BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19071 21. Wahlperiode 26.11.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 20.11.19 und Antwort des Senats Betr.: Veröffentlichung und Aufschlüsselung der Verkehrsunfallzahlen in Hamburg für den Zeitraum Januar bis September 2019, hier: Unfall- und Verunglücktenzahlen allgemein sowie volkswirtschaftlicher Schaden Beim Unfallgeschehen auf und an den Straßen in Hamburg gab es im vergangenen Jahr keine Entwarnung. Dies ging aus der Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU zu den Unfallzahlen 2018 hervor (Drs. 21/16321). So ereigneten sich im vergangenen Jahr 67 537 Verkehrsunfälle in der Stadt und verursachten einen volkswirtschaftlichen Schaden von 623 Millionen Euro. Besonders bitter ist, dass die Zahl der bei diesen Verkehrsunfällen verunglückten Personen im Jahresvergleich um 110 von 9 607 auf 9 717 gestiegen ist. Darunter waren 8 831 leicht, 857 schwer sowie 29 tödlich verletzte Personen. Die bislang von SPD und GRÜNEN zum Credo verklärte blumig-unverbindliche „Vision Zero“1 reicht im Kampf gegen Verkehrsunfälle erkennbar bei Weitem nicht aus. Die vom Senat in seiner Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU (Drs. 21/18166) vorgelegten Zahlen zum Unfallgeschehen in Hamburg in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ergaben keinen Grund für Optimismus. Demnach ist die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle auf und an Hamburgs Straßen im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch einmal leicht gestiegen, auf 33 332 Fälle. Das ist zugleich der zweithöchste Wert für ein erstes Halbjahr seit 2011. Auch die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Personen lag wie in den ersten sechs Monaten des Vorjahres bei 14. Immerhin lag die Zahl der leicht und schwer verletzten Personen rund 5,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Verkehrsunfalldaten sind durch Abfragen in der Unfalldatenbank Elektronische Unfalltypensteckkarte (EUSka) am 21. November 2019 ermittelt worden. Die Daten für das Jahr 2019 sind vorläufig. Vergleichszahlen der Jahre 2011 bis 2016 sind der Drs. 21/11171 und die des Jahres 2017 der Drs. 21/15086 zu entnehmen, zu den Auswertekriterien siehe Drs. 21/8126. Aussagen über die Entwicklung der Verkehrsunfälle sind bei unterjähriger Betrachtung und Analyse aufgrund der vorläufigen Fallzahlen und normalen starken monatlichen Schwankungen grundsätzlich nur bedingt belastbar . Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1 Damit ist das zeitlich nicht näher definierte Ziel gemeint, die Zahl der bei Verkehrsunfällen schwer und tödlich verletzten Personen auf Null zu senken. Drucksache 21/19071 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Verkehrsunfälle im Zeitraum Januar bis einschließlich 2019 in Hamburg: a) Wie viele Verkehrsunfälle haben sich im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2019 insgesamt in Hamburg ereignet und wie stellt sich die Entwicklung absolut sowie prozentual im Vergleich zum Zeitraum Januar bis einschließlich September 2018 dar? Die Anzahl der Verkehrsunfälle der ersten drei Quartale der Jahre 2018 und 2019 sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Bezirk Anzahl Verkehrsunfälle Entwicklung 2018/2019 Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 absolut prozentual Hamburg-Mitte 12 547 12 767 220 1,8 % Altona 6 872 6 975 103 1,5 % Eimsbüttel 7 123 7 241 118 1,7 % Hamburg-Nord 8 759 9 049 290 3,3 % Wandsbek 8 543 8 604 61 0,7 % Bergedorf 2 429 2 495 66 2,7 % Harburg 4 053 3 928 −125 −3,1 % Hamburg gesamt 50 326 51 059 733 1,5 % b) Was waren die zehn häufigsten Unfallursachen und wie hoch waren die Fallzahlen jeweils? In den folgenden Tabellen werden die zehn in den ersten drei Quartalen 2019 im jeweiligen Bezirk und in Hamburg insgesamt am häufigsten festgestellten Hauptunfallursachen der Hauptunfallverursacher in Ursachengruppen zusammengefasst dargestellt und die Vergleichszahlen des Vorjahres angegeben. Die Auswahlen „sonstige Fehler des Fahrzeugführers“ und „sonstige Fußgängerfehler“ wurden nicht einbezogen . Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Bezirk Hamburg-Mitte Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Nebeneinanderfahren 2 271 2 249 Wenden/Rückwärtsfahren 1 926 1 828 Abstand 1 027 1 129 Geschwindigkeit 708 677 Vorfahrt/Vorrang 441 435 Abbiegen 342 402 Einfahren 383 376 Ruhender Verkehr 260 271 Rotlichtverstoß 125 165 Überholen 107 156 Bezirk Altona Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 1 005 931 Nebeneinanderfahren 567 594 Abstand 471 473 Vorfahrt/Vorrang 271 280 Geschwindigkeit 276 259 Abbiegen 210 201 Ruhender Verkehr 157 167 Einfahren 183 164 Straßenbenutzung 51 68 Überholen 68 56 Bezirk Eimsbüttel Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Nebeneinanderfahren 934 970 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19071 3 Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 950 963 Abstand 597 612 Geschwindigkeit 324 310 Vorfahrt/Vorrang 285 242 Abbiegen 218 234 Einfahren 191 203 Ruhender Verkehr 138 146 Überholen 81 80 Straßenbenutzung 29 51 Bezirk Hamburg-Nord Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 1 378 1 420 Nebeneinanderfahren 899 938 Abstand 599 606 Geschwindigkeit 415 405 Abbiegen 257 300 Einfahren 213 239 Ruhender Verkehr 210 233 Vorfahrt/Vorrang 253 231 Rotlichtverstoß 77 92 Überholen 76 78 Bezirk Wandsbek Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 1 335 1 347 Abstand 531 537 Nebeneinanderfahren 526 494 Geschwindigkeit 432 377 Vorfahrt/Vorrang 362 357 Einfahren 353 334 Abbiegen 279 317 Ruhender Verkehr 187 200 Straßenbenutzung 72 76 Überholen 60 69 Bezirk Bergedorf Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 350 316 Abstand 134 174 Nebeneinanderfahren 159 172 Geschwindigkeit 136 127 Vorfahrt/Vorrang 129 109 Abbiegen 56 86 Einfahren 70 71 Ruhender Verkehr 57 57 Straßenbenutzung 17 23 Überholen 28 21 Bezirk Harburg Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 583 571 Nebeneinanderfahren 351 355 Abstand 314 341 Geschwindigkeit 300 222 Vorfahrt/Vorrang 168 150 Abbiegen 136 138 Drucksache 21/19071 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Einfahren 136 136 Ruhender Verkehr 97 75 Überholen 53 45 Straßenbenutzung 23 32 Hamburg gesamt Ursachengruppe Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Wenden/Rückwärtsfahren 7 527 7 376 Nebeneinanderfahren 5 707 5 772 Abstand 3 673 3 872 Geschwindigkeit 2 591 2 377 Vorfahrt/Vorrang 1 909 1 804 Abbiegen 1 498 1 678 Einfahren 1 529 1 523 Ruhender Verkehr 1 106 1 149 Überholen 473 505 Rotlichtverstoß 440 445 c) Wie viele Leichtverletzte waren darunter? d) Wie viele Schwerverletzte waren darunter? e) Wie viele Getötete waren darunter? Bitte jeweils die Vergleichszahlen aus den Zeiträumen Januar bis einschließlich September der Jahre seit 2011 angeben und nach Bezirken aufschlüsseln. In der folgenden Tabelle wird die jeweilige Anzahl der verunglückten Personen und jeweils die davon Leicht- und Schwerverletzten sowie Getöteten angegeben. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Bezirk Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Hamburg-Mitte 1 790 1 730 davon leicht verletzt 1 623 1 583 davon schwer verletzt 164 140 davon getötet 3 7 Altona 1 012 912 davon leicht verletzt 952 850 davon schwer verletzt 53 60 davon getötet 7 2 Eimsbüttel 1 010 1 045 davon leicht verletzt 949 980 davon schwer verletzt 59 63 davon getötet 2 2 Hamburg-Nord 1 169 1 177 davon leicht verletzt 1 066 1 078 davon schwer verletzt 99 97 davon getötet 4 2 Wandsbek 1 341 1 245 davon leicht verletzt 1 194 1 113 davon schwer verletzt 142 128 davon getötet 5 4 Bergedorf 414 401 davon leicht verletzt 339 346 davon schwer