BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/397 21. Wahlperiode 12.05.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 04.05.15 und Antwort des Senats Betr.: Verspätungen und Ausfälle beim HVV Im gesamten Bereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) kommt es immer wieder zu erheblichen Verspätungen und Ausfällen von Fahrzeugen. Während bei den Bussen häufig der Straßenverkehr und die allgemeine Staubildung die Ursache für Verzögerungen sind, haben die Züge von S-Bahn und U-Bahn häufiger technische oder organisatorische Probleme als Ursache für Verspätungen und Ausfälle. Weil die Fahrgastzahlen des HVV seit Jahren ansteigen, ärgern sich täglich immer mehr Fahrgäste über die Verspätungen. Termine können nicht eingehalten werden und den betroffenen Fahrgästen entstehen häufiger Schäden. Es ist daher dringend erforderlich, die Attraktivität des gesamten HVVAngebots zu verbessern und die Zahl der Zugausfälle und -verspätungen zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN), der S-Bahn Hamburg, der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein AG (VHH), der AKN Eisenbahngesellschaft AG (AKN) und der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (HADAG) wie folgt: 1. Zu wie vielen Zugausfällen kam es in den Jahren 2014 und 2015 im gesamten HVV-Bereich und was waren jeweils die genauen Ursachen? Bitte nach einzelnen Bahnlinien aufgliedern und angeben, um welchen Zugtyp es sich jeweils handelte. HOCHBAHN: Die Pünktlichkeit der U-Bahn liegt seit Jahren und damit auch im angefragten Zeitraum deutlich über dem vom HVV festgelegten Grenzwert. Bei den nachfolgenden Zahlen von Zugausfällen und Verspätungen wird jeweils jede einzelne Haltestellenabfahrt gezählt. Insgesamt finden pro Jahr rund 12.000.000 Haltestellenabfahrten bei der U-Bahn statt. Die Statistik für die Ausfälle wird nur für das U-Bahn-Gesamtnetz erstellt, eine linienweise Aufteilung ist nicht möglich. In der Kürze der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit war es ebenfalls nicht möglich, die Ausfälle nach Zugtypen zu unterscheiden. Drucksache 21/397 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2014 Ursachen Haltestellenabfahrten In Prozent aller Abfahrten Fahrzeugstörungen 11.088 0,1 % Schäden an der Infrastruktur 1.925 0,02 % Personalfehler 835 0,007 % Durch Fahrgäste verursacht 1.206 0,01 % Sonstige Ursachen 3.477 0,03 % 2015 (1. Quartal) Ursachen Haltestellenabfahrten In Prozent aller Abfahrten Fahrzeugstörungen 2.086 0,07 % Schäden an der Infrastruktur 337 0,01 % Personalfehler 139 0,005 % Durch Fahrgäste verursacht 354 0,01 % Sonstige Ursachen 2925 0,1 % Somit ergibt sich eine Zuverlässigkeit der U-Bahn von 99,85 Prozent. S-Bahn Hamburg: Ausfälle lassen sich im schienengebundenen Personenverkehr nie gänzlich vermeiden . Externe Einflüsse durch beispielsweise Unwetter, Personenunfälle oder streikbedingte Ausfälle wird es zu einem bestimmten Maß weiterhin geben. Die Angabe der Zugausfälle umfasst neben den bestellten Fahrplanfahrten auch zum Beispiel den Ausfall von Leerzügen und Werksfahrten, die keine Auswirkungen für die Fahrgäste hatten. Die Auflistung der Zugausfälle nach Ursachen und Zugtypen ist in der Kürze der zur Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zu Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 2014 Zugausfälle S1 S11 S2 S21 S3 S31 Gesamtausfälle 2.067 453 963 531 770 1.550 Teilausfälle 1.061 487 933 58 1.482 744 Summe 3.128 940 1.896 589 2.252 2.294 Im Jahr 2014 fanden rund 440.400 Fahrplanfahrten statt. 