BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/2036 21. Wahlperiode 03.11.15 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dora Heyenn (fraktionslos) vom 26.10.15 und Antwort des Senats Betr.: Wird das Sonderungsverbot in Hamburg eingehalten? Das grundgesetzliche Verbot einer „Sonderung der Schüler nach Besitzverhältnissen der Eltern“ (Artikel 7 Absatz 4 GG) soll eine Segregation verhindern . In der Freien und Hansestadt Hamburg wird ein monatliches Schulgeld in Höhe von maximal 200 Euro pro Schüler als vereinbar mit dem sogenannten Sonderungsverbot aus Artikel 7 Absatz 4 GG angesehen, wenn mindestens 5 Prozent Freiplätze oder adäquate Ermäßigungen vorgehalten werden. In der Antwort des Senats auf meine Schriftliche Kleine Anfrage zur „Entwicklung der allgemein bildenden Schulen in freier Trägerschaft in Hamburg“ wird ersichtlich, dass eine Vielzahl von Privatschulen mit einem Schulgeld in Höhe von 101 bis 200 Euro keine 5 Prozent Freiplätze vorhalten und/ beziehungsweise Ermäßigungstatbestände gegenüber der Schulbehörde suggerieren. Im Zuge meiner Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass mehrere Privatschulen weder im Internet noch bei der Anmeldung über Freiplätze und/ beziehungsweise über die Ermäßigungstatbestände informieren. Eine Nichtinformation über Ermäßigungstatbestände oder Freiplätze beziehungsweise eine erwünschte Nichtinanspruchnahme von Schulgeldermäßigungen oder Freiplätze führt zu einer Aushöhlung des Sonderungsverbots des Grundgesetzes. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Frage, wie das Sonderungsverbot nach Artikel 7 Grundgesetz in der heutigen Schulpraxis zu interpretieren ist, ist in Rechtsprechung und Lehre umstritten, ebenso divergiert die Verwaltungspraxis in den Ländern. Jüngere Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes fehlt. Vonseiten der Schulträger wird vorgetragen, dass sie angesichts der qualitativen Anforderungen des Schulrechtes an ihren Schulbetrieb bei zu großen Restriktionen in Bezug auf die Höhe der Schulgelder Anspruch auf eine Vollkostenfinanzierung gegen den Staat hätten, dies stellte eine erhebliche Belastung des Hamburger Haushaltes dar. Freiplätze und Geschwisterermäßigungen dienen dem Ziel, Schülerinnen und Schülern, die tatsächlich wirtschaftlich nicht in der Lage wären, eine Ersatzschule zu besuchen, den Schulbesuch dennoch zu eröffnen. Der Senat beantwortet die Fragen, deren Antworten zum Teil auf einer Umfrage bei den Schulträgern basieren, die angesichts der Herbstferien nur unvollständige Ergebnisse erbrachte, wie folgt: Drucksache 21/2036 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Eine Schulgeldobergrenze von 200 Euro monatlich ist nur vertretbar, wenn mindestens 5 Prozent Freiplätze oder adäquate Ermäßigungen vorgehalten werden. Wie viele Schüler und Schülerinnen beziehungsweise deren Eltern zahlen an Hamburger Ersatzschulen mit einem Schulgeld in Höhe von 101 bis 200 Euro ein reduziertes Schulgeld und unter welchen Voraussetzungen wird reduziertes Schulgeld jeweils gewährt und in welcher Höhe? Bitte zu den einzelnen Ersatzschulen mit einem Schulgeld in Höhe von 101 bis 200 Euro jeweils folgenden Angaben : - Träger, - Name der Schule, - Schulform, - Höhe des Schulgeldes, - Anzahl der Ermäßigungsfälle, - Voraussetzungen für ein reduziertes Schulgeld und jeweilige Höhe (Sozialstaffel). 