BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4578 21. Wahlperiode 31.05.14 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Detlef Ehlebracht und Dr. Bernd Baumann (AfD) vom 24.05.16 und Antwort des Senats Betr.: Fährverkehr der HADAG (II) Die Hamburger Staatsreederei HADAG besteht seit 1888 und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Neben dem strukturell defizitären Linienverkehr im Hafen gab und gibt es immer wieder Anstrengungen durch zusätzliche Aktivitäten, Einnahmen zu generieren. In bisherigen Anfragen wurde einerseits oft auf die beschränkten Möglichkeiten der HADAG verwiesen, andererseits sind Ausweitungen des Linienverkehrs durch die zunehmende Erschließung der HafenCity zu erwarten und im Koalitionsvertrag gefordert. So war denn auch von geplanten Neubauten im Fährschiffsbereich die Rede, es bleibt insgesamt aber unklar, auf welchen Grundlagen hinsichtlich der touristischen Aspekte sowie der Bedienung des ÖPNV der Auftrag des Senats an die HADAG letztlich basiert. Dies vorausgeschickt fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (HADAG) wie folgt: 1. Wie viele und welche Fahrgastschifftypen werden für den Linienverkehr auf den heute vorhandenen Linien benötigt? Bitte für jede Linie und nach Wochentagen getrennt angeben. 2. Wie viele und welche Fährschiffe werden für den Verkehr zu den Musicaltheatern und zu Airbus benötigt? Die HADAG setzt wochentags mindestens 21 Schiffe zur Erbringung der Beförderungsleistung ein. Zudem wird eine vorgeschriebene Betriebsreserve vorgehalten. Insgesamt verfügt die HADAG über 24 Schiffe, davon 13 Schiffe vom Typ 2000, drei Flachschiffe und acht Schiffe der Schiffstypen I bis III beziehungsweise älterer Schiffstypen . Es werden nahezu alle Schiffstypen auf allen Linien eingesetzt. Ausnahmen sind die Linie 73 Landungsbrücken – Ernst-August-Schleuse, auf der lediglich Flachschiffe eingesetzt werden, sowie die Linie Cranz – Blankenese. Die Fahrzeuge werden flexibel disponiert. Im Übrigen siehe Drs. 21/2812. 3. Wie viele und welche Fährschiffe werden darüber hinaus für Hafenrundfahrten und den touristischen Gelegenheitsverkehr auf der Unterelbe vorgehalten? Die HADAG hält keine Schiffe ausschließlich für derartige Zwecke vor. Es werden hierfür Schiffe eingesetzt, die für den Linienverkehr aktuell nicht benötigt werden und verfügbar sind. Im Übrigen siehe Drs. 20/12079. Drucksache 21/4578 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. Wie viele Fähren werden durch die Ausweitung des Linienverkehrs zum Kreuzfahrtterminal Steinwerder und in die HafenCity bis zum Anleger Elbbrücken zusätzlich erforderlich? Die Zahl der erforderlichen Schiffe ist abhängig vom Fahrplanangebot. Zur Anbindung des Kreuzfahrtterminals siehe Drs. 21/3607 und 21/4519. 5. Ist die Auftragsvergabe für den Neubau einer weiteren Fähre (siehe Drs. 21/3607) bereits erfolgt? Wenn nein: Wann soll dies geschehen und wann wird die Fähre zur Verfügung stehen? Ja. Die Fähre wird voraussichtlich im Jahr 2017 zur Verfügung stehen. 6. Wird die neue Fähre für die Verstärkung vorhandener Dienste benötigt oder für neue Liniendienste? Für welche? Der Neubau wird für die Verstärkung der Fährlinien 62 und 72 benötigt. 