BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4860 21. Wahlperiode 21.06.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Westenberger (CDU) vom 14.06.16 und Antwort des Senats Betr.: Stellenabbau bei der ERGO Versicherung – Was tut der Senat gegen die Erosion des Versicherungsstandortes Hamburg? Laut einer Meldung des „Hamburger Abendblattes“ vom 2.6.2016 und des NDR vom 9.6.2016 beabsichtigt der Vorstand des ERGO Versicherungskonzerns den Abbau von zunächst 500 und langfristig bis zu 1.300 Stellen am Standort Hamburg. Insbesondere der Vertrieb solle verschlankt und zentriert werden, um umsatzstärker zu werden. Nach SIGNAL IDUNA, Basler (ehemals Deutscher Ring) und AXA setze sich eine Negativentwicklung des Versicherungsstandortes Hamburg fort. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Arbeitsplätze gibt es beim ERGO Versicherungskonzern insgesamt und wie viele davon in Hamburg? Beim ERGO Versicherungskonzern sind ausweislich des Munich Re Konzerngeschäftsberichts 2015 in Deutschland etwa 14.500 Mitarbeiter beschäftigt. 2. Welche Kenntnis hat der Senat von Plänen seitens ERGO, Stellen am Standort Hamburg abzubauen und wie viele Arbeitsplätze sollen bei ERGO abgebaut werden? Von den aktuellen Plänen zum Stellenabbau hat die zuständige Behörde aus einer Pressemeldung der ERGO Group AG vom 1. Juni 2016 erfahren. 3. Welche Gründe liegen für den Stellenabbau vor und welche Auswirkungen hat ein möglicher Stellenabbau auf den Versicherungsstandort Hamburg? Darüber liegen im Einzelnen keine Erkenntnisse vor. Die Versicherungsbranche sieht sich jedoch allgemein in den letzten Jahren unter anderem durch steigenden Wettbewerbsdruck , einem veränderten europäischen Regulierungsrahmen und die zunehmende Digitalisierung zu Anpassungsmaßnahmen gezwungen. 4. Was unternimmt ERGO, um den Mitarbeitern an anderen Standorten eine Beschäftigung zu sichern? Wie viele Arbeitnehmer können dadurch einen neuen Arbeitsplatz erhalten? Vereinbarungen über Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung sind Gegenstand des zwischen Betriebsrat und Arbeitgeberseite zu vereinbarenden Sozialplans. Die zuständigen Behörden sind in diese Verhandlung bei ERGO nicht eingebunden. 5. Was hat der Senat unternommen, um die Entlassung von Arbeitskräften am Standort Hamburg zu verhindern? Es handelt sich um unternehmerische Entscheidungen der Versicherer. In gleichartigen Fällen hat die zuständige Behörde Kontakt mit den Sozialpartnern aufgenommen, Drucksache 21/4860 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 um im Bedarfsfall eine Unterstützung zum Beispiel durch die Agentur für Arbeit zu vermitteln, falls dies von allen Betroffenen gewünscht wurde. 6. Wie viele Stellen sind bei welchen Versicherern in Hamburg wann in welchem Jahr jeweils abgebaut worden? 7. Wie viele Stellen waren bei welchen Versicherern in Hamburg wann jeweils seit 2012 jährlich vorhanden? Die amtliche Statistik (Statistische Berichte des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein AöR – Statistikamt Nord) veröffentlicht aus datenschutzrechtlichen Gründen keine konkreten Unternehmensdaten. Der zuständigen Behörde liegen daher dazu keine Erkenntnisse vor. Im Übrigen unterliegen diese Daten dem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis des Unternehmens. 8. Was hat Hamburg getan, um die Versicherungskonzerne als Arbeitgeber in Hamburg zu halten und was hat Hamburg getan, um den Versicherungsstandort zu pflegen? Die zuständige Behörde unterstützt alle in Hamburg ansässigen Versicherer im Rahmen der Wirtschaftsförderung und Branchenbetreuung. Darüber hinaus engagiert sich die zuständige Behörde in der Brancheninitiative Finanzplatz Hamburg e.V. bei der Handelskammer Hamburg. Ziel des Vereins ist es, den Finanzplatz Hamburg und seine Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer zu stärken und den Finanzplatz wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu soll die Vernetzung der Unternehmen innerhalb der Teilbranchen Versicherungen, Kreditinstitute und Finanzdienstleistungen gestärkt und mit den Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer anderer Branchen kooperiert werden. Im Übrigen hat der Senat keinen direkten Einfluss auf Strategie- und Standortentscheidungen von privaten Unternehmen. 9. Wie definiert der Senat den Versicherungsstandort Hamburg? 10. Welche Rolle spielt der Versicherungsstandort Hamburg für die Metropolregion und welche Ziele verfolgt der Senat bei dessen Ausbau? Die Metropolregion Hamburg gehört zu den wettbewerbsfähigsten Regionen Deutschlands und Europas. Aufgrund der Vielfalt der Wirtschaftszeige, der Zahl der ansässigen Unternehmen, ihrer Innovationskraft, der qualifizierten Beschäftigten und der guten vorhandenen Infrastruktur ist die Wirtschaft auch weiterhin auf Wachstumskurs. In der Metropolregion leben 5,1 Millionen Menschen. Hamburg ist daher ein attraktiver Standort für die Versicherungswirtschaft und nimmt eine wichtige Rolle in verschiedenen Versicherungsbereichen ein. Namhafte Sach-, Unfall-, Lebens- und Krankenversicherungen sind in Hamburg vertreten. Durch die Vielfalt des Angebotes können Verbraucherinnen und Verbraucher und Unternehmen vor Ort für alle Versicherungsdienstleistungen einen Anbieter finden. Der Versicherungsstandort Hamburg ist mit etwa 20.000 qualifizierten Beschäftigten zudem ein wichtiger Arbeitgeber in der Metropolregion. Ziel des Senats ist es, attraktive Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Unternehmen zu bieten, die Hamburger Versicherer bei ihren Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen und den Finanzplatz Hamburg insgesamt zusammen mit den Partnern des Branchennetzwerks zu stärken.