BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19118 21. Wahlperiode 29.11.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Sabine Boeddinghaus (DIE LINKE) vom 21.11.19 und Antwort des Senats Betr.: Rosige Zeiten für sozialpädagogische Berufe? In einer Pressemeldung vom 18.11.2019 zur wachsenden Zahl der Auszubildenden in den sozialpädagogischen Berufen in Hamburg erklärt die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), die staatlichen berufsbildenden Schulen hätten in kurzer Zeit ihre Kapazitäten deutlich erweitert, damit alle neuen Bewerberinnen und Bewerber die gewünschte Ausbildung auch beginnen können. Der Senator für Schule und Berufsbildung, Ties Rabe, wird mit der Behauptung zitiert: „Da es sich um eine rein schulische Ausbildung handelt, kann die Schulbehörde selbst die Zahl der Ausbildungsplätze bestimmen. Deshalb haben wir die Plätze entsprechend verdoppelt und dazu 76 neue Lehrkräfte eingestellt und zusätzliche Schulungsräume für die Berufsfachschulklassen angemietet.“ Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die vier staatlichen berufsbildenden Schulen für sozialpädagogische Berufe stellen bedarfsgerecht für alle Bewerberinnen und Bewerber Aus- und Weiterbildungsplätze zur Verfügung. Das heißt, dass jede Bewerbung für einen Ausbildungsplatz angenommen wird, wenn die jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen erfüllt werden. Aufgrund der gut angenommenen Maßnahmen zur Sicherung des Nachwuchses in den sozialpädagogischen Berufen ist die Zahl der Auszubildenden in diesem Berufsfeld auf einen neuen Höchststand gestiegen. Im Schuljahr 2019/2020 melden die staatlichen und privaten sozialpädagogischen Schulen 5 771 Schülerinnen und Schüler in den Ausbildungsberufen Sozialpädagogische/r Assistent/in (SPA), Erzieherin beziehungsweise Erzieher und Heilerziehungspflege (vorläufige Meldungen der Schulen vorbehaltlich der Schuljahreserhebung 2019/2020); siehe Pressemeldung der BSB https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/13222268/2019-11-18-bsb-reformerzieherberufe . Die oben zitierte Aussage bezieht sich auf eine Verdoppelung der Schülerzahlen in der SPA-Ausbildung seit 2016 von 1 132 auf aktuell 2 179 (vorläufige Meldungen der Schulen, vorbehaltlich der Schuljahreserhebung 2019). Für die einzelnen sozialpädagogischen Bildungsgänge gibt es zentrale Anmeldeschulen . So ist die Berufliche Schule Hamburg-Harburg (BS 18) beispielsweise zentrale Anmeldeschule für die zweijährige SPA-Ausbildung und die Berufliche Schule für Sozialpädagogik – Anna-Warburg-Schule (BS 23) ist Anmeldeschule für die zweieinhalbjährige SPA-Ausbildung mit Eingangsvoraussetzung erweiterter erster Schulabschluss (SPA-ESA). Die Verteilung der Anfängerinnen und Anfänger auf die einzelnen Schulen erfolgt auf Basis abgestimmter Kriterien in gemeinsamer Verantwortung durch die zuständige Verwaltung und die Schulleitungen aller sozialpädagogischen Drucksache 21/19118 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schulen. Diese Kriterien sind unter anderem Personal- und Raumkapazitäten, Mindestzügigkeit zur Erhaltung des Wahlpflichtangebotes, Klassenbildung vor dem Hintergrund der Voraussetzung zur BAföG-Förderfähigkeit, Entfernung der Schüler zum schulischen Lernort. Die planerisch strukturelle Personalversorgung der berufsbildenden Schulen wird durch die für Bildung zuständige Behörde sichergestellt. Dabei wird entsprechend der Anzahl der Schülerinnen und Schüler eine Gesamtversorgung aller Schulen garantiert , wobei hierzu sowohl feste Stellen wie auch Vertretungs- und Organisationsmittel herangezogen werden. Auf Basis dieser zur Verfügung gestellten Lehrerstellen organisiert die einzelne Schule im Rahmen der schulischen Eigenverantwortung die Personalgewinnung und Unterrichtsorganisation. Im Übrigen siehe Drs. 21/13708 und 21/16866. