BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3138 21. Wahlperiode 12.02.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Detlef Ehlebracht und Dr. Bernd Baumann (AfD) vom 04.02.16 und Antwort des Senats Betr.: HVV Nachtverkehr an Wochenenden Seit vielen Jahren fahren die wesentlichen U- und S-Bahnen sowie eine ganze Reihe bedeutender Buslinien in den Nächten von Freitag zu Sonnabend sowie Sonnabend zu Sonntag ohne Unterbrechung. Die Kosten für den zusätzlichen Nachtbetrieb wurden seinerzeit mit circa 4 Millionen Euro angegeben . Es ist daher Zeit, zu überprüfen, ob dieses Angebot von den Fahrgästen auch entsprechend ausgenutzt wird. Während der auslastungsschwachen Randzeiten ist die Gefahr krimineller Übergriffe in den Bussen und Bahnen gemäß einschlägiger Presseberichte besonders hoch. Dabei sind gegebenenfalls gerade diejenigen, für die das Nachtlinienangebot des HVV besonders attraktiv ist, da sie über keinen Führerschein oder kein eigenes Kraftfahrzeug verfügen, besonders gefährdet. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Mit den Nachtverkehren im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wird die Nutzung des ÖPNV in Hamburg rund um die Uhr sichergestellt. Darüber hinaus ist es mit den Kapazitätsausweitungen durch die Nachtschnellbahnen gelungen, in den nachfragestarken Wochenendnächten ein attraktives Angebot für das geänderte Verhalten der Fahrgäste im Freizeitverkehr einzurichten. An den Wochenenden kann damit die zunehmende Zahl an Veranstaltungen in Hamburg besser und flexibler mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Im Innenstadtbereich bilden die Schnellbahnlinien das zentrale Verkehrsmittel, das durch die Busse, insbesondere in den Randgebieten , ergänzt wird. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), der Deutschen Bahn AG (DB AG), der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) wie folgt: 1. Wie haben sich die Kosten für den Nachtverkehr in den Nächten Freitag/ Sonnabend und Sonnabend/Sonntag entwickelt? Bei Einführung des Betriebs wurden diese mit rund 4 Millionen Euro (U-Bahn, S-Bahn, Bus) beziffert, wie war die Kostenentwicklung seitdem? Bitte jährlich aufführen . HOCHBAHN: Die Kosten für den Nachtverkehr (U-Bahn/Bus) haben sich seit Beginn der Einführung bis zum Jahr 2015 um circa 830.000 Euro erhöht (unter anderem aufgrund der Inbetriebnahme der U4). Für die Ermittlung der jährlichen Kosten für den Nachtverkehr an bestimmten Tagen/ Nächten müsste eine manuelle Auswertung erfolgen, die der HOCHBAHN im Rahmen Drucksache 21/3138 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich ist. DB AG: Die Kosten für den Nachtverkehr (S-Bahn) haben sich seit Beginn der Einführung bis zum Jahr 2015 um circa 500.000 Euro erhöht. Für die Ermittlung der jährlichen Kosten für den Nachtverkehr an bestimmten Tagen/ Nächten müsste eine manuelle Auswertung erfolgen, die der DB AG im Rahmen der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich ist. VHH: Für die VHH ist eine Auswertung aufgrund der Anteile der Verkehre auf schleswigholsteinischem Gebiet nicht möglich. 2. Wird die Frequentierung der einzelnen Linien regelmäßig erhoben? Wenn ja: Wie werden die Erhebungen durchgeführt und wie stellt sich die aktuelle Auslastung dar? Bitte je nach Linie und Nachtstunde tabellarisch aufführen. Wenn nein: warum nicht? 