BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18974 21. Wahlperiode 19.11.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Harald Feineis (AfD) vom 13.11.19 und Antwort des Senats Betr.: Versorgung von Frühchen mit Muttermilch in Hamburg Eine Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Doch nicht jedes Kind bekommt diese Zeit. Rund 60 000 Babys erblicken jedes Jahr in Deutschland vor der 37. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt, fast jedes zehnte Baby ist also ein Frühchen. Die gute Nachricht: Die Überlebensrate der Frühgeborenen ist kontinuierlich besser geworden. Frühchen brauchen spezielle medizinische Betreuung. Neben der Atemhilfe und antimikrobieller Therapie brauchen sie im günstigsten Fall insbesondere Muttermilch. Denn Frühgeborene, die hauptsächlich Muttermilch erhalten, haben unter anderem eine deutlich niedrigere intestinale Permeabilität als Babys, die überwiegend Säuglingsnahrung bekommen, was bedeutet, dass weniger potenziell krankheitserregende Partikel durch die Darmwände in den Blutkreislauf gelangen können. Nicht jede zu früh Gebärende aber kann überhaupt oder ausreichend stillen. Die Frühchen dieser Mütter profitieren davon, dass andere Mütter ihre über den Eigenbedarf hinaus vorhandene Muttermilch zur Verfügung stellen. In mehreren Kinderkliniken deutschlandweit wurden Sammelstellen für diese gespendete Muttermilch eingerichtet. Eine solche Muttermilchbank eröffnete vor rund zweieinhalb Jahren das Universitäre Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).1 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Ein Perinatalzentrum (perinatal = um die Geburt herum) ist eine Einrichtung für die Versorgung von Schwangeren sowie Früh- und Neugeborenen. Krankenhäuser mit Perinatalzentren sind von ihrer Ausstattung und ihrem Personal auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe ausgelegt. Die Perinatalzentren bestehen aus den Bereichen Geburtshilfe und Neonatologie. In folgenden Fällen sollte die Geburt in einem Perinatalzentrum stattfinden: schwerwiegende Erkrankung der Schwangeren, Schwangerschaftskomplikationen, vorhersehbare Probleme bei der Geburt, Frühgeburt unter 32 Schwangerschaftswochen, 1 https://www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/detailseite_35648.html. Drucksache 21/18974 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 geschätztes Geburtsgewicht unter 1 500 g, Fehlbildungen beim Ungeborenen, absehbare Erkrankungen des Neugeborenen. Es gibt Perinatalzentren der Level 1 und 2 sowie Krankenhäuser mit perinatalem Schwerpunkt. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Spezialisierung, ihrer Ausstattung und des Personals. Perinatalzentren verfügen in der Neonatologie über die Bereiche Intensivbehandlung und Intensivüberwachung. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt. 1. Wie viele Frühgeborene, also alle vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche lebend geborenen Kinder, kamen in Hamburg seit 2017 auf die Welt? (Bitte nach Jahren auflisten.) Frühgeborene Kinder sind alle vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche lebendgeborenen Kinder: Jahr Anzahl Frühgeborene in den Hamburger Plankrankenhäusern mit Geburtshilfen 2017 2 050 2018 2 052 Angaben für das Jahr 2019 liegen noch nicht vor. 2. Wie viele Perinatalzentren welcher Stufe gibt es in Hamburg? Wie viele Babys wurden hier jeweils in den Jahren 2017 und 2018 sowie im ersten Halbjahr 2019 insgesamt behandelt, wie viele Frühchen? Perinatalzentren nach Versorgungsstufe (PNZ) Frühgeborene insgesamt 2017 2018 PNZ Level 1: Anzahl 5 Asklepios Klinik Altona zusammen mit dem Altonaer Kinderkrankenhaus Asklepios Klinik Barmbek Asklepios Klinik Nord Kath. Marienkrankenhaus zusammen mit dem Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf 1 661 1 606 Level 2: Anzahl 2 Albertinen-Krankenhaus zusammen mit dem Altonaer Kinderkrankenhaus Helios Mariahilf Klinik Hamburg 263 329 Perinataler Schwerpunkt: Anzahl 1 Asklepios Klinik Wandsbek 50 40 Jährlich werden rund 330 Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1 500 g in den Hamburger Perinatalzentren versorgt. 3. Wie viele sogenannter Muttermilchbanken existieren in Hamburg wo und seit wann? Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) besteht eine Muttermilchbank seit 2017. a) Welche Mengen Muttermilch stehen täglich zur Verfügung, welche Mengen werden abgerufen? Eine Statistik hierüber wird nicht geführt, da es sich um wenige Fälle und jeweils Kleinstmengen handelt. Spenderinnenmilch wird bislang nur für die Ernährung von Frühgeborenen in den ersten Lebenstagen eingesetzt, wobei die Mengen im Milliliterbereich liegen. b) Nehmen auch Mütter außerhalb des Bedarfs für Frühchen Muttermilch in Anspruch? Wie hoch ist der prozentuale Anteil hier? Nein. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/18974 3 c) Zu welchen Preisen werden die gespendeten Muttermilchportionen an die bedürftigen Mütter abgegeben? Die Abgabe der infektionsserologisch überprüften Spenderinnenmilch erfolgt unentgeltlich . Die Muttermilchbank des UKE wird allein durch das UKE sowie – in geringem Umfang – aus Spendenmitteln finanziert. d) Woher kommen die Milchreserven? e) Erhalten die Spendenden eine Gegenleistung für ihre Milchgabe? Die Spenderinnenmilch stammt von Müttern, die mehr eigene Milch abgeben können, als von ihren eigenen Neugeborenen benötigt wird. Die Spendenden erhalten keine Gegenleistung für die Milchabgabe. 4. Gibt es diesbezüglich eine Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern beziehungsweise Kliniken in anderen Bundesländern? UKE-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben Kliniken in Bremen und Vechta bei Fragen zur Etablierung von Muttermilchbanken beraten.