BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18238 21. Wahlperiode 10.09.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 03.09.19 und Antwort des Senats Betr.: Einsatz digitaler Medien in Hamburger Kitas Der Einsatz digitaler Medien ist aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken. Auch Kinder kommen immer früher mit dieser Technologie in Berührung – sei es das Smartphone, das Tablet, der PC, die Videospielkonsole oder der internetfähige Fernseher. Durch ihre Vielseitigkeit können digitale Medien auch in der frühkindlichen Pädagogik eine sinnvolle Erweiterung von Lern- und Erfahrungsräumen darstellen . Mit dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt „Kita goes digital – Einsatz digitaler Medien in Fort- und Weiterbildung sowie pädagogischer Praxis“ (Projektlaufzeit : 01.07.2018 – 31.12.2020) entwickelt beispielsweise ein überregionaler Kita-Träger gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen digitale Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung sowie der Etablierung von neuen Lernformen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Ausgestaltung der pädagogischen Arbeit in den Kindertageseinrichtungen orientiert sich an den „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung in Tageseinrichtungen“. Die Umsetzung der einzelnen Bildungsbereiche liegt in der Verantwortung der Kindertageseinrichtungen und ihrer Träger und gründet auf deren individuellen pädagogischen Konzepten. Die Kitas können hierbei besondere Profile entwickeln und ihren Schwerpunkt in den Bereich Medienbildung legen. Im Bildungsbereich „Kommunikation: Sprache, Schriftkultur, Medien“ zeigen die Bildungsempfehlungen Handlungsoptionen auf, wie die Einrichtungen Aspekte der Medienbildung in ihre pädagogischen Konzepte aufnehmen können. Ein Ziel ist es, den Kindern einen bewussten Umgang mit verschiedenen Medien als Teil ihrer Lebenswirklichkeit zu vermitteln. Der Senat verfügt nicht über alle zur Beantwortung der Fragen erforderlichen Informationen . Er hat deshalb die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.; Caritasverband für Hamburg e.V.; Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg e.V.; Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.; Diakonisches Werk Hamburg e.V., Kindermitte e.V. – Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung e.V.; SOAL – Alternativer Wohlfahrtsverband e.V. Landesverband Hamburg, Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH) und der nicht verbandlich organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, entsprechende Auskünfte zu erteilen. Drucksache 21/18238 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der Kitaträger wie folgt: 1. In wie vielen Hamburger Kitas werden digitale Medien zu pädagogischen Zwecken eingesetzt? (Bitte jahresweise aufschlüsseln.) 2. In welcher Form werden digitale Medien in Hamburger Kitas eingesetzt? Der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde liegen keine Daten darüber vor, in wie vielen Hamburger Kitas digitale Medien zu pädagogischen Zwecken eingesetzt werden. Medien sind ein wichtiges Arbeitsinstrument für die pädagogischen Fachkräfte geworden . Beispielweise können Videographien und Fotodokumentationen die Beobachtung und Dokumentation von Entwicklungsprozessen bei den Kindern unterstützen und zu anschaulicheren differenzierteren Portfolios führen, die auch für die Eltern ansprechend sind. Auch die Einrichtung eines digitalen Bilderrahmens als Medium zur Veranschaulichung der Kitarbeit gegenüber den Eltern gehört mittlerweile zum Standard in Kindertageseinrichtungen. In der Ausbildung lernen Erzieherinnen und Erzieher die Entwicklung der Medienkompetenz der Kinder zu begleiten und zu reflektieren. Sie beziehungsweise er verfügt über ein vertieftes methodisches Wissen und über ein breites Spektrum an medienpädagogischer Handlungskompetenz, Der Träger Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH geht davon aus, dass in allen eigenen Kitas das Internet und digitale Medien genutzt werden, um zum Beispiel zusammen mit den Kindern Recherchen zu Bildungsthemen durchzuführen. Darüber hinaus wird regelmäßig Videomaterial aus dem Kita-Alltag genutzt, um die Entwicklung der Kinder zu dokumentieren, aber auch um Familien über die Erfahrungen ihres Kindes zu informieren. Mit den Kindern zusammen werden besondere Ereignisse oder Unternehmungen festgehalten. Das Thema Partizipation kann mithilfe digitaler Medien methodisch auf besondere Weise umgesetzt werden, zum Beispiel indem die Kinder fotografieren sollen, was ihnen in ihrer Kita gefällt und was ihnen weniger zusagt. Bei