2. Wie viele Schüler und Schülerinnen haben an Hamburger Ersatzschulen mit einem Schulgeld in Höhe von 101 bis 200 Euro jeweils einen Freiplatz ? Bitte zu den einzelnen Ersatzschulen mit einem Schulgeld in Höhe von 101 bis 200 Euro jeweils folgenden Angaben: - Träger, - Name der Schule, - Schulform, - Höhe des Schulgeldes, - Anzahl der belegten Freiplätze, - Voraussetzungen, unter denen ein Freiplatz gewährt wird. Siehe Anlage. 3. Wie wird jeweils gewährleistet, dass die Eltern über Möglichkeiten der Schulgeldermäßigung und über Freiplätze informiert werden? 4. Wo sind bei den folgenden Schulträgern: - Brecht-Schule Hamburg GmbH, - Privatschulpädagogische Gesellschaft mbH, - Neue Schule Hamburg e.V. i.G., - Monaddrei gGmbH, - Flachsland Zukunftsschulen gemeinnützige Gmbh, - Alsterbildungsring e.V., - Phorms Hamburg gGmbH jeweils die Ermäßigungstatbestände (Sozialstaffel) für eine Ermäßigung des Schulgeldes und/beziehungsweise für einen Freiplatz einsehbar beziehungsweise veröffentlicht und wie erhalten Interessierte Zugang zu diese Informationen? 5. Noch im Jahr 2000 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass dem Grundgesetz „eine sozialstaatliche und egalitär-demokratischem Gedankengut verpflichtete Absage an Klassen, Stände und sonstige Schichtungen“ innewohne (BVerfG – Beschluss vom 11.12.2000 – 1 BvL 15/00) und deshalb Kinder aller Volksschichten zumindest in den ersten Klassen zusammen unterrichtet werden sollen. Inwieweit haben Kinder aller Volksschichten Zugang zu den jeweiligen Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/2036 3 Hamburger Ersatzschulen mit einem derzeitigen Schulgeld in Höhe von 150 bis 200 Euro, wenn Informationen über Schulgeldermäßigungen und Freiplätze nicht transparent publiziert beziehungsweise kommuniziert werden? Die Eltern schließen mit den Trägern der Ersatzschulen einen privatrechtlichen Schulvertrag . Mit den Schulverträgen wird auch die Schulgeldzahlung vereinbart. Die Träger der Ersatzschulen sind darauf angewiesen, interessierte Eltern über ihre Angebote zu informieren und diesbezügliche Informationen leicht zugänglich vorzuhalten. Hierzu gehört auch die Information der Schule über die Möglichkeiten einer Schulgeldermäßigung beziehungsweise der Nutzung eines Freiplatzes und die entsprechende Information der Eltern über einen eventuell vorhandenen familiären Bedarf an einer Ermäßigung des Schulgeldes beziehungsweise an einem Freiplatz. 6. Wie und in welchem Zeitraum wird die Einhaltung des Sonderungsverbots an den Hamburger Ersatzschulen überprüft? Die Ersatzschulen legen im Rahmen der Beantragung von Finanzhilfe nach dem Hamburgischen Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft (HmbSfTG) jährlich zum 30. September eine Übersicht zur Gestaltung ihrer Entgelte vor. Außerdem erfolgt unregelmäßig eine Überprüfung der Schulgelder im Rahmen der Prüfung der Jahresabschlüsse der Schulträger. Soweit hierbei Verstöße gegen das Sonderungsverbot festgestellt werden, erfolgt umgehend eine Mahnung. 7. Inwieweit sind – inzwischen – die Missstände (siehe; http://www.abendblatt.de/hamburg/hamburg-nord/article125139595/ Missstaende-an-Barmbeker-Alsterring-Gymnasium.html) am Alsterring Gymnasium behoben? Die Prüfung hat hinsichtlich der ordnungsgemäßen und zweckentsprechenden Verwendung der Finanzhilfe keine Beanstandungen ergeben. Im Übrigen unterliegt die Schule der laufenden Schulaufsicht. 