BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18225 21. Wahlperiode 10.09.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 02.09.19 und Antwort des Senats Betr.: „Jugendrat Hamburg“ – Interaktionen und Beziehungen zu linksextremistischen Gruppierungen Der sogenannte Jugendrat Hamburg bezeichnet sich selbst auf seiner Internetseite als: „(…) offener und selbstorganisierter Zusammenschluss aus jungen Menschen, der aus dem Bündnis „Jugend gegen G20“ entstanden ist“. Und weiter: „Unser Ziel ist eine weltoffene, solidarische Gesellschaft. Deshalb setzen wir uns mit Themen wie z.B. Gendervielfalt, Antifaschismus und politischem Aktionismus auseinander. Wir treffen uns zwei Mal im Monat im Hamburger Gängeviertel.“1 Die Vorgängerorganisation „Jugend gegen G20“ bezeichnete sich auf ihrer Internetseite als „Zusammenschluss aus sozialen, internationalistischen, gewerkschaftlichen und antifaschistischen Jugendgruppen, Organisationen, Verbänden und Einzelpersonen, die im Juli 2017 gegen den G20-Gipfel in Hamburg auf die Straße gehen werden“.2 Dem Bündnis gehörten laut Selbstauskunft folgende (teilweise auch linksextremistische und vom Verfassungsschutz beobachtete) Organisationen an: à Gauche Bremen, AGIR, Demokratische Jugend Rosenheim, Arandela, Linke Initiative Oldesloe, Arbeitsgemeinschaft für gewerkschaftliche Fragen Hamburg (AgF), AStA HAW Hamburg , AStA Uni Hamburg, AStA Uni Rostock, DGB Jugend Hamburg, DGB Jugend Hannover, DGB-Jugend Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, DGB Jugend Nord, DGB Jugend Rheinland-Pfalz/Saar, Die Linke.SDS, DIDIF-Jugend, Hans-Böckler-Stiftung – StipGruppe Hamburg II, IG Metall Jugend Braunschweig, IG Metall Jugend Küste, IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, IG Metall Jugend Region Hamburg, Jugendantifa Kreuzberg, Jugendantifa Schwerin, Jugendrat Hamburg, JXK Berlin, JXK Hamburg, La Rage Lübeck, Leseés, Bad Oldesloe, Lelka & Mania – Workshoptage , Linksjugend ’solid, Naturfreundejugend Deutschlands, Offenes Treffen Göttingen, OpenGlobe NRW, Organize yourself Bündnis, SDAJ, SJD – Die Falken, SJ – Die Falken Braunschweig, SJ – Die Falken Hamburg, SJ – Die Falken Thüringen, Spolek! Hamburg, Verdi Jugend, Verdi Jugend Hamburg, Verdi Jugend Hessen, Verdi Jugend Niedersachsen-Bremen, Verdi Jugend Nord, YXK Berlin, YXK Hamburg.3 1 https://jugendrathh.noblogs.org/komm-vorbei/ (abgerufen am 31.08.2019). 2 http://jugendgegeng20.de/ (abgerufen am 15.09.2018; aktuell nicht mehr abrufbar). 3 http://jugendgegeng20.de/mach-mit/teil-werden/ (abgerufen am 15.09.2018; aktuell nicht mehr abrufbar). Drucksache 21/18225 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Das Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) stellte in Drs. 21/9818 fest: „Im Gängeviertel fanden regelmäßige „NO G20 Infoabende“ statt sowie Treffen der „AG Jugend“ des Jugendrates Hamburg.“4 Die Nachfolgeorganisation des Bündnisses „Jugend gegen G20“, der „Jugendrat Hamburg“, organisiert heute regelmäßig Vernetzungstreffen, Infoabende und politische Veranstaltungen in einschlägigen Lokalitäten der Hamburger linksextremistischen Szene – so im Centro Sociale, im Gängeviertel , in der „Fabrique“ im Gängeviertel oder in der T-Stube Pferdestall.5 In den sozialen Medien teilt die Organisation regelmäßig Beiträge linksextremistischer und vom LfV beobachteter – auch gewaltorientierter – Gruppierungen, solidarisiert sich mit diesen, ruft zu gemeinsamen Demonstrationen auf und nimmt an diesen teil. Allein für das laufende Jahr 2019 können anhand des Twitter-Accounts des Jugendrates folgende Interaktionen und Beziehungen dokumentiert werden: - 21. August 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes der Antifa 309.6 - 10. August 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes der Antifa Altona Ost.7 - 3. August 2019: Gemeinsamer Demo-Aufruf mit der Antifa Altona Ost: „Kommt gleich mit uns und der @AntifaAltonaOst in den antifaschistischen Block auf dem Hamburger CSD!“8 - 31. Juli 2019: Gemeinsamer Demo-Aufruf mit der Antifa Altona Ost: „Kommt mit uns und der @AntifaAltonaOst in den antifaschistischen Block auf dem Hamburger CSD! Auch die Diskriminierung von LGBTQI+ ist immer noch Alltag und muss bekämpft werden!“9 - 31. Juli 2019: Retweet eines politischen Statements der Antifa Altona Ost.10 - 16. Juni 2019: Retweet eines Beitrages des linksextremistischen Recherchenetzwerkes „Antifa Infopool“ sowie ein Verweis auf das linksextremistische Portal „indymedia.org“.11 - 15. Juni 2019: Retweet eines Beitrages der von der Antifa Altona Ost initiierten Tarnkampagne „Jugend gegen rechte Hetze“.12 - 24. Mai 2019: Retweet eines Beitrages der von der Antifa Altona Ost initiierten Tarnkampagne „Jugend gegen rechte Hetze“13.14 4 Drs. 21/9818, Frage 4. 5 https://www.facebook.com/pg/JugendratHamburg/events/?ref=page_internal (abgerufen am 31.08.2019). 