BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3211 21. Wahlperiode 19.02.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 11.02.16 und Antwort des Senats Betr.: Kinderärztliche Versorgung im Alstertal und den Walddörfern Die medizinische Versorgung der Kinder durch Kinderärzte im Alstertal und den Walddörfern war in letzter Zeit immer wieder problematisch. Neben zunehmenden Wartezeiten wurde auch über Aufnahmestopps berichtet. Dazu passt, dass dem Vernehmen nach ein Kinderarzt ausschließlich Privatpatienten behandelt. Die übrigen Kinderärzte im Alstertal und den Walddörfern können gleichzeitig kaum noch Neupatienten aufnehmen, da ihre Kapazitäten bereits voll erschöpft sind. Vor dem Hintergrund der vielen Flüchtlingskinder, die es ebenfalls medizinisch zu versorgen gilt, könnte sich dieses Problem unzählig vervielfachen und ausprägen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Kinderärzte gibt es aktuell im Alstertal und den Walddörfern und um wie viele Privatpraxen handelt es sich dabei? Bitte einzeln nach Stadteilen aufgliedern. Im Alstertal und den Walddörfern gibt es derzeit 16 Kinderärztinnen/-ärzte, die als Vertragsärztinnen/-ärzte zur Behandlung der GKV-Versicherten zugelassen sind. Unter Berücksichtigung mehrerer Teilzulassungen in Poppenbüttel ergeben sich 13,75 Zulassungen (Vollzeitäquivalente). Privatpraxen gehören nicht dazu; hierzu liegen der zuständigen Behörde und der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) keine Daten vor. Nach Stadtteilen aufgegliedert ergibt sich folgende Übersicht: Stadtteil Anzahl Kinderärzte* Anzahl Vollzeitäquiva - lente* Anzahl Kinder ** Verhältnis - zahl 100 %* Versorgungsgrad in %* Alstertal: Hummelsbüttel 0 0,00 2.978 2.405 1,2383 0,00 Poppenbüttel 7 4,75 3.406 2.405 1,4162 335,40 Sasel 1 1,00 4.357 2.405 1,8116 55,20 Wellingsbüttel 2 2,00 1.853 2.405 0,7705 259,58 Gesamt 10 7,75 12.594 2.405 5,2366 148,00 Walddörfer: Bergstedt 1 1,00 2.076 2.405 0,8632 115,85 Duvenstedt 1 1,00 1.418 2.405 0,5896 169,61 Lemsahl- Mellingstedt 1 1,00 1.223 2.405 0,5085 196,65 Volksdorf 3 3,00 4.175 2.405 1,736 172,81 Drucksache 21/3211 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Stadtteil Anzahl Kinderärzte* Anzahl Vollzeitäquiva - lente* Anzahl Kinder ** Verhältnis - zahl 100 %* Versorgungsgrad in %* Wohldorf- Ohlstedt 0 0,00 963 2.405 0,4004 0,00 Gesamt 6 6,00 9.855 2.405 4,0977 146,42 * Stand 01.01.2016 Quelle: KV Hamburg und eigene Berechnungen. ** Stand 31.12.2014 Quelle: Statistikamt Nord – letzte amtliche Veröffentlichung. 2. Wie stellt sich der Versorgungsgrad mit Kinderärzten im Alstertal und den Walddörfern dar? Gemessen an den Vorgaben der Bedarfsplanungs-Richtlinie liegt der Versorgungsgrad mit Kinderärztinnen/-ärzten derzeit im Alstertal bei 148 Prozent und in den Walddörfern bei rund 146 Prozent (siehe Antwort zu 1.). 3. Wie stellt sich der kinderärztliche Versorgungsbedarf im Alstertal und den Walddörfern dar? Der als bedarfsgerecht anzusehende kinderärztliche Versorgungsbedarf (100 Prozent) kann unter Berücksichtigung der Anzahl der unter 18-Jährigen und der in der Bedarfsplanungs -Richtlinie genannten Verhältniszahl errechnet werden. Dabei ergibt sich ein rechnerischer Versorgungsbedarf für das Alstertal von 5,2 und für die Walddörfer von 4,1 Praxen. Im Übrigen siehe Antworten zu 1. und zu 2. 4. Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die Anzahl der Kinderärzte im Alstertal und den Walddörfern? Hält er beziehungsweise sie die medizinische Versorgung von Kindern für ausreichend ? Das Arzt-Bevölkerungs-Verhältnis ist im Alstertal und den Walddörfern deutlich besser als in einigen anderen Bezirken und Stadtteilen sowie in Hamburg insgesamt mit einem kinderärztlichen Versorgungsgrad von 123,5 Prozent (Stand 1. Juli 2015). Soweit in einigen Stadtteilen keine oder zu wenig Kinderarztpraxen vorhanden sind, kann eine Mitversorgung in nahe gelegenen Stadtteilen (zum Beispiel Volksdorf, Poppenbüttel und Langenhorn) und insbesondere bei älteren Kindern auch durch Hausarztpraxen erfolgen. Nach den Grundsätzen der Bedarfsplanung gilt ein Planungsbereich (Hamburg) als überversorgt, wenn der allgemeine bedarfsgerechte Versorgungsgrad um 10 Prozent überschritten ist (§ 101 Absatz 1 SGB V). 5. Wie bewertet das Bezirksamt Wandsbek die Anzahl der Kinderärzte im Alstertal und den Walddörfern? Hält es die medizinische Versorgung von Kindern für ausreichend? Das Bezirksamt Wandsbek hat keine Kenntnisse von Engpässen in den genannten Gebieten und geht somit davon aus, dass der Sicherstellungsauftrag der KVH erfüllt wird. Im Übrigen ist die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung keine Angelegenheit der Bezirksverwaltung. 6. Trifft es zu, dass in jüngerer Vergangenheit Aufnahmestopps bei einer oder mehreren Kinderarztpraxen im Alstertal und den Walddörfern verhängt wurden? Nach Mitteilung der KVH gibt es derzeit im Alstertal und den Walddörfern vereinzelt vorübergehende Aufnahmestopps oder etwas längere Wartezeiten bei der Terminvergabe weil Kinderärztinnen/-ärzte oder Personal erkrankt sind. Darüber hinaus führt die Verlegung einer kinderärztlichen Praxis von Poppenbüttel nach Eimsbüttel aktuell zu einer höheren Inanspruchnahme der anderen Praxen. 7. Wie stellt sich die durchschnittliche Wartezeit für einen Termin bei den Kinderärzten im Alstertal und den Walddörfern dar? Seitens der KVH erfolgte zuletzt im Januar 2016 für den Raum Poppenbüttel und Umgebung eine Praxisbefragung. Dabei variierten die Wartezeiten von sofort bis maximal einen Monat je nach notwendiger Untersuchung und Behandlung, für Notfälle Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/3211 3 bestanden keine Wartezeiten. Aussagen zu den Walddörfern sind ohne eine aktuelle Praxisbefragung nicht möglich. 8. Welche Bemühungen wird der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde unternehmen, um die viele Flüchtlingskinder im Alstertal und den Walddörfern angemessen medizinisch zu versorgen? An den Standorten der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung (ZEA) werden für die medizinische Basisversorgung allgemeinmedizinische und überwiegend auch pädiatrische Sprechstunden vorgehalten. In den ZEA in Hamburg sind aktuell 28 Kinderärztinnen /-ärzte tätig. 9. Wird es eine dauerhaft medizinische Versorgung innerhalb der Flüchtlingsunterkünfte durch externes medizinisches Personal geben? Wenn ja, wie viele Kinderärzte werden hierfür bereitgestellt und wie hoch sind die Kosten hierfür? Wenn nein, wieso nicht? In den Folgeeinrichtungen der öffentlich-rechtlichen Unterbringung erfolgt die medizinische Versorgung der Bewohnerinnen/Bewohner im Rahmen des vertragsärztlichen Versorgungsangebotes. Im Übrigen siehe Antwort zu 8. sowie Drs. 21/1801, Drs. 21/2467 und Drs. 21/1701. 10. Welche Maßnahmen und Überlegungen seitens des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde gibt es aktuell, um die Anzahl der Kinderärzte im Alstertal und den Walddörfern mittelfristig zu steigern? Aufgrund der überproportionalen Versorgung der Stadtteile mit Kinderärzten besteht keine Veranlassung, seitens der zuständigen Behörde auf die KVH einzuwirken.