BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4519 21. Wahlperiode 27.05.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Detlef Ehlebracht, Dr. Bernd Baumann und Dirk Nockemann (AfD) vom 19.05.16 und Antwort des Senats Betr.: Anbindung des Kreuzfahrtterminals Steinwerder an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)  Die vom Senat in den bisherigen Anfragen und Drucksachen gemachten Aussagen zur Anbindung des Kreuzfahrtterminals Steinwerder sind widersprüchlich und lückenhaft: Während ursprünglich (Drs. 20/10414) verbreitet wurde, „für die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und als Zubringer zur Hamburger Innenstadt ist ein öffentlicher Anleger (…) geplant“, lautete die Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage Drs. 21/3607, dass eine Erschließung mit einem öffentlichen Verkehrsmittel verkehrlich und wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen sei, da es an einer kontinuierlichen Verkehrsnachfrage mangele und es als Aufgabe der Reiseveranstalter betrachtet würde, einen eigenen Beförderungsdienst zu bestellen und finanzieren. Gleichzeitig ist auf der Website des Cruise Center Steinwerder weiterhin vermerkt, dass die „Anbindung an den öffentlichen Fährverkehr“ derzeit in Planung sei. Dies vorausgeschickt fragen wir den Senat (teilweise aufgrund bisher nicht beantworteter Fragen erneut): Die Analyse der möglichen Flächen für ein neues Kreuzfahrtterminal ist sehr sorgfältig erfolgt. Auf der Ellerholzhalbinsel mit dem Kronprinzkai im Kaiser-Wilhelm-Hafen wurden seinerzeit die besten Rahmenbedingungen vorgefunden. Dieser Standort eignet sich insbesondere aufgrund der Verfügbarkeit, Erreichbarkeit, einer funktionsfähigen Kaimauer sowie ausreichender Terminalflächen. Der Standort hat weiterhin den Vorteil , dass zusätzliche Individualverkehre durch Kreuzfahrtreisende im Innenstadtbereich vermieden werden. Für Autofahrer bietet das Cruise Center Steinwerder sehr gute Bedingungen. Nun wurde für all diejenigen die Anbindung verbessert, die das Kreuzfahrtterminal per Bahn erreichen möchten. Die Cruise Gate Hamburg GmbH (CGH) bietet einen Transfer per Bus von der S-Bahn Veddel aus an. Von einer regelmäßigen Nachfrage als Voraussetzung für die Einrichtung eines Linienverkehrs im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann ausgegangen werden, wenn eine entsprechende Anzahl an Fahrgästen diese Linienverkehre regelmäßig für die täglichen Wege nutzt. Für eine regelhafte Einbindung in den Fahrplan des ÖPNV ist die Zahl der Anläufe nicht ausreichend , zumal die Anläufe keinem regelmäßigen Fahrplan folgen, wie etwa Bus oder Bahn. Die Schiffsankünfte an den Fährterminals finden an einzelnen Tagen statt. Sie sind daher als spezielle Veranstaltung zu betrachten und erfüllen damit nicht die Voraussetzung einer beständigen und regelmäßigen Nachfrage im ÖPNV. Das Terminal wird daher von den Linienverkehren im ÖPNV nicht direkt bedient. Drucksache 21/4519 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Hinweise zur Erreichbarkeit des Terminals in Steinwerder sind im Internet unter https://www.cruisegate-hamburg.de/de/terminal/cruise-center-steinwerder abrufbar. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (HADAG), der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH), der Hamburg Port Authority AöR (HPA) und der CGH wie folgt: 1. Stellt das Kreuzfahrtterminal Steinwerder ein dauerhaftes Angebot für Kreuzfahrtschiffe dar oder wird es lediglich als Übergangslösung gesehen ? Siehe Drs. 20/10414. 2. Nimmt das Kreuzfahrtterminal im Hafenentwicklungskonzept Steinwerder ein festen Platz ein und welche Nutzungen sind in der unmittelbaren Nachbarschaft noch denkbar? Siehe Drs. 20/10414 und 20/5550. 3. Betrachtet der Senat es als notwendig, dass ein Kreuzfahrtterminal in Hamburg auch über eine erstklassige ÖPNV-Anbindung verfügt oder betrachtet man die Anbindung als Angelegenheit der Betreiber, Nutzer oder betreffenden Reedereien? 