BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4877 21. Wahlperiode 21.06.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 15.06.16 und Antwort des Senats Betr.: Bergziegen – Erfahrungen mit dem Elektrobus  Nach Medienberichten sollte im Mai die zweite sogenannte Elektrobergziege der VHH in Betrieb genommen werden – und zwar aufgrund der guten Erfahrungen . „Das System E-Bus kommt gut an, ist wirtschaftlich, und entlastet Anwohner und Umwelt von Lärm und Feinstaub“, so VHH-Geschäftsführer Toralf Müller (zitiert nach nahverkehrhamburg.de). Leider erfolgten dazu im Einzelnen keine weiteren Ausführungen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein AG (VHH) wie folgt: 1. Auf welchen Erkenntnissen beruht die Aussage, der Bus käme gut an; wurden die Fahrgäste und Anwohner dazu befragt? Wenn ja: mit welchem Ergebnis und zu welchen Fragestellungen? Wenn nein: Worauf konkret beruht diese Feststellung? Es hat ein intensiver Dialog mit den Fahrgästen bei der offiziellen Inbetriebnahme der ersten sogenannten E-Bergziege stattgefunden. Diese war zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Wochen im Testbetrieb mit Fahrgästen auf der Linie im Einsatz. Zudem wurde im Januar 2015 eine Fahrgastbefragung durchgeführt. In dieser äußerten 70 Prozent der Befragten, mit dem Fahrkomfort zufrieden zu sein. 2. Die Elektrobergziege hat insgesamt neun Sitzplätze, die parallel ebenfalls noch in Betrieb befindlichen Dieselbergziegen dagegen dreimal so viele, insgesamt 27 Sitzplätze. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass der Bus die Zustimmung der Fahrgäste findet. Oder wie begründet sich diese Aussage? Die Zustimmung der Fahrgäste bezieht sich besonders auf die positiven Umweltaspekte der E-Bergziege (insbesondere der klimaneutrale Antrieb und die sehr geringen Geräuschemissionen). Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 3. Stehplätze sind aufgrund der engen, kurvigen Strecke mit starken Steigungen und starkem Gefälle bei den meist älteren Fahrgästen besonders unbeliebt. Dies gilt umso mehr, als die Elektrobergziege durch die auf dem Dach angeordneten schweren Batterien eine erhöhten Schwerpunkt aufweisen und die Karosserie daher erhebliche Schwankungen ausführt. Wurde dies zum Beispiel mit den Fahrgästen thematisiert? Während der Fahrt fallen lediglich geringe Schwank- und Nickbewegungen auf. Beschwerden zu diesem Thema sind bislang nicht bekannt. Drucksache 21/4877 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. Welche Reichweite lässt sich mit einer Batterieladung unter realistischen Bedingungen mit Betrieb von Heizung und Klimaanlage erreichen? Nach welcher Fahrtstrecke (Anzahl der Umläufe der 5,6 km langen Strecke) beziehungsweise nach welcher Zeiteinheit ist eine Nachladung auf dem Betriebshof notwendig? Wie lange dauert die Ladung der vollständig entleerten Batterien? Das Fahrzeug könnte mit einer vollen Batterieladung den kompletten Tagesumlauf bewältigen. In dieser Zeit werden pro Tag zwischen 127 und 218 km zurückgelegt. Für die Verlängerung der Batterielebenszeit ist es erforderlich, die Batterie an der Endhaltestelle teilweise nachzuladen. Dieser Ladevorgang nimmt circa zehn – 15 Minuten in Anspruch und wird während der Pause realisiert. Die Batterie wird nachts vollständig nachgeladen. Die nächtliche Ladezeit ist abhängig vom eingestellten Ladestrom und nicht fest vorgegeben. 5. Kann eine Nachladung auch an der Endhaltestelle am S-Bahnhof Blankenese erfolgen und wie lange dauert diese? Ja. Die Nachladung an der Endhaltestelle dauert circa zehn – 15 Minuten. 6. Wie viele Fahrzeuge werden im bisherigen Umlaufplan der Linien 48 und 49 täglich benötigt und welche Fahrzeuge welcher Baujahre und Ausführung sind derzeit vorhanden? Es werden für den Umlaufplan der Linien 48 und 49 drei Fahrzeuge benötigt. Neben den Elektrobussen kommen derzeit noch MAN-Dieselbusse der Baujahre 2008 – 2010 zum Einsatz. 7. Muss durch die notwendige Nachladung der Batterien der Fahrzeugumlaufplan gegenüber Dieselfahrzeugen geändert werden, das heißt, sind voraussichtlich längere Standzeiten an den Endhaltestellen notwendig? Nein. Der Umlaufplan musste nicht geändert werden. Die Zeiten, die zum Nachladen benötigt werden, fallen in die ohnehin für das Fahrpersonal erforderlichen eingeplanten Pausen. 8. Im laufenden Betrieb werden häufig Verspätungen der Elektrobergziege beobachtet. Bestehen darüber Erkenntnisse bei den VHH? Die VHH erstellt Fahrzeitauswertungen, um einen repräsentativen Durchschnitt zu haben. Diese sind unabhängig vom eingesetzten Fahrzeug und Personal. Der Fahrzeitbedarf auf der Linie 48 hat seit der Einführung der Elektrobusse nicht zugenommen . 9. Welche Spitzengeschwindigkeit erreicht die Elektrobergziege auf der langen 15-Prozent-Steigung des Wasebergs im Vergleich zur Dieselbergziege ? Über welche Motorleistungen und Leergewichte verfügen die Systeme im Vergleich? Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke beträgt 50 km/h. Diese werden von der E-Bergziege sowie von dem Dieselbus erreicht. Die maximale Geschwindigkeit der E-Bergziege beträgt 65km/h. Die E-Bergziege verfügt über eine Motorleistung von 122 kW gegenüber 184 kW des Dieselbusses. Elektromotoren haben den charakteristischen Vorteil, dass das volle Drehmoment bereits ab der ersten Radumdrehung zur Verfügung steht. Somit wird trotz geringerer Leistung eine bessere Beschleunigung erreicht. Das Leergewicht der E-Bergziege beträgt 9.020 kg. Die Dieselfahrzeuge haben ein Leergewicht von 9.270 kg. 10. Sind die Elektrobergziegen mit WLAN ausgerüstet? Nein. 11. Inwiefern konnte die Wirtschaftlichkeit der Busse positiv beurteilt werden ? Wie hoch ist der finanzielle Aufwand für einen Sitzplatzkilometer? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4877 3 Bitte aufschlüsseln nach Abschreibung, Betriebskosten, Wartung und allen sonstigen Kosten im Vergleich Elektro – Diesel, jeweils bezogen auf die Sitzplatzanzahl. Die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge wird positiv beurteilt. Die VHH betrachtet die Lebenszykluskosten einschließlich Verbrauch, Wartung und Verfügbarkeit. Diese sind gegenüber dem Dieselbus mindestens deckungsgleich. Der Kaufpreis kann nicht genannt werden, da es sich hier um ein Geschäftsgeheimnis handelt. 12. Wie hoch ist der Listenpreis des Herstellers der jetzt angeschafften Bergziege? Wie viele Fördermittel konnten für die Beschaffung eingeworben werden? Es handelt sich um eine Spezialanfertigung, für die es keinen Listenpreis gibt. Im Übrigen siehe Antwort zu 11.