BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1977 21. Wahlperiode 27.10.15 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Daniel Oetzel und Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) vom 19.10.15 und Antwort des Senats Betr.: Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen Die wachsende Anzahl übergewichtiger Menschen stellt in Deutschland zunehmend ein gesundheitliches Problem dar. Kinder überschreiten immer häufiger die Grenzen des Normalgewichts. Entsprechend den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) sind je nach Definition 10 – 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig. Die Ursachen sind vielschichtig, können aber im Wesentlichen in falscher Ernährung, mangelnder Bewegung und unterentwickeltem Problembewusstsein seit frühester Kindheit gesehen werden. Diesen Ursachen kann durch Aufklärung und Erziehung bereits zum möglichst frühen Zeitpunkt der Kindheit und darauf aufbauend kontinuierlich weiterer Begleitung entgegengewirkt werden. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie hoch ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Hamburg, die als a. übergewichtig, b. adipös einzustufen sind? Der Anteil der Kinder in Hamburg, die übergewichtig sind, beträgt bei den Schulanfängerinnen und -anfängern 2014 10,4 Prozent. Der Anteil der Kinder in Hamburg, die adipös sind, beträgt bei den Schulanfängerinnen und -anfängern 2014 4,6 Prozent. Zum Anteil der Jugendlichen in Hamburg, die übergewichtig beziehungsweise adipös sind, liegen keine Daten vor. 2. Welche Programme und Maßnahmen werden derzeit in Hamburg mit dem Ziel, Übergewicht und Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, durchgeführt? 3. Wie schätzt der Senat die Qualität dieser Aktionen ein? (Bitte differenzierte Darstellung nach Programm und Altersstufen der Kinder und Jugendlichen.) In Hamburg gibt es eine Fülle von Maßnahmen unterschiedlicher Träger in verschiedenem Umfang, die hier im Einzelnen nicht nach Altersstufen gegliedert aufgelistet werden können, da sie nach diesem Kriterium nicht systematisch erfasst werden. Erfahrungen zeigen, dass Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen den größten Effekt haben, wenn auf eine Veränderung des Drucksache 21/1977 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Wissens und die Förderung der Gesundheitskompetenzen gezielt wird, praktisches Handeln befördert wird, konkrete Lebenswelten berücksichtigt werden und dabei möglichst früh angesetzt wird. Insbesondere ist hier der Faktor der sozialen Lage zu berücksichtigen und Stigmatisierungen sind zu vermeiden. An diesen grundsätzlichen Qualitätskriterien orientieren sich die folgenden Maßnahmen, die in den verschiedenen Settings wie Kita, Schule und Bezirke/Stadtteile angeboten werden. Sowohl im Rahmen des Paktes für Prävention (PfP) als auch der Dekadenstrategie Sport werden Programme und Maßnahmen zur Bewegungsförderung, für ein gesundes Ernährungsverhalten und psychisches Wohlbefinden mit Kindern, Jugendlichen sowie deren Erziehungsberechtigten durchgeführt. Beispiele Guter Praxis sind auf den Seiten des PfP veröffentlicht. http://www.hamburg.de/pakt-fuer-praevention/3897256/ gute-praxis/. Eine behördenübergreifende AG arbeitet seit 2012 an dem Ziel, alle Angebote im Bereich Bewegungsförderung sowie Kinder- und Jugendsport zu bündeln und weiterzuentwickeln . Unter http://www.hamburg.de/bildung-jugendsport/ sind jeweils nur qualitätsgesicherte Maßnahmen und Angebote veröffentlicht. Setting Kita (circa ein Jahr bis fünf Jahre) Die „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ ist die verbindliche Grundlage für die pädagogische Arbeit in den Kindertageseinrichtungen. Für den Bildungsbereich „Körper, Bewegung und Gesundheit “ werden Qualitätsansprüche sowohl für die Bewegungsförderung als auch für eine gesunde und ausgewogene Ernährung formuliert. Im Sinne der ganzheitlichen Förderung sind die Handlungsfelder Bewegung und Ernährung in vielen Bereichen des