2015 (1. Januar – 3. Mai 2015) Zugausfälle S1 S11 S2 S21 S3 S31 Gesamtausfälle 807 228 313 165 250 508 Teilausfälle 526 180 247 15 415 295 Summe 1.333 408 560 180 665 803 Bis zum 3. Mai fanden im Jahr 2015 rund 150.000 Fahrplanfahrten statt. AKN: Im Jahr 2014 sind 0,2 Prozent Zugausfälle und im Jahr 2015 bis März 0,1 Prozent Zugausfälle erfasst. Betroffen waren Dieseltriebwagen vom Typ VTA und VTE auf den Linien A1, A2 und A3. Für die Regionalverkehre des schienengebundenen Personenverkehrs (SPNV) liegen keine auf Hamburg abgegrenzten aufbereiteten Daten vor. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/397 3 2. Zu wie vielen Verspätungen von Zügen kam es in den Jahren 2014 und 2015 und wie sind die Verspätungen entstanden? Bitte nach einzelnen Bahnlinien aufgliedern. HOCHBAHN: Die Grundlage für die nachfolgenden Zahlen sind alle Verspätungen von mehr als zwei Minuten. 2014 Ursache Haltestellenabfahrten In Prozent aller Abfahrten Fahrzeugstörungen 58.030 0,5 % Schäden an der Infrastruktur 50.869 0,4 % Personalfehler 47.428 0,4 % Durch Fahrgäste verursacht 282.571 2,4 % planmäßige Infrastrukturarbeiten 42.745 0,3 % Sonstige Ursachen 55.008 0,5 % 2015 (1. Quartal) Ursache Haltestellenabfahrten In Prozent aller Abfahrten Fahrzeugstörungen 10.642 0,4 % Schäden an der Infrastruktur 7.316 0,2 % Personalfehler 12.184 0,4 % Durch Fahrgäste verursacht 66.152 2,2 % planmäßige Infrastrukturarbeiten 997 0,03 % Sonstige Ursachen 29.387 1,0 % Somit ergibt sich eine Pünktlichkeit der U-Bahn von 95,5 Prozent beziehungsweise 95,8 Prozent. Die Pünktlichkeit der einzelnen Linien betrug: 2014 U1 95,3 Prozent U2 95,9 Prozent U3 95,8 Prozent U4 97,2 Prozent 2015 (1. Quartal) U1 95,1 Prozent U2 96,5 Prozent U3 96,2 Prozent U4 97,7 Prozent S-Bahn Hamburg: Störungen lassen sich im SPNV nie gänzlich vermeiden. Externe Einflüsse durch beispielsweise Unwetter, Personenunfälle oder streikbedingte Ausfälle wird es zu einem bestimmten Maß weiterhin geben. Die S-Bahn Hamburg konnte im Jahr 2014 das mit dem HVV vereinbarte Pünktlichkeitsziel von 94,7 Prozent erreichen und strebt diesen Zielwert auch für 2015 an. Drucksache 21/397 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Dargestellt wird die Anzahl der Verspätungen über drei Minuten nach Abfertigungsfällen für das Hamburger S-Bahn-Netz. 2014: 372.127 verspätete Abfertigungen bei 7.021.370 Abfertigungsfällen. 1. Januar – 30. April 2015: 106.412 verspätete Abfertigungen bei 2.301.009 Abfertigungsfällen . Die Auflistung der Verspätungen nach Ursachen, Linien und Zugtypen ist in der Kürze der zur Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. AKN: Im Jahr 2014 ergaben sich 1,2 Prozent Verspätungen; im Jahr 2015 bis März 1,48 Prozent Verspätungen. Betroffen waren Dieseltriebwagen vom Typ VTA und VTE auf den Linien A1, A2 und A3. Für die Regionalverkehre des SPNV liegen keine auf Hamburg abgegrenzten aufbereiteten Daten vor. 3. Wie häufig sind in den Jahren 2014 und 2015 Personen in oder durch Züge des HVV zu Schaden gekommen, was waren die genauen Ursachen und welche Schäden haben die Personen jeweils davongetragen? Bitte nach einzelnen Bahnlinien aufgliedern. HOCHBAHN: Für 2014 siehe Drs. 20/14527. 