BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/19992 21. Wahlperiode 07.02.20 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Blömeke (GRÜNE) vom 30.01.20 und Antwort des Senats Betr.: Tierversuchszahlen in Hamburg Der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ hat eine Zusammenstellung der Tierversuchsstatistiken aller Bundesländer veröffentlicht. Dabei weist Hamburg im Jahr 2018 einen Anteil von 9,3 Prozent auf. Während in den Vorjahren von 2014 – 2017 das Niveau etwa gleichbleibend war, steigt die Zahl der verwendeten Tiere im Jahr 2018 in Hamburg sprunghaft an. In absoluten Zahlen wurden im Jahr 2017 167 707 Versuchstiere gemeldet und im Jahr 2018 263 256. Damit hat Hamburg innerhalb eines Jahres Berlin überholt und liegt nach vier Flächenländern auf Platz 5 der Rangliste. Am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) sowie im privaten Tierversuchslabor von LPT (Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG) werden in Hamburg die meisten Tierversuche durchgeführt. Das UKE meldet, dass die Anzahl der verwendeten Tiere im Jahr 2018 gesunken sei. Für das Jahr 2017 wurden 67 293 und für das Jahr 2018 65 595 Versuchstiere über die vorgeschriebenen Versuchstiermeldungen bei der zuständigen Behörde angezeigt. Demnach muss der Anstieg bei den Versuchstierzahlen in 2018 bei der Hamburger Gesamtstatistik in anderen Einrichtungen entstanden sein. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Jedes Jahr werden der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) von allen Hamburger Tierversuchseinrichtungen die Zahlen der im Vorjahr für Tierversuche oder zur Organentnahme zu wissenschaftlichen Zwecken verwendeten Tiere gemeldet. Diese Tierzahlen werden durch die BGV an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) weitergeleitet. Das BMEL meldet die Zahlen der EU und veröffentlicht die Zahlen aller Bundesländer im Anschluss elektronisch. Alle Tiere, die in dieser jährlichen Versuchstiermeldung nicht erfasst werden, wie beispielsweise Tiere, die bereits im Vorfeld eines Versuchs erkranken oder solche Tiere, die gezüchtet wurden, aber aufgrund ihrer genetischen Information keine Verwendung finden können, werden in einer Fünfjahresmeldung erfasst. Diese beiden Meldungen umfassen somit sowohl alle Tiere, die für Tierversuche gezüchtet als auch zu Versuchszwecken genutzt wurden. Das UKE hat der BGV für das Jahr 2018 insgesamt 152 336 Tiere gemeldet. Hiervon wurden 86 751 Tiere ausschließlich zum Verwendungszweck der „Erhaltung von Kolonien etablierter, genetisch veränderter Tiere, die nicht in anderen Verfahren verwendet werden“ eingesetzt. Sie sind zum Großteil nicht Gegenstand eines tierschutzrechtlich zu prüfenden Anzeige- oder Genehmigungsverfahrens. Die Tierzahl von 86 751 umfasst vor allem Tiere die eigentlich unter die Fünfjahresmeldung fallen würden und nur in einem geringen Umfang in der jährlichen Meldung zu erfassen sind. Diese fehlerhafte Zuordnung ließ sich aufgrund nicht ausreichend detaillierter, digitaler Erfassung der Tiere durch die Einrichtung nicht mehr korrigieren. In Absprache aller Drucksache 21/19992 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Beteiligten verständigte man sich darauf, die gesamten 86 751 Tiere im Rahmen der jährlichen Versuchstiermeldung zu veröffentlichen, um der Gefahr zu begegnen, dass Tiere fälschlicherweise in keiner Meldung erfasst werden. Nach Abzug der 86 751 Tiere von der Gesamttierzahl von 152 336 ergäben sich 65 585 Tiere, also in etwa der Wert, der vom UKE veröffentlicht wurde. Die oben beschriebene Tierzahlmeldung des UKE ist zu rund 90 Prozent für die gestiegene Gesamttierzahl der Hamburger Tierversuchseinrichtungen verantwortlich. Die restlichen circa 10 Prozent verteilen sich auf die anderen Hamburger Tierversuchseinrichtungen . Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. In welchen Einrichtungen werden in Hamburg Tierversuche durchgeführt ? 2. Wie verteilt sich die Gesamtzahl der verwendeten Versuchstiere in den Jahren 2017 und 2018 auf diese Einrichtungen? 3. Welche Tierarten wurden jeweils in welchem Umfang in den Einrichtungen verwendet? 4. In welchen Einrichtungen ist die Zahl der verwendeten Versuchstiere im Jahr 2018 gegenüber 2017 am stärksten angestiegen? 5. In welchen Einrichtungen ist die Zahl der verwendeten Versuchstiere im Jahr 2018 gegenüber 2017 gesunken? Einrichtung 2017 2018 Evotec SE 3 984 Mäuse 2 043 Ratten 10 Kaninchen 12 Meerschweine 2 976 Mäuse 2 149 Ratten 2 Kaninchen Gesamt: 6 049 Gesamt: 5 127 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 64 017 Mäuse 3 055 Ratten 66 Meerschweine 18 Frettchen 59 Schweine 23 Schafe 69 Kaninchen 18 Krallenfrösche 150 061 Mäuse 2 104 Ratten 69 Meerschweine 16 Frettchen 49 Schweine 9 Schafe 21 Kaninchen 7 Krallenfrösche Gesamt: 67 325 Gesamt: 152 336 Universität Hamburg 104 andere Nager 206 andere Fische 83 Zebrabärblinge 336 Mäuse 45 Krallenfrösche 23 andere Nager 150 andere Fische 72 Zebrabärblinge 366 Mäuse 810 Frösche Gesamt: 774 Gesamt:1421 Johann Heinrich von Thünen-Institut 137 Zebrabärblinge 0 Gesamt: 137 Gesamt: 0 Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG 31 640 Mäuse, 54 990 Ratten, 424 Meerschweinchen 38 056 Mäuse, 58 148 Ratten, 329 Meerschweinchen Gesamt: 87 054 Gesamt: 96 533 Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin 2 821 Mäuse 104 Ratten 3 297 Mäuse, 20 Ratten, 263 andere Nager Gesamt: 2 925 Gesamt:3 580 Heinrich-Pette-Institut Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie 3 331 Mäuse 90 Hamster 22 Meerschweinchen 4 132 Mäuse 41 Hamster Gesamt: 3 443 Gesamt: 4 173 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/19992 3 Einrichtung 2017 2018 Tierärztliche Spezialisten 0 4 Hunde Gesamt: 0 Gesamt: 4 Max-Planck-Institut 0 82 Vögel Gesamt: 0 Gesamt: 82 Gesamttierzahl: 167 707 263 256 Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 6. Welche Versuchszwecke verzeichnen den stärksten Anstieg in 2018? Der stärkste Anstieg der Versuchszwecke ist bei der „Erhaltung von Kolonien etablierter genetisch veränderter Tiere, die nicht in anderen Verfahren verwendet werden“ sowie bei der „Verwendung zu regulatorischen Zwecken und Routineproduktion“ zu verzeichnen. 7. Ist in bestimmten Bereichen beziehungsweise bei bestimmten Versuchszwecken ein Rückgang von Tierversuchen zu verzeichnen? Nein.