BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19913 21. Wahlperiode 04.02.20 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 28.01.20 und Antwort des Senats Betr.: Ende in Sicht oder unendliche Geschichte – Was tut Rot-Grün gegen das S-Bahn-Chaos und die verdreckten Haltestellen in Harburg? Pendler aus Harburg werden nach wie vor auf eine harte Probe gestellt. Der Januar 2020 ist noch nicht zu Ende und die Tage, an denen die S-Bahnen der Linien S3 und S31 gemäß Fahrplan gefahren sind, lassen sich an einer Hand abzählen. Nicht nur, dass täglich Bahnen der S3 und S31 ausfallen, auf halber Strecke die Fahrt abbrechen oder deutlich zu spät kommen und überfüllt sind, auch die Versprechungen der S-Bahn Hamburg GmbH aus dem vergangenen Jahr, 2020 würde es besser, verhallen ohne erkennbare Wirkung. Derweil ist der Aufenthalt in den Bahnhöfen eine Zumutung, vor allem der DB-Fernbahnhof in Harburg sowie die S-Bahnhöfe Heimfeld, Harburg- Rathaus und Harburg wirken veraltet, verwahrlost, dreckig und dazu kaum barrierefrei. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Wie Mitte Januar medial berichtet wurde, verzögern sich die laufenden Sanierungsarbeiten des Fernbahnhofs aufgrund von Erdungsproblemen sowie Problemen bei den Brandmeldeanlagen . Überraschend für viele Fahrgäste hat die Deutsche Bahn zudem zwei von drei Fahrkartenautomaten am Haupteingang abbauen lassen, wodurch sich nun lange Schlangen am noch bestehenden Automaten bilden und im schlimmsten Fall sogar Züge verpasst werden. Die hohe Taubenpopulation im Bahnhofsgebäude und an den Bahnsteigen sowie die nur eingeschränkte Nutzbarkeit des Fahrstuhls hin zu den tiefergelegenen Bahnsteigen tragen ihr Übriges zur Unattraktivität bei. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Bahnhof Hamburg-Harburg ist einer der wichtigen Großstadtbahnhöfe in Hamburg . Er dient der Verknüpfung zwischen Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr sowie zum Bus. Er verknüpft die Strecken nach Cuxhaven, nach Bremen, Hannover und nach Hamburg Hauptbahnhof. Die Station besteht aus dem oberirdischen Fern- und Regionalbahnhof, dem Busbahnhof und dem unterirdischen S-Bahnhof, der noch mit bezirklichen Fußgängertunnelanlagen verknüpft ist. Angesichts der herausgehobenen Bedeutung dieses Bahnhofs arbeiten alle beteiligten Unternehmen und das Bezirksamt Harburg unter Federführung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation seit Sommer 2019 in einem Arbeitskreis eng zusammen, um die jeweiligen Anstrengungen zur der Verbesserung der Lage vor Ort zu koordinieren und zu optimieren. Maßgebliche Verbesserungen sind seither erreicht. Ein einheitliches Reinigungskonzept mit täglichen Reinigungen und ergänzenden Schwerpunkteinsätzen ist verein- Drucksache 21/19913 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 bart, im Fernbahnhof sind die Innenräume baulich instandgesetzt und die Außenanlagen verschönert worden. Beschädigte hinterleuchtete Werbeanlagen sind erneuert worden. Ungelöst ist nach wie vor das Problem der Tauben, die sich auf baustellenbedingten Provisorien aufhalten. Hier sind weitere Maßnahmen in den nächsten Wochen vorgesehen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Deutschen Bahn AG (DB AG) wie folgt: 1. Wie viele Fahrgäste nutzen täglich jeweils den S-Bahnhof Harburg beziehungsweise den DB-Fernbahnhof Hamburg-Harburg? Der S-Bahn-Haltepunkt Harburg wird täglich von circa 48 000, der Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Harburg täglich von circa 30 000 Reisenden genutzt. 