2015 (1. Quartal): Unfälle mit Todesfolge: einer (Linie U1); Unfälle mit Verletzten: null. S-Bahn Hamburg: Die Daten für 2014 können der Drs. 20/14527 entnommen werden. Für das Jahr 2015 können folgende Angaben gemacht werden: S1/S11 S2/S21 S3/S31 Personenunfälle 2 3 1 Ein- und Aussteigeunfälle 1 - - Sonstiger Unfall - - 1 Gesamt 8 Vorfälle Über die genauen Ursachen und die Schäden (Nachfolgeschäden) liegen der S-Bahn Hamburg keine aufbereiteten Informationen vor. AKN: Im Jahr 2014 keine Unfälle; im Jahr 2015 eine verletzte Person auf der A1. Für die Regionalverkehre des SPNV liegen keine auf Hamburg abgegrenzten aufbereiteten Daten vor. 4. Versucht der HVV, die Zahl der Ausfälle und Verspätungen zu reduzieren ? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht? Der HVV versucht, bei Auftreten von größeren Verspätungen und einer gehäuften Zahl von Ausfällen im Dialog mit dem jeweils betroffenen Verkehrsunternehmen Lösungen zu finden, um die Qualität des Bedienungsangebotes zu steigern. Darüber hinaus gibt es im HVV ein Qualitätssteuerungsverfahren, das Anreize zur Vermeidung von Verspätungen setzt. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/397 5 5. Wie hoch war der Zuschuss der Stadt Hamburg an die im HVV organisierten Verkehrsunternehmen im Jahr 2014? Bitte insgesamt und für die einzelnen Unternehmen angeben. Die Zuschüsse Hamburgs können aus wettbewerblichen Gründen nur für die Verkehrsunternehmen mit Hamburger Beteiligung angegeben werden. Die Verkehrsunternehmen ohne Hamburger Beteiligung geben ihr Einverständnis zur Veröffentlichung derartiger Daten nicht. Angaben in Millionen Euro gerundet: HOCHBAHN: Verlustausgleich: 53,5 Millionen Euro (2013; für 2014 liegt noch kein testierter Abschluss vor), Ausgleichszahlungen Ausbildungsverkehr: 32,1 Millionen Euro, Erstattungen gemäß SGB IX: 12,0 Millionen Euro, Investitionszuschüsse: 55,3 Millionen Euro (inklusive U4-Verlängerung), Sonstige, ertragswirksame Zuschüsse: 4,7 Millionen Euro. AKN: Verlustausgleich für Personenverkehr: 3,1 Millionen Euro/Güterverkehr: 0,3 Millionen Euro, Ausgleichszahlungen Ausbildungsverkehr: 0,2 Millionen Euro, Erstattungen gemäß SBG IX: 0,03 Millionen Euro, Investitionszuschüsse: 1,6 Millionen Euro, sonstige, ertragswirksame Zuschüsse: keine. VHH: Es handelt sich um vorläufige Zahlen. Verlustausgleich für Personenverkehr: 15,0 Millionen Euro, Ausgleichszahlungen Ausbildungsverkehr: 2,9 Millionen Euro, Erstattungen gemäß SBG IX: 2,5 Millionen Euro, Investitionszuschüsse: 1,4 Millionen Euro, sonstige, ertragswirksame Zuschüsse: 0,03 Millionen Euro. HADAG: Verlustausgleich 2014: 8,3 Millionen Euro, Erstattungen gemäß SBG IX: 0,2 Millionen Euro. Ausgleichzahlungen für den Ausbildungsverkehr, Investitionszuschüsse und sonstige Zuschüsse hat die HADAG in 2014 von Hamburg nicht erhalten. 6. Ist der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde mit der Zahl der Ausfälle und Verspätungen von Zügen im HVV zufrieden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Der zuständigen Behörde ist bewusst, dass die Verkehrsunternehmen nicht alle Störungen des Systems vermeiden können. Sie nimmt gleichzeitig wahr, dass die Verkehrsunternehmen Anstrengungen unternehmen, Ausfallzahlen und Verspätungen möglichst gering zu halten. Daher entsprechen die Ergebnisse den Erwartungen, die an ein einer Vielzahl externer Einflüsse unterliegendes System wie den schienengebundenen Personennahverkehr gestellt werden können.