BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4933 21. Wahlperiode 24.06.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Kruse (FDP) vom 17.06.16 und Antwort des Senats Betr.: „Virtuelles Depot“ – Tatsächliche Entlastung für den Hafen oder Idee ohne Nutzen? Immer häufiger kommt die Verkehrsinfrastruktur im Hamburger Hafen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Einen Anteil daran haben die Transporte von Leercontainern. Mit einem sogenannten virtuellen Depot will der Hamburger Senat logistische Abläufe im Hafen verbessern. Weniger leere Container sollen durch den Hafen transportiert werden, indem die Unternehmen direkt untereinander leere Boxen austauschen, ohne den Umweg über ein Depot gehen zu müssen. Bisher ist unbekannt, wie der aktuelle Stand nach Abschluss eines ersten Testbetriebs ist und wie viele und welche Unternehmen sich tatsächlich beteiligen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority (HPA) wie folgt: 1. Wie ist der aktuelle Stand zu dem Projekt „virtuelles Depot“? In welcher Phase befindet sich das Projekt? 2. Wie sind die Ergebnisse des ersten Testbetriebs und wie funktioniert das Projekt derzeit? Gibt es Abweichungen zu den ursprünglichen Planungen ? Wenn ja, welche und warum? Das Projekt befindet sich derzeit in der Pilotphase im Testbetrieb. Das IT-System läuft stabil und bildet alle notwendigen Prozesse der beteiligten Unternehmen ab. 3. Wie viele Unternehmen und Reedereien beteiligen sich an dem Projekt „virtuelles Depot“? 4. Wie viele Unternehmen haben sich bisher tatsächlich über das „virtuelle Depot“ informiert, wo welche Container frei sind und dann direkt untereinander leere Boxen ausgetauscht? Insgesamt beteiligen sich derzeit 22 Unternehmen und Reedereien an dem Projekt. Weitere sechs Unternehmen haben ebenfalls Interesse bekundet. Im Übrigen wurden seit Beginn der Pilotphase 110 Tauschvorgänge (Stand Mai 2016) registriert. 69 davon konnten auf dem eigenen Betriebsgelände durchgeführt werden. Dadurch konnten bereits rund 170 Fahrten zum Transport von Leercontainern im Hamburger Hafen vermieden werden. Drucksache 21/4933 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 5. Wie hat sich der prozentuale Anteil der Unternehmen entwickelt, die sich an der Datenbank beteiligen (bitte seit Abschluss der Testphase darstellen )? Welche konkreten Maßnahmen hat der Senat beziehungsweise die HPA bisher unternommen, um den Anteil zu erhöhen? Die Testphase ist noch nicht abgeschlossen. Seit dem Beginn der Pilotphase nehmen die Transaktionen wöchentlich um durchschnittlich 22 Prozent zu. 6. Welche Zielgrößen hat die BWVI beziehungsweise die HPA für die Beteiligung der Unternehmen an dem „virtuellen Depot“ bisher definiert? Bis wann soll ein bestimmter Nutzeranteil der Unternehmen erreicht werden? Die HPA moderiert und begleitet das Projekt bis zur Marktreife, einschließlich einer Evaluierungsphase. Anschließend ist mit den beteiligten Unternehmen über eine Produktivphase (Dauerbetrieb) zu entscheiden. Die Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer müssen bis dahin ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickeln und mit der HPA abstimmen. 7. Wie wurde das „virtuelle Depot“ eingerichtet? Welches Unternehmen hat die BWVI beziehungsweise die HPA unterstützt beziehungsweise den Auftrag aus welchem Grund erhalten? Mit welchen Unternehmen wurden zudem Gespräche mit welchem Ergebnis geführt? Das „virtuelle Depot“ wurde als cloudbasiertes IT-System eingerichtet. Die HPA hat mit der IBM Deutschland GmbH einen Leistungsvertrag zur IT-Beratung für die Entwicklung einer Daten-Plattform geschlossen. Das Projektteam (HPA, IBM, Packbetriebe ) führte Gespräche mit verschiedenen Unternehmen im Hamburger Hafen, um für eine Beteiligung zu werben. Dazu zählen zum Beispiel Speditionen, Industriebetriebe, Reedereien und Container Depots. 8. Wie hoch sind die derzeitigen und wie hoch sind die geplanten Kosten für das „virtuelle Depot“? 9. Welche Kosten in welcher Höhe hat die Freie und Hansestadt Hamburg beziehungsweise die HPA zu tragen? Aus welcher Produktgruppe welches Haushaltsplans sollen diese Kosten finanziert werden? Mit Abschluss der Pilotphase belaufen sich die Kosten auf circa 72.000 Euro und sind im Wirtschaftsplan der HPA veranschlagt. 10. Wie trägt das „virtuelle Depot“ zur Entlastung des Verkehrs im Hamburger Hafen bei? Bei einem hohen Beteiligungsgrad der Interessensträger könnte sich ein Einsparpotenzial von rund 200.000 Lkw-Fahrten pro Jahr ergeben. Aufgrund des hohen ökonomischen und ökologischen Nutzens scheint die Überführung in den Dauerbetrieb derzeit vorteilhaft. Im Übrigen siehe Antwort zu 3 und 4. 11. Welche aktuellen Probleme sind bisher seitens der beteiligten Unternehmen zu dem „virtuellen Depot“ bekannt geworden? Wie hat der Senat beziehungsweise die HPA darauf regiert? Die bisherigen Rückmeldungen der am Projekt beteiligten Unternehmen sind positiv. Der HPA sind keine Probleme bekannt.