6 https://twitter.com/Antifa309/status/1164267082478997506 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 7 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1160128144969555968 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 8 https://twitter.com/JugendratHH/status/1157578085912461313 (abgerufen am 31.08.2019). 9 https://twitter.com/JugendratHH/status/1156530075254345729 (abgerufen am 31.08.2019). 10 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1156525037006053377 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 11 https://twitter.com/antifainfo/status/1140360542139367428 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 12 https://twitter.com/JugendratHH/status/1139920450560102400 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 13 Vergleiche umfassend Drs. 21/16417, Seite 13. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18225 3 - 21. Mai 2019: Retweet eines Aufrufes der Antifa 309, eine Wahlparty der AfD Hamburg zu stören.15 - 5. Mai 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa Altona Ost, in der über die gemeinsame Demonstration mit dem Jugendrat Hamburg bei der Demonstration „Mietenmove“ berichtet wird.16 - 30. April 2019: Aufruf des Jugendrates Hamburg gemeinsam mit der Antifa Altona Ost am 1. Mai auf der Straße zu demonstrieren.17 - 20. April 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes der Antifa Altona Ost unter dem Motto: „Rotes Altona – Auf zu neuen Kämpfen!“.18 - 16. April 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.19 - 2. April 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.20 - 2. April 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa Altona Ost.21 - 28. März 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.22 - 28. März 2019: Teilen eines Beitrages der Antifa Altona Ost.23 - 26. März 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.24 - 23. März 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes der Antifa Altona Ost gegen den Landesparteitag der AfD Hamburg.25 - 20. März 2019: Retweet eines politischen Statements der Antifa Altona Ost.26 - 6. März 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes des Projektes Revolutionäre Perspektive.27 14 https://twitter.com/JugendratHH/status/1131941824338305024 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 15 https://twitter.com/Antifa309/status/1130871103407181824 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 16 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1124996188724453376 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). Vergleiche hierzu ferner die Demo-Fotos unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019) sowie https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 17 https://twitter.com/JugendratHH/status/1123235551040217088 sowie https://twitter.com/ JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 18 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1119664474888310784 sowie https://twitter.com/ JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 19 https://twitter.com/Antifa309/status/1118192754285215745 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 20 https://twitter.com/Antifa309/status/1113106960788938752 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 21 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1113012873771577344 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 22 https://twitter.com/Antifa309/status/1111214395693109256 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 23 https://twitter.com/JugendratHH/status/1111318898983518208 (abgerufen am 31.08.2019). 24 https://twitter.com/Antifa309/status/1110545400535179264 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 25 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1109464402946859009 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 26 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1108353905979727872 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). Drucksache 21/18225 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 - 27. Februar 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa Altona Ost.28 - 27. Februar 2019: Retweet eines Demo-Aufrufes der Antifa 309.29 - 26. Februar 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa Altona Ost.30 - 25. Februar 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa Altona Ost.31 - 19. Februar 2019: Retweet eines Organisations-Aufrufes der Antifa 309.32 - 9. Februar 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.33 - 9. Februar 2019: Retweet eines Demo-Berichtes der Interventionistischen Linken Hamburg.34 - Februar 2019: Polizeifeindlicher Tweet des Jugendrates Hamburg („ACAB“).35 - 28. Januar 2019: Retweet eines Beitrages der Antifa 309.36 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Der „Jugendrat Hamburg“ ist aus einem Protestbündnis gegen den G20- Gipfel unter Beteiligung zahlreicher linksextremistischer Gruppierungen entstanden; er unterhält regelmäßige und enge Kontakte