pädagogischen Alltags präsent und fließen somit in alle Entwicklungsbereiche ein. Damit sind sie Bestandteile des Regelangebotes aller am Kita-Gutschein-System teilnehmenden Kindertageseinrichtungen. Setting Schule (ab circa sechs bis 18 Jahre) In der schulischen Gesundheitsförderung an Hamburger Schulen orientieren sich die Programme und Maßnahmen an den „Empfehlungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule“ der Kultusministerkonferenz vom November 2012 (siehe http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15- Gesundheitsempfehlung.pdf) und an den Hamburger Bildungs- und Rahmenplänen zum Aufgabengebiet Gesundheitsförderung (für die Grundschulen siehe: http://li.hamburg.de/contentblob/4492054/data/pdf-bildungsplangesundheitsfoerderung -gs.pdf sowie für Stadtteilschulen und Gymnasien http://li.hamburg.de/contentblob/4492060/data/pdf-bildungsplangesundheitsfoerderung -sts.pdf). Auf dieser Grundlage entscheiden Schulen im Rahmen der selbstverantworteten Schule, welche Programme und Maßnahmen sie nutzen. Dabei steht das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) den Schulen beratend zur Seite. Zur Bewertung von Programmen und Maßnahmen werden die Hinweise der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter http://www.bzgakinderuebergewicht .de/adipo_mtp/qualitaetssicherung/qualitaetskriterien.htm genutzt. Welche Schule mit welchen gesundheitsförderlichen Schwerpunkten mit den entsprechenden Programmen arbeitet, wird von der zuständigen Behörde nicht zentral erfasst. Beispielhaft werden die folgenden Programme genannt. Dabei liegt der Schwerpunkt im Grundschulbereich (Kinder zwischen circa sechs bis zehn Jahren). Bio-Brotbox Zum Schuljahresbeginn erhalten Erstklässlerinnen und Erstklässler der Hamburger Schulen eine Bio-Brotbox mit einem gesunden Bio-Frühstück. Dieses ist ein geeigneter Einstieg, um im Unterricht das Thema „Ernährung“ zu vertiefen, siehe www.biobrotbox-hamburg.de. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1977 3 Projekt BrotZeit Das Projekt „BrotZeit“ ist ein Angebot für Grundschulen in ressourcenschwachen Stadtteilen, bei dem Kinder durch ehrenamtlich Tätige mit einem ausgewogenen Frühstück versorgt werden, siehe www.brotzeitfuerkinder.com. Haushaltsführerschein Der Haushaltsführerschein ist ein Projekt der Fleischerinnung Hamburg in Kooperation mit den Hamburger Landfrauen für die vierten Klassen der Grundschulen; es schließt mit dem Zertifikat „Haushaltsführerschein“ sowie der Übergabe eines Kochlöffels ab, siehe http://www.landfrauenverband-hamburg.de/pages/ haushaltsfuehrerschein.php. Klasse 2000 – stark und gesund in der Grundschule Klasse 2000 ist das in Deutschland am weitesten verbreitete Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung. Es begleitet Kinder von Klasse 1 bis 4. Lehrkräfte und speziell geschulte Gesundheitsförderer gestalten pro Schuljahr circa 15 Unterrichtseinheiten zu den wichtigsten Gesundheits- und Lebenskompetenzen , zum Beispiel: „Gesund essen & trinken“ und „Bewegen & entspannen“. Das Programm wird laufend aktualisiert, siehe http://www.klasse2000.de/. Ernährungsbaukasten Der Verein Ernährungsbaukasten – Verein zur Förderung ernährungspädagogischer Angebote e.V. unterstützt die Schulen bei der Durchführung des von ihm entwickelten Projekts „Ernährungsbaukasten“ (mit Handreichung). Die Mitarbeiterinnen führen die sieben handlungsorientierten Module – vom „Klassenfrühstück“ bis zur „Ernährungsweltreise “ – in Hamburger Grundschulen durch, siehe www.hag-gesundheit.de/ uploads/docs/62.pdf. 5 am Tag Die Gesundheitskampagne 5 am Tag (Obst und Gemüse) – eine aus EUFördermitteln mitfinanzierte Initiative, die mithilfe von Gesundheits- und Wirtschaftspartnern das Ziel verfolgt, eine Steigerung des täglichen Obst- und Gemüseverzehrs der Bevölkerung zu erreichen – bietet den Schulen Unterrichtsmaterialien an. Näheres unter: http://www.5amtag.de/wissen/was-ist-5-am-tag/. Im Rahmen der Ausschreibung »Gesunde Schule in Hamburg«, in der