BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3030 21. Wahlperiode 02.02.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Ralf Niedmers und Dennis Thering (CDU) vom 27.01.16 und Antwort des Senats Betr.: Südliche Straßenanbindung an das Güterverkehrszentrum Altenwerder Mit dem Güterverkehrszentrum (GVZ) Altenwerder verfügt der Hamburger Hafen über ein bedeutendes Logistikzentrum. Um eine leistungsfähigere Anbindung für die Verkehre zum GVZ und zum Container Terminal Altenwerder (CTA) zu ermöglichen, gab die Hamburg Port Authority (HPA) Ende September 2015 die nördliche Straßenanbindung Altenwerder für den Verkehr frei. Die HPA verfolgte mit Umsetzung des Projekts das Ziel, die Verkehre im Hamburger Hafen zu entflechten. Ob dies gelungen ist und die nördliche Straßenanbindung des GVZ sowie des CTA verkehrstechnisch tatsächlich eine spürbare Entlastung insbesondere für den Güterverkehr nach sich gezogen hat, ist bisher unklar. In einem Zwölf-Punkte-Plan fordert der Verein Hamburger Spediteure e.V. (VHSP) seit 2014, eine südliche Anbindung des GVZ Altenwerder zu schaffen. In dem Diskussionspapier heißt es: „Insbesondere die Baumaßnahmen am Elbtunnel haben deutlich vor Augen geführt, wie anfällig die Straßenanbindung an das GVZ Altenwerder ist. Nahezu jede Betriebsstörung im Bereich des CTA führt regelmäßig zu erheblichen Verkehrsstörungen in diesem Bereich. Aus diesem Grund wurde bereits im Hafenentwicklungsplan ausgeführt, dass die Planungen für eine südliche Straßenanbindung des GVZ Altenwerder wieder aufgenommen werden sollen. Zwar hat die Hamburg Port Authority inzwischen reagiert und ab Anfang Juli 2014 eine Bedarfsausfahrt im Süden des GVZ Altenwerder eingerichtet, um bei akuten Verkehrsproblemen reagieren zu können, aber dies kann nur eine Zwischenlösung sein. Das Ziel muss eine dauerhafte Straßenanbindung sein“ (vergleiche http://www.vhsp.de/images/content/ VHSp-Diskussionspapier_Hinterlandabfertigung.pdf). Aus Sicht des VHSP könne nur durch eine südliche Straßenanbindung des GVZ Altenwerder eine tatsächliche Entlastung, auch des „Finkenwerder Knotens“, erfolgen. Und bereits im Hafenentwicklungsplan (siehe Seite 56) aus dem Jahr 2012 hatte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) angekündigt, dass Planungen zu einer südlichen Straßenanbindung des Gebiets Altenwerder aufgenommen würden. Dies erscheint umso dringender, da mit der Sanierung und dem Ausbau der A 7 im Verlauf der Hochstraße Elbmarsch sowie dem Bau der Hafenquerspange und der Einrichtung eines neuen Autobahnkreuzes in Höhe der Anschlussstelle Moorburg in den kommenden Jahren erhebliche verkehrliche Belastungen auf den Bereich südlich des Elbtunnels zukommen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority AöR (HPA) wie folgt: Drucksache 21/3030 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Wie ist die derzeitige Straßenanbindung des GVZ geregelt und welche Neuerungen wurden durch die nördliche Straßenanbindung des GVZ vorgenommen? Bitte auch als Skizze zur Visualisierung beilegen. Vor der Realisierung der Nordanbindung Altenwerder war die Erreichbarkeit des Güterverkehrszentrums (GVZ) durch die Sperrzeiten des Bahnübergangs über das Hauptzuführungsgleis des Container Terminal Altenwerder (CTA) in der Altenwerder Hauptstraße eingeschränkt. Im Rahmen des Projekts „Nördliche Straßenanbindung Altenwerder“ wurde eine zusätzliche Verbindung zwischen den Straßen „Am Ballinkai“ und „Altenwerder Querweg“ mit einer höhenfreien Querung der Gleisanlagen hergestellt , sodass die Ziel- und Quellverkehre des GVZ und des CTA frühzeitig getrennt werden (siehe Anlage). 