BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19894 21. Wahlperiode 04.02.20 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Peter Lorkowski (AfD) vom 28.01.20 und Antwort des Senats Betr.: Gewalt gegen Fußballschiedsrichter Der Kampf auf dem Fußballplatz artet in letzter Zeit immer häufiger auch in einen Kampf mit dem Schiedsrichter aus. Es wird zunehmend darüber berichtet, dass gerade in unteren Amateurklassen die Schiedsrichter massiven verbalen Drohungen ausgesetzt sind, es kommt sogar zu Handgreiflichkeiten auf dem Platz, etwa weil ein Spieler mit einer Entscheidung des Schiedsrichters nicht einverstanden ist. Schiedsrichter sind im Amateurfußball rein ehrenamtlich tätig. Es hindert sie kein Vertrag daran, nach einem solchen Negativerlebnis dieses Ehrenamt aufzugeben. Eine Verschlimmerung dieser Entwicklung kann negative Konsequenzen für den gesamten Amateurfußball haben, da ohne einen Schiedsrichter keine Wettbewerbe ausgetragen werden können. Eine Zuspitzung der Gefahr hätte jedoch den Effekt, dass einerseits bestehende Schiedsrichter sich zurückziehen und anderseits ein großes Problem für die Akquise neuer Schiedsrichter entsteht. Dies vorangeschickt frage ich den Senat: Der Senat verurteilt jede Art von Gewalt in Zusammenhang mit Fußballspielen und insbesondere jede Form der verbalen und körperlichen Gewalt gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern wie auch generell gegenüber allen weiteren Beteiligten aufs Schärfste. Er hält den regelhaften Austausch der Verantwortlichen untereinander etwa in Arbeitsgruppen, örtlichen wie regionalen Ausschüssen sowie ressortübergreifend zwischen den Behörden für eine wichtige und zielführende Komponente im Bemühen gegen Gewalt gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Es ist Aufgabe des Hamburger Fußballverbandes e.V. (HFV), im Rahmen seiner Autonomie als Sportorganisation seine besondere Verantwortung im Themenfeld Gewalt gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern zu tragen. Funktionärinnen und Funktionäre, Trainerinnen und Trainer sowie Spielerinnen und Spieler müssen sich ihrer Vorbildrolle noch stärker bewusst werden, um Gewalt, Beleidigungen und respektloses Verhalten insbesondere gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern zu unterbinden. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften des HFV wie folgt. 1. Wie viele Fälle von körperlicher Gewalt gab es 2019 gegen Schiedsrichter im Hamburger Fußball? Von insgesamt 130 gemeldeten Vorkommnissen gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern gab es acht Fälle körperlicher Gewalt. Drucksache 21/19894 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt? Bitte für jedes Jahr einzeln angeben. Die Anzahl der gemeldeten Vorkommnisse gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern ist in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben. Bei rund 35 000 Feldspielen im HFV pro Jahr entspricht diese Größe einem Anteil von rund 0,37 Prozent der Spiele eines Jahres. Die Erfassung von Vorkommnissen erfolgt über den elektronischen Spielbericht, den die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter nach Abschluss eines Spiels fertigen. Eine automatisierte Ausdifferenzierung nach Art des Vorkommnisses beziehungsweise nach Arten der Gewalt erfolgt im HFV bisher nicht. Ausgehend von 130 gemeldeten Vorkommnissen im Jahr 2019 hätten folglich für die Jahre 2015 bis 2018 weitere rund 520 Spielberichtsbögen händisch ausgewertet werden müssen. Dies war in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. DFB und Landesverbände arbeiten derzeit an einem Konzept, um künftig gewünschte Ausdifferenzierungen inhaltlich und technisch darstellen zu können. 3. Bei welchen Vereinen waren die Spieler aktiv, die durch Gewalt gegen Schiedsrichter im Jahr 2019 aufgefallen sind? Bitte aufzählen. SC Poppenbüttel von 1930 e.V., 1. FC Hellbrook e. V. von 1967, FC Bulgaria Hamburg 2017 e.V., ASV Hamburg, SC Victoria Hamburg v. 1895 e. V., ESV Einigkeit von 1908 e.V., SC Egenbüttel (Schleswig-Holstein), TSV – Gülzow von 1920 e.V. (Schleswig-Holstein). 4. Wie viele Spiele mussten im Jahr 2019 im Hamburger Fußball aufgrund gewalttätiger Vorfälle gegen Schiedsrichter abgebrochen werden? Sieben. 5. Wie hat sich die Zahl abgebrochener Spiele aufgrund von Gewalt gegen Schiedsrichter in Hamburg in den letzten fünf Jahren entwickelt? Bitte für jedes Jahr einzeln angeben. Siehe Antwort zu 2.