BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18722 21. Wahlperiode 29.10.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Cansu Özdemir (DIE LINKE) vom 21.10.19 und Antwort des Senats Betr.: Barrierefreier Dom: Können Menschen mit Behinderungen barrierefrei am Hamburger DOM teilnehmen? Im November findet wieder der Hamburger DOM statt, eines der größten Bevölkerungsfeste in Hamburg. Fraglich ist, ob auch Menschen mit Behinderungen barrierefrei am Dom teilnehmen können. Ich frage den Senat: 1. Sind die Ein- und Ausgänge zum Dom für Rollstuhlfahrer/-innen und Rollatorfahrer/-innen barrierefrei zugänglich? a. Bitte einzeln für alle Ein- und Ausgänge zum Dom angeben, insbesondere für die Ein- und Ausgänge zur U-Bahn-Haltestelle St. Pauli, U-Bahn-Haltestelle Messehallen, U-Bahn-Haltestelle Feldstraße begründen, warum Barrierefreiheit oder teilweise Barrierefreiheit besteht. b. Wenn nein, gibt es für alle Ein- und Ausgänge Rampen, mobile Lifte oder andere Hilfsmittel um Höhenunterschiede, die ein Rollstuhl oder Rollator nicht überwinden kann, überwindbar zu machen? Der Hamburger DOM hat neun Ein- und Ausgänge, von denen zwei als Haupteingänge und Hauptausgänge gelten. Es handelt sich um den Eingang A, U-Bahn-Station St. Pauli, und den Eingang G, U-Bahn-Station Feldstraße. Beide U-Bahn-Stationen sind barrierefrei ausgebaut und die Eingänge zum Hamburger DOM ebenerdig. Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sowie mobilitätseingeschränkte Personen können über Aufzüge den Bahnstieg erreichen und in gekennzeichneten Bereichen in die Bahn steigen. Weiter gibt es für gehörlose und hörgeschädigte Menschen elektronische Anzeigetafeln und für blinde und sehbehinderte Menschen ein taktiles System sowie akustische Ansagen in den U-Bahn-Stationen. Der Betriebszustand der Aufzüge kann jederzeit im Internet auf www.hvv.de eingesehen werden oder unter der Telefonnummer 040/19449 erfragt werden. Der Ein- und Ausgang zur U-Bahn-Station Messehallen (Eingang E, Feldstraße/Glacischausse) wird im Rahmen der noch bis zum Jahr 2023 stattfindenden Baumaßnahmen des Eigentümers des Heiligengeistfeldes neu gestaltet. Die für die Veranstaltung des Hamburger DOM zuständige Behörde sorgt an dieser Stelle provisorisch durch Kaltasphalt für einen ebenerdigen Zugang. Auch die anderen sechs Eingänge zum Heiligengeistfeld sind ebenerdig und somit für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sowie mobilitätseingeschränkte Personen (gegebenenfalls mit Rollator und anderen Gehhilfen) passierbar. 2. Wird der Dom in Leichter Sprache und Gebärdensprache beworben? a. Wenn ja, wo und wie? Bitte einzeln für Gebärdensprache und für Leichte Sprache angeben. Drucksache 21/18722 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 b. Wenn nein, warum nicht? Der Hamburger DOM wird derzeit nicht explizit in Leichter Sprache und Gebärdensprache beworben. Die weitverbreitete Plakatwerbung umfasst nur wenige Schlagworte und ist daher aus Sicht der zuständigen Behörde leicht verständlich gestaltet. 3. Welche haptischen oder kontrastreichen Markierungen gibt es, um sich auf dem Dom als Mensch mit Sehschädigung zurecht zu finden? Einige Geschäfte haben ihre Trittkanten und Stufen farblich markiert und viele Geschäfte besitzen Handläufe zur Orientierung für Menschen mit Sehbehinderung. 4. Gibt es Angebote in Gebärdensprache auf dem Dom? a. Wenn ja, für welche konkreten Angebote auf dem Dom? b. Wenn nein, warum nicht? Bisher gibt es keine Angebote in Gebärdensprache auf dem Dom. 5. Welche Fahrgestelle auf dem Dom sind für Menschen mit Behinderungen barrierefrei und welche nicht? Bitte nach Behinderungsarten aufgliedern und begründen, auf Basis welcher Umstände welche Fahrgestelle für welche Personengruppe barrierefrei zugänglich ist. Die Zusammensetzung der Fahrgeschäfte auf dem Hamburger DOM variiert von Veranstaltung zu Veranstaltung. Auf dem Sommerdom 2019 war für Menschen im Rollstuhl das Mitfahren im Riesenrad, einer Achterbahn sowie in den drei Autoscootern möglich. Das zum Sommerdom platzierte Riesenrad hat eine spezielle Gondel für Rollstühle und einen Lift, der das barrierefreie Einsteigen ermöglicht. Bei den drei Autoscootern ist eine Hilfestellung durch das Personal des Fahrgeschäfts beim Einsteigen nötig, im Anschluss kann durch den Betrieb per Handgas selbstständig gefahren werden. Auch bei der Achterbahn ist der Zugang zum Geschäft barrierefrei möglich , lediglich zum Einsteigen in den Sitz ist die Hilfe des Personals des Fahrgeschäfts notwendig. Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Mitfahrt bei allen Fahrgeschäften grundsätzlich möglich. Das Personal in den Kassenhäuschen weist gerne den Weg. Für gehörlose, hörgeschädigte und stumme Menschen ist die Mitfahrt ebenfalls grundsätzlich möglich. 6. Gibt es barrierefrei zugängliche Toiletten auf dem Dom? Wenn ja, wie viele, und aufgrund welcher Aspekte sind die Toiletten für wen barrierefrei? Auf dem Hamburger DOM gibt es vier speziell für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer barrierefreie Toiletten. Sie sind über eine Rampe befahrbar und haben breite Türen. Es gibt Halter an den Toiletten, die an beiden Seiten hochzuklappen sind, niedrige Waschbecken, Duschen und Notfallknöpfe. Zudem gibt es in dem Gebäude der Dom-Wache rückseitig beim DRK die Möglichkeit auch erwachsene Menschen pflegerisch zu versorgen. 7. Sind dem Senat Rückmeldungen von Menschen mit Behinderungen oder deren Selbstvertretungen bekannt bezüglich der Beurteilung der Barrierefreiheit des Doms? a. Wenn ja, von welchen Gruppen/Einzelpersonen mit welchen Hinweisen ? b. Wenn nein, warum nicht? c. Wenn nein, gibt es Bestrebungen, sich dazu Feedback einzuholen? Die für die Veranstaltung des Hamburger DOM zuständige Behörde hat mit Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenzzentrums für ein barrierefreies Hamburg und der Hamburg Tourismus GmbH einen Rundgang zum Thema Barrierefreiheit auf dem Hamburger DOM unternommen und hieraus erste Handlungsempfehlungen erarbeitet. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18722 3 Auch Rundgänge mit beeinträchtigten Einzelpersonen wurden durchgeführt und hierbei Verbesserungsvorschläge aufgenommen. Hierbei wurde festgestellt, dass eine Vielzahl von Geschäften und Imbissständen mittlerweile barrierefrei erreichbar ist. Viele Läden haben abgeschrägte Rampen, die es beispielsweise Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern ermöglichen, bis an die Theken heranzufahren. Das Personal verlässt bei Bedarf ihr Geschäft und bedient die Kundinnen und Kunden vor dem Laden. Viele der Gastronomiebetriebe haben Rampen an ihre Stände gebaut, sodass ein Auffahren für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer möglich ist. Die Kunst des Rekommandierens, also der Moderation des Geschäfts, wie es beispielsweise an Fahrgeschäften, Spielgeschäften und weiteren Geschäften üblich ist, bietet darüber hinaus die Möglichkeit den Dom akustisch wahrzunehmen . Die bunten Geschäfte, die gerade in der dunklen Jahreszeit über die Beleuchtung zur Geltung kommen, sorgen auch für taube oder stumme Menschen für ein besonderes Flair. Dennoch gibt es Grenzen, da sich die Schausteller, die ein reisendes Gewerbe führen, bei jedem neuen Festplatz auf neue Gegebenheiten und einen neuen Untergrund einstellen müssen. Die normierte maximale Steigung von 6 Prozent kann daher nicht bei allen Geschäften garantiert werden. 8. Welche politischen Maßnahmen gibt es vonseiten des Senats oder der Stadt Hamburg, um den Dom barrierefreier zu gestalten? Derzeit werden Maßnahmen geplant, wie den Internetauftritt des Hamburger DOM zum Thema Barrierefreiheit zu verbessern. Weiter ist der Hamburger DOM Teilnehmer am Hamburger Kulturschlüssel und damit offizieller Kulturspender. Der Hamburger DOM vermittelt Gutscheinpakete an den Hamburger Kulturschlüssel und gibt angemeldeten Kulturgenießerinnen und Kulturgenießern mit körperlichen Einschränkungen als auch ehrenamtlichen Kulturbegleiterinnen und Kulturbegleitern die Möglichkeit, das größte Volksfest des Nordens zu besuchen und hautnah mitzuerleben. Im Rahmen der noch bis zum Jahr 2023 stattfindenden Baumaßnahmen des Eigentümers des Heiligengeistfeldes, wird die Oberfläche ganzflächig durch ein ebenerdiges Pflaster erneuert, sodass die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sowie mobilitätseingeschränkten Personen wesentlich verbessert wird.