt: 1. Wie ist der aktuelle Stand der Schwarz-Weiß-Trennung in Hamburg? Bitte nach Standorten angeben. Die Schwarz-Weiß-Trennung ist an allen Standorten der Berufsfeuerwehr realisiert. In folgenden Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr (FF) ist die Schwarz-Weiß- Trennung vollumfänglich realisiert: FF Berne, FF Kirchwerder-Süd, FF Moorwerder, FF Stellingen. In folgenden Wehren ist eine Schwarz-Weiß-Trennung ohne eine direkte Duschzugangsmöglichkeit realisiert: FF Altona, FF Berliner Tor, FF Billstedt-Horn, FF Duvenstedt, FF Fünfhausen, FF Neuenfelde-Nord, FF Oldenfelde-Siedlung, FF Rissen, FF Warwisch. Bei zukünftigen Neubauten wird die Schwarz-Weiß-Trennung von Beginn an mitgeplant . Dies betrifft aktuell folgende Wehren: FF Allermöhe-Billwerder, FF Harburg, FF Kirchsteinbek, FF Moorburg, FF Nienstedten, FF Rahlstedt. Zudem ist ein Planungsauftrag für die FF Wohldorf an die Sprinkenhof GmbH erteilt worden, um dieses Gerätehaus durch Umbaumaßnahmen ebenfalls für die Schwarz-Weiß-Trennung zu ertüchtigen. In den verbleibenden 66 FF-Gerätehäusern ist die Schwarz-Weiß-Trennung derzeit noch nicht realisiert, jedoch in der sogenannten Ampelliste zur Erfassung notwendiger Baumaßnahmen aufgeführt. 2. Welche Bedarfe zur Verbesserung der Schwarz-Weiß-Trennung sind in Hamburg bekannt? Siehe Vorbemerkung. 3. Ist ausreichend Kleidung und Ausrüstung für die Schwarz-Weiß- Trennung vorhanden? Wenn nein, woran fehlt es? Der Bedarf an Schutzkleidung sowohl für die Berufsfeuerwehr wie für die Freiwillige Feuerwehr wurde in den letzten Jahren stetig, erheblich erweitert. Aufgrund laufender Neubewertungen von Standards durch die Feuerwehr soll die Ausrüstung noch erweitert werden. Die Vervollständigung des Bedarfs der Schutzkleidungspools an den Standorten zur Umsetzung des Hygienekonzeptes an persönlicher Schutzausrüstung befindet sich derzeit in der Beschaffung. Weiterhin wird eine zentrale Reserve mit Schutzkleidung („Schutzkleidungspools“) auf dem Gelände der Technischen Abteilung eingerichtet. 4. Wie hoch sind für die Schwarz-Weiß-Trennung aktuell eingeplante Haushaltsmittel und in welcher Höhe sind welche zu deren Verbesserung im Haushaltsplan unter welcher Produktgruppe eingeplant? Kosten im Zusammenhang mit Maßnahmen der Schwarz-Weiß-Trennung sind dem Leistungszweck der Produktgruppe 277.01 Einsatzdienst Feuerwehr zuzuordnen und dort nicht mit einer separaten Veranschlagung ausgewiesen. 5. Ist das „mobile Schwarz-Weiß-Konzept“ aus Mannheim dem Senat bekannt? Wenn ja, soll dies auch in Hamburg zur Anwendung kommen? Wenn nein, wieso nicht? Ja. Elemente aus dem Konzept sind Bestandteil der derzeitigen Überlegungen. 6. Wird/Wurde dieses Konzept auch in Hamburg ausprobiert? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18214 3 Wenn ja, wann beziehungsweise mit welchem Ergebnis? Wenn nein, wieso nicht? Siehe Vorbemerkung. 7. Könnte das „mobile Schwarz-Weiß-Konzept“ gerade im Altbaubestand der Feuerwehrwachen eine finanziell attraktive Alternative sein, weil so der Umbaubedarf entfällt? Wenn ja, in welcher Höhe sind dazu unter welcher Produktgruppe bereits Haushaltsmittel eingeplant? Siehe Vorbemerkung. Weiterhin siehe Antwort zu 1.