BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18702 21. Wahlperiode 25.10.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Deniz Celik (DIE LINKE) vom 17.10.19 und Antwort des Senats Betr.: Mammographie-Screening in Hamburg Im Jahr 2002 beschloss der Deutsche Bundestag die Einführung eines bundesweiten Mammographie-Screenings. Es ist ein Angebot für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, alle zwei Jahre ihre Brust röntgen zu lassen. Ziel ist es, Brustkrebs frühzeitig zu entdecken, um damit die Heilungschancen zu erhöhen. Circa 10,5 Millionen Frauen sind bundesweit berechtigt, am Mammographie -Screening teilzunehmen. Der erste umfassende Evaluationsbericht ergab 2010 nur eine Teilnahmequote in Höhe von 53,7 Prozent. Damit ist die Aussagekraft über den Nutzen des Screenings schwach und uneindeutig . Mehrere Studien haben zudem ergeben, dass sehr viele Überdiagnosen gestellt wurden: Hierbei handelt es sich um Tumore, die ohne Screening nicht auffällig oder lebensbedrohlich geworden wären. Auch die Sterblichkeitsrate hatte sich demzufolge nicht wesentlich verändert. Es müssen nach fachlichen Einschätzungen 1 200 Frauen gescreent werden, um eine Frau vom Tod durch Brustkrebs zu bewahren. Auch das Screening an sich ist nicht risikolos: „Da das Brustkrebs-Screening mit einer Strahlenbelastung für die Frau verbunden ist, lässt das Bundesamt für Strahlenschutz seit 2012 in einer eigenen Studie prüfen, ob das Screening die Brustkrebs-Sterblichkeit verringert. Mit Daten wird ebenfalls nicht vor 2019 gerechnet.“, heißt es im Ärzteblatt.1 In den Drs. 20/7605, 20/11897 und 21/2410 gab der Senat unter anderem zur Auskunft, wie hoch beziehungsweise niedrig die Teilnahmequoten in Hamburg waren. Die Zahlen lagen zwischen 44,69 Prozent (2010) und 50,95 Prozent (2015). Mit dieser Anfrage will der Fragesteller unter anderem in Erfahrung bringen, wie sich die Zahlen seit 2015 entwickelt haben und wie der Senat die Chancen und den Nutzen des Programmes nach seinem bisherigen Wissenstand beurteilt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Referenzzentrum Mammographie Nord in Oldenburg, der Zentralen Stelle in Bremen und der Screening-Einheit in Hamburg wie folgt: 1 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59474/Mammographie-Screening-Kritik-solltetatsaechlichen -Ergebnissen-nicht-vorgreifen. Drucksache 21/18702 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. In welcher Höhe wird eine Mammographie im Rahmen des Screenings von den Krankenkassen vergütet? Ein Mammographie-Screening wird nach der EBM Ziffer 0170 mit 56,70 Euro vergütet. 2. In welchen Einrichtungen können Frauen am Mammographie-Screening teilnehmen und welche Rechtsform (Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis, Gmbh, gGmbh et cetera) haben diese Einrichtungen jeweils? Die Mammographie-Screenings einschließlich Ergänzungsuntersuchungen werden für die in Hamburg teilnehmenden Frauen im Mammographie-Screening-Zentrum, Mönckebergstraße 11 durchgeführt. Das Screening-Zentrum ist eine Gemeinschaftspraxis (GbR). 