2. Der Januar 2020 ist noch nicht zu Ende und die Tage, an denen die S-Bahnen der Linie S3 und S31 nach Fahrplan und ohne Störung gefahren sind, lassen sich an einer Hand abzählen. An welchen Tagen und über welchen Zeitraum des laufenden Monats a) sind wie viele S-Bahnen der Linien S3 und S31 ausgefallen (bitte Gründe angeben), b) mussten wie viele S-Bahnen der Linien S3 und S31 die Fahrt aboder unterbrechen (bitte Gründe angeben), In den Kalenderwochen 1 bis 4 des Jahres 2020 kam es bei den Linien S3 und S31 zu 214 Gesamtausfällen an Zugfahrten, was gemessen an der bestellten Fahrplan- Sollleistung in Höhe von insgesamt rund 13 000 Zügen einem Wert von 1,6 Prozent entspricht. Die häufigsten Störungsursachen waren betriebsfremde Personen im Gleisbereich, Feuerwehr-/Polizeieinsätze, Infrastruktur- und Fahrzeugstörungen. Diese Gründe waren in dieser Zeit auch hauptursächlich für die 249 Teilausfälle auf dem Streckenabschnitt Neugraben – Hauptbahnhof. c) waren wie viele S-Bahnen der Linien S3 und S31 verspätet (bitte Gründe angeben), Seit Ende des Jahres 2019 wird die neue S-Bahn-Baureihe ET 490 auch auf den Linien S31 und S3 eingesetzt. Aufgrund der noch nicht vollständig zufriedenstellenden Zuverlässigkeit der Fahrzeuge im Betrieb und der für die Fahrgäste zunächst ungewohnten automatischen Türsteuerung mit auch daraus resultierenden gestiegenen Haltezeitüberschreitungen lag die Pünktlichkeit im Zeitraum der Kalenderwochen 1 bis 4 auf diesen Linien bei knapp 90 Prozent. d) musste wie oft ein Schienenersatzverkehr für die Linien S3 und S31 eingerichtet werden? Bei Sperrungen im Abschnitt Hamburg-Harburg – Hamburg Hauptbahnhof stehen als Ersatzverkehre insbesondere die Regionalverkehrslinien des Metronom und von Start Unterelbe sowie teilweise freigegebene Fernverkehrszüge zur Verfügung. Für Fahrten von und zu den Unterwegsbahnhöfen können auch bestehende Buslinien und besondere Taxiverkehre genutzt werden. Da die Einrichtung eines kompensierenden Busverkehrs mindestens 30 Minuten in Anspruch nimmt, mussten aufgrund der teils nur kurzzeitigen Sperrungen im Januar 2020 zweimal Busnotverkehre eingerichtet werden . 3. Wie viele Bahnhöfe a) in der Metropolregion Hamburg, b) in Deutschland haben oder hatten im vergangenen und/oder im laufenden Jahr Erdungsprobleme, die bisher nicht behoben werden konnten? Bezogen auf die auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg liegenden Bahnhöfe der DB AG ist die nur in Harburg aufgetretene Situation auf die spezifischen Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19913 3 Verhältnisse vor Ort zurückzuführen. Im Übrigen liegen der zuständigen Behörde keine weiteren Erkenntnisse vor. 4. Was ist das Besondere an dem Erdungsproblem des Harburger Fernund S-Bahnhofes, für das es noch immer keine Lösung gibt? Wie ist das weitere Vorgehen und wie der Zeitplan? Im Zusammenhang mit der aktuellen Modernisierungsmaßnahme wurde der Bedarf für zusätzliche Anpassungsmaßnahmen an der Erdung festgestellt, zum Beispiel müssen Erdungselemente ergänzt werden. Die Durchführung dieser Anpassungen muss zeitlich vor den Modernisierungsmaßnahmen erfolgen. Die entsprechenden Planungen sind beauftragt, die sich daraus ergebenden Maßnahmen sind für das 2. Quartal 2020 geplant. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Decken in der Verteilerebene sollen nach Angaben der DB AG voraussichtlich ab Juni des Jahres 2020 beginnen. 5. Aufzüge sind eine notwendige Einrichtung zur Teilhabe von Menschen mit Handicap oder Assistenzbedarf. Welche Betriebszeiten hat der Aufzug neben dem Kiosk am Harburger S-Bahnhof und warum sind diese gegebenenfalls eingeschränkt? Dieser Aufzug steht uneingeschränkt zur Verfügung. 