8. Neben einen Schulgeld in Höhe von monatlich 200 Euro erhebt das Alsterring Gymnasium a) eine Bücher- und eine Schließfachgebühr in Höhe von 145 Euro (monatlich?), b) ein Essensgeld in Höhe von 50 Euro monatlich, c) ein Entgelt für soziale Betreuung in Höhe von 20 Euro monatlich (siehe; http://www.alsterring-gymnasium.de/wer-wir-sind/ finanzierung/). Wie bewertet der Senat jeweils die Erhebung der oben genannten Entgelte beziehungsweise Gebühren? Besondere Dienstleistungen können den Eltern neben dem Schulgeld in Rechnung gestellt werden, wenn diese nicht unmittelbar mit dem Unterricht in Zusammenhang stehen. Sc hu ltr äg er Sc hu ln am e Sc hu lfo rm H öh e de s Sc hu lg el de s A nz ah l Er m äß igu ng sf äl le Er m äß ig un gs ta tb est än de (S oz ia ls ta ffe l) A nz ah l Fr ei pl ät ze Vo ra us se tz un ge n fü r di e G ew äh ru ng v on Fr ei pl ät ze n Sc hu lg el d 10 1 bi s 20 0 € D ie n ac hf ol ge nd en S ch ul tr äg er h ab en a uf e in e A nf ra ge d er z us tä nd ig en B eh ör de g ea nt w or te t R ud ol f S te in er Sc hu lv er ei n H am - bu rg -W an ds be k e. V. R ud ol f S te in er S ch ul e W an ds be k S ta dt te ilsc hu le m it G ru nd sc hu le 1. K in d 17 4, - € 2. K in d 63 ,- € 3. K in d 33 ,- € ca . 1 00 A uf A nt ra g R ed u z ie - ru ng b is a uf 0 ,- € m ög - lic h. k. A . 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Wahlperiode 4 Anlage Sc hu ltr äg er Sc hu ln am e Sc hu lfo rm H öh e de s Sc hu lg el de s A nz ah l Er m äß igu ng sf äl le Er m äß ig un gs ta tb est än de (S oz ia ls ta ffe l) A nz ah l Fr ei pl ät ze Vo ra us se tz un ge n fü r di e G ew äh ru ng v on Fr ei pl ät ze n B ug en ha ge n S ch ul e im H es se pa rk G ru nd sc hu le 1 62 ,- € 3 S ch ul ge ld 6 0 € B ru tto > 2 5. 00 1 €: S ch ul ge ld 3 0 € B ru tto b is 2 5. 00 0 €: S ch ul ge ld 5 € K ei n S ch ul ge ld a b de m dr itt en K in d 7 B ug en ha ge n S ch ul e im H es se pa rk S ta dt te ilsc hu le 1 32 ,- € 11 32 m on ad dr ei g G m bH m on ad dr ei G ru nd sc hu le 2 00 ,- € 5 G es ch w is - te re rm äß igu ng en Er m äß ig te s G es ch w is - te rs ch ul ge ld 1 25 ,- € 12 V ol lst ip en di en A nt rä ge e in ko m m en ssc hw ac he r E lte rn w er - de n ei nz el fa llb ez og en un d in di vi du el l b eu rte ilt . 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Wahlperiode Drucksache 21/2036 5 Sc hu ltr äg er Sc hu ln am e Sc hu lfo rm H öh e de s Sc hu lg el de s A nz ah l Er m äß igu ng sf äl le Er m äß ig un gs ta tb est än de (S oz ia ls ta ffe l) A nz ah l Fr ei pl ät ze Vo ra us se tz un ge n fü r di e G ew äh ru ng v on Fr ei pl ät ze n H am bu rg er p riv at e Fr em ds pr ac he n- u nd W irt sc ha fts sc hu le - B er uf sf ac hs ch ul e fü r ka uf m än ni sc he A ss is - te nz B er uf sf ac hsc hu le 2 00 ,- € 2 V or au sz ah lu ng fü r e in S ch ul ja hr 2 % R ab at t, V or au sz ah lu ng fü r e in S ch ul ha lb ja hr 1 % R aba tt 0 tu ng sv or au ss et zu ng en m itb rin ge n, s te ht e in K on tin ge nt a n ge bü hre nf re ie n A us bi ld un gs - pl ät ze n zu r V er fü gu ng . 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