BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18324 21. Wahlperiode 17.09.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Gamm (CDU) vom 10.09.19 und Antwort des Senats Betr.: Moore in Hamburg – Was tut Hamburg für den Schutz und die Entwicklung seiner Moore? Moore erfüllen im Landschaftsgefüge Norddeutschlands historisch eine herausgehobene und wichtige Funktion. Sie dienen als Lebensraum für unzählige , teilweise auch hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie Bodenorganismen. Sie sind Speicher für Wasser, Kohlenstoff, Phosphor und Stickstoff. Sie sind zugleich Regulatoren des Wasser- und Stoffhaushalts. Sie haben eine große Bedeutung für das Makro- und Mikroklima und sind zugleich eine wichtige Größe im Klimawandel. Trotzdem hat sich der Anteil intakter Moore an der Gesamtfläche Norddeutschlands über die vergangenen Jahrhunderte immer weiter verringert. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie groß sind die mit Moorflächen in Hamburg? Welchen Anteil machen diese Flächen an der Gesamtfläche Hamburgs aus? 2. Wie groß ist die Fläche, die von sogenannten rezenten Mooren eingenommen wird? Welchen Anteil macht diese an der Gesamtfläche Hamburgs aus? Wie hat sich dieser Flächenanteil über die letzten 50 Jahre entwickelt? 3. Wie groß ist die Fläche, die von oberflächennahen bedeckten Torfen eingenommen wird? Welchen Anteil macht diese Fläche an der Gesamtfläche Hamburgs aus? 4. Wie groß ist die Fläche sogenannter bedeckter Torfe in Hamburg? Welchen Anteil macht diese Fläche an der Gesamtfläche Hamburgs aus? 5. Wie verteilen sich die unter Punkt 2., 3. und 4. genannten Flächen auf die einzelnen Bezirke? Die erfragten Daten sind dem veröffentlichten Bericht der Behörde für Umwelt und Energie „Moore in Hamburg – Verbreitung und Geschichte der Moorböden in Hamburg “ (2015) zu entnehmen. Siehe dazu: https://www.hamburg.de/contentblob/ 9096684/1ee16e391e76c8521530f40bd07ca975/data/d-moorbericht.pdf . Die Entwicklung des Flächenanteils von sogenannten rezenten Mooren an der Gesamtfläche Hamburgs in den letzten 50 Jahren ist nicht dokumentiert. 6. Welche Flächen aus 2., 3. und 4. befinden sich in a) privater und b) öffentlicher Hand? Bitte nach Bezirken und Moortypen getrennt auflisten. Drucksache 21/18324 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 rezente Moore bedeckte Torfe bis 1 m Tiefe bedeckte Torfe bis zur Auf-schlusstiefe Bezirk Fläche FHH Privat Fläche FHH Privat Fläche FHH Privat ha ha ha ha ha ha ha ha ha HH-Mitte 5,8 3,5 2,3 40,9 30,8 10,1 1 611,4 536,8 1 074,6 Altona 134,4 66,7 67,7 4,1 3,3 0,8 65,4 21,7 43,7 Eimsbüttel 43,7 22,6 21,1 26,0 19,3 6,7 135,7 57,3 78,4 HH-Nord 18,1 16,8 1,3 9,4 6,6 2,8 150,9 81,2 69,7 Wandsbek 436,3 412,2 24,1 39,2 34,6 4,6 94,7 62 32,7 Bergedorf 70,9 49,8 21,1 246,5 134,1 112,4 680,7 264,4 416,3 Harburg 1 645,1 917,2 727,9 490,1 298,8 191,3 2 938,9 838,1 2 100,8 7. Wie werden die Moorflächen aus den Punkten 2., 3. und 4. gegenwärtig genutzt? Bitte nach Moortypen getrennt angeben. Da die bedeckten Torfe sich auch unter Teilen der Innenstadt und des Hafens befinden , sind hier alle in den Bereichen typischen Nutzungsarten vertreten. Für die rezenten Moore werden als Nutzungen Grünland, Acker, Moor, Brache, Wald, Gehölz, Park, Kleingarten, Siedlung, Wasserwerk und Flughafen angegeben. 8. Wie groß ist der flächenmäßige Anteil der rezenten Moore, die im ursprünglichen oder ursprungsnahen Zustand belassen sind? Wie hat sich dieser Anteil über die letzten 50 Jahre entwickelt? Da historisch gesehen bereits an allen Moorstandorten Hamburgs Entwässerungsmaßnahmen beziehungsweise Torfabbau stattgefunden haben beziehungsweise hat, sind ursprüngliche Moore in Hamburg im eigentlichen Sinne nicht mehr vorhanden. Allerdings sind etwa 10 Prozent der Moorflächen Hamburgs (230 ha) als stark vernässt und naturnah anzusprechen. Auf diesen Flächen findet rezentes Moorwachstum statt. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. bis 5. 9. Wie groß ist der flächenmäßige Anteil der rezenten Moore, die unter Schutz stehen? Wie hat sich dieser Anteil über die letzten 50 Jahre entwickelt ? 