3. Wie hat sich die Auslastung in den Jahren seit Einführung des Nachtverkehrs entwickelt? Bitte in Zahlen tabellarisch in monatlicher Unterteilung darstellen. Angebotsrelevante Nachfrageänderungen werden durch die Auswertung der Nachfragedaten ausgewählter Einzelfahrten und durch die Erkenntnisse aus betrieblichen Beobachtungen ermittelt. Das Fahrgastaufkommen in den Wochenendnächten wird von vielfältigen Veranstaltungen beeinflusst, sodass es zu Schwankungen in der Nachfrage kommt. Aus diesem Grunde gibt es keine statistisch verwertbaren Daten zur Nachfrage. Bei den Schnellbahnen werden Nachfragedaten aus den automatischen Fahrgastzählsystemen ermittelt, die aus oben genannten Gründen nicht im gleichen Maße angewendet werden können, wie die Daten aus den Zählungen im Tagesbetrieb. Aus diesen Daten und aus dem Betrieb der Buslinien im durchgehenden Nachtverkehr liegen keine Hinweise auf unzureichende Platzangebote vor, sodass das Fahrplanangebot ausreichend dimensioniert ist. Vor diesem Hintergrund ist eine regelmäßige Erfassung der Nachfrage im Busbetrieb zur Dimensionierung des Angebotes nicht erforderlich. Auch ist zu berücksichtigen, dass die Fahrgasterhebungen und -befragungen in den Wochenendnächten mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden sind. 4. Gibt es Überlegungen, den Nachtverkehr auszuweiten/einzuschränken? Bitte begründen. Derzeit gibt es keine Überlegungen, im Stadtgebiet Angebotsausweitungen oder Einschränkungen vorzunehmen. Wie beim Angebot der Tageslinien wird auch bei den Linien im durchgehenden Nachtverkehr geprüft, ob das Schnellbahn- oder das Buslinien -Netz an die sich verändernden Siedlungsstrukturen anzupassen ist. Der Nachtverkehr an Wochenenden wurde zuletzt im Jahr 2015 auf die U-Bahn- Abschnitte Niendorf Markt – Niendorf Nord und Volksdorf – Ohlstedt ausgeweitet und das Nachtbus-Netz entsprechend angepasst. Zum Fahrplan 2015 wurde der Abschnitt Schlump – Berliner Tor auf der Linie U3 wegen hoher Auslastungen in der Haltestelle St. Pauli verdichtet. 5. Welche besonderen Sicherheitsmaßnahmen bestehen während des Nachtbetriebes? Sind U-Bahn- beziehungsweise S-Bahn-Stationen während der betreffenden Nächte besetzt oder gibt es nur eine Zentrale, die über Notrufsäulen erreichbar ist? Der Einsatz der Sicherheitsmitarbeiter der Hochbahn-Wache erfolgt grundsätzlich situations- und bedarfsorientiert. An Wochenendnächten ist die Hamburger Hoch- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/3138 3 bahn-Wache mit bis zu 50 Sicherheitsmitarbeitern und fünf Diensthunden im Einsatz. Insbesondere an großen Umsteigehaltestellen im Innenstadtbereich (Hauptbahnhof, Jungfernstieg) sowie an der Station St. Pauli sind die Sicherheitsmitarbeiter durchgehend im Einsatz. Die übrigen Haltestellen werden regelmäßig bestreift. Die Einsatzzentrale ist rund um die Uhr mit drei Mitarbeitern besetzt. In den Wochenendnächten (Freitag und Samstag) wird ein zusätzlicher Mitarbeiter in der Videoüberwachung eingesetzt . In den Wochenendnächten ist jeder S-Bahn-Zug im Regelfall mit zwei Sicherheitsmitarbeitern besetzt. Über die Info-/Notrufsäulen auf den Stationen besteht stets Kontaktmöglichkeit im Notfall. 6. Sind die Kosten für die zusätzlichen nächtlichen Sicherheitsmaßnahmen in den oben angeführten Kosten enthalten? Ja. 7. Ist schon einmal geprüft worden, ob sich aufgrund der Auslastung und der Sicherheitsproblematik der Einsatz von Bussen statt Bahnen vorteilhafter darstellt? Wenn ja: bitte Ergebnis berichten. Wenn nein: warum nicht? Nein. Der durchgehende Schnellbahnbetrieb an Wochenenden stellt ein wesentliches Qualitätsmerkmal des ÖPNV-Angebots dar. Dieses Angebot wird insbesondere im Innenstadtbereich stark nachgefragt.