3. In welchem Umfang wurde Hamburgerinnen zum Mammografie- Screening eingeladen? Bitte Zahlen inklusive des 4. Quartals 2012 in Quartalen angeben und nach Bezirken aufgliedern. Bitte Tabelle aus Drs. 20/7605 Antwort auf Frage 2. fortführen. Die Daten ab dem 1. Quartal 2018 liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Bezirksbezogene Daten werden seit 2013 seitens der Zentralen Stelle nicht mehr erfasst und nicht dokumentiert. Jahr 2012 2013 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2014 2015 2015 Quartal Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Einladungen 23 555 18 988 20 146 24 741 23 198 23 950 24 400 25 331 21 092 26 802 24 103 Einladungen ohne Anspruch 0 95 112 16 19 28 14 54 110 221 158 Teilnehmerinnen 12 869 10 155 10 315 14 608 11 452 10 155 10 315 14 608 11 452 13 743 12 119 Teilnahmerate 54,6 % 53,5 % 51,2 % 59,0 % 49,4 % 42,4 % 42,3 % 57,7 % 54,7 % 51,7 % 50,6 % Jahr 2015 2015 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017 2017 Quartal Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Einladungen 25 930 24 407 26 624 26 112 25 979 21 555 24 959 21 412 24 003 25 765 Einladungen ohne Anspruch 198 185 196 240 281 167 206 154 188 177 Teilnehmerinnen 14 684 10 848 13 471 11 737 14 400 10 949 12 422 10 567 11 843 11 868 Teilnahmerate 57,1 % 44,8 % 51,0 % 45,4 % 56,0 % 51,2 % 50,2 % 49,7 % 49,7 % 46,4 % 4. Wie hoch sind die Teilnahmequoten am Mammographie-Screening- Programm in Hamburg unter Berücksichtigung der Frauen, die zwar anspruchsberechtigt sind teilzunehmen, aber nicht eingeladen wurden? Bitte Tabelle aus der Drs. 21/2410 Antwort auf Frage 1. fortführen. Die Daten ab dem 1. Quartal 2018 liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Jahr 2015 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017 2017 Quartal Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q 1 Q2 Q3 Q4 Teilnahmequote bei beiden Screeningeinheiten /Mittelwert 44,79 % 50,97 % 45,37 % 56,04 % 51,19 % 50,18 % 49,71 % 49,73 % 46,38 % Summe Einladungen 24 407 26 624 26 112 25 979 21 555 24 959 21 412 24 003 25 765 Summe aller nicht Eingeladenen mit Anspruch*) 823 840 824 752 783 831 951 1005 902 Quote der Frauen in HH, die zwar anspruchsberechtigt sind, teilzunehmen, aber nicht eingeladen wurden 3,37 % 3,16 % 3,16 % 2,89 % 3,63 % 3,33 % 4,44 % 4,19 % 3,50 % * Nicht Eingeladene mit Anspruch: Frauen, die aus verschiedenen Gründen am Screeningprogramm nicht teilnehmen wollen und die Zentrale Stelle angeschrieben haben. Gründe dafür sind: Sie befinden sich aktuell in der Nachsorge, haben aufgrund amputierter Brüste kein Brustgewebe, haben sich aufgrund familiärer Vorbelastung bereits kontrollieren lassen oder sind Gegner des Mammographie-Screenings. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18702 3 5. Wie haben sich insgesamt die Wiedereinbestellungs-, die Biopsie- und die Brustkrebsentdeckungsraten sowie die Anzahl der entdeckten in-situ- Karzinome entwickelt? Bitte Tabelle aus Drs. 21/2410 Antwort auf Frage 1. a. und b. fortführen. Screening-Einheiten Hamburg Zeitraum 2010 bis 3/2012 4/2012 bis 3/2015 4/2015 bis 4/2017* Wiedereinbestellungsrate in Prozent 4,97 4,55 4,60 Biopsierate in Prozent 1,15 1,00 1,00 Entdeckungsrate (je 1.000 Frauen) 6,92 6,26 5,90 Entdeckungsrate (je 1.000 Frauen, Erstuntersuchung) 8,88 7,19 8,30 Entdeckungsrate (je 1.000 Frauen, Folgeuntersuchung ) 5,71 4,98 5,40 Anteil der in-situ-Karzinome in Prozent 15,71 18,25 17,20 * die Evaluation ist abgeschlossen bis einschließlich Quartal 4/2017 6. Verfügt der Senat über Informationen, wann die Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz veröffentlicht wird, die untersucht, ob das Screening die Brustkrebs-Sterblichkeit verringert? Wenn ja, bitte angeben. Nach dem Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (Stand 2018) soll die Studie voraussichtlich 2022 abgeschlossen sein (https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/ BfS/DE/fachinfo/ion/mortalitaetsevaluation.pdf;jsessionid=4B2B088199C05FF766BCB 2F3C03F0153.2_cid374?__blob=publicationFile&v=2).