BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18480 21. Wahlperiode 01.10.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten André Trepoll (CDU) vom 25.09.19 und Antwort des Senats Betr.: Stromausfälle betreffen sämtliche Lebensbereiche in allen Stadtteilen – Wie wird die Energieversorgung südlich der Elbe gesichert? Stromausfälle sind ein potenzielles Risiko für jeden Lebensbereich. Fällt der Strom auch nur für einen kurzen Zeitraum aus, kann die Stromversorgung in Krankenhäusern, in Polizeistationen, in Wohngebieten und im Straßenverkehr teilweise nicht mehr oder nur noch über Notreserven gewährleistet werden . Auch in Hamburg waren Stromausfälle in der Vergangenheit keine Seltenheit : Zwischen Anfang 2015 und Juli 2018 gab es in der Hansestadt 6 946 Stromausfälle in den Nieder-, Mittel- und Hochspannungen (Drs. 21/14203). Nimmt man nur 2016, das Jahr mit den meisten Stromausfällen, waren insgesamt 270 000 Bürgerinnen und Bürger von diesen Ausfällen betroffen. Stromausfälle sind genauso für den Bezirk Hamburg-Harburg ein permanentes Risiko. Schließlich muss in sämtlichen Stadtteilen die Stromversorgung gesichert werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Stromnetz Hamburg GmbH (SNH) wie folgt: 1. Wie viele Stromausfälle gab es zwischen 2015 und 2019 im Bezirk Hamburg-Harburg? Bitte a) pro Jahr, b) Stadtteil, c) mit Anzahl der Ausfälle auf Nieder-, Mittel- und Hochspannungen d) und Ursache der Ausfälle angeben. Die Erfassung von Störungen erfolgt entsprechend der technischen Topologie des Hamburger Verteilungsnetzes und folgt den Anforderungen einer umgehenden Entstörung und den gesetzlichen Meldepflichten. Eine Auswertung der Versorgungsunterbrechungen nach Bezirken und Stadtteilen ist mit den vorhandenen IT-Systemen nicht möglich. Wiederholte Untersuchungen der SNH haben jedoch in der Vergangenheit keine wesentlichen großräumigen Unterschiede des Störungsaufkommens im Hamburger Stadtgebiet erkennen lassen. Es gibt keine Hinweise, dass sich das Störungsgeschehen des Bezirkes Hamburg-Harburg wesentlich vom Rest des Hamburger Stadtgebietes unterscheidet. Die Anzahl der Versorgungsunterbrechungen im Hamburger Stromnetz sind in den vergangenen Jahren bis auf statistische Schwankungen im Wesentlichen konstant. Drucksache 21/18480 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Entsprechende Kennzahlen der Versorgungsqualität werden durch die Bundesnetzagentur unter https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/ versorgungssicherheit-node.html veröffentlicht. Im Durchschnitt muss eine Niederspannungskundin beziehungsweise ein Niederspannungskunde in Hamburg alle 4,4 Jahre mit einem Stromausfall (Ursache aus dem Gesamtnetz) rechnen (Stand: 2018). Bei der SNH werden sämtliche Störungen des Stromnetzes in einem Störungsmanagementsystem dokumentiert. Die Daten aus den Jahren 2015 bis 2018 können den nachfolgenden Tabellen entnommen werden. Die Störungskennzahlen für 2019 liegen typischerweise am Ende des 1. Quartals von 2020 vor. Die Anzahl der Versorgungsunterbrechungen und der durchschnittlichen Dauer der Versorgungsunterbrechung sind den folgenden Übersichten zu entnehmen: Niederspannung 2015 2016 2017 2018 Anzahl Versorgungsunterbrechungen 1.569 