BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/4985 21. Wahlperiode 01.07.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Jens Meyer (FDP) vom 23.06.16 und Antwort des Senats Betr.: Besucherzahlen und Eintritt in der Kunsthalle Nach der Wiedereröffnung der Hamburger Kunsthalle am 29. April 2016 war der Besuch des Hauses einen Monat lang kostenlos. Dieses Angebot nutzten insgesamt 206.588 Personen, was einem Tagesschnitt von 7.378 entspricht. Das stellt einen enormen Anstieg dar: So lag der Tagesschnitt vor der Sanierung bei 1.213, also nur einem Sechstel (vergleiche Drs. 21/4815). Selbst unter Berücksichtigung schwankender Besucherzahlen über das Jahr hinweg , bedingt durch Sonderausstellungen und Ähnliches, ist der Testlauf „Freier Eintritt“ als sehr positiv zu werten. Das trifft insbesondere auch deshalb zu, weil sich nach Auskunft der Kunsthalle die Struktur der Besucher im kostenfreien Monat geändert hatte: So kamen viele in die Kunsthalle, „die sonst selten oder nie ein Museum besuchen“. Ein Fünftel der Besucher war das erste Mal dort (vergleiche Drs. 21/4815). Museumsbesuche sind aus Gründen der kulturellen Bildung sehr wünschenswert. Alle Häuser stehen allerdings regelmäßig vor der Herausforderung, möglichst viele Arten von Besuchergruppen zu gewinnen. Dieses Ziel lässt sich offensichtlich sehr einfach erreichen über einen freien Eintritt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Stiftung Hamburger Kunsthalle wie folgt: 1. Wie hoch sind die derzeitigen Eintrittspreise in der Kunsthalle? Bitte alle Varianten angeben. Siehe dazu http://www.hamburger-kunsthalle.de/besuch. 2. Wie hoch sind demnach theoretisch die der Kunsthalle entgangenen Einnahmen für den Monat Mai 2016 bei rund 200.000 Besuchern? Eine solche Schätzung kann ausschließlich theoretischer Natur sein, denn die hohe Besucherzahl im Mai 2016 ist vor allem mit der Neugier nach der Schließungsphase und dem freien Eintritt zu erklären. In sehr gut besuchten Monaten beträgt die Besucherzahl erfahrungsgemäß circa 40.000, die „entgangene“ Eintrittssumme würde, ins Verhältnis dazu gesetzt, bei circa 200.000 Euro liegen. 3. Welche zusätzlichen Kosten sind der Kunsthalle durch den freien Eintritt im Mai 2016 entstanden? Für Bewachung und Reinigung ist mit zusätzlichen Kosten von circa 200.000 Euro zu rechnen. Exakte Zahlen liegen erst nach Verbuchung aller Rechnungen vor. 4. Hat die Kunsthalle während der Zeit des freien Eintritts Maßnahmen ergriffen, um an anderer Stelle zusätzliche Einnahmen zu generieren, etwa durch die Ausweitung von kostenpflichtigen Angeboten, Gastrono- Drucksache 21/4985 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 mie, Shop-Angeboten oder der zusätzlichen Aufstellung von Spendenboxen ? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Am 30. April 2016 wurden ebenfalls der neu eingerichtete zentrale Shop als auch das neue Bistro-Café „Das Liebermann“ eröffnet. Beide Einrichtungen sowie das bereits bestehende Restaurant CUBE wurden vom Publikum sehr gut angenommen. An den beiden besonders stark besuchten ersten Eröffnungstagen wurde zudem eine Sonder- Gastronomiefläche im Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart eingerichtet. Außerdem wurden ein neuer Sammlungsführer sowie ein Multimedia-Guide angeboten , die ebenfalls sehr gut angenommen wurden. 