zu gewaltorientierten linksextremistischen Gruppierungen wie der „Antifa 309“, der „Antifa Altona Ost“ oder der „Interventionistischen Linken Hamburg“; er demonstriert mit diesen Gruppierungen Seite an Seite auf Demonstrationen unter Verwendung eigener Transparente; er führt regelmäßig – und nachweislich auch ausschließlich – Veranstaltungen in einschlägigen Lokalitäten der Hamburger linksextremistischen Szene wie dem „Centro Sociale“ und im „Gängeviertel“ durch und offenbart durch seine politischen Statements und Parolen eine dezidiert polizeifeindliche und kapitalismuskritische Positionierung. Bei diesen dargelegten Verflechtungen und Positionierungen handelt es sich lediglich um Informationen aus öffentlichen Quellen; Informationen aus nachrichtendienstlichen Zugängen dürften die dargelegten Kontakte und Beziehungen erhärten. Sind dem LfV die dargelegten Kontakte und Beziehungen der Gruppierung „Jugendrat Hamburg“ zu linksextremistischen Gruppierungen des 27 https://twitter.com/PRP_Hamburg/status/1103312896329682945 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 28 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1100755870445699073 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 29 https://twitter.com/Antifa309/status/1100912652929376256 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 30 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1100363103093567489 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 31 https://twitter.com/AntifaAltonaOst/status/1100068105647280130 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 32 https://twitter.com/Antifa309/status/1097886529752580096 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 33 https://twitter.com/Antifa309/status/1094322690830286848 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 34 https://twitter.com/iL_Hamburg/status/1094239011604967424 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). 35 https://twitter.com/JugendratHH/status/1091300143025057792 (abgerufen am 31.08.2019). 36 https://twitter.com/Antifa309/status/1089831655362187264 sowie siehe Verlauf unter: https://twitter.com/JugendratHH (abgerufen am 31.08.2019). Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18225 5 zumeist gewaltorientierten autonomen oder postautonomen Spektrums bekannt? 2. Zu welchem Ergebnis ist das LfV bislang hinsichtlich der Prüfung einer Beobachtungswürdigkeit der Gruppierung „Jugendrat Hamburg“ gekommen? 3. Welche Kenntnisse hat das LfV über Kontakte bereits beobachteter linksextremistischer Gruppierungen und Einzelpersonen zur Gruppierung „Jugendrat Hamburg“? 4. Ist dem LfV bekannt, dass sich im „Jugendrat Hamburg“ insbesondere Schüler Hamburger Schulen engagieren? 5. Inwieweit hat das LfV bereits die Öffentlichkeit über die mindestens ausgeprägten linksextremistischen Bezüge der Gruppierung „Jugendrat Hamburg“ informiert oder inwieweit ist eine Information der Öffentlichkeit hierüber geplant? Wenn dies nicht der Fall sein sollte: Bedingt nicht die maßgebliche Beteiligung von Schülern und Minderjährigen in der Gruppierung „Jugendrat Hamburg“ ein besonderes Interesse des LfV hinsichtlich einer frühzeitigen Information der Öffentlichkeit über existierende linksextremistische Bezüge, um insbesondere Radikalisierungsprozessen junger Menschen entgegenzuwirken und als Verfassungsschutzamt seiner Funktion als „Frühwarnsystem der Demokratie“ gerecht zu werden? 6. Welche Erkenntnisse hat das LfV über Beteiligungen der Gruppierung „Jugendrat Hamburg“ an Protestaktionen während oder im Vorfeld des G20-Gipfels oder – seit dem – über andere politisch motivierte Straftaten ? 7. Welche Gruppierungen, die mit vergleichbarer Regelmäßigkeit im „Centro Sociale“ – welches vom LfV als „integraler Bestandteil der linksextremistischen Szene“ eingestuft wird – verkehren, wie die Gruppierung „Jugendrat Hamburg“, sind eigentlich derzeit kein Beobachtungsobjekt des LfV? Sofern sich das LfV dazu nicht äußern kann: Gibt es – allgemein gesprochen – andere Gruppierungen neben dem „Jugendrat Hamburg“, die in dieser Regelmäßigkeit im Centro Sociale verkehren, aber derzeit kein Beobachtungsobjekt des LfV sind? Der sogenannte Jugendrat Hamburg ist kein Beobachtungsobjekt des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Hamburg. Dem LfV Hamburg liegen im Rahmen seiner Aufgabenerfüllung Erkenntnisse vor, dass die vom Fragesteller aufgeführten Gruppierungen wie die Antifa Altona Ost (AAO), Antifa 309, Interventionistische Linke (IL) und Einzelpersonen aus Beobachtungsobjekten des LfV Hamburg im „Jugendrat Hamburg “ vertreten sind. Dem „Jugendrat Hamburg“ können keine politisch motivierten Straftaten zugeordnet werden. Im Übrigen siehe Verfassungsschutzberichte der zurückliegenden Jahre (siehe https://www.hamburg.de/innenbehoerde/publikationenverfassungsschutz /231572/verfassungsschutzberichte-pdf/) und Drs. 21/4611, Drs. 21/15989, Drs. 21/16296 und Drs. 21/17798.