1.899 1.683 1.981 Durchschnittliche Dauer der Versorgungsunterbrechungen in Minuten 94,7 103,1 101,6 102,6 Mittelspannung 2015 2016 2017 2018 Anzahl Versorgungsunterbrechungen 146 172 161 203 Durchschnittliche Dauer der Versorgungsunterbrechungen in Minuten 43,4 42,7 39,4 34,7 Hochspannung 2015 2016 2017 2018 Anzahl Versorgungsunterbrechungen 21 1 2 1 Durchschnittliche Dauer der Versorgungsunterbrechungen in Minuten 6,0 16,0 339,2 14,5 Den nachfolgenden Übersichten können die Häufigkeiten der Störungsursachen je Spannungsebene entnommen werden: Niederspannung 2015 2016 2017 2018 Störungsursache Atmosphärische Einwirkung 0,6 % 1,6 % 2,5 % 1,4 % Störungsursache Einwirkung Dritter 20,9 % 21,9 % 19,3 % 19,1 % Störungsursache Zuständigkeit des Netzbetreibers/ kein erkennbarer Anlass 78,5 % 76,6 % 78,2 % 79,5 % Störungsursache Rückwirkungsstörung (aus Kundenanlagen) 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % Mittelspannung 2015 2016 2017 2018 Störungsursache Atmosphärische Einwirkung 0,0 % 1,7 % 0,0 % 1,0 % 1 Eine Störung hatte nur Auswirkungen auf Hochspannungskunden, daher in den folgenden Kennzahlen nicht enthalten. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18480 3 2015 2016 2017 2018 Störungsursache Einwirkung Dritter 7,5 % 10,5 % 19,9 % 7,9 % Störungsursache Zuständigkeit des Netzbetreibers/ kein erkennbarer Anlass 91,8 % 86,8 % 79,5 % 89,2 % Störungsursache Rückwirkungsstörung (aus Kundenanlagen) 0,7 % 1,2 % 0,6 % 1,9 % Hochspannung 2015 2016 2017 2018 Störungsursache Atmosphärische Einwirkung 0,0 % 0,0 % 50,0 % 100,0 % Störungsursache Einwirkung Dritter 50,0 % 100,0 % 0,0 % 0,0 % Störungsursache Zuständigkeit des Netzbetreibers/ kein erkennbarer Anlass 50,0 % 0,0 % 50,0 % 0,0 % Störungsursache Rückwirkungsstörung (aus Kundenanlagen) 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % (Häufigkeit bezogen auf die Anzahl an Störungen mit Versorgungsunterbrechung) 2. Wie viele Ampeln sind zwischen 2015 und 2019 pro Jahr im Bezirk Hamburg-Harburg ausgefallen? Ein Großteil der Lichtsignalanlagen wird nach einem Ausfall automatisch wieder angefahren . Eine Dokumentation über diese Ausfälle erfolgt durch die Verkehrsleitzentrale (VLZ). Die HHVA erfasst ausschließlich die Ausfälle, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihren Einsatz vor Ort ein manuelles Anfahren der Lichtsignalanlagen durchführen. Für eine Ermittlung dieser Ausfälle nach Bezirken müssten rund 1 800 Datensätze einzeln gesichtet werden. Dies ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 3. Wie viele Personen („Letztverbraucher“) waren jährlich zwischen 2015 und 2019 von den Stromausfällen im Bezirk Hamburg-Harburg betroffen ? Die Anzahl der durch Versorgungsunterbrechungen betroffenen Letztverbraucher (Haushalte und Gewerbe) in den Jahren 2015 bis 2018 können der nachstehenden Tabelle entnommen werden: Anzahl der durch Versorgungsunterbrechungen betroffenen Letztverbraucher 2015 2016 2017 2018 Durch Versorgungsunterbrechungen betroffene Letztverbraucher (Haushalte und Unternehmen) 232 372 269 024 236 223 301 903 Die finalen Störungskennzahlen für das Jahr 2019 liegen typischerweise am Ende des 1. Quartals 2020 vor, siehe dazu auch Antwort zu 1. 