BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5061 21. Wahlperiode 05.07.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Philipp Heißner (CDU) vom 29.06.16 und Antwort des Senats Betr.: Die Kinderschutz-Hotline – Eine in Vergessenheit geratene Präventionsmaßnahme ? Nach dem tragischen Tod der kleinen Jessica im Jahr 2005 richtete der Senat eine Kinderschutz-Hotline ein, welche vom Kinder- und Jugendnotdienst betreut werden und sowohl Eltern als auch Kindern und Jugendlichen rund um die Uhr die Möglichkeit geben sollte, durch einen Sozialpädagogen schnell Hilfe zu erhalten. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Kinderschutz-Hotline wurde im Zuge der Kampagne „Hamburg schützt seine Kinder “ im Nachgang zum Tod des vernachlässigten Mädchens Jessica ins Leben gerufen , mit der vor allem der Bevölkerung eine Möglichkeit geboten werden sollte, beobachtete Gefährdungen von Kindern melden zu können. Im Zuge der Inbetriebnahme der Hotline im Dezember 2005 wurde sie intensiv in der Öffentlichkeit unter anderem mit Plakaten beworben. Die Rufnummer wurde zudem in Telefonbüchern veröffentlicht. Die Anrufe unter der Hotline-Nummer 426 427 428 wurden auf die Anschlüsse des Kinder- und Jugendnotdienstes (KJND) geleitet, von dort entgegengenommen und bewertet. Soweit ein Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung erkennbar war, wurde je nach Zuständigkeit der KJND selbst tätig oder er leitete die Meldung an das örtlich zuständige Jugendamt weiter. Die Rufnummer wurde in der Zeit zwischen Dezember 2005 und Dezember 2011 im Durchschnitt rund 75 Mal pro Monat angewählt. Der Anteil der Verdachtsfälle auf akute Kindeswohlgefährdung an allen Anrufen war in der Zeit zwischen Dezember 2005 und Ende 2008 relativ hoch, nahm dann aber stetig ab und lag seit 2010 bei 2,4 Fällen beziehungsweise 3 Prozent aller Meldungen pro Monat (siehe Anlage). Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration hat daher im Jahr 2012 die Weiterführung der Kinderschutz-Hotline einer Prüfung unterzogen und kam zu dem Ergebnis, sie nicht weiter in der Öffentlichkeit zu bewerben und auslaufen zu lassen. Stattdessen wurde die in Hamburg bereits bekannte Rufnummer des KJND (428 490) als Universalrufnummer für den Kinderschutz erneut in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen. Der KJND ist für alle Bürger an allen Tagen rund um die Uhr in allen Angelegenheiten des Kinderschutzes ansprechbar. Das Informationsmaterial des KJND wurde entsprechend angepasst und öffentlich verbreitet. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Seit wann gibt es die Kinderschutz-Hotline Hamburg und zu welchem Zweck und aus welchem Anlass wurde sie eingerichtet? Drucksache 21/5061 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Wie viele Beratungsgespräche wurden bisher über die Kinderschutz- Hotline getätigt? Bitte seit Gründung der Kinderschutz-Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. 