verletzt 74 55 davon getötet 1 - Harburg 639 571 davon leicht verletzt 569 525 davon schwer verletzt 68 43 davon getötet 2 3 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19071 5 Bezirk Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Hamburg gesamt 7 375 7 081 davon leicht verletzt 6 692 6 475 davon schwer verletzt 659 586 davon getötet 24 20 2. Zu den Verkehrsunfällen in Hamburg im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2019 mit getöteten Personen: a) Welche Verkehrsmittel waren wie (Opfer oder Verursacher) und in welcher Anzahl an diesen Unfällen beteiligt? In nachstehenden Tabellen ist die Art der Verkehrsbeteiligung nach Hauptunfallverursacher , anderen Beteiligten und Mitfahrern bei Verkehrsunfällen mit getöteten Personen in den ersten drei Quartalen 2019 nach den Unfallfolgen gegliedert dargestellt. Getötete Art der Beteiligung Hauptverursacher andere Beteiligte Mitfahrer Fahrrad/Pedelec - 2 - Fußgänger 3 6 - Krad - 2 - Lkw 1 - - Mofa/Moped/E-Bike 1 1 - Pkw 1 2 1 Schwerverletzte Art der Beteiligung Hauptverursacher andere Beteiligte Mitfahrer Fußgänger - 1 - Lkw 1 - - Pkw - - 2 Leichtverletzte Art der Beteiligung Hauptverursacher andere Beteiligte Mitfahrer Lkw - 1 - Pkw 5 - 2 sonstiges Fahrzeug/ ohne Angabe 1 - - Nichtverletzte Art der Beteiligung Hauptverursacher andere Beteiligte Mitfahrer Bus 1 1 - Lkw 2 4 - Pkw 4 8 - b) Welche Unfallursachen wurden bei diesen Unfällen jeweils ermittelt? Dem Hauptunfallverursacher und jedem anderen Unfallbeteiligten können bis zu drei Unfallursachen zugeordnet werden. Die folgende Tabelle stellt alle zu den Unfällen registrierten Ursachen der Unfälle mit getöteten Personen der ersten drei Quartale 2019 dar. Unfallursachen Hauptursache des Hauptverursachers weitere Ursache des Hauptverursachers Ursachen weiterer Beteiligter Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit 3 - 2 Andere Fehler beim Fahrzeugführer 3 1 - nicht angepasste Geschwindigkeit in anderen Fällen 2 - - Drucksache 21/19071 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Unfallursachen Hauptursache des Hauptverursachers weitere Ursache des Hauptverursachers Ursachen weiterer Beteiligter Nichtbeachtung Verkehrsregelung durch Verkehrsposten oder Lichtzeichen 2 - - Falsches Verhalten durch Fußgänger (Fahrzeugverkehr missachtet) 2 - 4 Vorfahrt nicht gewährt (Verkehrszeichen) 1 - - fehlerhaftes Abbiegen nach rechts 1 - - fehlerhaftes Abbiegen nach links 1 - - Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren 1 - - Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern (Überweg) 1 - - Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern (Lichtzeichenanlage) 1 - - Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern (andere Stellen) 1 2 1 Falsches Verhalten durch Fußgänger (Lichtzeichen/ Zeichen von Verkehrsposten ) 1 - 1 Fehler beim Einfahren in Fließverkehr - 1 - Drogen/Medikamente - 1 - c) Inwiefern ereigneten sich diese Unfälle mit tödlicher Beteiligung auf der normalen Fahrbahn, im Bereich von Radfahr-/Schutzstreifen, Radwegen und/oder Gehwegen? Von den 20 Verkehrsunfällen mit getöteten Personen ereigneten sich 14 auf der Fahrbahn , zwei auf einer Fußgängerfurt, einer auf einem Fußgängerüberweg, zwei auf einer Radfurt und einer neben der Fahrbahn (Begleitgrün). 3. Wie hoch war der durch Verkehrsunfälle in Hamburg entstandene volkswirtschaftliche Schaden im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2019? Wie hoch war der durch Verkehrsunfälle entstandene volkswirtschaftliche Schaden in den Zeiträumen Januar bis einschließlich September der Jahre seit 2011? Bitte jahresweise aufschlüsseln. Für die ersten drei Quartale 2018 und 2019 sind in der Unfalldatenbank EUSka folgende Werte ausgewiesen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Januar bis September 2018 Januar bis September 2019 Schaden 468 424 000 € 461 714 000 €