6. Wenn der Aufzug nicht betriebsbereit ist: Wie gelangen Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität, beispielsweise ältere Menschen, Personen im Rollstuhl oder Mütter mit Kinderwagen, zu den Bahnsteigen? Im Falle einer Störung kann alternativ der Eingang über eine Rampe „Hannoversche Straße“ am Parkhaus genutzt werden. 7. Warum verzögert sich die Fertigstellung des zweiten Aufzuges am Harburger S-Bahnhof zu den S-Bahn-Gleisen? Hängt dies ebenfalls mit den Erdungsproblemen zusammen? Wenn ja, wann wird mit einer Lösung gerechnet? Wenn nein, welche Gründe hat die Verzögerung der Fertigstellung dann? Die weitere Bauausführung des Aufzuges steht auch in Abhängigkeit zu der in der Antwort zu 4. genannten Modernisierungsmaßnahme. Hier ist das Ziel, die Arbeiten Ende Juni aufzunehmen. Die Station ist trotzdem barrierefrei. 8. Wie viele Fahrkartenautomaten gibt es insgesamt am DB-Fernbahnhof und mit welcher Begründung sind jetzt zwei Fahrkartenautomaten abgebaut worden? Am Standort Hamburg-Harburg stehen acht Fahrkartenautomaten der DB AG zur Verfügung. Dies ist in entsprechenden Verträgen geregelt und wird für den Standort Hamburg-Harburg vertragsgemäß erfüllt. Zu den Fahrkartenautomaten anderer Verkehrsunternehmen liegen der zuständigen Behörde keine Angaben vor. 9. Welche Maßnahmen wurden bislang ergriffen, um die Taubenpopulation im DB-Fernbahnhof zu minimieren beziehungsweise einzudämmen? Wann wurden diese Maßnahmen ergriffen und mit welchem Ergebnis? Seit über zehn Jahren hat die DB AG eine Vielzahl an Taubenvergrämungsmaßnahmen umgesetzt. Leider führen diese Maßnahmen nur kurzfristig zum Erfolg, da die Tauben stets weitere Zufluchtsorte suchen. Die DB AG ist in Abstimmung mit den zuständigen Behörden weiterhin auf der Suche nach nachhaltigen und wirksamen Lösungsmöglichkeiten und leitet darüber hinaus anlassbezogen gezielte Sofortmaßnahmen ein. Insbesondere die Reinigungsintensität wird deutlich erhöht werden. 10. Inwiefern gibt es Erkenntnisse, wie viele Tauben sich im DB-Fernbahnhof Hamburg-Harburg täglich aufhalten? Eine Zählung hat nicht stattgefunden. Drucksache 21/19913 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 11. Welche Krankheiten können durch Tauben beziehungsweise deren Kot auf den Menschen übertragen werden? Von jeder Tierart können bei engem Kontakt und mangelhafter Hygiene Krankheiten auf den Menschen übertragen werden. Die wichtigsten auf den Menschen übertragbaren Krankheiten sind die Ornithose und die Kryptokokkose, darüber hinaus Salmonellose , Aspergillose, Candidose, Histoplasmose, Toxoplasmose. Bei Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln und keinem intensivierten Kontakt besteht allerdings kein besonderes Risiko einer Infektion. 12. Bekanntlich erfolgt Vandalismus vermehrt dort, wo es bereits ungepflegt und verwahrlost wirkt. Wie viele Fälle von Vandalismus wurden im Jahr 2019 im Harburger S-Bahnhof beziehungsweise im DB-Fernbahnhof verzeichnet? Die Häufigkeit und Intensität von Vandalismusschäden liegen ortsunabhängig vor. Im Jahr 2019 gab es im Bahnhof Harburg 26 Vorfälle, die Zahl ist dabei im Vergleich zu den Vorjahren leicht rückläufig. 13. Die Fertigstellung der Harburger Bahnhöfe war per Aushang bereits für Ende 2017 angekündigt. Wie ist der momentane Zeitplan für die Sanierung des DB-Fernbahnhofes Hamburg-Harburg sowie der S-Bahnhöfe Harburg, Harburg-Rathaus und Heimfeld? Wann soll welcher Bahnhof fertig saniert sein? Wann sollen die Brandschutzarbeiten final abgeschlossen sein? Die Ankündigung des Fertigstellungstermins beinhaltete nicht alle aktuell geplanten Modernisierungsmaßnahmen. Die Gesamtfertigstellung wird nach Wiederherstellung der Decken in der Verteilerebene sukzessive fortgesetzt und voraussichtlich im Jahr 2021 abgeschlossen.