3. Wie viele Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung gingen über die Kinderschutz -Hotline Hamburg ein? Bitte jeweils seit Gründung der Kinderschutz -Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. a. Welche Anlässe wurden gemeldet? b. Welchen Geschlechts waren die betroffenen Kinder? c. Welche Altersgruppen waren vertreten? Bitte nach Lebensjahren aufschlüsseln. 4. In wie vielen Fällen wurden danach Kinder wegen einer akuten Gefährdung (vorläufig) in Obhut genommen? Was waren die konkreten Anlässe hierfür? Bitte seit Gründung der Kinderschutz-Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. 5. In wie vielen Fällen wurden den betroffenen Familien danach Hilfen zur Erziehung angeboten? Was waren die konkreten Anlässe hierzu? Bitte seit Gründung der Kinderschutz-Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. 6. In wie vielen Fällen bestätigte sich der eingegangene Hinweis auf eine Kindeswohlgefährdung? Bitte seit Gründung der Kinderschutz-Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. Siehe Vorbemerkung und Anlage. Die eingegangenen Meldungen wurden wie aus anderen Quellen stammende Meldungen bearbeitet. Gesonderte Aufzeichnungen über Meldungen aus der Kinderschutz -Hotline wurden nicht geführt. Eine Verbindung von überprüften Verdachtsfällen zu dem Ursprung der Meldung wäre daher nur über eine Einzelfallauswertung mehrerer Tausend Verdachtsfälle aus dem Zeitraum der Hotline möglich. Dies ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 7. Welche finanziellen Mittel stehen und standen der Kinderschutz-Hotline Hamburg jährlich zur Verfügung? Bitte seit Gründung der Kinderschutz- Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. Da die Kinderschutz-Hotline durch den Kinder- und Jugendnotdienst betrieben wurde, mussten keine gesonderten finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Mittel für die Informationskampagne wurden aus den für die Öffentlichkeitsarbeit allgemein zur Verfügung stehenden Ansätzen bereitgestellt. 8. Wie viel Personal steht der Kinderschutz-Hotline zur Verfügung? Bitte nach Stellen und VZÄ aufschlüsseln sowie unter Nennung des jeweiligen Jahres seit Gründung der Kinderschutz-Hotline. Der Tag und Nacht erreichbare Ambulante Notdienst des Kinder- und Jugendnotdienstes wurde im Rahmen der Initiative „Hamburg schützt seine Kinder“ um eine Stelle sozialpädagogische Fachkraft verstärkt (damals Vergütungsgruppe Vb/IVb, heute Entgeltgruppe 10). 9. Wie wird in Hamburg für die Kinderschutz-Hotline geworben? 10. Wie ist das Verhältnis der bei der Kinderschutz-Hotline Hamburg eingegangenen Hinweise auf Kindeswohlgefährdungen im Verhältnis zu den Hinweisen, die direkt bei den Jugendämtern, der Polizei oder sonstigen Behörden eingehen? Bitte seit Gründung der Kinderschutz-Hotline unter Nennung des jeweiligen Jahres angeben. Siehe Vorbemerkung sowie Antwort zu 1. bis 6. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5061 3 Anlage Die nachfolgenden Daten sind vom Kinder- und Jugendnotdienst erhoben worden. Die Registrierung der Anzahl der Anrufe wurde bis Ende 2011 durch Dataport unterstützt. Die Statistik wurde dann ab 2012 eingestellt an ge no m m en e A nr uf e Fä lle m it V er da ch t a uf a ku te K in de sw oh lg ef äh rd un g (K W G ) H am bu rg -M itt e A lto na E im sb üt te l H am bu rg -N or d W an ds be k B er ge do rf H ar bu rg da vo n an on ym A nt ei l K W G -F äl le Dez. 05 58 28 7 5 2 3 8 0 3 9 48% Jan. 06 58 21 3 3 2 5 6 0 2 5 36% Feb. 06 81 21 5 4 2 2 2 3 3 5 26% Mrz. 06 102 29 1 6 5 7 3 1 6 7 28% Apr. 06 66 22 5 1 5 1 4 0 6 11 33% Mai. 06 59 14 1 1 1 3 4 1 3 4 24% Jun. 06 63 18 5 2 1 6 2 1 1 5 29% Jul. 06 45 10 2 4 0 0 3 0 1 5 22% Aug. 06 59 9 3 4 0 0 0 0 2 4 15% Sep. 06 50 13 0 3 3 3 4 0 0 7 26% Okt. 06 77 8 1 1 0 3 1 1 1 3 10% Nov. 06 111 14 4 0 1 1 5 2 1 5 13% Dez. 06 95 12 0 3 1 1 5 1 1 5 13% Jan. 07 97 13 2 1 2 0 4 3 1 9 13% Feb. 07 69 9 2 0 0 2 4 0 1 3 13% Mrz. 07 83 8 2 1 0 0 0 1 4 4 10% Apr. 07 62 8 2 1 0 3 1 0 1 2 13% Mai. 07 65 9 2 0 1 4 1 1 0 7 14% Jun. 07 108 19 5 4 2 1 5 1 1 7 18% Jul. 07 58 8 2 1 0 0 3 0 2 5 14% Aug. 07 51 9 1 2 0 2 2 1 1 2 18% Sep. 07 64 11 3 1 1 1 5 0 0 4 17% Okt. 07 127 8 1 0 0 1 3 1 2 4 6% Nov. 07 69 5 1 1 1 1 0 0 1 2 7% Dez. 07 83 5 2 0 1 0 1 0 1 2 6% Jan. 08 57 3 0 0 1 0 2 0 0 1 5% Feb. 08 70 10 0 1 2 1 4 2 0 7 14% Mrz. 08 74 1 0 0 0 1 0 0 0 1 1% Apr. 08 74 7 2 3 0 0 0 1 1 5 9% Mai. 08 72 3 3 0 0 0 0 0 0 2 4% Jun. 08 86 7 6 0 0 0 1 0 0 6 8% Jul. 08 86 6 1 1 0 1 1 0 2 2 7% Aug. 08 51 7 1 1 0 3 0 0 2 1 14% Sep. 08 40 3 1 1 1 0 0 0 0 0 8% Okt. 08 64 5 2 1 0 1 1 0 0 1 8% Nov. 08 58 3 1 1 0 1 0 0 0 2 5% Dez. 08 59 8 2 0 2 1 1 1 1 5 14% Jan. 09 70 1 0 0 1 0 0 0 0 0 1% Feb. 09 62 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0% Mrz. 09 84 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1% Drucksache 21/5061 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 an ge no m m en e A nr uf e Fä lle m it V er da ch t a uf a ku te K in de sw oh lg ef äh rd un g (K W G ) H am bu rg -M itt e A lto na E im sb üt te l H am bu rg -N or d W an ds be k B er ge do rf H ar bu rg da vo n an on ym A nt ei l K W G -F äl le Apr. 09 68 2 0 0 0 0 2 0 0 2 3% Mai. 09 78 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1% Jun. 09 105 1 0 0 1 0 0 0 0 1 1% Jul. 09 89 4 0 1 1 0 2 0 0 0 4% Aug. 09 66 4 1 0 0 2 0 1 0 1 6% Sep. 09 111 3 0 1 0 2 0 0 0 0 3% Okt. 09 68 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1% Nov. 09 68 4 1 1 0 1 1 0 0 0 6% Dez. 09 84 3 1 1 0 1 0 0 0 0 4% Jan. 10 93 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1% Feb. 10 75 5 4 0 1 0 0 0 0 2 7% Mrz. 10 82 6 0 0 1 1 1 1 2 2 7% Apr. 10 81 3 1 0 0 1 0 0 1 2 4% Mai. 10 96 2 0 0 1 0 1 0 0 2 2% Jun. 10 53 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0% Jul. 10 85 1 0 1 0 0 0 0 0 1 1% Aug. 10 62 2 0 0 1 0 1 0 0 1 3% Sep. 10 68 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0% Okt. 10 82 1 0 1 0 0 0 0 0 0 1% Nov. 10 78 3 2 0 0 1 0 0 0 0 4% Dez. 10 83 6 1 1 0 0 0 1 3 3 7% Jan. 11 64 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0% Feb. 11 58 2 1 0 0 1 0 0 0 1 3% Mrz. 11 82 5 4 0 0 1 0 0 0 3 6% Apr. 11 56 1 0 0 0 0 1 0 0 0 2% Mai. 11 95 1 0 0 0 0 1 0 0 0 1% Jun. 11 73 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0% Jul. 11 77 4 0 2 0 0 1 0 1 3 5% Aug. 11 95 1 0 0 1 0 0 0 0 1 1% Sep. 11 99 5 0 1 2 1 1 0 0 3 5% Okt. 11 76 3 0 0 1 1 1 0 0 2 4% Nov. 11 80 3 1 0 0 0 1 0 1 2 4% Dez. 11 81 3 0 0 0 0 3 0 0 0 4%