BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4588 21. Wahlperiode 31.05.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 25.05.16 und Antwort des Senats Betr.: Braindrain – Was tut der Senat, um mit ehemaligen Hamburger Studenten in Kontakt zu bleiben? Nach der Euro-Krise im Jahr 2009 lag die irische Wirtschaft am Boden. Irlands Bankensektor stand kurz vor dem Zusammenbruch und die öffentlichen Finanzen gerieten außer Kontrolle. Um weiteren negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, traf man sich zum Global Irish Economic Forum. Ziel der Konferenz war es, Ideen und Erfahrungen ausgewanderter, ehemaliger Studenten zu nutzen. Sie sollten Ideen und Maßnahmen zur Förderung von Innovationen, unternehmerischen Initiativen und dem Wachstum von Schlüsselindustrien entwickeln. Der Austausch mit führenden Vordenkern, Unternehmern und Wissenschaftlern nach dem Beispiel Irlands würde Hamburgs Wirtschaft neue Impulse geben. Hochgebildete, wirtschaftlich erfolgreiche Auswanderer müssen dafür in das Blickfeld hamburgischer Politik gelangen. Als Deutschlands Tor zur Welt ist Hamburg Heimatstadt oder zumindest Zwischenstation vieler junger Unternehmer und Wissenschaftler auf ihrem Weg zu internationalen Karrieren . Ist es nicht Zeit für ein Global German Economic Forum in Hamburg? Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Inwiefern wird das HamburgAmbassador-Programm genutzt, um nicht nur Hamburgs Bekanntheit in der Welt zu steigern, sondern auch Impulse für die weitere Entwicklung unserer Metropole zu erlangen, beispielsweise durch regelmäßige Konferenzen sowie einen fachlichen Austausch zwischen den internationalen Botschaftern Hamburgs? Bitte umfassend und ohne Verweis auf andere Drucksachen beantworten. Die ehrenamtlichen HamburgAmbassadors treffen sich jährlich parallel zum Überseetag in Hamburg, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Hansestadt zu informieren und zu diesen Themen auch Input aus internationaler Sicht einzubringen. Die jährlichen Treffen stehen immer unter einem Leitthema. Im Jahr 2015 gab es beispielsweise eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Hamburg – Weltstadt der Zukunft oder weiterhin nur hidden champion?“. Wissenschaft und Innovation bildeten dabei den thematischen Schwerpunkt. Jenseits der jährlichen Tagungen tauschen sich die HamburgAmbassadors auch über eine Internetplattform und durch ihre vielfältigen Kontakte in Hamburg laufend zu weiteren Einzelthemen aus. 2. Die Hamburger Hochschulen betreiben größtenteils in eigener Regie Kontaktpflege mit ihren Alumni. Inwiefern unterstützt der Senat sie hierbei direkt? Drucksache 21/4588 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 a. Welche konkreten Maßnahmen plant der Senat bis zum Ende dieser Wahlperiode, um die Kommunikation und Kooperation mit ehemaligen Hamburger Studenten, welche im Ausland tätig sind, aufzubauen und zu fördern? b. Welche konkreten Maßnahmen hat der Senat in der Vergangenheit bereits vollzogen, um die Kommunikation und Kooperation mit ehemaligen Hamburger Studenten, welche heute im Ausland tätig sind, aufzubauen und zu fördern? 3. Nutzt der Senat die internationalen Alumni-Netzwerke der staatlichen und privaten Hochschulen unserer Stadt, um für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Hamburg zu werben? Die Pflege der Kontakte zu ehemaligen Studierenden und Wissenschaftlern ist Aufgabe der Hochschulen ebenso wie Lehre, Forschung, Transfer und Weiterbildung. Die zuständige Behörde unterstützt die staatlichen Hochschulen dabei durch die finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen, die Durchführung der Aufgabe liegt jedoch im Sinne der Hochschulautonomie bei den Hochschulen selber. Dort, wo es konkrete Anknüpfungspunkte gibt, unterstützt die zuständige Behörde gezielt, beispielsweise bei der Vermittlung von Kontakten zu den HamburgAmbassadors oder zum Shanghai Liaison Office. Im Folgenden ist dargestellt, wie die staatlichen Hochschulen in Hamburg mit ihren ehemaligen Hamburger Studierenden kommunizieren. Darüber hinaus ergeben sich zahlreiche indirekte Effekte für den Standort mit Blick auf Wissenschaft, Wirtschaft und Tourismus. So stehen die Hochschulen mit ehemaligen Studierenden, die mittlerweile in der Wissenschaft tätig sind und ehemaligen Hamburger Wissenschaftlern in vielfältiger Weise innerhalb ihrer „scientific community“ im Kontakt – beispielsweise über zahlreiche wissenschaftliche Kongresse, die in Hamburg stattfinden – und informieren dabei auch über die Entwicklung Hamburgs im Bereich der Wissenschaft. Über die Zusammenarbeit der Wissenschaft mit der Wirtschaft in