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Lehrkräfte wurden an den vier staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik neu eingestellt? (Bitte konkret je Standort in einer Excel-Tabelle angeben.) Aufgrund der gestiegenen Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den sozialpädagogischen Ausbildungsberufen wurden an den vier staatlichen sozialpädagogischen Schulen im Zeitraum vom zweiten Schulhalbjahr 2017/2018 bis zum ersten Schulhalbjahr 2019/2020 insgesamt 76 Lehrkräfte neu eingestellt. Im Einzelnen je Schule und Schuljahr siehe nachfolgende Übersicht: Schulname Schuljahr 2017/181 2018/19 2019/20 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 3 9 5 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 4 16 5 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 4 9 6 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 0 8 7 Summe 11 42 23 1 Lehrerstellen werden den berufsbildenden Schulen auf Basis der Schüler-Ist-Zahlen des jeweiligen Schuljahres (Daten der Schuljahreserhebung) bereitgestellt. Da die Schülerzahlen bereits im Schuljahr 2017/2018 anstiegen, sind die Einstellungskontingente zum 1. Februar 2018 hier ebenfalls berücksichtigt. 2. Wie viele Lehrkräfte wurden aus dem allgemeinbildenden Bereich in berufliche Schulen umgesetzt? (Bitte konkret je Standort in einer Excel- Tabelle angeben.) Umsetzungen, das heißt Bewerbungen aus dem allgemeinbildenden Bereich in den berufsbildenden Bereich stellen die Ausnahme dar und werden nicht gesondert erfasst. Es ist jedoch bekannt, dass im Schuljahr 2018/2019 mindestens eine Lehrkraft aus dem allgemeinbildenden Bereich an die BS 21 umgesetzt wurde und im Schuljahr 2019/2020 mindestens zwei Lehrkräfte an die BS 23 umgesetzt wurden. 3. Wie viele Planstellen wurden insgesamt neu besetzt? (Bitte konkret je Standort in einer Excel-Tabelle angeben.) An den vier staatlichen sozialpädagogischen Schulen wurden vom zweiten Halbjahr Schuljahr 2017/2018 bis zum ersten Halbjahr Schuljahr 2019/2020 insgesamt 62 Planstellen neu besetzt. Der nachfolgenden Übersicht sind diese Neubesetzungen je Schule und Schuljahr im Einzelnen zu entnehmen: Schulname Schuljahr 2017/181 2018/19 2019/20 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 2,25 7,85 4,5 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 3,35 11,55 4 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 3 7,45 4,95 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 0 7,5 5,6 Summe 8,6 34,35 19,5 1 Lehrerstellen werden den berufsbildenden Schulen auf Basis der Schüler-Ist-Zahlen des jeweiligen Schuljahres (Daten der Schuljahreserhebung) bereitgestellt. Da die Schülerzah- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19118 3 len bereits im Schuljahr 2017/2018 anstiegen, sind die Einstellungskontingente zum 1. Februar 2018 hier ebenfalls berücksichtigt. 4. Wie viele Lehraufträge wurden aus Vertretungs- und Organisationsmitteln seit Beginn des laufenden Schuljahres vergeben? (Bitte konkret je Standort angeben.) Im laufenden Schuljahr 2019/20 wurden an den staatlichen sozialpädagogischen Schulen insgesamt 45 Lehraufträge bis zum 22. November 2019 aus Vertretungs- und Ordnungsmitteln vergeben. Im Einzelnen je Schule siehe nachfolgende Übersicht: Schulname Schuljahr 2019/20 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 16 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 14 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 12 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 3 5. Wie viele Räume wurden an den vier staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik zusätzlich angemietet oder neu geschaffen? Bitte für jeden Standort einzeln angeben. Alle Zahlen in den Antworten auf 1. – 5. jeweils für 2018/2019 und 2019/2020 angeben. Die Gebäude der vier staatlichen sozialpädagogischen Schulen werden im Rahmen des