ein gemeinsames , gesundheitsförderndes Handeln von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und allen am Schulbetrieb Beteiligten gefördert werden soll, vergibt die Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG e.V.) in jedem Schuljahr neu die Auszeichnung „Gesunde Schule“. In diesem Jahr wurden insgesamt 31 Schulen ausgezeichnet, die unter anderem konkrete Maßnahmen zur Ernährungsbildung und Bewegungsförderung umsetzen, siehe http://www.hag-gesundheit.de/ lebenswelt/schule/gesunde-schule/preisverleihung-2015. Setting Bezirke und Stadtteile Auch in den Hamburger Bezirken gibt es vielfältige Aktivitäten zur Vermeidung von Übergewicht und Adipositas, die im Einzelnen nicht altersspezifisch aufgelistet sind. Hier sind beispielsweise Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Zentrale für Ernährungsberatung e.V. und dem Projekt Rallye Energy in Verbindung mit „sportspaß“ zu nennen (Bezirksamt Hamburg-Nord). Auch die Tagesklinik des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmsstift arbeitet im Projekt Schwerelos mit Rallye Energy zusammen. Move & eat & more bietet Familien mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen Kurse und Schulungen in Zusammenarbeit mit dem professionell geschulten Team aus niedergelassenen Kinder- und Jugendmedizinern, Psychologen, Sport- und Ernährungstherapeuten (zum Beispiel in der Asklepios Klinik Wandsbek). Ein weiteres Beispiel sind partizipative Mikroprojekte „Familien in Aktion – gesund und bewegt in Altona-Altstadt“ und „Bahrenfeld in Bewegung“, bei denen besonders Kindern und Jugendlichen durch kreative Bewegungsaktionen Motivation zu mehr Bewegung vermittelt wurde (siehe http://www.hamburg.de/altona/bewegung/). Im Bezirksamt Hamburg-Mitte wird beispielsweise über den Förderverein zur Integration behin- Drucksache 21/1977 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 derter Kinder (FIPS) speziell für Mädchen von zehn bis zwölf Jahren und ihren Eltern ein Programm zur Regulierung des Körpergewichts angeboten. Regelmäßig finden Sport- und Bewegungsangebote in den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit statt und stehen allen interessierten Kindern und Jugendlichen offen. Des Weiteren gibt es im Rahmen der Suchtprävention (Essstörungen) Angebote zum Thema gesunde Ernährung und Kochkurse. Alle Angebote werden generell von qualifizierten Honorarkräften geleitet. Koordinierungsbausteine für Gesundheitsförderung (Koba) sind in sechs Hamburger Stadtteilen angesiedelt (Altona-Altstadt, Hohenhorst, Langenhorn, Lurup, Phönixviertel , Rothenburgsort). In Kooperation zwischen der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz , den jeweiligen Trägereinrichtungen, der HAG e.V. und der Techniker Krankenkasse werden für die Stärkung der Gesundheit von Kindern und Familien wohnortnahe Projekte zur Bewegungsförderung, zu gesunder und ausgewogener Ernährung sowie der Stärkung des psychischen Wohlbefindens auf den Weg gebracht (vergleiche www.hag-gesundheit.de/lebenswelt/soziale-lage/stadtteil-undgesundheit /koba). Im Übrigen siehe Drs. 20/11103. 4. Wie schätzt der Senat die Wirksamkeit der Programme und Maßnahmen ein? 5. Plant der Senat, diese Programme und Maßnahmen in den kommenden Jahren bis 2020 durch weitere zu ergänzen? Wenn ja, durch welche und wann soll die Umsetzung dieser Programme und Maßnahmen jeweils beginnen? Wenn nein, hält der Senat die derzeitigen Programme und Maßnahmen für ausreichend? Das Präventionsgesetz ist im Juli 2015 in Kraft getreten. Die zuständige Behörde wertet die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteure in diesem Feld über einen Vergleich der Daten der schulärztlichen Untersuchungen von 2004 und 2014 aus. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen. Aktuell wird im Rahmen der Umsetzung geprüft, wie die bisher als erfolgsversprechend eingestuften Maßnahmen und Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention in Hamburg fortgeführt und weiterentwickelt werden können. 