2. Gibt es aktuelle Prognosen und/oder Hochrechnungen, die das Verkehrsaufkommen beziehungsweise die Lkw-Abfertigung und den Lastverkehr des GVZ untersuchen? Wenn ja, durch wen wurden diese wann durchgeführt und mit welchem Ergebnis? Wenn nein, wann wurden die letzten Prognosen und Hochrechnungen zum Verkehrsaufkommen beziehungsweise zur Lkw-Abfertigung und zum Lastverkehr des GVZ durchgeführt und mit welchem Ergebnis? Bitte Ergebnisse als Anlage wie in Drs. 20/5512 beifügen. Die aktuelle Langfristprognose (Prognosejahr 2030) der HPA ergibt für das GVZ circa 2.300 Lkw/Tag in beide Fahrtrichtungen. Hierbei ist unter anderem berücksichtigt, dass die derzeit in der Vorbereitung befindliche circa 7 Hektar große Fläche an der Altenwerder Hauptstraße gewerblich genutzt wird. Weitere Prognosewerte können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden: Verkehr Altenwerder (Querschnittswerte,. beide Fahrrichtungen) Zählung Hochrechnung auf Tageswert (Faktor 1,1) und Rundung Prognose Zusatzverkehr Prognose Jahr 2011 - 2030 2030 Zeit 5:30 - 19:00 Uhr 24h 24h 24h Altewerder Hauptdeich PKW 2540 2700 500 3200 LKW 4390 4700 1500 6200 KFZ 6930 7400 2000 9400 GVZ PKW 2070 2200 500 2700 LKW 1634 1800 500 2300 KFZ 3704 4000 1000 5000 CTA PKW 538 600 0 600 LKW 2936 3200 1000 4200 KFZ 3474 3700 1000 4800 Ansatz Bebauung GVZ 100% 100% Ansatz Umschlag Tsd. TEU CTA, Jahr 4100 4100 3. Wann wurde die letzte Verkehrszählung für den Bereich rund um das GVZ durchgeführt und wie lauten die Ergebnisse? Die letzte Verkehrszählung für den Bereich rund um das GVZ wurde im September des Jahres 2011 und eine Teilzählung im Jahr 2013 durchgeführt. Der ermittelte Tageswert liegt bei 1.800 Lkws in beide Fahrtrichtungen. 4. Wie hoch war das monatliche Verkehrsaufkommen für den Lkw- und den Pkw-Verkehr, getrennt nach GVZ-Verkehr und CTA-Verkehr, bevor die nördliche Straßenanbindung realisiert wurde? Bitte monatlich für den Zeitraum September 2014 bis September 2015 aufschlüsseln. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/3030 3 5. Wie hoch ist derzeit das monatliche Verkehrsaufkommen für den Lkwund den Pkw-Verkehr, getrennt nach GVZ-Verkehr und CTA-Verkehr? Bitte monatlich seit September 2015 aufschlüsseln. Es sind keine Dauermessstellen eingerichtet, die eine monatliche Auswertung in der angefragten Detaillierung ermöglichen. 6. Welche Containerumschlagsprognose liegt für den CTA bis zum Jahre 2020 vor? Umschlagspotenzialprognosen mit den Einflussbereichen weltwirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbseinflüsse lassen sich sinnvoll nur auf der Aggregationsebene „Gesamthafen“ erstellen. Eine Prognose auf Betreiber-/Terminalebene hängt dagegen maßgeblich von privatwirtschaftlichen marktsituativen Gegebenheiten und Entscheidungen ab. Prognosen auf Terminalebene liegen der HPA nicht vor. 7. Welche Erfahrungen hinsichtlich des Verkehrsaufkommens beziehungsweise der Lkw-Abfertigung und dem Lastverkehr des GVZ wurden seit Freigabe der nördlichen Straßenanbindung Altenwerder Ende September 2015 gemacht? Der GVZ-Verkehr nutzt seit ihrer Freigabe vorrangig die Nordanbindung Altenwerder und wird somit nicht mehr durch die Sperrzeiten des Bahnübergangs über das Hauptzuführungsgleis des CTA eingeschränkt. 8. Wann und wie häufig musste aus welchem Grund seit Juli 2014 die „Bedarfsausfahrt im Süden“ des GVZ Altenwerder (südliche Ausfahrt über die Deichverteidigungsstraße) geöffnet werden? Bitte die südliche Ausfahrt über die Deichverteidigungsstraße ebenfalls als Skizze beilegen . Die Bedarfsausfahrt wird im Durchschnitt zweimal im Monat, in den Sommermonaten deutlich häufiger, aufgrund umliegender Baustellen, insbesondere auf der A 7 sowie bei Unfällen beziehungsweise Sperrung/Stau im Elbtunnel, geöffnet (siehe Anlage). 