BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19814 21. Wahlperiode 28.01.20 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Detlef Ehlebracht und Peter Lorkowski (AfD) vom 21.01.20 und Antwort des Senats Betr.: Pendler in der Metropolregion (III) Der Wohnungsmarkt in Hamburg ist angespannt, und so haben viele in Hamburg Beschäftigte für sich entschieden, den Wohnort außerhalb der Stadtgrenzen zu nehmen oder zu behalten. Sie tragen daher wesentlich zur Entlastung des Hamburger Wohnungsmarktes bei, und so sollte das umweltschonende Zurücklegen des Arbeitsweges dieser Bevölkerungsgruppe ein Anliegen auch der Hamburger Politik sein. In der Drs. 21/16811 antwortete der Senat, dass am 30. Juni 2018 331 777 Ein- und Auspendlerinnen und -pendler von und nach Hamburg, aus den benachbarten und weiter entfernten Landkreisen und kreisfreien Städten , verzeichnet wurden. Dies vorausgeschickt, fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: 1. Über welche Erkenntnisse verfügt der Senat aktuell hinsichtlich der Zahlen der Pendler zu den benachbarten Landkreisen? Bitte die entsprechenden Zahlen je Landkreis angeben. 2. Gibt es darüber hinaus auch statistisches Material über Pendler in die weiter entfernt liegenden Landkreise und kreisfreien Städte? Wenn ja, bitte ebenfalls angeben. Die folgenden Pendlerzahlen beziehen die Pendlerinnen und Pendler ein, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Am 30. Juni 2019 wurden 337 269 Ein- und Auspendlerinnen und -pendler von und nach Hamburg, aus den benachbarten und weiter entfernten Landkreisen und kreisfreien Städten, verzeichnet. Ein- und Auspendler Hamburg mit sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung aus Nachbarlandkreisen und übrigen Landkreisen/kreisfreien Städten in der Metropolregion Hamburg am 30. Juni 2019 Landkreis/kreisfreie Stadt Pendler1 Einpendlerinnen und Einpendler Auspendlerinnen und Auspendler Nachbarlandkreise Kreis Herzogtum Lauenburg 23 230 4 825 Kreis Pinneberg 51 725 14 691 Kreis Segeberg 34 221 14 591 Kreis Stormarn 40 855 19 568 Drucksache 21/19814 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Landkreis/kreisfreie Stadt Pendler1 Einpendlerinnen und Einpendler Auspendlerinnen und Auspendler Landkreis Harburg 46 119 9 185 Landkreis Stade 21 253 2 424 Zwischensumme 217 403 65 284 Übrige Landkreise und kreisfreie Städte in der Metropolregion Hamburg Kreisfreie Stadt Lübeck 4 905 2 172 Kreisfreie Stadt Neumünster 1 663 690 Kreis Dithmarschen 1 988 465 Kreis Ostholstein 3 016 535 Kreis Steinburg 6 200 1 025 Landkreis Cuxhaven 1 712 199 Landkreis Lüchow-Dannenberg 412 46 Landkreis Lüneburg 10 786 1 814 Landkreis Rotenburg/Wümme) 3 662 461 Heidekreis 2 195 433 Landkreis Uelzen 1 611 292 Kreisfreie Stadt Schwerin 1 158 369 Landkreis Nordwestmecklenburg² 1 470 326 Landkreis Ludwigslust-Parchim 4 450 527 Zwischensumme 45 228 9 354 Gesamt 262 631 74 638 1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zum Stichtag 30.06. 2 Nordwestmecklenburg einschließlich Wismar Quelle: Beschäftigungsstatistik und Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen durch das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 3. In welcher Form werden diese Erkenntnisse bei Hamburger Planungen von Straßen, Radwegen oder Linien des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) berücksichtigt, beziehungsweise welche Bemühungen werden unternommen, hierüber mit den benachbarten Gemeinden gemeinsame Lösungen zu finden? Bitte um konkrete Angaben. Grenzüberschreitende Straßen- und Radwegeplanungen werden anlassbezogen mit den betroffenen Umlandgemeinden abgestimmt. Ein grundsätzlicher Austausch findet zum Beispiel über die Nachbarschaftsforen statt. Des Weiteren werden im Rahmen der gesamtstädtischen Verkehrsentwicklungsplanung (VEP) regionale Verflechtungen und relevante Entwicklungen im Hamburger Umland berücksichtigt. Vertreterinnen und Vertreter der Umlandgemeinden oder -kreise werden, zum Beispiel über die Facharbeitsgruppe Verkehr der Metropolregion, eine VEP-Arbeitsgruppe „Umland“, durch themenbezogene Workshops oder anlassbezogen im bilateralen Austausch, in den Prozess einbezogen. Darüber hinaus wird das Hamburger Umland regelmäßig durch zwei Mitglieder im Mobilitätsbeirat vertreten. Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) behandelt die Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV), als Gesellschaft der Hamburger Umlandkreise sowie der Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und der Freien und Hansestadt Hamburg , in ihren Gremien und Arbeitsgruppen regelmäßig Themen, die grenzüberschreitende Fragestellungen betreffen. Bei Ausschreibungen von Regionalverkehren findet beispielsweise eine enge Abstimmung zwischen den federführenden Aufgabeträgern Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH und Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH im Umland sowie dem HVV beziehungsweise der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation statt. Gleiches gilt umgekehrt für die grenzüberschreitenden Verkehre der S-Bahn, für die die Federführung in Hamburg liegt. Ferner kommt es anlassbezogen zur Bildung von länderübergreifenden Arbeitsgruppen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19814 3 Im Bereich des Radverkehrs wurden in der im Jahr 2017 abgeschlossenen Potenzialanalyse zu den Radschnellwegen im Rahmen des Leitprojekts „Erreichbarkeitsanalysen der Metropolregion Hamburg“ mögliche Korridore für Radschnellwege identifiziert, basierend auf Bevölkerungs- und Arbeitsplatzschwerpunkten, ÖPNV-Anbindungen und Pendlerverbindungen. Ziel war die gezielte Entlastung von Infrastruktur, die Förderung von Intermodalität und von Elektromobilität. Darauf aufbauend werden mit 13 kommunalen Partnerinnen und Partnern von September des Jahres 2018 bis Ende des Jahres 2020 Machbarkeitsstudien für neun Korridore erstellt, von denen sieben sternförmig auf Hamburg zulaufen. Der HVV und die P+R-Betriebsgesellschaft mbH sind ebenfalls involviert. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit dem HVV ein Park+Ride- sowie ein Bike+Ride-Konzept für die Metropolregion Hamburg ausgearbeitet. Im Übrigen siehe Drs. 21/11909. 4. Eine besonders umweltfreundliche Art der Beförderung ist durch den ÖPNV gegeben. Welche heutigen Linien tragen die Hauptlast der Pendlerbeförderung ? Bitte jeweils die Kapazitäten und die tatsächliche Auslastung angeben. Innerhalb der Region Hamburg bilden vier U-Bahn-, sechs S-Bahn-, 19 Regionalverkehrslinien und drei Linien der AKN schnelle, direkte und vom Straßenverkehr unabhängige Verbindungen das Rückgrat des öffentlichen Personen- und Schienenpersonennahverkehrs . Dieses Kernnetz wird ergänzt durch insgesamt 723 Metro-, Schnell-, Stadt- und RegionalBus-Linien, von denen insbesondere die MetroBus-Linien mit dichter Vertaktung den Fahrgästen eine hohe Mobilität im straßengebundenen ÖPNV ermöglichen (Stand 31.12.2018). Einzelheiten zum Verkehrsnetz einschließlich der angebotenen Kapazitäten in Form von Platzkilometern werden vom HVV regelmäßig in seinem Zahlenspiegel unter https://www.hvv.de/resource/blob/25510/ 870ebccb4e0e8084d526b819b97f4df7/2019-hvv-zahlenspiegel-data.pdf veröffentlicht. Die Kapazitäten und Auslastungen des Verkehrsangebots stellen sich mit Stand 31.12.2018 wie folgt dar: Betriebszweig Linie Kapazität Auslastung Bemerkungen Angebot Nachfrage Auslastungsgrad (Jahreswert) (%) Platzkilometer (Mrd.) Personenkilometer (Mrd.) U-Bahn U1 4,23 0,71 16,89 U2 2,32 0,37 15,93 U3 1,57 0,37 23,38 U4 0,43 0,05 10,98 S-Bahn S1 3,25 0,58 17,93 S11 0,34 0,06 17,78 verkehrt nur werktags (Mo – Fr) in Hauptverkehrszeiten (HVZ) S2 0,13 0,02 18,45 verkehrt nur werktags (Mo – Fr) in HVZ S21 2,50 0,37 14,76 S3 4,82 0,79 16,39 S31 1,35 0,22 16,48 verkehrt nur werktags (Mo – Sa) A-Bahn A1 0,66 0,09 13,48 A2 0,13 0,02 13,12 A3 0,10 0,01 9,26 ∑ 21,83 3,66 16,78 Die Auslastung bezieht sich auf das gesamte Fahrplanangebot des Kalenderjahres einschließlich sämtlicher Last- und Gegenlastrichtungsfahrten in Haupt-, Neben- und Schwachverkehrszeiten. Die Angabe „Platzkilometer“ enthält sämtliche Sitz- und Stehplätze des Fahrplanangebots je Linie. Drucksache 21/19814 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 5. Welcher Anteil aus 4. ließe sich nach den Einschätzungen des Senats künftig nach Ausbau der Radschnellwege mittels des Fahrrades bewältigen ? Siehe Drs. 21/16811. 6. Wie prognostiziert der Senat angesichts anhaltender Zuwanderung und anhaltender Wohnungsknappheit in der Freien und Hansestadt Hamburg die Entwicklung der Pendlerzahlen in den nächsten 15 Jahren insgesamt und für die einzelnen ÖPNV- und Autobahnstrecken? Für den Zeitraum der nächsten 15 Jahre liegen derzeit keine Erkenntnisse vor. Im Rahmen des aktuellen Prozesses der VEP wird die Entwicklung der Pendlerzahlen einbezogen. Im Übrigen siehe Drs. 21/11909.