6. Wie sind die Vorstellungen des Senats, den Stellenwert des Sports sowohl in der Schule als auch außerschulisch zu erhöhen? Bereits heute zeigen sich eine hohe Anzahl der Wochenstunden für das Fach Sport an den allgemeinbildenden Schulen, eine Vielzahl außerunterrichtlicher Schulsportangebote (Wettbewerbe, bewegte Pause, Sport-AGs am Nachmittag) oder Schulen, die sich einen sportlichen Schwerpunkt gewählt haben. Eine Erhöhung des Stellenwerts des Sports im schulischen Kontext wird von der zuständigen Behörde derzeit als nicht notwendig erachtet, da die Bedeutung von Bewegung und Sport seit jeher hoch ist. 7. Wie beziehen der Senat beziehungsweise die zuständigen Behörden die Eltern ein? Setting Kita Im Rahmen der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern finden in den Kindertageseinrichtungen regelmäßig Gespräche zur Entwicklung des betreuten Kindes zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften statt. Vor dem Hintergrund der spezifischen Erfordernisse des Einzelfalls wird bei Bedarf auch das Thema der gesunden Lebensführung, insbesondere der Bewegungsförderung und Ernährung angesprochen. Setting Schule Nach § 3 Absatz 4 Hamburgisches Schulgesetz arbeiten Schule und Eltern vertrauensvoll zusammen und informieren sich wechselseitig über die Entwicklung der Schü- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1977 5 lerinnen und Schüler, auch in Bezug auf den Entwicklungsstand und eventuelle Defizite im Bereich des Körper- und Bewegungsstatus. Für Eltern wird ein breites Informations- und Unterstützungsangebot bereitgehalten. So werden Eltern in Beratungen und auf Veranstaltungen beispielsweise auf die mehrsprachige Broschüre der BZgA „Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen“ für Eltern (siehe http://www.bzga.de/botmed_35421060.html) sowie „Essstörungen – Leitfaden für Eltern, Angehörige und Lehrkräfte“ (siehe http://www.bzga.de/infomaterialien/ernaehrung-bewegungstressbewaeltigung /essstoerungen-leitfaden/) hingewiesen. Weitere Hinweise – auch für den familiären Alltag – erhalten Eltern auf der Internetseite der BZgA (siehe http://www.bzga-kinderuebergewicht.de/adipo_allg/). Für die konkrete Einzelfallhilfe stehen an Schulen Beratungslehrkräfte und der schulische Beratungsdienst, die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) beziehungsweise das Beratungsund Unterstützungszentrum Berufliche Schulen (BZBS) sowie der Schulärztliche Dienst der Bezirke zur Verfügung. Setting Gesundheitsförderung im Stadtteil Auch im Rahmen der Koordinierungsbausteine für Gesundheitsförderung werden bei den Angeboten für Kinder die Eltern über die jeweiligen Träger regelmäßig einbezogen . So steht zum Beispiel beim Aufbau einer Gesundheitsförderungs- und Präventionskette im Stadtteil Rothenburgsort die Stärkung der Eltern und ihrer Gesundheitskompetenzen im Vordergrund. 8. In welchen Unterrichtsfächern wird auf die unter Umständen schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen von Übergewicht und Fettleibigkeit aber auch Magersucht hingewiesen? Wie ausführlich erfolgt die Vermittlung? Ernährungsbildung wird auf Grundlage des Rahmenplans „Aufgabengebiete Gesundheitsförderung “ an allen Hamburger Schulen umgesetzt. Im Rahmen der selbstverantworteten Schule legt die Einzelschule den Umfang und entsprechende thematische Vertiefungen fest. Viele Schulen verknüpfen die Inhalte im Unterricht mit der Ausrichtung ihres Verpflegungsangebotes und setzen Module zur handlungsorientierten Ernährungs- und Verbraucherbildung um. Im Übrigen siehe Drs. 20/9681 und 20/13192. Die Rahmenpläne formulieren zum Beispiel folgende Kompetenzen für Kinder der Grundschule: Gesundheitsförderung unterstützt Kinder darin, gesundheitsförderliche Lebensweisen bewusst wahrzunehmen und Erfahrungen damit zu sammeln. Sie lernen , schrittweise Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, indem sie an der Erhaltung und Wiederherstellung der eigenen Gesundheit aktiv mitwirken. Dabei werden die Kinder