7. Würden Sie die uns zahlreich vorliegenden Hinweise und Beschwerden bestätigen, dass es auf der Linie 62 insbesondere während der Ferienzeiten und bei Großereignissen immer wieder vorkommt, dass wartende Fahrgäste nicht mehr mit an Bord genommen werden können? 8. Gibt es aktuelle Erhebungen der HADAG zur Überlastungsproblematik auf der Linie 62? Wenn ja: Wie sind die Ergebnisse? Im Jahr 2015 mussten bei circa 2 Prozent der Fahrten Fahrgäste 15 Minuten auf die nächste Fähre warten. Die HADAG setzt bei hohem Fahrgastandrang im Rahmen der Verfügbarkeit die erforderlichen Verstärkerschiffe ein. Im Übrigen siehe Drs. 21/3511. 9. Wie viele Sitz- und Stehplätze sind auf einem Schiff der Linie 62 vorhanden ? Die Schiffe vom TYP 2000 sind für 250 Personen zugelassen und haben 180 Sitzplätze . 10. Mit welcher Formel (Personen/Quadratmeter) berechnet sich ein Stehplatz auf der Fähre? Die Zulassung der Schiffe beruht auf Stabilitätsberechnungen von zugelassenen Sachverständigen. 11. Gibt es (ähnlich wie zum Beispiel bei der Hamburger S-Bahn) Erkenntnisse darüber, wie stark die Stehplätze jeweils genutzt werden müssen? Nein. 12. Inwieweit wird die Kundenzufriedenheit hinsichtlich der Beförderungsqualität durch mangelnde Sitzplätze beeinträchtigt? Gibt es darüber aktuelle empirische Daten bei der HADAG? Wenn ja: welche? Wenn nein: Wie gewinnt man bei der HADAG Erkenntnisse über die Kundenzufriedenheit? Wie alle Nahverkehrsunternehmen im Hamburger Verkehrsverbund ist auch die HADAG Teil des verbundweiten Qualitätsmanagements (Fahrgastbefragungen et cetera). Hier erreichte das Unternehmen im vergangenen Jahr die beste Bewertung aller Nahverkehrsunternehmen. Im Übrigen siehe Antwort zu 11. 13. Werden bei erhöhtem Fahrgastandrang Verstärkungsschiffe eingesetzt? Wenn ja: in welchem Umfang? Wenn nein: warum nicht? Ja. Siehe Antwort zu 7. und 8. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4578 3 14. Wurde bereits in Erwägung gezogen, Tageskarten des HVV dort nicht mehr anzuerkennen? Wie wird dieser Vorschlag beurteilt? Nein. Dies ist im Hinblick auf die öffentliche Daseinsfürsorge des öffentlichen Personennahverkehrs weder sinnvoll noch umsetzbar. 15. Welche Maßnahmen wären aus der Sicht der HADAG ansonsten denkbar , um eine Verbesserung der Situation auf der Linie 62 zu erreichen? Derzeit werden von der zuständigen Behörde, der HADAG und dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) Möglichkeiten untersucht, die Bedienung auf dieser Relation zu optimieren. Die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen. 16. Wie bewertet die HADAG den touristischen und wirtschaftlichen Erfolg der sogenannten Elbhüpfer-Route? Gibt es hier systematische Erhebungen der Fahrgastzahlen und der Einnahmen? Wenn ja: bitte darstellen. Wenn nein: warum nicht? Der Elb-Hüpfer wird von den Fahrgästen angenommen (touristischer Erfolg) und wirkt sich positiv auf den Deckungsbeitrag der HADAG aus (wirtschaftlicher Erfolg). Im Übrigen handelt es sich bei den erbetenen Angaben um Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der HADAG. 17. Wurde schon einmal in Erwägung gezogen, die Elbhüpfer-Route durch den Einsatz der historischen Linienschiffe (Bergedorf oder Kirchdorf) noch attraktiver zu machen? Die „Bergedorf“ befindet sich nicht im Eigentum der HADAG. Die „Kirchdorf“ stand und steht grundsätzlich auch für diese Fahrten zur Verfügung.