BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18393 21. Wahlperiode 24.09.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Mareike Engels (GRÜNE) vom 16.09.19 und Antwort des Senats Betr.: Reproduktive Rechte von Frauen: Schwangerschaftsabbrüche Am 28. September ist der internationale „Safe Abortion Day“. Weltweit streiten feministische Bündnisse seit Jahrzehnten für das Recht auf sexuelle und körperliche Selbstbestimmung und gegen die Kriminalisierung und Tabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Wie im vergangen Jahr fordern auch dieses Jahr mehr als vierzig Verbände und Institutionen im Rahmen des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung Hamburg an jenem Tag „Weg mit §§ 218 und 219a!“ Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Ärzte/-innen führen in eigenen Praxen/Medizinischen Versorgungszentren in Hamburg Schwangerschaftsabbrüche ohne medizinische Indikation durch? Bitte nach Bezirken und hinsichtlich der Entwicklung der Zahlen nach Jahren seit 2009 aufschlüsseln. Diese Zahlen werden nicht regelhaft erhoben. Der für Gesundheit zuständigen Fachbehörde liegen Zahlen für 2009, 2015 und 2019 vor. Altona Bergedorf Eimsbüttel Harburg HH-Mitte HH-Nord Wandsbek 2009 12 1 18 9 18 13 14 2015 6 1 14 8 15 12 14 2019 4 1 8 2 10 9 7 2. In wie vielen Krankenhäusern Hamburgs werden Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt? Bitte die Bezirke angeben und die Entwicklung der Zahlen nach Jahren seit 2009 aufschlüsseln. Die Auswertung der in der zuständigen Behörde vorliegenden Daten hat ergeben, dass in 2015 in acht Krankenhäusern und in 2018 in sieben Krankenhäusern Schwangerschaftsabbrüche stationär durchgeführt worden sind. Diese Krankenhäuser befinden sich in den Bezirken Altona, Bergedorf, Eimsbüttel, Harburg, Nord und Wandsbek. Daten für den Zeitraum von 2009 bis 2014 liegen der zuständigen Behörde nicht vor. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche, die in den Hamburger Krankenhäusern durchgeführt werden, ist laut Statistik des Statistischen Bundesamtes von 794 Eingriffen im Jahr 2009 auf 408 Eingriffe im Jahr 2018 zurückgegangen. Der Anteil der stationär durchgeführten Eingriffe ist dabei im relativen Verhältnis zur Gesamtzahl der in den Krankenhäusern insgesamt durchgeführten entsprechenden Eingriffe von rund 3,8 Prozent (insgesamt 30) auf rund 15 Prozent (insgesamt 59) angestiegen: Drucksache 21/18393 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schwangerschaftsabbrüche nach Eingriffsland (hier: Hamburg) 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Schwangerschaftsabbrüche insgesamt 4 203 4 663 4 435 4 323 4 087 3 722 3 324 3 628 3 826 3 779 Krankenhaus (ambulant) 764 827 652 658 633 567 442 374 369 349 Krankenhaus (stationär) 30 45 55 82 60 92 76 74 84 59 Krankenhaus (ambulant und stationär) 794 872 707 740 693 659 518 448 453 408 Gynäkologische Praxis / OP- Zentrum 3 409 3 791 3 728 3 583 3 394 3 063 2 806 3 180 3 373 3 371 Quelle: Statistik der Schwangerschaftsabbrüche, Fachserie 12, Reihe 3, Statistisches Bundesamt 3. Hamburg führt seit vielen Jahren eine Liste (https://www.hamburg.de/ contentblob/4242250/234f9ed3697ef8d319b2e54e641bf619/data/listepraxiseinrichtungen -schwangerschaftsabbrueche.pdf) mit Ärzten/-innen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Ist diese vollständig? Wenn nein, wie viele Arztpraxen fehlen und warum? Die vorliegende Liste mit Ärztinnen und Ärzten, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen , enthält die Kontaktdaten der Ärztinnen und Ärzte, die gegenüber der zuständigen Behörde ihr Einverständnis zur Veröffentlichung erteilt haben. Es haben sechs Ärztinnen und Ärzte der Veröffentlichung in oben genannter Liste widersprochen. Die jeweiligen Gründe für oder gegen die Entscheidung zur Veröffentlichung werden seitens der zuständigen Behörde nicht erhoben. 