der Methode „Marte Meo“ – die in einigen Einrichtungen eingesetzt wird – und insbesondere in der Sprachförderung werden pädagogische Situationen gefilmt, um die Arbeit der Fachkräfte im Anschluss zu reflektieren. Mit digitalen Medien lassen sich darüber hinaus neue Wege des künstlerischen Gestaltens finden, so werden häufig eigene Bilderbücher mit kleinen Texten digital erstellt. Viele Einrichtungen der Elbkinder vermitteln den Kindern den Umgang mit digitalen Medien auch zusammen mit Kooperationspartnern, die auf das Thema Medienpädagogik spezialisiert sind. So entwickelt die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH im Rahmen des Projekts DigiDoc ein eigenes Programm zur digitalen Dokumentation , bei dem auch Tablets zum Einsatz kommen. 3. Welche digitalen Medien werden in diesen Kitas eingesetzt? Die meisten Kitas verfügen mittlerweile über einen eigenen PC. Für die Dokumentation der pädagogischen Arbeit werden zunehmend Kameras und Videos genutzt. Auch digitale Lernprogramme wie zum Beispiel das von Microsoft entwickelte Sprachlernprogramm „Schlaumäuse“ werden auch über den Einsatz von Tablets in der Kita angewandt . In den Einrichtungen der Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH kommen dienstliche Smartphones für Ausflüge sowie PCs, Notebooks und Tablets mit Zugang zum Internet zum Einsatz. Darüber hinaus werden Kameras zum Fotografieren und Filmen verwendet. 4. Welches pädagogische Konzept liegt diesem Einsatz zugrunde? Siehe Vorbemerkung und Antwort zu 1. und 2. 5. Gab es im Vorfeld dieses Einsatzes digitaler Technologie in Kitas Schulungen für das Kita-Personal? Wenn ja, welche? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18238 3 Das sozialpädagogische Fortbildungszentrum der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde orientiert sich in der Gestaltung seines Fortbildungsprogramms am Bedarf der Hamburger Kindertageseinrichtungen. So werden regelmäßig auch Fortbildungen im Bereich Medienbildung und Medienpädagogik angeboten (siehe Anlage). Die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH bietet für ihre pädagogischen Fachkräfte im Rahmen des eigenen Fortbildungsprogramms verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen zur Medienpädagogik an (siehe Anlage). Für das Projekt „DigiDoc“ gibt es für die am Projekt beteiligten pädagogischen Fachkräfte ein Fortbildungsangebot , das den Einsatz von Tablets zur digitalen Dokumentation erläutert und damit verbundene Fragestellungen aufgreift. 6. Wie sind die inzwischen gesammelten Erfahrungen dieser Kitas mit dem Einsatz digitaler Technologien zu pädagogischen Zwecken? Der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde liegen hierzu keine systematisch erfassten Erfahrungswerte vor. Der Träger Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH berichtet, dass der Einsatz elektronischer Medien eine große Begeisterung bei den Kindern und eine hohe Motivation der Fachkräfte hervorruft. Der Einsatz wird als neuer zusätzlicher Erfahrungs - und Gestaltungsraum sowie insgesamt als Bereicherung der Arbeit erleben. 7. Wird der Einsatz digitaler Medien in Hamburger Kitas durch den Hamburger Senat gefördert? Wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht? Im Kita-Gutschein-System erhalten die Träger für jedes betreute Kind eine Sachkostenpauschale , die es den Kitas ermöglicht, digitale Medien wie zum Beispiel PC, Tablett , Digitalkamera et cetera zu finanzieren. Darüber hinaus finanziert der Hamburger Senat seit 2006 die Ausstattung der öffentlichen Bücherhallen mit Medienboxen, die von vielen Kitas genutzt werden. Des Weiteren förderte die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde 2018 die erstmalig stattfindenden Kita-Kinowochen in Hamburg. Das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde führte in diesem Kontext eine kostenfreie Fortbildung für pädagogische Fachkräfte durch, um diesen Möglichkeiten zu eröffnen, sich mit dem Einsatz des Mediums Film in der pädagogischen Arbeit auseinanderzusetzen. Die für die Kindertagesbetreuung zuständige Behörde beteiligt sich außerdem im Zeitraum 2018 bis 2020 an der Finanzierung von sogenannten Elternmedienlotsen. Siehe hierzu auch Antwort zu Frage 6. 