dafür sensibilisiert, Gesundheit nicht ausschließlich auf körperliches Wohlbefinden zu reduzieren. Gesundheitsförderung stärkt somit ein positives Selbstbild der Handlungsfähigkeit und ein Gefühl der Zuversicht als wesentliche Schutzfaktoren vor gesundheitsschädigendem Verhalten. Bezogen auf die Ernährungsbildung bedeutet dies, dass die Schülerinnen und Schüler gesunde und wohlschmeckende Lebensmittel sowie einige regionale Nahrungsmittel kennen und beschreiben, woher diese kommen. Sie nehmen bezogen auf ihr Körpergefühl in Ruhe- und Bewegungssituationen Unterschiede wahr; vergleichen untereinander, welche Bewegungen Spaß machen; lassen sich mit Freude auf Bewegungsangebote ein und bereiten aus Obst und Gemüse kleine Mahlzeiten zu (siehe http://li.hamburg.de/contentblob/4492054/data/pdf-bildungsplangesundheitsfoerderung -gs.pdf). Gesundheitsförderung in der Sekundarstufe I unterstützt Schülerinnen und Schüler darin, Verantwortungsbewusstsein für gesundheitsförderliche Lebensweisen und Lebensverhältnisse zu entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler werden darin bestärkt, an der Erhaltung und Wiederherstellung der eigenen Gesundheit sowie der ihrer Mitmenschen aktiv mitzuwirken. Dabei werden Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert, Gesundheit nicht ausschließlich auf körperliches Wohlbefinden zu reduzieren . Der Zusammenhang zwischen Konsum und Lebensstil wird aufgezeigt; die Jugendlichen werden befähigt, als Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst Entscheidungen zu treffen. Gesundheitsförderung stärkt somit ein positives Selbstbild der Drucksache 21/1977 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Handlungsfähigkeit und ein Gefühl der Zuversicht als wesentliche Schutzfaktoren vor gesundheitsschädigendem Verhalten. In der Ernährungsbildung reflektieren sie zum Beispiel Essgewohnheiten und individuelle Essmuster. Die Schülerinnen und Schüler kennen die gesundheitsfördernde Wirkung von Bewegung, Entspannung und ausgewogener Ernährung (siehe http://li.hamburg.de/contentblob/4492060/data/pdf-bildungsplangesundheitsfoerderung -sts.pdf). Im Übrigen siehe Antwort zu 2. und 3. 9. In welcher Weise und durch welche Weiterbildungsmaßnahmen werden Erzieher und Lehrer befähigt, die in Rede stehenden Inhalte zu vermitteln ? Setting Kita Im Bereich der Ausbildung von sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten (SPA) sowie der Erzieherausbildung (FSP) sind die gesundheitsfördernden Kompetenzen Bestandteil der fachlichen Ausbildung: So erlangen die SPA im Lernfeld 16 „Gesundheit fördern“ im Rahmen von 80 Unterrichtsstunden ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit und berücksichtigen dieses in ihrer pädagogischen Arbeit. Dazu ist es notwendig, dass sie ihre Grundkenntnisse über gesunde Ernährung im Alltag anwenden. Sie sind mit den kindlichen Bedarfen vertraut; sie entwickeln auf dieser Basis Mahlzeiten und gestalten Angebote. Sie kennen und berücksichtigen die gesundheitsfördernde Bedeutung von Bewegung. Die Absolventinnen und Absolventen der Fachschule Erziehung erlangen im Lernfeld 7 „Bewegung und Gesundheitsbildung entwickeln, Spiel anregen“ im Umfang von 200 Stunden besonders umfangreiche Kompetenzen. Das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum (SPFZ) der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde bietet für Erzieherinnen und Erzieher Veranstaltungen unter anderem zu den Themen „Bewegungsentwicklung, Körperbewusstsein und Persönlichkeitsentfaltung “, „Bildung braucht Bewegungsspiele? Ja“ oder „Psychomotorik: Die Kita in Bewegung bringen“ an. Setting Schule Das LI bietet regelhaft schulinterne und übergreifende Fortbildungsseminare und Beratungen zum Thema Gesundheitsförderung an (siehe http://li.hamburg.de/gesundheit/ und http://li.hamburg.de/contentblob/4419876/data/ download-lib-4-news.pdf). Das LI veranstaltet einmal im Jahr die Messe „Pakt für Prävention – Gesundheitsförderung an Hamburger Schulen“. Auf der Messe