BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3590 21. Wahlperiode 15.03.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 08.03.16 und Antwort des Senats Betr.: Drogentote 2015 in Hamburg Drogenkonsum ist mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden, die bis zum Tod führen können. Daher setzt Hamburg seit Jahren auf vielfältige Beratungs- und Präventionsmaßnahmen – vom niedrigschwelligen Angebot bis hin zum Methadonprogramm. Dem waren die unhaltbaren Zustände der offenen Drogenszene am Hamburger Hauptbahnhof und in St. Georg um die Jahrtausendwende vorausgegangen . Über 100 Drogentote waren damals pro Jahr zu beklagen. Diese erschreckende Zahl ist während der CDU-Regierungszeit von 2001 – 2011 sukzessive gesunken und erreichte mit 49 Drogentoten einen historischen Tiefstand. Doch diese im Kern erfreuliche Tendenz fand im Jahr 2013 ein jähes Ende. Wie aus der Antwort des Senats auf meine Anfrage (Drs. 20/10941) hervorging , starben 2013 insgesamt 62 Menschen in Hamburg durch den Konsum von Drogen. Dies entsprach einem Anstieg um 25 Prozent innerhalb nur eines Jahres und lag deutlich über der bundesweiten Steigerung von 8 Prozent im selben Zeitraum. Im Jahr 2014 deutete sich eine leichte Entspannung an, die Zahl sank auf 51 Todesfälle (Drs. 20/14523). Laut aktueller Medienberichte ist die Zahl der Drogentoten in Hamburg im vergangenen Jahr allerdings erneut deutlich gestiegen, auf insgesamt 59 Fälle . Eine offizielle Bestätigung hierzu steht noch aus. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Drogentote gab es im Jahr 2015 in Hamburg? Bitte zusätzlich angeben: a. die Verteilung der Opferzahlen auf die Geschlechter, b. das Durchschnittsalter der Opfer, Offizielle Daten für das Jahr 2015 liegen noch nicht vor. Die hier dargelegten Zahlen sind noch nicht abschließend gesichert. Jahr 2015 Drogentote gesamt 59 davon weiblich 14 davon männlich 45 Durchschnittsalter in Jahren 45,4 Drucksache 21/3590 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 c. die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner, Ausgehend von der vorläufigen Anzahl von 59 Drogentoten im Jahr 2015 ergibt sich folgender Schlüssel: Stichtag Einwohnerzahl Drogentote je 100.000 Einwohner 30.07.2015 1.771.224 3,3 d. die Zahl der Drogentoten im Straßenverkehr, Im Sinne der Fragestellung: einer. e. die Todesursache, aufgeschlüsselt nach monovalenten Vergiftungen (Opiate, Opiat-Substitutionsmittel, andere Substanzen als Opiate ), polyvalenten Vergiftungen (Opiate, Opiat-Substitutionsmittel, andere Substanzen als Opiate), Vergiftungen durch psychoaktive Medikamente, Suiziden, Unfällen und sonstigen Fällen. Todesfälle im Zusammenhang mit Betäubungsmittelmissbrauch werden durch das Institut für Rechtsmedizin Hamburg (IfR) untersucht und die dort festgestellten Todesursachen dem Landeskriminalamt Hamburg (LKA) mitgeteilt. Die vom IfR festgestellten und dem LKA gemeldeten Todesursachen sind der folgenden Tabelle zu entnehmen : Todesursachen 2015 „monovalente“ Vergiftungen durch Opioide/Opiate 13 davon Heroin/Morphin 3 davon Opiat-Substitutionsmittel 10 davon Opiat-basierte Arzneimittel 0 „polyvalente“ Vergiftungen durch Opioide/Opiate 19 davon Heroin/Morphin i.V.m. anderer Substanz(en) 7 davon Opiat-Substitutionsmittel i.V.m. anderer Substanz(en) 12 davon Opiat-basierte Arzneimittel 0 „monovalente“ Vergiftungen durch andere Substanzen als Opioide /Opiate (ohne psychoaktive Substanzen) 2 „polyvalente“ Vergiftungen durch andere Substanzen als Opioide /Opiate 2 Vergiftungen durch psychoaktive Medikamente ausschließlich 0 Suizide (1)* Langzeitschädigungen 18 Unfälle 5 Sonstige 0 Gesamtzahl der Todesfälle 59 * Der Suizid durch Intoxikation fällt auch in eine der oben genannten Vergiftungen, aus diesem Grund ist er bei der Gesamtzahl der Todesfälle nicht zu berücksichtigen. 2. Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die unter 1. abgefragte Zahl der Drogentoten in Hamburg im Jahr 2015? Die Anzahl der Drogentoten in Hamburg unterliegt, wie auch bundesweit, jährlichen Schwankungen. Die Steigerung im Jahr 2015 liegt aber im mehrjährigen Vergleich auf dem Niveau der Vorjahre. 3. Wie hat sich die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner in den Bundesländern seit 2011 entwickelt? (Bitte jahresweise und für jedes Bundesland inklusive Hamburg sowie für Deutschland gesamt angeben.) Offizielle Daten für das Jahr 2015 liegen noch nicht vor. Für die Jahre 2011 bis 2014 zeigt sich folgende Entwicklung: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/3590 3 2011 2012 2013 2014 absolut je 100.000 Einwohner absolut je 100.000 Einwohner absolut je 100.000 Einwohner absolut Je 100.000 Einwohner Baden- Württemberg 139 1,3 127 1,2 121 1,1 137 1,3 Bayern 177 1,4 213 1,7 230 1,8 252 2,0 Berlin 114 3,3 113 3,2 119 3,5 123 3,7 Brandenburg 2 0,1 2 0,1 5 0,2 5 0,2 Bremen 17 2,6 15 2,3 7 1,1 19 2,9 Hamburg 57 3,32 49 2,7 62 3,55 51 3,0 Hessen 90 1,5 77 1,3 88 1,5 66 1,1 Mecklenburg - Vorpommern 5 0,3 5 0,3 1 0,1 2 0,1 Niedersachsen 52 0,7 56 0,7 60 0,8 73 0,9 Nordrhein- Westfalen 216 1,2 204 1,1 198 1,1 184 1,0 Rheinland- Pfalz 41 1,0 25 0,6 38 1,0 55 1,4 Saarland 12 1,2 9 0,9 11 1,1 8 0,8 Sachsen 12 0,3 9 0,2 14 0,3 10 0,2 Sachsen- Anhalt 9 0,4 5 0,2 9 0,4 6 0,3 Schleswig- Holstein 35 1,2 26 0,9 23 0,8 29 1,0 Thüringen 8 0,4 9 0,4 16 0,7 12 0,6 Deutschland gesamt 986 1,2 944 1,2 1.00 2 1,2 1.03 2 1,3 Quelle: Bundeskriminalamt 2015 4. Wie hat sich die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner in anderen deutschen Großstädten seit 2011 entwickelt? (Bitte jahresweise und für jede Großstadt angeben.) Offizielle Daten für das Jahr 2015 liegen noch nicht vor. Für die Jahre 2011 bis 2014 zeigt sich folgende Entwicklung: 2011 2012 2013 2014 absolut je 100.000 Einwohner absolut je 100.000 Einwohner absolut je 100.000 Einwohner absolut je 100.000 Einwohner Frankfurt 26 3,8 21 3,0 27 3,9 22 3,3 Köln 34 3,4 29 2,9 42 4,2 37 3,7 München 35 2,6 35 2,5 41 3,0 46 3,4 Hannover 7 1,3 3 0,6 11 1,0 12 2,4 Dortmund 11 1,9 4 0,7 8 1,4 7 1,2 Essen 18 3,1 20 3,5 5 0,9 10 1,8 Stuttgart 7 1,2 11 1,8 12 2,0 11 1,9 Nürnberg 20 4,0 13 2,5 30 6,1 27 5,5 Düsseldorf 16 2,7 9 1,5 8 1,0 10 1,7 Quelle: Bundeskriminalamt 2015 Drucksache 21/3590 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 5. Inwiefern korrelieren nach Erkenntnis der zuständigen Behörde die in einer Region bereitgestellten Mittel für Suchtprävention, Suchthilfe und Suchtselbsthilfe mit der Zahl der Drogentoten? Die Todesursachen sind vielfältig und hängen von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Ein gut aufgestelltes Suchthilfesystem trägt durch geeignete Suchtpräventions-, Suchthilfe-, und Suchtselbsthilfeangebote dazu bei, über die Gefahren des Suchtmittelkonsums aufzuklären und Unterstützung anzubieten. Damit trägt es zur Gesundheitsförderung bei. Ein direkter Zusammenhang zwischen bereitgestellten Mitteln und Zahl der Drogentoten kann aber aufgrund der Komplexität nicht hergestellt werden. 6. Beruht die unter 1. für das Jahr 2015 genannte Zahl der Drogentoten in Hamburg auf Daten aus Totenscheinen, wie sie vom Statistischen Bundesamt (Destatis) erhoben werden, oder auf durch Obduktionen und Gewebeproben diagnostizierten Todesfällen, wie sie vom Bundeskriminalamt (BKA) erhoben werden? Inwieweit haben sich durch die verschiedenen Methoden unterschiedliche Zahlen für 2015 ergeben? 7. Auf welcher Methodik beruhten die auf meine Anfragen Drs. 20/10941 und Drs. 20/14523 für die Jahre 2011 – 2014 genannten Zahlen der Drogentoten in Hamburg und inwieweit haben sich durch die verschiedenen Methoden für die 2011 – 2014 unterschiedliche Zahlen ergeben? In Hamburg werden alle Verdachtsfälle durch das Universitätsklinikum Eppendorf obduziert.