4. Wird die derzeitige Anbindung des Steinwerder-Terminals diesem Anspruch gerecht? Nach unserer Auffassung ist ein 1,5 km langer Fußweg vom Terminal zu der nächstgelegenen Haltestelle des HVV durch Ödland hindurch nicht zumutbar. Der HVV legt bei seinen Planungen maximale Einzugsbereiche zu Bushaltestellen und Bahnstationen von 400 beziehungsweise 600 m zugrunde. Bitte nehmen Sie dazu Stellung. 5. Wurde bereits geprüft und konkret in Erwägung gezogen, die Buslinie 256 über das Kreuzfahrtterminal zu führen beziehungsweise dort beginnen /enden zu lassen? Wenn ja: mit welchem Ergebnis? Wenn nein: warum nicht? Der Betreiber des Terminals bietet seit dem 7. Mai 2016 bei Schiffsankünften einen Shuttle-Bus von beziehungsweise zur S-Bahn-Haltestelle Veddel an, der im Internet unter https://www.cruisegate-hamburg.de/de/terminal/cruise-center-steinwerder beschrieben ist. Im Übrigen siehe Drs. 21/3607. 6. Bei der Grundsteinlegung zum Terminal Steinwerder wurde durch Erwähnung des vorgesehenen Anlegers für Hafenfähren suggeriert, dass dieser (mindestens während der Kreuzfahrerliegezeiten) auch benutzt wird. Ebenfalls wird dies auf der Website des Terminalbetreibers so dargestellt. Hier wird nach wie vor der Eindruck erweckt, dass die Ausweitung der Liniendienste durch die HADAG nach Steinwerder konkret bevorstehen würde und dies seit mehr als einem Jahr. Warum wurde der Fährdienst immer noch nicht eingerichtet, obwohl dies offensichtlich schon seit 2014 geplant war? Oder sind die Angaben in der Drs. 20/10414 und im Internet falsch? Eine Ausweitung der Liniendienste durch die HADAG ist bisher nicht vorgesehen. Im Übrigen siehe Antwort zu 3. bis 5. 7. Bei der Beantwortung der Schriftlichen Kleinen Anfrage Drs. 21/3607 wurde unter anderem ausweichend darauf verwiesen, dass die Passagierzahlen nicht abgeschätzt werden könnten sowie die Ankünfte und Abfahrten der Kreuzfahrtschiffe nur in seltenen Fällen regelmäßig stattfänden . Auf den Internetseiten der Terminalbetreiber lassen sich aber alle Anläufe mit Schiffsname und Anlege- und Ablegezeit für ein Jahr im Voraus nachlesen. Insofern stehen bereits sämtliche Randbedingungen fest – warum wird trotzdem kein ÖPNV eingerichtet? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4519 3 Siehe Vorbemerkung. 8. Zu den Arenen im Volkspark werden auch jeweils bei Veranstaltungen eigene Busverkehre (mit eigener Liniennummer) eigerichtet, inwiefern sind hier die Verhältnisse anders? Um Großveranstaltungen mit hohen Besucherzahlen austragen zu können, ist es erforderlich, dass eine möglichst hohe Zahl von Besucherinnen und Besuchern mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, da in der direkten Umgebung in der Regel nur begrenzte Parkplatzkapazitäten zur Verfügung stehen. Die Spitzenbelastungen durch Besucherverkehre können nur eingeschränkt im Straßennetz abgewickelt werden. Mit den Veranstaltern werden daher entsprechende Vereinbarungen zu einem Kombi- Ticket getroffen. Dieses Ticket wird gemeinsam mit der Eintrittskarte verkauft und gilt auch als Fahrkarte für die An- und Abreise im ÖPNV. Damit wird das zusätzlich erforderliche Verkehrsangebot über die KombiTicket-Vereinbarung durch den Veranstalter finanziert. Eine solche Vereinbarung liegt für das Terminal nicht vor. 9. Neben der Beförderung der Kreuzfahrtpassagiere besteht gemäß Senatsdrs. 20/10414 aber auch ein Verkehrsbedarf von Abholern und Bringern sowie Kreuzfahrtinteressierten und sogenannten Shipspottern. Wie soll denn dieser Bedarf befriedigt werden, wenn kein ÖPNV- Anschluss gegeben ist? 10. Ebenfalls gibt es eine große Anzahl von im Terminal und auf dem jeweils anlegenden Schiff beschäftigten Besatzungsmitgliedern und externen Dienstleistern; welche Verkehrsoptionen bestehen für diese Nutzergruppen ? Es besteht die Möglichkeit eines kostenfreien Bus-Shuttles zwischen Terminal Steinwerder und S-Bahn-Station Veddel, der eine Weiterfahrt mit der S-Bahn Richtung Hamburg-Innenstadt anbietet. Besatzungsmitglieder können darüber hinaus die Angebote des Duckdalben und der Seemannsmission Stella Maris nutzen.