BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4046 21. Wahlperiode 19.04.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Kruse (FDP) vom 12.04.16 und Antwort des Senats Betr.: Verleihung des Deutschen Computerspielpreises Hamburg gilt als Zentrum der Computerspiele-Branche. Oberbürgermeister Olaf Scholz brüstete sich vergangenes Jahr mit dem Ausspruch: „Hamburg ist Deutschlands Spiele Hauptstadt.“ („ZEIT ONLINE“ vom 21.03.2015). Am 07.04.2016 fand nun die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises , des wichtigsten Preises in dieser Branche, statt. Vergeben wird er vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und Branchenverbänden . Daran nehmen unter anderem Alexander Dobrindt oder Ilse Aigner teil. Die Verleihung des Deutschen Computerspielepreises richtet aber nicht Hamburg aus. München bemüht sich wie andere Städte auch um diesen jungen, dynamischen Wachstumsmarkt und konnte sich die Ausrichtung dieser Veranstaltung sichern. Über eine solche Veranstaltung wird deutschlandweit berichtet. Das bringt vor allem wichtige Aufmerksamkeit mit sich, die beispielsweise Entwickler benötigen, um sich potenziellen Investoren vorstellen zu können. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat weist darauf hin, dass Hamburg gemäß Artikel 33 der Hamburgischen Verfassung keinen Oberbürgermeister, sondern einen Ersten Bürgermeister hat. Der Erste Bürgermeister hat nicht ohne Grund auf die Spitzenstellung Hamburgs als Games-Standort verwiesen. Die Games-Branche hat sich in Hamburg mit der Entstehung eines relevanten Games-Marktes in Deutschland sehr positiv entwickelt. Innerhalb weniger Jahre ist in Hamburg ein leistungsfähiges Games-Cluster entstanden. Die Anzahl der Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette Games ist dabei kontinuierlich gestiegen und die Zahl der Unternehmen bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Führende Studios haben ihren Hauptsitz in der Hansestadt. Trotz zunehmenden Wettbewerbs behaupten sich die Hamburger Unternehmen auch international am Markt. gamecity:Hamburg ist mit über 2.000 Akteuren das größte regionale Netzwerk der Games-Branche in Deutschland und begleitet deren Entwicklung seit vielen Jahren. Als Projekt der Initiative nextMedia.Hamburg kümmert sich gamecity :Hamburg um optimale Standortbedingungen in der Hansestadt. Das Netzwerk hilft Unternehmen, Kooperationen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Darüber hinaus unterstützt gamecity:Hamburg die lokale Branche mit einem umfassenden Serviceangebot , das in dieser Form bundesweit Vorbildcharakter hat. Drucksache 21/4046 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH sowie der Hamburg Convention Bureau GmbH wie folgt: 1. Welche Bedeutung hat die Computerspieleszene in Hamburg? a. Welchen Umsatz hat sie von 2011 – 2015 jeweils erwirtschaftet? b. Wie hoch ist der jeweilige prozentuale Anteil am deutschlandweiten Gesamtumsatz? Bitte für die Jahre 2011 – 2015 angeben. Die Games-Branche ist in der Klassifikation der Wirtschaftszweige in den öffentlichen Statistiken nicht abgrenzbar. Dementsprechend lässt sich der Umsatz nicht ermitteln. Siehe auch Drs. 21/3724. c. Wie viele Mitarbeiter wurden 2011 – 2015 in der Branche in Hamburg jeweils beschäftigt? Siehe http://www.nextmedia-hamburg.de/initiative/gamecityhamburg/lokale-gamesbranche /. d. Wie hoch ist davon der prozentuale Anteil an der deutschlandweiten Gesamtbeschäftigung in der Branche? Bitte für die Jahre 2011 – 2015 angeben. Deutschlandweite Zahlen sind durch den Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) publiziert worden. Aus methodischen Gründen (es gibt keine allgemeingültige Branchendefinition) können diese Zahlen nicht in Relation zu den in Hamburg erhobenen Daten gesetzt werden. e. Wie viele Unternehmen der Branche sitzen in Hamburg? Bitte für die Jahre 2011 – 2015 angeben. Siehe Antwort zu 1. c. f. Wie viele Unternehmen gibt es deutschlandweit? Bitte für die Jahre 2011 – 2015 angeben. Siehe Antwort zu 1. d. 2. Welche Möglichkeiten gab es im Vorwege für die Stadt Hamburg, sich um die Ausrichtung des Deutschen Computerspielpreises zu bemühen? 