Mieter-Vermieter-Modells vollständig angemietet. Alle verfügbaren Unterrichtsräume werden als solche genutzt. Darüber hinaus wurden durch organisatorische oder kleine bauliche Maßnahmen Räume für Unterrichtszwecke hergerichtet. Für die Berufliche Schule Hamburg-Harburg (BS 18) wurde am Friedrich-Ebert- Gymnasium zusätzlich ein Schulpavillon mit vier Unterrichträumen angemietet. Für die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik (BS 21) wurde zusätzlich das Gebäude Bundesstraße 41 mit acht Unterrichtsräumen angemietet, die vorher durch die ehemalige Berufliche Schule William Lindley (G 02) genutzt wurden. Für die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik -Fröbelseminar- (BS 30) sind zusätzliche Unterrichtsräume in der direkt benachbarten Beruflichen Schule Uferstraße (BS 29) zur Verfügung gestellt worden. 6. Wie hat sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an diesen Schulen in den letzten drei Schuljahren entwickelt? Bitte für jedes Schuljahr und jede Schule darstellen. Insgesamt ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler in allen Bildungsgängen der vier staatlichen berufsbildenden Schulen BS 18, BS 21, BS 23 und BS 30 seit dem Schuljahr 2016/2017 bis 2018/2019 um knapp 12 Prozent von 4 983 auf 5 565 Schülerinnen und Schüler gestiegen. Bezogen auf die Bildungsgänge der sozialpädagogischen Ausund Weiterbildungsberufe (SPA, SPA-ESA, Erzieherinnen und Erzieher, Heilerziehungspflege ) an diesen Schulen stieg die Zahl der Schülerinnen und Schüler in diesem Zeitraum anteilig um 22 Prozent von 3.709 auf 4.532 Schülerinnen und Schüler. Für das Schuljahr 2019/20 liegen im Frühjahr 2020 qualitätsgesicherte Zahlen der Schuljahreserhebung 2019 vor. Bezogen auf die einzelnen Schulen und Schuljahre sind die Anzahl der Schülerinnen und Schüler der folgenden Übersicht zu entnehmen: Schulname Schuljahr 2016/17 2017/18 2018/19 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 1 511 1 467 1 552 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 950 965 1 114 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 1 295 1 428 1 622 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 1 227 1 214 1 277 Summe 4 983 5 074 5 565 Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in sozialpädagogischen Ausbildungsberufen an den staatlichen berufsbildenden Schulen BS 18, BS 21, BS 23, BS 30 in den Schuljahren 2016/2017 bis 2018/2019 ist der folgenden Übersicht zu entnehmen: Drucksache 21/19118 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Schulname Schuljahr 2016/17 2017/18 2018/19 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 651 626 790 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 634 685 887 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 1 253 1 387 1 578 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 1 171 1 214 1 277 Summe 3 709 3 912 4 532 7. Wie viel zusätzliche Klassen sind im selben Zeitraum an den vier Standorten entstanden? (Bitte jeweils für jeden Standort separat angeben.) Insgesamt stieg die Anzahl der Klassen an den vier staatlichen sozialpädagogischen Schulen BS 18, BS 21, BS 23 und BS 30 in allen Bildungsgängen dieser Schulen seit dem Schuljahr 2016/2017 bis 2018/2019 von 213 auf 246 Klassen (Stand jeweils zum Stichtag der Schuljahresstatistik). Für das Schuljahr 2019/2020 liegen voraussichtlich im Frühjahr 2020 qualitätsgesicherte Zahlen der Schuljahreserhebung 2019 vor. Im Einzelnen ist die Anzahl der Klassen je Schulstandort der folgenden Tabelle zu entnehmen : Schulname Schuljahr 2016/17 2017/18 2018/19 BS 18 Berufliche Schule Hamburg-Harburg 67 68 74 BS 23 Berufliche Schule für Sozialpädagogik - Anna-Warburg-Schule 44 42 48 BS 21 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona 55 62 74 BS 30 Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Wagnerstraße 47 46 50 Summe 213 218 246