9. Über welche Kommunikationswege informiert die HPA darüber, ob und wann die „Bedarfsausfahrt im Süden“ des GVZ Altenwerder (südliche Ausfahrt über die Deichverteidigungsstraße) geöffnet ist? Die Kommunikation läuft über eine Meldekette per E-Mail und Telefon zwischen HPA, Polizei und Ansprechpartnern bei den GVZ-Firmen und CTA. 10. Sind dem Senat oder der zuständigen Behörde Beschwerden durch Unternehmen oder Interessensverbände über ein zu hohes Verkehrsaufkommen beziehungsweise die Lkw-Abfertigung und den Lastverkehr des GVZ bekannt? Wenn ja, von wann und mit welchem Inhalt? Der zuständigen Behörde und der HPA sind keine Beschwerden bekannt. 11. Befindet sich die Wirtschaftsbehörde gemeinsam mit dem Bezirk, der HPA und dem VHSP in Gesprächen zu einer südlichen Anbindung des GVZ? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, haben derartige Gespräche in der Vergangenheit stattgefunden und zu welchem Ergebnis hatten diese geführt? Es finden auf Initiative der HPA mindestens zweimal im Jahr Gesprächsrunden mit den Anliegern und der Polizei statt, um Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation abzustimmen und Informationen zur Verkehrsentwicklung auszutauschen. Dabei wurde auch der südliche Straßenanschluss Altenwerder thematisiert. 12. Liegen dem Senat beziehungsweise der zuständigen Behörde bereits Planungen darüber vor, wie und auf welchem Wege eine südliche Straßenanbindung des GVZ realisiert werden könnte? Drucksache 21/3030 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Wenn ja, welche Kosten würden dadurch entstehen? Falls vorhanden, bitte Skizze beilegen. 13. Liegen dem Senat beziehungsweise der zuständigen Behörde Planungen darüber vor, wie und auf welchem Wege eine südliche Straßenanbindung des GVZ für den Pkw-Verkehr realisierbar wäre? Wenn ja, welche Kosten würden dadurch entstehen? Nein, derzeit liegen noch keine Planungen vor. 14. Inwieweit werden sich a) der Ausbau der A 7 und die Sanierung der Hochstraße Elbmarsch, b) der Bau der Hafenquerspange und c) der Bau eines Kreuzes zwischen der A 7 und der A 26 in Höhe der Anschlussstelle Moorburg nach Ansicht des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde auf die Verkehrssituation rund um das GVZ und den CTA auswirken ? Der achtstreifige Ausbau der A 7 sowie der Neubau der A 26 – sowohl westlich als auch östlich der A 7 – werden die Anbindung des Hamburger Hafens insgesamt an das Fernstraßennetz nachhaltig verbessern, indem die verkehrliche Kapazität erhöht und zusätzliche Anschlussstellen mit Hafenbezug geschaffen werden. Insbesondere durch die A 26 werden zusätzliche Anschlussstellen und Kapazitäten im Fernstraßennetz geschaffen, die sich auch positiv auf das GVZ und den CTA auswirken werden. Zudem werden verkehrstelematische Einrichtungen rund um das zukünftige Autobahnkreuz Süderelbe vorgesehen. 15. Welche Maßnahmen plant der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde, um im Zuge a) des Ausbaus der A 7 beziehungsweise der Sanierung der Hochstraße Elbmarsch, b) des Baus der Hafenquerspange und c) des Baus eines Kreuzes zwischen der A 7 und der A 26 in Höhe der Anschlussstelle Moorburg den Verkehrsfluss positiv zu beeinflussen und diesen zu entspannen ? Derzeit erfolgen die Entwurfs- und Bauablaufplanung unter besonderer Betrachtung der verkehrlichen Belange während der Bauzeit. Dabei stimmen sich die Planungsverantwortlichen für die Bundesfernstraßen eng mit der HPA ab. Zudem erfolgen eine gesamtheitliche Betrachtung aller parallel laufender Baumaßnahmen an den Fernstraßen im betroffenen Bereich sowie eine vertiefte Baustellenkoordinierung im Süderelberaum , die sich auch auf das Stadt- und Hafenstraßennetz erstreckt. Bei Umsetzung der Autobahn-Baumaßnahmen wird grundsätzlich die Anzahl der durchgehenden Fahrstreifen aufrechterhalten. Temporäre Teilsperrungen der Anschlussstelle Waltershof sind nicht auszuschließen. Sie werden aber in ihren Auswirkungen minimiert und Alternativen vorgesehen. Weitere Detailplanungen innerhalb des Planungsprozesses dauern noch an. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/3030 5 Anlage Anlage/Abbildung zu Antwort zu 1. Anlage/Abbildung zu Antwort zu 8.