60,3 Prozent der rezenten Moore befinden sich in Naturschutzgebieten; 23,6 Prozent befinden sich in Landschaftsschutzgebieten und 0,1 Prozent in Naturdenkmälern. Die unter Schutz stehende Fläche hat sich in den vergangenen 50 Jahren stetig erhöht. 10. Wie groß ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche der rezenten Moore? In welcher Form findet diese landwirtschaftliche Nutzung statt? 11. Wie groß ist der landwirtschaftlich genutzte Anteil an den städtischen rezenten Moorflächen? Landwirtschaftliche Nutzung findet auf 1 657 ha statt, wovon 22 ha Acker- und 1 635 ha Grünland sind. Davon beträgt die städtische Fläche 1 125 ha. 12. Wie wird dieser Schutz konkret realisiert? Der Senat weist die Flächen entsprechend der unterschiedlichen Schutzkategorien des Naturschutzrechts aus und legt die Schutzziele fest, welche dann von den zuständigen Behörden umgesetzt werden. 13. In Drs. 21/6679 gibt der Senat an, dass Flächen des Nincoper Moores angestaut und durchnässt werden sollen. Wie weit sind die Planungen und eine eventuelle Umsetzung zwischenzeitlich fortgeschritten? Die Vorbereitungen für die wasserbaulichen Maßnahmen zur Vernässung des Nincoper Moores sind noch nicht abgeschlossen. Teilflächen des Nincoper Moores werden zur Gehölzreduktion von einer Schaf- und Ziegenherde beweidet. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18324 3 14. Für welche weiteren konkreten Moorflächen liegen Pläne zur Renaturierung vor? 15. Wie groß sind die unter Punkt 14. genannten Flächen? 16. Seit wann wird in den unter 14. genannten Einzelflächen eine Renaturierung geplant, wie sieht der jeweils aktuelle Umsetzungsfortschritt aus und wann ist mit dem Abschluss der jeweiligen Maßnahmen zu rechnen ? Für alle Naturschutzgebiete und somit auch für die darin liegenden Moore wurden in den Pflege- und Entwicklungsplänen unterschiedliche Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung aufbereitet. Sämtliche Pflege- und Entwicklungspläne sind im Transparenzportal veröffentlicht. Eine speziell auf Moore bezogene Auswertung ist – nicht zuletzt vor der Schwierigkeit der fachlichen Abgrenzung zwischen einzelnen Lebensraum - oder Maßnahmentypen – weder sinnvoll möglich noch in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit möglich. Vor diesem Hintergrund sind auch Angaben zu den Flächen oder zum geplanten Abschluss einzelner Maßnahmen in Bezug auf Moorflächen nicht möglich. 17. Wie groß ist die seit 2015 abschließend renaturierte Moorfläche in Hamburg und welche Maßnahmen wurden bei den einzelnen Flächen konkret vorgenommen? Maßnahmen zur Moorrenaturierung benötigen aufgrund der sehr langsamen Moorentwicklung sehr große Zeiträume zu ihrer Realisierung sowie eine fortlaufende Pflege und Nachsteuerung. Insofern kann man keine der in Hamburg durchgeführten Maßnahmen zur Moorrenaturierung als abgeschlossen bezeichnen. 18. Wie beurteilt der Senat die biologische Wertigkeit der einzelnen Moorflächen in Hamburg und der bestehenden Moorflächen als Ganzes? Die Moorflächen der rezenten Moore werden in der Biotopbewertung der Biotopkartierung Hamburg wie folgt bewertet: Kategorie Anteil 9 – Herausragend 1,6 % 8 – Hochgradig wertvoll 12,8 % 7 – Besonders wertvoll 26,8 % 6 – Wertvoll 27,3 % 5 – Noch wertvoll 14,8 % 4 – Verarmt 10,7 % 3 – Stark verarmt 4,3 % 2 – Extrem verarmt 1,6 % 1 – Weitgehend unbelebt 0,2 % Moorflächen sind sowohl für den Naturschutz als auch für den Klimaschutz besonders wertvoll, jedoch in der Großstadt nicht mit großen Flächenanteilen vertreten. 19. In welcher Form dokumentiert der Senat die Entwicklung der Moore in Hamburg? Im Rahmen der Biotopkartierung wurden die Moorflächen im Hinblick auf ihre Biotopausstattung bisher alle acht Jahre kartiert. Künftig soll der Turnus der Biotopkartierung auf fünf Jahre verkürzt werden. 20. In welchen zeitlichen Abständen hat der Senat dies bisher gegenüber der Bürgerschaft getan? Wann wurden die letzten drei Moorzustandsberichte veröffentlicht? 21. Wann wird es den nächsten Moorzustandsbericht geben? Der Senat hat bisher gegenüber der Bürgerschaft keinen Moorzustandsbericht abgegeben . Die Erarbeitung von regelmäßigen Übersichtsberichten zum Zustand aller Moore in Hamburg ist derzeit nicht vorgesehen.