5. Welche zusätzlichen Einnahmen hatte die Kunsthalle während der Zeit des freien Eintritts, etwa durch den Shop, Gastronomie, kostenpflichtige Zusatzleistungen und Spenden? Im Mai 2016 konnte die Kunsthalle zusätzlich zu einer privaten Spende in Höhe von 275.000 Euro Mehreinnahmen in Höhe von circa 60.000 Euro erlösen, davon circa 10.000 Euro aus der Umsatzbeteiligung Gastronomie, circa 15.000 Euro aus der Umsatzbeteiligung Shop, circa 30.000 Euro Parkhauseinnahmen und circa 5.000 Euro aus Multimedia-Guides und Sonderführungen. Die endgültigen Zahlen werden erst im Juli vorliegen. 6. In welcher Höhe erhält die Kunsthalle Zuschüsse der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH)? Bitte jahrweise seit 2010 angeben und gegebenenfalls aufschlüsseln in reguläre Zuschüsse und Sonderzuschüsse (Sanierungskosten und Ähnliches). 7. Wie stellt sich der Zuschuss der FHH pro Besucher in der Kunsthalle dar? Bitte seit 2010 angeben. Zuwendungen in T€ IST 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Betrieb, Miete etc. 10.875 10.955 10.833 11.267 11.299 11.440 Sonderförderung (z.B. 76 399 753 798 1.320 3.604 Baumittel, Ausstellungsfonds ) Mittel für Gewährleistungen, 118 138 143 143 174 4.533 Pensionen, Versorgungsleistungen Einnahmen aus Spenden 2.523 2.158 2.042 1.682 2.772 3.090 und Sponsoring in T€ Besucherzahl 355.783 359.021 381.185 382.161 300.373 331.669 Zuschuss pro Besucher in € 30,75 30,51 28,42 29,48 37,62 34,49 8. Wie hoch ist der rechnerische Zuschuss pro Besucher im Monat Mai 2016 gewesen in Anbetracht der erheblich höheren Besucherzahlen? Da es keine monatlichen Zuschüsse gibt, ermittelt sich ein solcher Wert aus der Division der Höhe der voraussichtlichen Zuwendung für den Betrieb und die Miete des Jahres 2016 durch die Anzahl der Monate und die Besucherzahl. So ergibt sich rein rechnerisch für die Kunsthalle im Mai 2016 ein Zuschuss pro Besucher in Höhe von 5,04 Euro. 9. In welcher Höhe erhält die Kunsthalle private Zuwendungen (Spenden, Sponsoring et cetera)? Bitte jahrweise seit 2010 angeben. Zusätzlich zu der Sachspende von 15 Millionen Euro der Dorit & Alexander Otto Stiftung konnten zwischen 2010 und 2015 folgende Beträge aus Spenden und Sponsoring generiert werden: 2010: 2,52 Millionen Euro Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/4985 3 2011: 2,16 Millionen Euro 2012: 2,04 Millionen Euro 2013: 1,68 Millionen Euro 2014: 2,77 Millionen Euro 2015: 3,09 Millionen Euro 10. Sieht der Senat einen Zusammenhang zwischen steigenden Besucherzahlen und damit einhergehender erhöhter Spendenbereitschaft? Soweit diese Frage die Stiftung Hamburger Kunsthalle betrifft, nein. 11. In welcher Höhe generiert die Kunsthalle Einnahmen aus Eintrittsgeldern ? Welche davon stammen aus Sonderveranstaltungen wie der langen Nacht der Museen, welche aus Abos und welche aus regulären Eintrittsgeldern ? Bitte jahrweise seit 2010 angeben. 2010: 1,60 Millionen Euro 2011: 1,81 Millionen Euro 2012: 2,05 Millionen Euro 2013: 2,20 Millionen Euro 2014: 1,64 Millionen Euro 2015: 2,07 Millionen Euro Die Einnahmen aus der Langen Nacht der Museen betragen jährlich zwischen 10.000 Euro und 13.000 Euro. Die Kunsthalle bietet keine Abonnements an. 12. Wie bewertet der Senat die Möglichkeit, durch den Verzicht auf Eintrittsgelder dauerhaft höhere Besucherzahlen (vor allem durch die Erschließung neuer Schichten) zu erzielen, was die Kennzahl „Zuschuss pro Besucher“ erheblich absenken würde? Inwieweit der Verzicht auf Eintrittsgelder dauerhaft höhere Besucherzahlen in der Hamburger Kunsthalle generieren würde, lässt sich derzeit nicht prognostizieren. Im Übrigen hat sich der Senat hiermit nicht befasst.