präsentieren Kooperationspartner aus verschiedenen Bereichen der schulischen Gesundheitsförderung ihre Angebote und stehen für Gespräche zur Verfügung. Die Messe richtet sich an das pädagogische und therapeutische Personal der Hamburger Schulen und auch an Eltern (siehe http://www.hamburg.de/pakt-fuer-praevention/4558914/messegesundheitsfoerderung -schulen-2015/). Hier werden auch Programme zur Ernährungsbildung und Bewegungsförderung präsentiert. Zum Thema Magersucht erhalten Schulen Hinweise durch folgende LI-Broschüre: http://li.hamburg.de/contentblob/2833842/data/pdf-essenslust-und-koerperfrustleitfaden -zur-praevention-von-essstoerungen-in-der-schule.pdf. Dazu und zum Parcours Essstörungen für Schülerinnen und Schüler werden entsprechende Fortbildungen angeboten. In Kooperation mit psychenet, dem Hamburger Netz psychische Gesundheit, werden Fortbildungsangebote organisiert. Dazu gibt es den Wegweiser Magersucht und Bulimie , siehe http://essstoerungen.psychenet.de/. 10. Inwieweit nimmt die Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in öffentlichen Einrichtungen auf ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse Rücksicht? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1977 7 Setting Kita Hierzu liegen der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde keine flächendeckenden Erkenntnisse vor. Die Verpflegung der Kinder in den Tageseinrichtungen obliegt dem Träger entsprechend den Vereinbarungen des „Landesrahmenvertrags Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ sowie der „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“. Setting Schule Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hamburg ist bei der HAG e.V. angesiedelt und orientiert sich an dem „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“. Sie vernetzt , berät und unterstützt diejenigen, die sich für die Verwirklichung einer gesundheitsfördernden Schulverpflegung und deren Verknüpfung mit der Ernährungsbildung in der Schule engagieren. Der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird regelmäßig überarbeitet. Die zuständige Behörde unterstützt und hält ein Angebot an Fortbildungen zusammen mit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung und dem LI für Schulen und Caterer vor. Durch den Mustercateringvertrag verpflichtet sich der jeweilige Caterer zudem, für eine Mittagsverpflegung zu sorgen, die den Anforderungen einer schulkindgerechten, ernährungsphysiologisch wertvollen und schmackhaften Ernährung entspricht. 11. Inwiefern fließen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Weiterbildung ein? Fortbildungen und Beratungen von schulischen Pädagoginnen und Pädagogen zur Gesundheitsförderung werden grundsätzlich auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnissen zur Kinder- und Jugendgesundheit konzipiert und durchgeführt. Dazu werden beispielsweise die Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) des Robert Koch-Instituts (siehe http://www.kiggs-studie.de/) sowie hamburgspezifische Daten aus der Gesundheitsberichterstattung herangezogen. In die Fortbildungsmaßnahmen des SPFZ fließen ebenfalls aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ein. 12. Wie werden Einrichtungen, die aus ernährungs-, sportwissenschaftlicher oder medizinischer Sicht mit dem Thema befasst sind, als Kooperationspartner zur Aus- und Weiterbildung herangezogen? Das SPFZ kooperiert unter anderem mit der HAG e.V. bei der Weiterbildung „Schatzsuche – Förderung des seelischen Wohlbefindens von Kindern in Kindertageseinrichtungen “. Das LI bezieht im Rahmen des Paktes für Prävention regelhaft die entsprechenden Kooperationspartner in Hamburg in die Weiterbildungsplanung mit ein, unter anderem zum Thema Essstörungen das Hamburger Netz psychische Gesundheit psychenet (siehe http://www.psychenet.de/kampagne/medienkampagne/essstoerungen.html) und die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie die Hamburger Verbraucherzentrale für Fragen der Ernährungs- und Verbraucherbildung.