BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/3953 21. Wahlperiode Neufassung 27.04.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 06.04.16 und Antwort des Senats Betr.: Suizide und Suizidversuche in den Einrichtungen der Zentralen Erstaufnahme in Hamburg (III) Die Situation in vielen Hamburger Erstaufnahmeeinrichtungen (ZEAs) ist extrem prekär. Viele Geflüchtete sind zudem traumatisiert und/oder haben damit zu kämpfen, dass sie Familienangehörige und/oder Freunde in Kriegs- und Krisenregionen zurücklassen mussten. Immer wieder kommt es in Erstaufnahmeeinrichtungen zu Suiziden beziehungsweise Suizidversuchen. In den Antworten auf meine Schriftlichen Kleinen Anfragen (Drs. 21/323 und Drs. 21/1477) bestätigte der Senat insgesamt 31 Suizidversuche. Seither sind die Lebensbedingungen in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Hamburg prekärer geworden beziehungsweise die Aufenthaltszeiten der Menschen länger. Die psychiatrische und psychologische Versorgung wird als völlig unzureichend kritisiert. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen basierend auf Auskünften der Betreiber der Erstaufnahmeeinrichtungen wie folgt: 1. Inwiefern gab es seit dem 11.09.2015 (Datum der letzten Anfrage) Suizidversuche und/oder Vorfälle, bei denen es sich um Suizidversuche gehandelt haben könnte, von/mit Bewohnerinnen oder Bewohnern einer Einrichtung der Hamburger Erstaufnahme? Bitte getrennt darstellen nach Handlung, vermuteter Handlung, Monat und Unterbringung des Bewohners/der Bewohnerin, Ort der Handlung, wenn es eine Unterbringung war. 2. Bitte die in 1. genannten Vorfälle nach Geschlecht, Herkunftsland und Minder- (beziehungsweise unter 16 Jahre) oder Volljährigkeit der betroffenen Personen aufgliedern. 3. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die betroffenen Flüchtlinge in solchen Krisen psychologisch zu stabilisieren? Bitte aufschlüsseln nach Monat und Unterbringung. Bewohnerinnen und Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtungen stehen grundsätzlich die gleichen Angebote offen, wie anderen psychisch erkrankten oder traumatisierten Bürgerinnen und Bürgern. Darüber hinaus besteht ein System ärztlicher Versorgung und sozialer Betreuung in den Einrichtungen. Die Informationen werden nicht in einer statistisch auswertbaren Form erfasst, sodass eine händische Auswertung aller besonderen Vorkommnisse erfolgen müsste. Dies Drucksache 21/3953 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 war in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit durch die Betreiber nicht vollständig möglich. Ermittelt werden konnten die nachfolgend aufgeführten Vorfälle und die jeweils in diesem Zusammenhang eingeleiteten Maßnahmen. Nr. Art der (vermuteten ) Tat Monat Ort der Handlung (Unterbringung ) Geschlecht / voll-/ minderjährig Herkunfts - land Art der Maßnahme Monat (Beginn der Maßnahme ) Standort 1 Suizid auf Bahngleisen Dezember 15 S-Bhf. Holstenstraße Mann (volljährig) Eritrea entfällt entfällt entfällt 2 Strangulation nach Abort (Suizidversuch ) März 16 ZEA Ru-genbarg Frau (volljährig) Irak Behandlung im Krankenhaus, anschließend intensive Betreuung durch Sozialarbeiter und medizinischen Dienst März 16 Krankenhaus Rissen, Rugenbarg 3 versuchter Suizid Februar 16 ZEA Papenreye Mann (volljährig) Afghanistan Behandlung im Krankenhaus Februar 16 UKE 4 Suizidver-such Dezember 15 ZEA Neuland 2 Mann (volljährig) Iran psychiatrische Klinik , anschließend enge Betreuung durch Sozialdienst Dezember 15 AK Harburg 5 Suizidver-such Februar 16 ZEA Neuland 2 Frau (volljährig) Afghanistan psychiatrische Klinik , anschließend enge Betreuung durch Sozialdienst Februar 16 AK Harburg 6 Suizidversuch durch Tabletten Dezember 15 ZEA Karl- Arnold- Ring Mann (volljährig) Afghanistan Behandlung im Krankenhaus Dezember 15 AK Harburg 7 zweimaliger Versuch der Pulsaderöffnung Dezember 15 ZEA Rugenbarg Mann (volljährig) Afghanistan Psychologische Betreuung Dezember 15 Rugenbarg 8 Suizidversuch durch Verkehrsunfall Februar 16 Stadtgebiet Hamburg Mann (volljährig) Afghanistan Psychologische Unterbringung im Krankenhaus, anschließend Intensivbetreuung durch Sozialarbeiter Februar 16 Krankenhaus Rissen, Rugenbarg 9 zweimaliger Versuch der Pulsaderöffnung Februar 16 ZEA Rugenbarg Mann (volljährig) Afghanistan Intensivbetreuung durch Sozialarbeiter Februar 16 Rugenbarg 10 Suizidver-such Februar 16 Hamburger Moschee Frau (volljährig) Iran Behandlung im Krankenhaus Februar 16 Albertinen Krankenhaus 11 Selbstverletzung mit Schnitten März 16 ZEA Dratelnstraße k.A. (minderjährig ) k.A. psychiatrische Klinik März 16 k.A.