Hamburg, ergeben sich dabei indirekt auch positive Effekte für die Wirtschaft in Hamburg. Hinzu kommt, dass von den internationalen wissenschaftlichen Kongressen in Hamburg sowohl Tourismus als auch Wirtschaft profitieren. Universität Hamburg (UHH): Das Präsidium der UHH hat die Gründung des Vereins Alumni Universität Hamburg e.V. unterstützt. Der Verein verfügt inzwischen über 1.000 Mitglieder und bietet zahlreiche Aktivitäten an. HafenCity Universität (HCU): Die HCU baut ihre Alumni-Arbeit fortlaufend aus. Über das Alumni-Portal werden Angebote für die Absolventinnen und Absolventen der jeweiligen Studiengänge der HCU im Hinblick auf Veranstaltungen, Jobangebote, fachliche News und Pressespiegel sowie interne Gruppen- und Informationsplattformen eingestellt. Darüber hinaus erfolgen Einladungen zu Alumni-Treffen rund um jeweils studiengangspezifische Fachveranstaltungen, Gastvorträge, Antrittsvorlesungen, Fachpublikationen et cetera. Der Kontakt zu ehemaligen internationalen Studierenden wird zudem über die sozialen Netzwerke der einzelnen Studiengänge lebendig gehalten. Technische Universität Hamburg (TUHH): An der TUHH existiert seit 2013 ein Referat für Alumni-Arbeit, das sich zum Ziel gesetzt hat, für ehemalige Studierende und Mitarbeiter ein lebenslanges Netzwerk aufzubauen. Unterstützt werden diese Aktivitäten durch den Alumni-Verein und die TUHH-Stiftung in der gemeinsamen Initiative „TU & YOU“. Im Rahmen der Alumni- Arbeit veranstaltet die TUHH regelmäßige „Homecomings“ in Hamburg und unterhält an den Standorten Hamburg, Berlin, München, Kopenhagen, New York, San Francisco , Cartago (Costa Rico), Mexiko City, Rio de Janeiro, Singapur und Shanghai ehrenamtlich geführte Alumni-Chapters, die ein internationales Netzwerk bilden. Am Standort San Francisco gibt es eine enge Kooperation mit der örtlichen Hamburg- Ambassadorin. Die Alumni-Chapter sollen künftig weiter ausgebaut werden. Zur besseren Kommunikation wurde das Online-Netzwerk www.TUandYOU.de gegründet, über das der Kontakt zu ehemaligen TU-Angehörigen gesichert werden soll. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4588 3 HAW: An der HAW besteht die Möglichkeit, dass sich alle Absolventinnen und Absolventen freiwillig bei der Hochschule registrieren lassen können. Ein Alumni-Newsletter wird zudem regelmäßig versendet. HFBK: Die HFBK kommuniziert auf ihrer Website und in Printmedien kontinuierlich die künstlerischen Aktivitäten (Ausstellungen, Publikation, Filmscreenings et cetera) ebenso wie Auszeichnungen/Preise ihrer Studierenden und Alumni. Diese Möglichkeit wird von Studierenden wie Alumni mit großem Interesse wahrgenommen. Die Hochschule bleibt aufgrund dieses Angebotes mit den Alumni im In- oder Ausland im Kontakt. Die privaten Hochschulen in Hamburg pflegen nach Kenntnis der zuständigen Behörde überwiegend ebenfalls intensive Kontakte zu ihren Alumni. Die Bucerius Law School beispielsweise unterhält in den USA über die American Friends of Bucerius in New York einen guten Kontakt zur Hamburg Marketing GmbH. Als Vertretung der Bucerius Law School in den USA betreuen die American Friends of Bucerius die dortigen Alumni der Bucerius Law School und organisieren regelmäßige Veranstaltungen für einen über die Alumni hinausgehenden Kreis von Interessenten aus der Wissenschaft , Wirtschaft und Politik. 4. Beabsichtigt der Senat, ein eigenes Alumninetzwerk aus ehemaligen Teilnehmern der städtischen Förderprogramme, beispielsweise der Gründungsförderung, aufzubauen? Über die IFB Innovationsstarter GmbH, eine Tochter der Hamburgischen Investitionsund Förderbank (IFB), fördert die Freie und Hansestadt Hamburg pro Jahr circa 25 innovative Existenzgründungen und junge Unternehmen in Hamburg. Neben der finanziellen Förderung werden Austausch und Vernetzung unter den Geförderten aktiv unterstützt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Veranstaltung „Inside Innostarter“: Einbis zweimal pro Jahr lädt die IFB Innovationsstarterinnen und Innovationsstarter alle Geförderten ein. Neben einem Rahmenprogramm, wie zum Beispiel Präsentationen der geförderten Start-ups, interessanten Key Notes oder einer Hausmesse, bei der die geförderten Unternehmen ausstellen, steht der Austausch der Gründer im Vordergrund . Ein Ausbau der Aktivitäten im Sinne eines Alumni-Netzwerkes ist geplant. 5. Wie bewertet der Senat die Möglichkeit, nach dem Beispiel des Global Irish Economic Forum eine eigene Veranstaltung zur Vernetzung international lebender Hamburger in Hamburg aufzusetzen, um internationale Impulse für die heimische Wirtschaft und Wissenschaft zu erhalten? Hiermit hat sich der Senat bisher nicht befasst.