8. Inwieweit sind die Eltern in den Einsatz digitaler Medien in Hamburger Kitas eingebunden? Die Elternmedienlotsen bieten in Kooperation mit Kitas und Eltern-Kind-Zentren Elternabende an, die sich gezielt der Mediennutzung widmen und sich am Bedarf und den Anliegen der Eltern orientieren. Eltern werden zum Beispiel gezielt dazu beraten, welche Medien für welches Alter geeignet sind. Handy, Soziale Netzwerke, Datenschutz , Computerspiele etc. sind Inhalte der geförderten Elternabende, die von ausgewiesenen Expertinnen und Experten durchgeführt werden. Der Träger Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH bietet regelmäßig Elternabende zum Einsatz digitaler Medien in seinen Kitas an. Dort wird der Grundsatz vermittelt, dass Medien als Werkzeuge zu verstehen sind, über deren Nutzung die Kinder selbst bestimmen und nicht die Medien über sie. Den Eltern werden aber auch die Gefahren eines unreflektierten Medienkonsums erläutert, wie beispielsweise Suchtgefahr, die Preisgabe privater Daten sowie die durch Bewegungsmangel entstehenden negativen Auswirkungen auf die Entwicklung ihrer Kinder. Besonders betont wird gegenüber den Eltern, dass der körperliche Kontakt und die Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern zu ihren Kindern besonders wichtig für die kindliche Entwicklung und das kindliche Wohlbefinden seien. Darauf sei bei der häufigen Allgegenwärtigkeit eines Smartphones oder Tablets besonders zu achten. Ta bl et s & C o. in K in de rh än de n! ? 29 .9 .-2 7. 9. 20 19 SP FZ M ar ei ke T hu m el , O liv ia F ör st er Fo rs ch t m it! H au s de r k le in en F or sc he r. In fo rm at ik en td ec ke n - m it un d oh ne C om pu te r 13 .0 6. 20 19 SP FZ R ei ng ar d St re it, C hr is tia ne W as le Fo rt bi ld un gs an ge bo te S oz ia lp äd ag og is ch es F or tb ild un gs ze nt ru m 2 01 9 Drucksache 21/18238 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage M ed ie np äd ag og is ch e El te rn ab en de : I nf or m ie re n – R ef le kt ie re n – Ak tiv ie re n N ac h Ve re in ba ru ng 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr O liv ia F ör st er , B lic kw ec hs el El te rn na ch m itt ag in d er B üc he rh al le – B ild un g ge m ei ns am ge st al te n (E lte rn an ge bo t) N ac h Ve re in ba ru ng 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr Bü ch er ha lle n H am bu rg Ei ne n ne ue n Bl ic k au f d en A llt ag w er fe n – M it de r M ar te M eo -P ra xi sb er at un g ge zi el t E nt w ic kl un g un te rs tü tz en u nd En tla st un g sc ha ffe n (In ho us e) N ac h Ve re in ba ru ng 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr Ki rs te n Kn ob la uc h, C la ud ia Sc hw ar zl m ül le r N eu e M ed ie n – R is ik en , Su ch t u nd H ilf en 15 .0 5. - 17 .0 5. 20 19 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr D r. ph il. H an s- Jü rg en R um pf Zi vi lc ou ra ge im N et z – U m ga ng m it ne ue n M ed ie n im G BS - /G TS -A llt ag 04 .0 7. - 05 .0 7. 20 19 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr N ad in e W ie se Be ru fs w un sc h: Y ou tu be S ta r – M ed ie nf ig ur en u nd ih re ko m m er zi el le n In te re ss en M ed ie nf ig ur en u nd ih re k om m er zi el le n In te re ss en 26 .0 8. - 27 .0 8. 20 19 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr M ar ei ke T hu m el D at en sc hu tz u nd D at en si ch er he it in s oz ia le n N et ze n 06 .0 6. 20 19 u nd 0 7. 06 .2 01 9 vo n 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr Fo rtb ild un gs ze nt ru m S üd rin g, Sü dr in g 38 b 22 30 3 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr O liv ia F ör st er El te rn an ge bo te 2 01 9 In ho us e- An ge bo te 2 01 9 Fo rt bi ld un ge n 20 19 El bk in de r – V er ei ni gu ng H am bu rg er K ita s gG m bH , Fo rt bi ld un ge n un d El te rn ab en da ng eb ot e zu m T he m a „d ig ita le M ed ie n“ 2 01 9 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18238 5 H et z m ic h ni ch t – H at e Sp ee ch is t k ei ne M ei nu ng sf re ih ei t 24 .0 4. - 26 .0 4. 20 19 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr Si lk e G ar y, A nd ré T au be rt C om pu te rn ut zu ng im K ita -A llt ag 01 .0 4. - 03 .0 4. 20 19 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr R ita B le sc ho ef sk i M ed ie n – (k )e in T he m a fü r m ic h! ? 09 .0 5. - 10 .0 5. 20 19 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr O liv ia F ör st er Tr ic kf ilm en m it de m T ab le t – v on d er Id ee z ur P ro du kt io n un d Ve rö ffe nt lic hu ng 07 .0 3. - 08 .0 3. 20 19 09 .0 0 - 1 6. 00 U hr O liv ia F ör st er Ta bl et s & C o. in K in de rh än de n! ? 26 .0 9. - 27 .0 9. 20 19 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr O liv ia F ör st er Th em en w or ks ho p: In fo rm at ik e nt de ck en – m it un d oh ne C om pu te r 13 .0 6. 20 19 09 .0 0 - 1 7. 00 U hr R ei ng ar d St re it, C hr is tia ne W as le Drucksache 21/18238 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 18238ska_Text 18238ska_Anlage tmp_csvExport