4. Wie hoch ist die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Hamburg seit 2009? a) Bitte nach Jahren, sowie nach Alter, Familienstand, und Anzahl der Kinder der ungewollt Schwangeren aufschlüsseln. b) Bitte zusätzlich im Verhältnis zur Bevölkerungsentwicklung Hamburgs und der Anzahl der Geburten angeben. Die Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen weißt keine Differenzierung nach Alter und Anzahl der Kinder aus. Die Daten zu den weiteren Kategorien sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Statistik der Schwangerschaftsabbrüche (SSA) Schwangerschaftsabbrüche (Anzahl) Bundesländer Familienstand ledig verheiratet verwitwet geschie - den SSA insgesamt Bevölkerung Anteil in % Lebendgeburten Anteil in % 2009 Hamburg 2 424 1 660 10 109 4 203 1 774 224 0,24% 16.779 25,05% 2010 Hamburg 2 636 1 848 12 167 4 663 1 786 448 0,26% 17.377 26,83% 2011 Hamburg 2 536 1 753 6 140 4 435 1 718 187 0,26% 17.125 25,90% 2012 Hamburg 2 405 1 793 4 121 4 323 1 734 272 0,25% 17.706 24,42% 2013 Hamburg 2 219 1 729 13 126 4 087 1 746 342 0,23% 18.137 22,53% 2014 Hamburg 2 017 1 599 4 102 3 722 1 762 791 0,21% 19.039 19,55% 2015 Hamburg 1 942 1 256 6 120 3 324 1 787 408 0,19% 19.768 16,82% 2016 Hamburg 2 110 1 403 5 110 3 628 1 810 438 0,20% 21.480 16,89% 2017 Hamburg 2 089 1 592 6 139 3 826 1. 830 584 0,21% 21.133 18,10% Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18393 3 Statistik der Schwangerschaftsabbrüche (SSA) Schwangerschaftsabbrüche (Anzahl) Bundesländer Familienstand ledig verheiratet verwitwet geschie - den SSA insgesamt Bevölkerung Anteil in % Lebendgeburten Anteil in % 2018 Hamburg 2 145 1 529 5 100 3 779 1 841 179 0,21% 21.126 17,89% Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019 | Stand: 17.09.2019 5. Welche Methoden des Schwangerschaftsabbruches werden in welchen Relationen in Hamburg durchgeführt? Welche Entwicklungen hat es hier seit 2009 gegeben und wie bewertet der Senat diese? Art des Abbruchs 2009 2010 2015 2016 2017 2018 Curettage 272 194 338 261 285 320 Vakuumaspiration 3 315 3 692 2 069 2 386 2 442 2 335 Hysterotomie/Hysterektomie - - 1 1 - - Mifegyne/Mifepriston 575 713 797 884 986 1 035 Medikamentös/sonstige Arzneimittel 41 64 117 91 92 78 Fetozid bei Mehrlingsschwangerschaft - - 1 - - 2 Fetozid bei sonstigen Fällen - - 1 5 21 9 Im Übrigen nimmt der Senat keine medizinischen Bewertungen vor. 6. Ist der Schwangerschaftsabbruch bei angehenden Ärztinnen und Ärzten in Hamburg Bestandteil des Studiums? a) Wenn ja, in welcher Form und hält der Senat das für ausreichend und warum? Im Rahmen des Medizinstudiums im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) werden gynäkologische, ethische, rechtliche sowie gesellschaftliche und historische Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs interdisziplinär sowohl im Pflicht- als auch im Wahlpflichtunterricht behandelt. Im Rahmen des Wahlfachs „Praktische Medizin in Geburtshilfe, Pädiatrie, Kinderchirurgie und Kinderkardiologie“ setzen sich interessierte Studierende zusätzlich wissenschaftlich mit dem aktuellen Diskurs auseinander. Der Senat hält die Ausbildungsinhalte für ausreichend. Die im UKE zum Schwangerschaftsabbruch gelehrte Unterrichtsthemen vermitteln die für die allgemeine Arztreife benötigten Inhalte und bereiten die Absolventinnen und Absolventen des Medizinstudiums auf die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung vor. b) Wenn nein, welche Pläne werden nach Kenntnis des Senats verfolgt , die Situation zu verändern? 7. Verfügt der Senat über Informationen, wo die ungewollt Schwangeren, die in Hamburg Schwangerschaften abbrechen lassen, ihren Wohnsitz haben? Dann bitte nachfolgenden Kategorien auflisten: Wohnsitz in Hamburg, in Schleswig-Holstein, in Niedersachen, in anderen Bundesländern , in anderen Ländern? 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Baden- Würtemberg 1 1 1 1 - - - 3 2 2 Bayern 2 1 3 1 6 3 - 4 - 2 Drucksache 21/18393 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Berlin 3 2 7 12 6 8 4 9 3 2 Brandenburg 3 - 2 1 - 2 1 1 2 - Bremen 3 3 3 13 13 21 20 10 9 12 Hamburg 3 789 4 236 3 918 3 799 3 564 3 259 2 881 3 050 3 253 3 247 Hessen - - - 1 1 1 5 - 4 1 Mecklenburg- Vorpommern 5 6 16 5 9 4 4 5 1 6 Niedersachsen 219 209 193 211 213 214 188 291 294 269 Nordrhein- Westfalen 3 6 1 6 7 2 4 4 - 5 Rheinland- Pfalz - 1 1 4 - - - 1 - 2 Saarland - - 1 - - - - - - - Sachsen - 2 - - 2 - - - 3 1 Sachsen- Anhalt 1 1 1 - - 3 1 - - 1 Schleswig- Holstein 154 189 242 209 221 169 203 220 227 210 Thüringen - 1 - - - - - - - 1 Ausland 20 5 46 60 45 36 13 30 28 18 Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019 | Stand: 17.09.2019