BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3462 21. Wahlperiode 08.03.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dora Heyenn (fraktionslos) vom 29.02.16 und Antwort des Senats Betr.: Keine Wolfgang-Borchert-Schule in Hamburg? Wolfgang Borchert ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der „Trümmerliteratur “ in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er ist in Hamburg- Eppendorf, in der Erikastraße, wo sein Vater auch unterrichtet hat, anfänglich zur Schule gegangen. In Hamburg gab es bis 2012 eine Wolfgang-Borchert-Schule in Eppendorf. Zahlreiche Schulen im deutschsprachigen Raum tragen seinen Namen, aber keine in seiner Heimatstadt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Warum gibt es keine Wolfgang-Borchert-Schule mehr in Hamburg? Die Wolfgang-Borchert-Schule wurde mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 wegen zu geringer Anmeldezahlen geschlossen. 2. Wie gedenkt der Senat das Andenken von seinem Dichter Wolfgang Borchert zu bewahren? Das Wolfgang-Borchert-Archiv der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky (SUB) vereinigt Nachlass, Erinnerungsstätte und Dokumentation zu Leben und Werk des Hamburger Schriftstellers Wolfgang Borchert (1921 – 1947). Der Nachlass Wolfgang Borcherts enthält mehrere Hundert Archivalien, darunter zahlreiche Lebensdokumente (Zeugnisse, Fotos, Sammelstücke), Briefe, Werkmanuskripte, eigene Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder, seine Bibliothek sowie Realien und Möbel. Hertha Borchert (1895 – 1985), die Mutter von Wolfgang Borchert, hat das Archiv 1976 der SUB als Geschenk übergeben. Der schriftliche Nachlass wird im Tresormagazin verwahrt und ist im Handschriftenlesesaal einsehbar. Sein Schreibtisch, Sessel, Regale, Bücher und die persönlichen Gegenstände sind im sogenannten Wolfgang-Borchert-Zimmer im Altbau der SUB aufgestellt. Das Wolfgang-Borchert-Zimmer dient als Erinnerungsstätte und Dokumentationsstelle . Hier können Primär- und Sekundärliteratur, das heißt Werkausgaben, Anthologien, Übersetzungen in fremde Sprachen, maschinenschriftliche Examensarbeiten und Hochschulschriften, eine Zeitungsausschnittsammlung ab dem Jahr 1946, Hörerbriefe, Hörfunksendungen, verschiedene Themenordner, Tondokumente, Plakate und Fotos vor Ort eingesehen werden. Außerhalb der Öffnungszeiten können die gedruckten Materialien auf Anfrage in den Handschriftenlesesaal bestellt werden. Die Materialien sind in den Katalogen der SUB verzeichnet und können dort recherchiert und bestellt werden. Das Wolfgang-Borchert-Zimmer besuchen jährlich circa 100 Interessierte (zum Beispiel Studierende, einzelne Schülerinnen und Schüler oder Schulklassen sowie Personen , die Recherchen für Ausstellungen, Dreharbeiten, Schulbuchprojekte oder Pub- Drucksache 21/3462 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 likationen durchführen). Hinzu kommen schriftliche und telefonische Anfragen zu Leben, Werk und Rezeption des Dichters. Darüber hinaus hält Hamburg seit 1973 mit dem Straßennamen Borchertring (Steilshoop ) den Dichter Wolfgang Borchert in Erinnerung. 3. Ist mit dem Gymnasium Eppendorf, auf das Wolfgang Borchert zur Schule ging, oder der Grund- und Stadtteilschule Eppendorf, gesprochen worden, ob sie den Namen Wolfgang Borchert annehmen? 3.1. Wenn ja, was war das Ergebnis? 3.2. Wenn nein, warum nicht? Entsprechende Gespräche wurden 2012 und 2013 geführt. Beide Schulen wollen den Namen Wolfgang Borchert nicht annehmen. 4. Gibt es Überlegungen, in der in Marie-Beschütz-Schule umbenannten ehemaligen Wolfgang-Borchert-Schule eine Gedenkstätte einzurichten? Die der Frage zugrunde liegende Annahme ist teilweise unrichtig. Die Marie-Beschütz- Schule, die 2002 nach einer jüdischen ehemaligen Lehrerin benannt wurde, die 1941 nach Riga deportiert wurde und dort ums Leben kam, ist nicht durch Umbenennung aus der ehemaligen Wolfgang-Borchert-Schule, sondern aus der benachbarten Grundschule Schottmüllerstraße hervorgegangen. Die Marie-Beschütz-Schule wird nach Abschluss von Bau- und Sanierungsmaßnahmen in das Gebäude der ehemaligen Wolfgang-Borchert-Schule umziehen. Die Überlegungen zur Einrichtung einer Gedenkstätte sind noch nicht abgeschlossen.