4. Wie lange haben die Stromausfälle im Bezirk Hamburg-Harburg pro Jahr zwischen 2015 und 2019 gedauert? Siehe Antwort zu 1. 5. Liegen dem Senat beziehungsweise den zuständigen Behörden Kenntnisse darüber vor, ob während der Stromausfälle zwischen 2015 und 2019 finanzielle Schäden aufgetreten sind? Wenn ja, welche und in welcher Höhe? Drucksache 21/18480 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Wenn nein, warum nicht? Auf Basis der versorgungsunterbrechungsbedingten Schäden, die der SNH durch die Letztverbraucherinnen und -verbraucher gemeldet wurden, und auf Basis der bestehenden Haftungsbedingungen hat die SNH für den Zeitraum 1.Januar 2015 – 30.Juni 2019 für ganz Hamburg bisher 533 Schäden reguliert, die Letztverbraucherinnen und - verbrauchern durch Versorgungsunterbrechungen entstanden sind. Im Rahmen dieser Schadensregulierungen erfolgten Zahlungen in Höhe von rund 167 000 Euro an die entsprechenden Letztverbraucherinnen und -verbrauchern. Die tatsächliche Anzahl und die tatsächliche Höhe der durch Versorgungsunterbrechungen entstandenen finanziellen Schäden sind der SNH nicht bekannt. Diese Angaben gelten für gesamt Hamburg, eine Auswertung nach Bezirken und Stadtteilen ist mit den vorhandenen IT-Systemen nicht möglich, siehe dazu auch Antwort zu 1. 6. Welche Maßnahmen sollen zukünftige Stromausfälle verhindern und wie lauten die Planungen dazu? Die SNH investiert laufend in die Erneuerung des Hamburger Stromverteilungsnetzes. Mit der aktualisierten Instandhaltungsstrategie werden die Ersatzinvestitionen gerade in die Kabelnetze kontinuierlich gesteigert. Das Investitionsvolumen hierfür beträgt aktuell im Zeitraum von 2019 bis 2023 rund 390 Millionen Euro. 7. Wie wird die Gesamtzahl an Stromausfällen vom Senat beziehungsweise den zuständigen Behörden bewertet? Die sogenannte Nichtverfügbarkeit, das Maß für die durchschnittliche Dauer, in der eine Kundin beziehungsweise ein Kunde innerhalb eines Jahres zu einem beliebigen Zeitpunkt von einer Versorgungsunterbrechung betroffen ist, liegt mit 14,46 Minuten im Hamburger Verteilungsnetz unter dem deutschen Durchschnitt von 15,14 Minuten und ist damit besser als der Durchschnitt der deutschen Verteilungsnetzbetreiber (Stand 2017, Zahlen des deutschen Durchschnitts liegen durch die BNetzA für 2018/ 2019 noch nicht vor). 8. Existieren seitens der Netzbetreiber Notfallpläne für Stromausfälle in den Bezirken, zum Beispiel für Krankenhäuser und Polizeikommissariate? Wenn ja, wie lauten diese? Wenn nein, warum gibt es keine? Die SNH hält im Schicht- und Bereitschaftsdienst rund um die Uhr Entstörpersonal vor. Einer von drei Standorten befindet sich zentral im Bezirk Hamburg-Harburg. Im Falle von Versorgungsunterbrechungen wird durch schnelle Reparatur, durch das Schalten redundanter Leitungen oder auch den Einsatz von Netzersatzanlagen (Generatoren ) das Minimieren der Wiederversorgungszeiten angestrebt. Hierbei werden zum Beispiel Krankenhäuser besonders berücksichtigt. Diese verfügen typischerweise aufgrund gesetzlicher Anforderungen zudem über eigene Notstromversorgungen. Ferner verfügt die SNH über eine vertraglich vereinbarte Kooperation mit dem Technischen Hilfswerk zur Unterstützung in besonderen Lagen, bei der Gefahren für die Bevölkerung bestehen könnten.