3. Konnte sich Hamburg um die Ausrichtung bewerben? a. Wenn nein, warum nicht? b. Wenn ja, was waren die Gründe für eine Absage? c. Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und wann geschah das? d. Wie gestaltet sich der Bewerbungsprozess? 4. Welche Gründe liegen vor, dass Hamburg die Veranstaltung nicht ausrichtet ? 5. Welche Voraussetzungen müssen für die Aussichtung einer solchen Veranstaltung vorliegen? Grundlage der Veranstaltung ist ein Vertrag zwischen den ausführenden Branchenverbänden BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V.) und GAME (Bundesverband der deutschen Games-Branche e.V.), der Stiftung Digitale Spielekultur und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), der bis Ende 2017 gilt. In diesem sind die wechselnden Veranstaltungsorte Berlin und München fixiert. Es gibt keinen formalen Bewerbungsprozess für Kommunen oder Städte. Dementsprechend liegen der zuständigen Behörde auch keine Kenntnisse zur Voraussetzungen zur Ausrichtung vor. 6. Für welche prestigeträchtigen Veranstaltungen (Veranstaltungen über die deutschlandweit berichtet wird) hat Hamburg sich in der Vergangenheit beworben/bemüht? (Bitte für die Jahre 2011 – 2016 angeben.) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4046 3 a. Welche Veranstaltungen konnte Hamburg wann und wo ausrichten? b. Welche Veranstaltungen konnte Hamburg nicht ausrichten und was waren die Gründe? Da die Frage thematisch nicht auf Games- oder Medien- und IT-Veranstaltungen begrenzt ist und außerdem auch eine deutschlandweite Berichterstattung kein klar feststellbares Abgrenzungskriterium darstellt, ist die Vielfalt und Anzahl derartiger Veranstaltung unüberschaubar. Es ist daher auch nicht feststellbar, um welche solcher Veranstaltungen Bemühungen stattgefunden haben, zumal auch der Begriff des Bemühens eine Spannweite hat, die von ersten internen Überlegungen bis zur Abgabe eines konkreten Angebots reicht. Institutionell ist auf die Hamburg Convention Bureau GmbH zu verweisen, die ihren Fokus auf die aktive Akquisition von internationalen Businessveranstaltungen mit Bezug zu den in den Wirtschaftsclustern gebündelten Branchen legt. Für den Medien- und IT-Sektor sondiert darüber hinaus auch die zuständige Fachbehörde kontinuierlich den relevanten Veranstaltungsmarkt. Bei Veranstaltungen, die inhaltlich zum Standortprofil passen und deren Anforderungen nicht unrealistisch scheinen, wird geprüft, ob eine Durchführung in Hamburg in Betracht kommt. So konnten in den letzten Jahren beispielsweise folgende Veranstaltungen mit bundesweiter Strahlkraft für den Medien- und IT-Sektor in Hamburg stattfinden: Nationaler IT-Gipfel 2014, Jahreskongress des CCC, NEXT Konferenz, Goldene Kamera, ADC- Festival, Social Media Week Hamburg, Online Marketing Rockstars, solutions .hamburg, Deutscher Radiopreis, Lead Awards sowie das Reeperbahnfestival. Darüber werden unter anderem mit dem Scoopcamp und dem Mediendialog durch die Stadt überregional relevante Veranstaltungen organisiert. Der Mehrwert einzelner Veranstaltungen für den Standort wird in jedem Einzelfall geprüft Bei der Akquisition von Veranstaltungen vermeidet Hamburg nach Möglichkeit , sich an Bewerbungsverfahren zu beteiligen, bei denen die Durchführung einer Veranstaltung unter Einsatz von Steuermitteln mehr oder weniger versteigert wird. Dass deshalb Veranstaltungen, die gut zum Standortprofil gepasst hätten, nicht in Hamburg stattfinden, muss in Kauf genommen werden.